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Deku
Seit über 10 Jahren hatte ich meinen Bruder nicht mehr gesehen und dennoch erkannte ich ihn auf den ersten Blick wieder.
Nicht an seinem Gesicht, dafür war es zu deformiert und blutüberströmt. Auch nicht an seinem Körper, welcher ebenfalls ramponiert war, abgemagert und schmächtig. Nein, ich erkannte meinen kleinen Bruder an dem Blick in seinen Augen, als er vor meiner Tür stand und mich bat, ihm zu helfen. Wie hätte ich nein sagen können?
Er war verschwunden, als er gerade mal 15 war und jetzt tauchte er einfach so wieder auf? Ich hätte nie daran gedacht, dass er noch Leben könnte. Aber nun saß er auf meiner Couch und wischte sich mit einem Handtuch das Blut aus dem Gesicht -was ich definitiv nie wieder herausgewaschen bekam- während ich nur darstand, völlig überfordert.
Meinen ersten Impuls unsere Eltern oder die Polizei zu rufen, hatte er sofort unterbunden: er wäre tot, wenn jemand erführe wo er ist, mich eingeschlossen, aber das wolle er mir alles noch genauer erklären.
Zig Dinge rasten mir gleichzeitig durch den Kopf: Euphorie und Unglaube, dass mein totgeglaubter Bruder noch lebte, Zorn, weil er sich nie gemeldet hatte, tiefe Bestürzung und Sorge, was mit ihm passiert war und Angst um ihn und mich selbst, wegen dem, was er gesagt hatte.
Alles zusammen genommen war ich fassungslos und hilflos übermannt mit der Situation. Wer wäre das auch nicht gewesen?
Ich weiß nicht, wie lange ich so im Türrahmen stand und Iumi betrachtete, doch der Name schien nicht mehr zu dem einst unschuldigen Rowdy zu passen. Meine Erinnerungen und die Realität vermengten sich, als ich realisieren musste, dass mein Bruder nicht mehr 15 sondern 25 war. Kein Kind, kein Teenager mehr, wie ich ihn immer noch sah, sondern ein Mann. Ein Mann, der ziemlich übel zusammengeschlagen worden war. Ein Mann, dessen Ausstrahlung nichts jungenhaftes oder unschuldiges mehr hatte, sondern der eines Mannes, für den Gewalt normal war.
Seine Statur war gebeugt und durch das schwarze Hemd, welches an seinem Rücken klebte, konnte ich die einzelnen Teile seiner Wirbelsäule deutlich erkennen. Sein Haar war schwarz gefärbt und hing nur noch lose in einem Zopf auf seinem Kopf zusammen. Das Einzige, was von meinem geliebten Bruder geblieben war, schienen seine Augen zu sein. Noch genauso grün und strahlend wie früher.
Nach einer Ewigkeit des Schweigens, schien Iumi fertig seine Wunden zu säubern, das Wasser in dem Eimer, welchen ich ihm gereicht hatte, schwappte noch rot hin und her.
"Danke Izu, wirklich. Du hast was gut bei mir.", nuschelte Iumi in seinen nicht vorhandenen Bart und sah mich wieder aus seinen grünen Augen an.
"Ich sollte nicht allzu lange hier bleiben, aber ich denke, ich sollte dir zumindest etwas erzählen.", begann er und schien sich zu sammeln. Doch noch waren meine Gedanken für diese Informationen nicht bereit. "Wir dachten du wärst tot.", hauchte ich und starrte ihn an, als wäre er ein Geist. Vielleicht war mir ja auch ein Geist begegnet, wer wusste das schon? Ich für meinen Teil konnte nicht behaupten, dass ich wüsste, dass es keine gab. War ich so lange schon nicht mehr unter Menschen gewesen, dass ich schon Halluzinationen hatte?
"Ich weiß und das tut mir sehr leid, aber glaub mir, es war zu eurem Besten. Es verging kein Tag, an dem ich euch nicht vermisst haben. Immerzu wollte ich euch die Wahrheit sagen, doch mit jedem Jahr wurde es schwerer. Glaub mir Izu, ich habe das nicht freiwillig getan! Sie haben mich nicht gelassen!", sprudelte es aus dem jungen Mann hervor und rüttelte mich damit wach. "Was meinst du damit? Wer hat dich nicht gelassen? Wurdest du entführt? Konntest du dich befreien? Wir sollten doch die Polizei rufen, denke ich..."
"-nein! Nein ruf sie nicht, dann sind wir alle tot! Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein, verdammt! Was tu ich hier bloß... Alles nur wegen diesem Dynamight. Ich kann nicht zurück, sie töten mich. Wo soll ich hin Izu? Hilf mir!", redete er weiter ohne Punkt und Komma. Plötzlich sprang er vom Sofa auf -das hatte auch etwas Blut abbekommen- und rannte zum Fenster. "Ich muss hier weg. Egal wohin nur weg. Was mach ich bloß, was mach ich bloß?"
"Beruhig dich Iumi, ich versteh kein Wort. Wovor hast du so Angst? Wer will dich töten?" Es fiel mir unglaublich schwer ruhig zu bleiben und sachliche Fragen zu stellen.
"Dynamight! Er ist hinter mir her! Er wird mich töten! Du musst mich verstecken Izu!"
Er redete so schnell, dass ich ihn kaum verstand. Geschweigedenn, dass irgendwas davon für mich Sinn ergab.
"Iumi! Wer? Wer verdammt? Was ist bloß mit dir passiert?", versuche ich es weiter. Seine Panik steckte mich an, sodass es mir immer schwerer fiel, ruhig zu bleiben, doch ich war nach all dieser Zeit trotzdem sein Bruder, ich musste ihm ein Ruhepol sein. Egal wie schwer es war.
"Ich wollte aussteigen Izu ich schwörs, aber er hat es rausgefunden, ich weiß nicht wie, aber er wusste es! Er weiß alles! Ich bin nirgends mehr sicher..."
"Okay, ich ruf jetzt die Polizei. Niemand kann dir etwas tun, wenn die Polizei hier ist."
"Nein Izu, nein! Tu das nicht bitte!", flehte er mich an, doch die Todesangst in seinem Blick bestätigte mich nur. Die Polizei würde uns helfen. Sie konnten ihn beruhigen und diejenigen finden, die ihm das angetan hatten. "Ich weiß nicht, wo du da hinein geraten bist, aber wir holen dich da schon raus Iumi, keine Sorge. Die Polizei wird alles regeln.", versuchte ich ihn zu beruhigen und griff mit zitternden Fingern mein Handy aus der Tasche. Es dauerte etwas, bis ich es geschafft hatte die drei Zahlen richtig zu wählen. Nach einem Tuten nahm bereits jemand ab.
"Hallo mein Name ist Izuku Midoriya und ich rufe an... mein Bruder, Iumi war 10 Jahre verschwunden, aber jetzt ist er hier und er hat Angst. Ich glaube jemand verfolgt ihn und ich- Iumi?! Iumi was? Wo bist du?!"
"Midoriya-sama? Sind sie noch da?"
"Ja, ja! Entschuldigen Sie aber mein Bruder... Er ist weg! Er war eben noch da, ich verstehe das nicht..."
1.033 Wörter
Ich hoffe sehr es gefällt euch und die inneren Monologe sind nicht zu langweilig. Erklärungen und ein spannender Auftakt sind schwer zu kombinieren hehe
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