Kapitel III


Jimin

Vorsichtig verließ ich die Toilettenkabine, in welcher ich mich versteckt hatte. Ich war schon lange nicht mehr so naiv zu glauben, dass mich die anderen Schüler in Ruhe lassen würden, würde ich wie sie alle sofort nach dem Klingeln hinaus stürmen.

Deswegen wartete ich immer brav eine viertel Stunde bei den Klos, um anschließend ruhig Nachhause gehen zu können.

Ich durchquerte den Flur und huschte über die Feuertreppe nach unten, um den Jungs, die mir manchmal vor dem Haupteingang auflauerten sicher aus dem Weg zu gehen.

Anschließend rannte ich zur nächst gelegenen U-Bahn Station und setzte mich in die U6 Richtung Itaewon - Ein Viertel Seouls, welches Dank der vielen Nachtclubs und Kneipen nie schlief und in welchem zahlreiche Betrunkene, Drogendealer und Prostituierte ihr Unwesen trieben.

Kaum saß ich in der Bahn, stülpte ich mir die Kapuze meines pastellrosafarbenen Hoodies tief ins Gesicht, um den Blicken der Leute um mich herum irgendwie zu entkommen, denn die Menschen, die mit der 6er-Linie fuhren waren oftmals kriminell, abhängig, oder einfach nur verzweifelt.

Messerstechereien oder Überfälle waren hier schon längst keine Seltenheit mehr, weswegen kein Mensch aus mittlerer oder gehobenerer Schicht die U6 auch nur betreten würde.

Mir war extrem unbehaglich zumute, da ich mich die ganze Zeit beobachtet fühlte.
Ich hoffte, dass es nur jemand war, der wegen meiner schrecklichen Mädchenkleidung so starrte.

Ich trug die 90er-jahre Sachen nicht, weil ich es irgendwie stilvoll oder hübsch fand, sondern aus dem simplen Grund, da meine Mutter alle schönen Kleidungsstücke, welche ich noch bis vor Kurzem besaß für ein paar Groschen vertickt hatte.

Mit dem erworbenen Geld hatte sie sich dann etwas Kokain und Gras gekauft.

Als ich an jenem Tag von der Schule Nachhause kam, war mein Schrank leer und meine Erzeugerin so bekifft, dass sie nicht mal mehr vom Boden aufstehen konnte.

Da ich wohl oder übel etwas zum Anziehen brauchte und das Geld sowieso schon für nichts reichte, nahm ich am nächsten Tag einfach etwas aus ihrem Schrank.

»Nächster Halt: Itaewon
Ausstieg links.«

Quietschend hielt die Bahn an und ich erhob mich langsam von meinem Platz.

Mein Pony fiel mir tief ins Gesicht und hielt die Menschen um mich herum davon ab, meine Augen und den oberen Teil meiner Nase erkennen zu können.

Als ich ausstieg, hörte ich Schritte hinter mir und beschleunigte meinen Gang etwas.

Nach fünf Minuten war ich auch an dem heruntergekommenen Wohnblock angekommen. Keuchend kramte ich meinen Schlüssel aus der Hosentasche der skinny Jeans, die ich trug und öffnete die Haustür.

Jemand hatte mich verfolgt.
Das spürte ich nun ganz genau, denn ich konnte die Präsenz einer Person hinter mir wahrnehmen.

Schaudernd schlüpfte ich durch die Tür und rannte die heruntergekommene Treppe in den 3. Stock hinauf zu der Sozialwohnung, die ich mir mit meiner Mutter und meiner kleinen Schwester teilte.

Ein Tag wie jeder andere auch...

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I kinda love this story -

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