11
Katuski
Gefühlt eine Ewigkeit dauerte es, bis Deku mit dem Anwalt die Polizeistation verließ. Er wirkte irgendwie glücklich und von allen Sorgen befreit. Ich hatte ihn zwar bisher erst zwei mal getroffen, aber ihn so zu sehen war neu. Es ließ ihn strahlen und noch schöner machen, als er es schon war. Gepaart mit der Tatsache, dass mein Herz einen Satz machte, sobald ich ihn sah und sich ein Lächeln auf meine Lippen stehlen wollte, machte es mich unglaublich wütend.
Doch Iida würde mir den Grünhaarigen bestimmt nicht ausliefern, wenn er ahnen würde, was ich vor hatte. Also versuchte ich die Wut in Schadenfreude umzuwandeln.
"Danke Iida. Du kannst gehen. Deine Schulden sind dir hiermit erlassen.", verkündete ich feierlich und tatsächlich half es mich diesem ach so feinen Anwalt überlegen zu fühlen.
"Ich hoffe für dich, ihr tut dem Kleinen nichts. Ich will kein Blut an meinen Fingern Dynamight.", drohte er mir schon fast und eine Sicherung brannte bei mir durch. Genug Selbstkontrolle für heute.
Ich zog Izuku an mich, welches wieder so war wie ich ihn kannte: verängstigt und verstört, und hielt ihn in meinem Arm. Es fühlte sich so unglaublich richtig an, ihn so nah bei mir zu haben und gleichzeitig so verdammt verboten. Ich spürte bereits wie der rote Schleier sich aus meinen Augen zurück zog. Doch das war genau das, was mich so perfekt machte in meinem Job. Es war falsch, wenn ich das verlor!
"Das ist nicht deine Sorge.", zischte ich, öffnete die Tür und stieß den Kleinen halb hinein. Bereitwillig setzte er sich, doch seine Augen flehten mich an. Ich wusste nur nicht, worum er bettelte und das brachte mich wieder auf die Palme.
"Ich hoffe, wir sehen uns wieder Midoriya.", wandte sich Iida wieder an meinen Gast, doch aus einem Impuls heraus, schmiss ich die Autotür zu. Ich wollte einfach nicht, dass er noch weiter mit ihm sprach. Warum war egal.
"Ich hoffe, wir tun es nicht Iida."
Ich riss die Autotür auf und ließ mich in das weiche Leder plumpsen. Passenderweise fuhr ich einen Linkslenker, wie er eigentlich in Europa üblich war. Doch meine Mutter hatte mich geleert, dass Statussymbole in meiner Position wichtig waren und laut Eijiro war so ein Auto genau das. Normalerweise fand ich es lästig, da sich das Lenkrad schlichtweg auf der falschen Seite für unseren Verkehr befand, doch zum Ein- und Aussteigen war es praktisch.
Mit einem kurzen Blick in den Rückspiegel ließ ich die Kupplung schnell kommen und gab gleichzeitig Gas. Der Motor heulte auf und wir setzten uns ruckartig in Bewegung. Mit flinken griffen wendete ich das Gefährt und brauste davon. Im Kopf erinnerte ich mich an das Gespräch mit Eijiro von vor 2 Tagen zurück.
Ich war sturzbesoffen und gerade dabei Frau Nummer 3 abzuschleppen, als mein Freund mir in die Parade fiel.
"Katsuki ey, was ist los mit dir, man"
"Mit mir ist gar nichts los. Kein Grund zur Sorge Hosenscheißer.", hatte ich seine Besorgnis heruntergeputzt. Geholfen hatte es allerdings nichts. Er war nunmal nicht ohne Grund einer meiner besten Männer.
"Du benimmst dich so, seit wir bei Midoriya waren. Ist es das? Du scheust dich davor ihn aus dem Weg zu räumen. Magst du ihn?"
"Midoriya? Das Verräterschwein? Nie im Leben!"
