30
Deku
Es war bereits spät in der Nacht, als wir zu Hause ankamen. Merkwürdig diesen Ort als zu Hause zu bezeichnen, doch mit jedem Tag fühlte es sich mehr danach an. Katsuki war noch immer schweigsam, verschwand ohne ein Wort zu sagen nach oben.
Ich stellte das Popcorn - welches er kaum angerührt hatte - auf dem Sofa ab und beschloss diesen imens teuer aussehenden Fernseher auszuprobieren. Etwas Abstand und Ablenkung würde mir sicherlich gut tun. Schließlich schlug mein Herz noch immer zu schnell und meine Wangen waren zu warm. Das durfte auf gar keinen Fall zum Dauerzustand werden.
Die amerikanische Sitcom über ein paar Nerds war nicht weiter spannend, aber das Popcorn lecker und insgesamt lenkte es mich ausreichend von meinem nicht vorhandenen Gefühlschaos ab. Es war alles in Ordnung mit mir. Ich wurde nicht verrückt, ich verliebte mich nicht in einem Mafioso und ich war nicht schwul. Das Ochako sowas aber auch denken musste... Das hätte ich nie von ihr erwartet.
Es war schon nach 1 Uhr, als ich die tiefe Stimme des Blonden von Oben brüllen hörte. "Er hat WAS?!" Irritiert sah ich in die Richtung, stellte den Fernseher etwas leiser und setzte mich aufrechter hin. Es war nie gut, wenn Katsuki so wütend wurde.
"Nein! Was soll der Scheiß?! Was hast du gemacht Mina?!" Mina. Den Namen kannte ich bisher noch nicht. Aber insgesamt wusste ich ja auch kaum etwas über ihn oder sein Leben.
"Ja verdammt, aber doch nicht so! Scheiße! So sollte das nicht sein!"
Nun interessierte mich doch, was da los war. Es schien etwas falsch zu laufen und egal wie Katsuki und ich gerade zueinander standen, ich blieb sein Gefangener. Und wenn er Schwierigkeiten hatte, hatte ich die wahrscheinlich auch. So leise wie möglich schlich ich die Treppen hinauf.
"Was gibts da nicht zu checken? Ich hab euch nie gesagt, dass ihr ihn killen sollt!"
Jemand war gestorben? Alles in meinem Körper erstarrte und für ein paar Atemzüge stand ich einfach nur da, dann stürmte ich auf die offene Tür am Ende des Ganges zu. Ich wusste, dass dort sein Zimmer war und es war mir egal, ob ich ihn störte oder nicht. Es war schrecklich, wenn Menschen starben und das konnte ich nicht so im Raum stehen lassen.
"Das ist nicht besser! Gott! Deku wird-", mitten im Satz brach der Blonde ab, als ich durch die Tür lief.
Wie es aussah war er durch den Raum getiegert, denn nun stand er völlig verdattert darin, das Handy noch in der Hand, obwohl der Anruf beendet sein musste, denn es war schwarz.
Ich wusste nicht, was für einen Anblick ich bot, in meinem übergroßen Pulli, an dem ich mich jetzt doch ganz gut festkrallen konnte, und den langen Socken, doch Katsuki sah auf keinen Fall besser aus. Sein Haar war zerzaust und wirr, in seinem Gesicht sah ich Stress und etwas, was Angst sein könnte. Ich entdeckte immer wieder neue Seiten an diesem Mann, aber diese hier gefiel mir ganz und gar nicht.
"Was ist mit mir?", bekam ich leise heraus und fummelte an den Rändern des Pullis herum.
Katsuki fuhr sich angestrengt über den Nasenrücken.
"Nichts. Geh schlafen." Er klang so genervt wie er aussah, doch ich konnte einfach nicht locker lassen. Etwas an dieser Situation war faul.
