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Ich war ein lebhaftes und schelmisches Kind gewesen - ich hatte alles, was es zum Leben brauchte, eine beste Freundin, eine tolle, wenn auch nicht ganz intakte Familie und wuchs in gesicherten finanziellen Verhältnissen auf. Tagsüber spielte ich oft auf dem Reiterhof meiner Freundin, wir heckten dabei auch viele Streiche und Dummheiten aus, die allesamt von mir initiiert worden sind, ich war immer schon die schlimmere von uns beiden gewesen. Ich war immer schon diejenige gewesen, die „Hummeln im hintern" hatte und meine Freundin war immer schon die sanftmütigere und besonnene von uns gewesen - aber wir haben uns immer gut ergänzt. Wie waren unzertrennlich gewesen, Freundschaft hatte mir schon immer sehr viel bedeutet. Mehr als liebe, und so ist es auch heute noch. Freundschaft war immer schon ein sicherer Hafen gewesen in den man zurück kehren konnte, wenn alle Stricke rissen und man sonst als Häuflein elend allein zurück geblieben wäre. Aber auch „zuhause" war für mich als kleines Kind immer ein sicherer und schöner Ort gewesen, wir hatten ein kleines Motel, was direkt an unser Wohnhaus angegrenzt hat. Ich habe es geliebt dort durch die Gänge zu streichen - immer auf der Suche nach neuen Abenteuern, auch, wenn meine Mama es mir mehr oder weniger verboten hat. Meine Mama war ein sehr tüchtiger und leidenschaftlicher Mensch gewesen, aber auch ein Mensch, der mit sehr vielen Schicksalsschlägen umgehen musste. Die schönsten Jahre waren wirklich die, wo ich noch ein Kleinkind war, denn da war unsere Familie noch komplett und ohne Sorgen. Papa war noch da gewesen, bevor er Mama dann verlassen hat und seitdem der Kontakt fast ganz abgebrochen ist. Mama und ich waren damals zwar sehr traurig, aber irgendwie haben wir diesen Rückschlag schon gemeinsam verkraftet. Es war zwar beunruhigend, wie schnell sich das Leben von 1 Sekunde auf die andere ändern konnte - aber wir hatten immerhin noch uns beide. Wir waren ein unschlagbares Team geworden, das zusammen gearbeitet hat und das über die Jahre in denen ich älter wurde umso mehr. Ich half nun auch schon viel in dem Motel mit und begann später dann eine Ausbildung zur hotelkauffrau. Ich verbrachte jetzt schon viel Zeit in meinem „späteren Traumberuf" und zugleich waren mir so viele Momente mit meiner Mama gegönnt, die ich sonst wegen der vielen Arbeit wohl eh nicht oft gesehen hätte. Und selbst, wenn das jetzt alles andere als paradiesisch klingt - für mich war es eine schöne Zeit, die letzte schöne Zeit bis ER kam und alles zerstörte, was uns heilig war. ER war derjenige gewesen, der wirklich Unheil über unsere Leben gebracht hat. Sein Blick war eiskalt gewesen, seine Stimme unerbittlich und seine Taten unverzeihlich. Mama und ich haben viel geweint über den großen Verlust in unserem Leben, den er uns einfach so aus Geldgier zugefügt hatte. Unser kleines Motel in Schutt und Asche zu sehen, brach uns das Herz. Ich erinnere mich noch gut an die Flammen, die aus dem alten Haus schlugen - die Flammen jenes Feuers, das er gelegt hatte. Dann war da auch noch die Erinnerung an sein neues, größeres Hotel, was er direkt auf der Fläche bauen ließ, wo früher unser Lebenswerk stand, ein Mahnmal unserer Demütigung.
Warum glaubt ihr hat ER das Motel von Lydia und ihrer Mama mit dem Feuer zerstört?
Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen
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