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Deku
"W-wir sollten deine Hand versorgen.", murmelte ich dicht an Kacchans Lippen. Wenn er mich weiter so küsste, als würde ich ihm die Welt bedeuten, dann würde ich den Verstand verlieren. Ich hatte mir geschworen, dass ich sauer auf ihn sein würde. Er sollte Konsequenzen für sein Handeln spüren. Ich würde mich nicht ausnutzen oder benutzen lassen. All diese Vorsätze waren verblasst. Ich hatte den Blonden noch nie so gesehen. Eine Mischung aus Panik und Zuneigung lag in seinem Blick. Er war so angespannt wie noch nie, wirkte dabei so, als hätte er Angst. Aber das war absurd. Wieso sollte er sich vor mir fürchten?
"Später.", kam die genuschelte Antwort, ehe er mich am Kragen wieder dichter zog. Schon waren seine Lippen erneut auf meinen. Es fiel mir schwer noch klar zu denken. Ich hätte nie erwartet, dass man so viel Gefühl über einen Kuss vermitteln kann. Ich hätte nie gedacht, dass Katsuki überhaupt in der Lage dazu wäre so viel zu empfinden. Ich versuchte mich nicht von meiner Hoffnung blenden zu lassen -schließlich hatte er gesagt, ich ließe ihn fühlen- aber dieser Kuss bedeutete etwas. Etwas, was sehr tief ging. Und ich würde diesen kleinen Funken nicht allzubald loslassen. Egal wie sehr es mich verletzen würde und egal wie sauer ich noch war. Das durfte ich nicht vergessen.
"Kacchan.", versuchte ich erneut mich ihm zu entziehen. Es gelang mir nur schwer und seine Lippen, die dabei in einem Fast-Kuss über meine streiften, fühlten sich so verdammt gut an. Fuck. Das war heiß.
"Ich liebe es, wenn du mich so nennst. Aber ich will jetzt nicht reden, Nerd.", brummte der Blonde zur Antwort und begann, wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, an meinem Hals zu saugen. Augenblicklich zog eine Gänsehaut über meinen gesamten Körper und ich konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Ich liebte seine Stimme, wenn er so erregt klang. Sie war dann nochmal etwas tiefer und leicht heiser.
"Kacchan~ bitte!" Das klang viel zu verzweifelt.
"Was willst du? Ich werde dir alles geben, was du willst.", säuselte er in mein Ohr und begann daran zu knabbern, während seine Hände mein Hemd anhoben. Wenn ich noch Zweifel daran gehabt hatte, dass er gerade ernsthaft versuchte mich zu verführen - und dabei viel zu erfolgreich war- waren diese nun vernichtet.
"Hör auf. Bitte.", schaffte ich es heraus zu bringen. Diese Situation erinnerte mich viel zu sehr an das Mal, wo wir im Kino gewesen waren. Nur, dass ich da nicht rittlings auf seinem Schoß gesessen hatte und seine Hand jetzt wahrscheinlich gestaucht war. Wie konnte ihn das nicht interessieren?
"Viel zu halbherzig." Seine Stimme jagte einen Elektroschock durch meinen gesamten Organismus.
Ich presste meine Hände gegen sein Hemd, versuchte ihn von mir weg zu drücken.
"Du bist verletzt! Und... und ich bin noch sauer auf dich!", kramte ich Argumente aus meinem Gehirn. Es funktioniert. Zumindest sah er mich nun an. Seine roten Augen glänzten vor Lust und schienen meinen Körper von innen heraus zum Brennen zu bringen. Doch ich war noch nicht bereit dazu ihm so einfach nachzugeben!
"Izuku." Mein Name aus seinem Mund fühlte sich wie ein Versprechen an. "Es tut mir leid. Ich wollte dich nie verletzen. Aber ich bin zu egoistisch, um dich aus den Augen lassen zu können. Ich bin zu egoistisch, dich gehen zu lassen, egal wie sehr es mir das Herz zerreißt, dass ich der Grund bin aus dem du leidest. Wenn du mir sagst, dass du mich liebst, was erwartest du von mir?"
Mein Herz machte einen Satz und Blut rauschte laut durch meine Venen.
"Dass du mir sagst, was du für mich empfindest." War es fies ihn darauf festzunageln? Vielleicht. Seine Augen flehten mich wie beim letzten Mal an diese Frage ruhen zu lassen. Doch deshalb konnte ich es noch viel weniger.
"Musst du das wirklich hören, um es zu wissen?" Musste ich das? Ich spürte, dass sein Herz viel zu schnell schlug, ich hatte die Zuneigung in seinem Blick gesehen und spürte sie in seinen Küssen und Berührungen. Aber hieß das, dass ich es glauben konnte? Es realisierte?
"Du hast mir auch erst geglaubt, als ich es gesagt habe.", erinnerte ich ihn.