"Wer ist gestorben? Wen hat diese Mina umgebracht?" Schon komisch, wie leicht mir diese Worte über die Lippen kamen. Nur ein leichtes Stottern lag darin. Hatte ich mich so sehr an das Chaos um mich gewöhnt, dass mir der Gedanke eine Mörderin zu kennen oder mit einem Mörder unter einem Dach zu wohnen, gar keine Angst mehr machte?
"Bitte. Geh einfach schlafen, Deku."
"Nein. Ich will wissen, was hier los ist. Du verschweigst mir etwas." Ich wusste nicht, woher dieses Selbstbewusstsein kam, doch es war da und ich würde es nutzen.
Zumindest hatte ich das vor, denn da trat der Blonde einen Schritt auf mich zu, packte mich am Nacken und legte seine Stirn an meine. Seine Augen waren geschlossen und er atmete ein paar Mal angespannt ein und aus. Da erinnerte ich mich, dass er im Kino bereits so müde gewesen war, dass er eingeschlafen war. Auch jetzt trug er nur eine schwarze Jogginghose und ein T-shirt in derselben Farbe. Als wäre er eigentlich dabei gewesen ist Bett zu gehen. Spät genug war es allemal. Doch bevor mich mein schlechtes Gewissen klein kriegen sollte, hörte ich seine raue Stimme so dicht, dass ich seinen Atmen spürte.
"Ich verspreche dir, ich erzähle es dir. Aber nicht jetzt. Also bitte, geh. Schlafen. Deku." Er betonte jede einzelne Silbe und mir lief eine Gänsehaut den Rücken hinab. Ich konnte mir nichts vormachen, sie kam nicht von Angst oder Nervosität. Ich stand auf diesen Kerl und das war absolut katastrophal. Definitiv mein Untergang.
Überfordert mit der eben gewonnenen Erkenntnis nickte ich einfach. Für einen Moment herrschte wieder Stille um uns, bis mir noch etwas einfiel.
Ich biss mir auf die Unterlippe doch es kam trotzdem heraus. "Ging es... um mich? Werde ich... sterben?" Ich musste es einfach wissen. Wie auch immer ich mich darauf vorbereiten sollte, es war bestimmt besser, als blind hinein zu laufen.
"Nein. Himmel nein. Ich würde dir niemals etwas tun Deku und ich schwöre dir, dass der, der es wagt, dich anzugreifen, den nächsten Tag nicht erleben wird. Du gehörst mir. Du bist bei mir sicher." Es sollte mir Angst machen, wie besitzergreifend und durchgeknallt das klang. Ich sollte mich vor dem Mann fürchten, der so bereitwillig über das Töten sprach. Doch ich hatte keine Angst. Weder vor ihm noch vor dem, was er tun könnte. Im Gegenteil. Bei seinen ernsten Worten schlug mein Herz schneller und ein breites Lächeln wollte meine Lippen einnehmen. Nur mit Müh und Not konnte ich das verhindern.
"Okay." Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und löste mich vorsichtig aus seinem Griff. "Dann geh ich jetzt schlafen."
Katsukis Nicken war mir Bestätigung genug, fast schon fluchtartig verließ ich den Raum.
Am Boden meiner Zimmertür kam ich zum Halten. Was war das nur? Mein Herz schlug viel zu schnell und mittlerweile war das Lächeln nicht mehr aufzuhalten. Es konnte doch nicht sein, dass ich mich ausgerechnet in Katsuki Bakugou verliebt hatte, oder?
1.036 Wörter
Teil 1 dieses Buches ist damit offiziell abgeschlossen. Aber keine Angst, es geht nahtlos mit Teil 2 weiter.
Ich habe mich auch dazu entschlossen die Wörteranzahl in Zukunft dauerhaft auf 2.000 zu erhöhen. Ich musste im ersten Teil des Buches recht viel kürzen, damit es nicht langweilig wird, aber so gehen mir die Dinge auf der anderen Seite etwas zu schnell. Daher jetzt diese Lösung.
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