"Ich rede von Izuku, seinem Bruder. Schon vergessen?"
"Nein... Das ist ja das Problem.." ich hasste es Geheimnisse vor meinem besten Freund zu haben, doch noch immer wünschte ich, meine Zunge wäre an diesem Abend nicht so lose gewesen. Manchmal waren Geheimnisse notwendig.
"Du weißt, dass wir ihn nicht einfach weiter so rumlaufen lassen können. Irgendwann wird er zur Polizei gehen. Wenn du es nicht kannst, tu ich es."
"Nein! Ich mach das selbst! Wenn ich es an der Zeit dafür halte! Du tust nichts, ohne meine Erlaubnis!", hatte ich ihn angebrüllt und all den Frust und all die Wut herausgelassen.
Am nächsten Morgen war ich mit aufgeplatzten Knöcheln aufgewacht, die allerdings schon verarztet worden waren. Mittlerweile erinnerte nur noch ein wenig Schorf daran.
Diese Heilsalben von Recovery bewirkten wirklich Wunder.
Ich hatte mich auf dem Weg zum Revier dazu entschlossen, dass es an der Zeit war, es zu beenden. Ein kleiner aber feiner Selbstmord. Eine Tragödie, ausgelöst, durch die Taten des eigenen Bruders. Der Abschiedsbrief lag schon neben mir. Er musste ihn nur noch unterzeichnen. Aber das würde einfach werden. Ich musste ihm nur mit seiner kleinen Freundin drohen, die bei ihm gewesen war.
Auf dem Weg zu seinem Haus schwiegen wir. Auch, als ich am Straßenrand parkte und wir ins Haus gingen. Bereitwillig ließ er mich hinein und erst, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass alle Vorhänge geschlossen waren, drehte ich mich wieder zu ihm um. Er stand verloren mitten im Raum und starrte zu Boden. "Sieh mich an!", befahl ich, weil es mich aufregte. Die ganze Situation, aber am meisten sein Verhalten. Dass er Mitleid in mir auslöste, brachte mich ungemein auf die Palme. Ich hatte nie Mitleid! Dieses manipulative Extra!
Als ich seine verweinten Augen und nassen Wangen sah, durchfuhr mich ein Stich im Herzen. Gleich darauf folgte Wut, denn ich wollte diese Gefühle um keinen Preis akzeptieren. Er musste mir egal sein! Ich musste ihn töten!
"Unterschreib das!"
Ich knallte ihm Zettel und Stift auf den Kaffeetisch und er beugte sich hinab und unterschrieb, ohne es sich überhaupt durchzulesen. Eine Träne fiel auf das Papier und durchweichte es.
"Komm her!" Ihm Befehle zu geben, brachte zu viel Spaß. Er befolgte sie wie ein braves Hündchen, so wie ich es mochte.
Als er vor mir stand und aus diesen rundlichen Augen flehend zu mir aufsah, konnte ich nicht anders, als meine Faust in seinem Lockenschopf zu versenken und ihn dicht an mich zu ziehen. Seine Augen weiteten sich noch mehr und die Tränen versiegten. Schwach kamen die Worte über seine brüchigen Lippen.
"Bitte. Ich tue alles, was ihr wollt, aber ich will nicht sterben."
Ich hatte noch nie einen gehabt, der so um sein Leben bettelte, obwohl er solche Angst hatte. Entweder sie machten sich vor Angst fast in die Hose und hörten gar nicht mehr auf zu brabbeln oder sie sagten bis zum Schluss kein Wort und ließen nur den Hass durch ihre Augen sprechen. Diese neue Art gefiel mir. Und das Angebot ebenso.
"Was hättest DU mir schon zu bieten?" Ich begann wirklich die Situation zu genießen.
Er schluckte hart, wagte es jedoch nicht den Blickkontakt zu unterbinden.
"Mich."
1.064 Wörter
Ist das nicht ein schöner Cut? Das nächste Kapitel kommt dann wie gewohnt am Sonntag.
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