Katsuki unterbrach den Augenkontakt und sah an mir vorbei ins Leere. Zumindest glaubte ich das. Dann begann er mit meinem Haar zu spielen. Instinktiv zuckte ich zusammen. Eine warme Hand hielt meine Hüfte plötzlich umklammert, als fürchtete er, ich könne weglaufen. "Meine Mutter will mich verheiraten. Sie sieht dich als Bedrohung dafür." Es versetzte meinem Herzen einen Stich. Der Blonde hatte nicht gesagt, dass ich wirklich eine Bedrohung dafür war. Natürlich nicht. Schließlich wurde in seiner Position eine Ehefrau und Kinder erwartet. Ich konnte ihm nichts davon geben.
"Ich habe meinen besten Freund zusammengeschlagen, weil er dein erster Schwarm war." Kiri? Was? Das wäre mir neu...
"Ich lasse Mina aus der Organisation schmeißen, wenn du es willst." Die Erwähnung der Frau, die meinen Bruder in den Selbstmord getrieben hatte, ließ Übelkeit in mir aufsteigen.
"Jeder der mich kennt, denkt, dass ich nicht in der Lage bin zu lieben. Ich habe es selbst immer geglaubt. Du hast mich gelehrt, dass ich mich irren kann."
Tränen schwammen in meinen Augen. Es war alles zu viel. Zu viel Freude. Zu viel Angst vor Zurückweisung. Zu viel Hoffnung und Enttäuschung. Alles gleichzeitig. Er sagte nicht direkt, dass er mich liebte. Seine Worte sprachen dafür, aber wieso sagte er es dann nicht?
"Ich weiß, es ist viel verlangt. Aber vertrau mir bitte." Seine Hände wischten sanft die Tränen fort. "Ich habe einen Plan. Und du spielst eine entscheidende Rolle dabei."
"Wieso ich?" Die Worte kamen gepresst hervor. Immer mehr Tränen rannen meine Wangen hinab und wurden von rauen Händen fortgewischt. Ich verstand selbst nicht genau, wieso ich weinte oder was genau ich fühlte. Alles in meinem Inneren war aufgewühlt und wund. Einfach zu viel in diesem Moment. Ich bräuchte Zeit das alles zu verarbeiten, aber die hatte ich nicht.
"Diese Frage hast du mir schon einmal gestellt. Meine Antwort ist dieselbe: darum." Kacchan legte seine Stirn an meine.
"Das ist keine Antwort. Weder damals noch heute.", erwiderte ich trotzig.
"Du wirst dich trotzdem damit abfinden müssen." Wahrscheinlich stimmte das. Wenn er wirklich Gefühle für mich hatte, dann gab es dafür wohl keinen gesonderten Grund. Man suchte sich das nicht aus. Ich war ein gutes Beispiel dafür.
"Lass mich dir beweisen, dass ich es wert bin." Ich musste mich verhört haben. Das konnte Katsuki unmöglich gesagt haben?! Schockiert sah ich den Anderen an. Er wirkte so... angespannt. War das wirklich sein Ernst?
"Du kannst gehen, wann du willst. Ich werde dich nicht mehr davon abhalten. Wenn du hier bist, dann als mein Gast. Als mein... Freund. Aber nicht mein Gefangener."
Überrascht lauschte ich seinen Worten.
"Es wird noch etwas dauern, bis es offiziell sein kann, vertrau mir da bitte. Aber das heißt nicht, dass ich es nicht ernst meine. Wir müssen einfach ein wenig schauspielern, verstehst du? Ich habe dich offiziell zu meinem Laufburschen und Gehilfen ernannt. Außerdem werde ich dich als Künstler bekannt machen. Die Polizei wird sich mit Freuden darauf stürzen mir über dich etwas nachzuweisen. Aber da ist nichts. Das schwöre ich dir. Ich fördere lediglich dein Talent." Er zwinkerte mir zu. Seine Worte rauschten durch mich hindurch wie Wolken. Ich begriff nur wenig davon wirklich. Ich war schlicht zu sehr mit meinem Gefühlschaos beschäftigt.
"Was soll das heißen? Kacchan sind wir...? Also wir sind doch nicht...? Ich meine... wir beide..." Ich brachte die Worte einfach nicht hervor. Hochrot war ich vor Scharm.
"Wir sind ein Paar Deku. Zusammen. Liiert. Wie auch immer du es nennen möchtest. Ich gebe dir deine Freiheit, Zeit dich daran zu gewöhnen und ich werde dir meinen Wert beweisen. Das heißt aber nicht, dass ich dich gehen lasse." Er wiedersprach sich selbst, aber in diesem Moment konnte mich das nicht weniger tangieren. Kacchan hatte gesagt, dass wir ein Paar waren! Echt und wirklich und ernsthaft zusammen! Mein Herz machte Freudensprünge und schon flossen die Tränen wieder. Wer sollte bitte einer solchen Gefühlsachterbahn standhalten? Ich auf keinen Fall.
"Es tut mir leid, wenn dich das verletzt. Wenn du willst, fahre ich dich jetzt nach Hause." Ich überlegte kurz das Angebot anzunehmen. Ich musste Abstand gewinnen, um meine Emotionen wieder in den Griff zu bekommen. Aber auf der anderen Seite klang Katsuki so traurig bei diesen Worten, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Gernell zeigte er mir seit wir hier waren, eine Seite an sich, die ich nicht kannte. Ich wollte auch nicht wirklich weg, dafür hatte ich ihn zu sehr vermisst und es gab zu viel zu besprechen. Wer wusste schon, wann ich ihn wieder sah?
Also schüttelte ich den Kopf, erhob mich aber mühselig von seinem Schoß. Etwas Abstand, wenn auch nur körperlich. Es ging nicht anders. Zum Glück ließ mich der Blonde gehen. Mit Gewalt könnte er mir wohl alles aufzwingen. Nur gut für mich, wenn er es nicht tat. Mist. Ich durfte nicht vergessen, wie gefährlich er war!
"Wir müssen deine Hand versorgen.", meinte ich eisern. Nun erhob sich auch Kacchan. "Das schaffe ich auch allein. Dafür müsstest du nicht bleiben." Bildete ich es mir nur ein oder zog er sich wieder innerlich zurück? Das musste ich verhindern!
"Ich will aber." Es kostete mich einiges an Überwindung die Worte auszusprechen. Er war ehrlich zu mir -so gut er es konnte- also war ich es auch zu ihm. Ich hatte eh vorgehabt ihm die Wahrheit zu sagen. Auch wenn ich es mir anders vorgestellt hatte und ich weniger Zeit hatte als gedacht meine Rede vorzubereiten. Auch egal wie sauer ich auf ihn war. Das musste ich dann jetzt halt kurzfristig mit einarbeiten. Aber fürs Erste hatte seine Hand Priorität. Auch wenn er das selbst vielleicht nicht so sah.
"Wie könnte ich da noch nein sagen.", witzelte Kacchan und griff mit seiner gesunden Hand nach meiner. Verdutzt sah ich dabei zu, wie er sie an seine Lippen hob und küsste. Dann sah er mich an. Himmel, wieso war das so heiß?! Meine Wangen brannten. Beschämt wandte ich mich ab, doch ich wusste nicht, wie man den Mechanismus für die Tür aktivierte.
"Du musst diesen Knopf drücken.", sprach der Blonde dicht an meinem Nacken. Er durfte mir nicht immer so nahe kommen, sonst würde ich- ... keine Ahnung. Es war auf jeden Fall nicht gut! Ich wollte vortreten, von ihm weg, doch sein Arm hielt mich auf.
"Was hast du? Mache ich dir Angst oder bist du noch wütend auf mich? Was passiert in diesem süßen Hirn?" Ich zuckte zusammen, als sich seine Finger in meine Locken gruben.
"Deine Hand ist verletzt. Wir müssen sie versorgen." Merkte er, dass es eine Ausrede war?
"Ich habe schon Schlimmeres überstanden. Aber gut. Wenn dir das so wichtig ist." Die Tür schwang auf und Kacchan maschierte dicht an mir vorbei, zog mich dabei an meinem Arm hinter sich her.
"Wie kann dir deine eigene Gesundheit nur so egal sein?!", maulte ich reflexartig. Ein Lachen war die Antwort.
"Du bist süß, wenn du denkst, dass du mir etwas zu sagen hast." Wie bitte?
Katsukis Bad war riesig. Ein Mix aus Schwarz und Weiß tanzte an den Wänden, eine gigantische schwarze Wanne, in die locker 3 Personen passten, dominierte den Raum. Dahinter lag eine ebenerdige Dusche mit Regenfunktion. Ohne Umschweife ließ sich der Blonde auf den Klositz fallen. Er wirkte jetzt wieder so wie ich ihn kannte: wütend, kalt und gleichzeitig schelmisch. War das seine Maske? Warum war er jetzt so anders. Ruckartig wurde ich auf seinen Schoß gezogen und er wisperte dicht an meinem Ohr. "Nur mein Arbeitszimmer ist aktuell wirklich sicher. Ich lasse mein Haus umrüsten aber bis dahin geht es nicht anders. Tut mir leid." Verdutzt sah ich ihn an. Das bedeutete, er trug diese Härte wirklich als Maske und diese Sehnsucht und Angst vorhin... Das versteckte er dahinter? Dieser Mann war so fassetenreich, dass ich ihn wohl Jahrelang studieren könnte. Möglicherweise könnte ich das sogar. Schließlich waren wir jetzt ein Paar. Wie unrealistisch sich das anfühlte. Ich sollte mich auf etwas handfestes konzentrieren, um mir Gedanken darüber zu machen, was ich ihm sagen wollte. Ich musste Zeit schinden meine rasenden Gedanken zu ordnen und dann nach und nach durchzugehen, um diese innere Unruhe stillen zu können.
2.038 Wörter
Ich habe es schon ein bisschen angeteast aber ich finde die Beiden haben sich eine Pause verdient. Also freut euch auf eine Weile Fluff :)
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