43💒
"Das weiß ich Alec. Ich bin nicht blind."
"Aber dir geht es nicht so." vervollständigt Alec meine Worte. "Was soll ich dazu sagen? Du lässt mich nicht kalt. Im Gegenteil. Das spürst du selber." Mittlerweile ist die Musik verklungen, eine andere Melodie hat eingesetzt und ich verspüre nicht das Bedürfnis dazu zu tanzen. Ich löse mich von Alec und er sieht mich traurig an. Schnell greife ich nach seinen Händen und umfasse beide mit festem Griff, signalisiere ihm das ich hier bin und nicht vor habe zu gehen. Dennoch werden meine nächsten Worte nicht leicht für ihn werden.
"Ein bißchen Sex, ein bißchen Spaß. Ein Abenteuer." Alec entzieht sich meinem Griff und funkelt mich zornig an.
"Du bist ein wunderbarer Mensch Alec." flüstere ich. Jedoch bezweifele ich, dass meine Worte ihn erreichen. Die Musik ist laut und schrill, Eminem gibt alles, schreit seinen Frust über die Welt und das beschissene Leben heraus. Ich hasse es, obwohl ich ihn manchmal so gut verstehen kann.
Alec presst die Lippen aufeinander, seine Hände ballen sich zu Fäusten und ich kann die Wut die sich durch seine Venen frisst und jede Zelle seines Körpers vergiftet sehen.
"Ich ertrage es nicht mehr Magnus. Du weißt nie was du willst. Mal bist du lieb und fürsorglich. Dann bist du wieder kalt und abgestumpft. Du vereinst so viele Gegensätze, verwirrst und verführst. Auch mich lässt es nicht kalt. Ich bin auch nur ein Mann Magnus." schreit Alec mir entgegen. Es fühlt sich beschissen an hier zu stehen und die Worte aus seinem Mund zu hören. Ich spüre die Blicke der Gäste auf mir ruhen. Seine gesamte Familie ist hier, die Familie von Simon, ihre Freunde. Nervös blicke ich mich um, die Musik spielt noch, aber die Gäste haben aufgehört zu tanzen. Einige tuscheln, zeigen mit den Fingern auf uns und manche lachen höhnisch.
'Das ist er, der Mann der Alec vor den Altar zog und nun all die Wut und den Hass zu spüren bekommt.' Meine Augen zucken panisch hin und her, das Licht ist plötzlich so hell und in meinem Kopf dreht sich alles. Übelkeit steigt in mir hoch und ich wünschte, ich wäre Zuhause in meinem Bett. Dann müsste ich diese Schmach nicht über mich ergehen lassen und könnte einfach ein gutes Buch lesen und darauf warten, dass Alec nach Hause kommt und mit glänzenden Augen und wild gestikulierenden Händen von der Hochzeit berichtet. Ich würde ihm einen Tee kochen und seine vom tanzen müden Füße massieren. Er würde lachen bei der Erinnerung an ein witzige Anekdote oder traurig darüber sein, dass seine geliebten Großeltern diesen Tag nicht mehr erleben konnten.
"Mags." höre ich Alecs liebevolle Stimme und spüre seine starke Hand an meiner Wange. Die Wärme seiner Haut legt sich schützend um mich, vertreibt die Übelkeit und nur langsam komme ich wieder zu mir. Jubelnde, tanzende und vorallem fröhliche Menschen springen um uns herum. Sie beachten uns nicht, sind gefangen im Klang der Melodie und dem Rausch der Endorphine. Nur langsam wird mir klar, dass ich mir die abschätzigen Blicke, das tuscheln und die Ablehnung in Alecs Worten nur eingebildet habe. Wir stehen mitten auf der Tanzfläche und Alec legt eine Hand auf meine Hüfte. Die andere ruht noch immer auf meiner Wange und ich blicke in seine blauen Augen. Sie verraten mir seine Gefühle, er ist zerrissen und das bin ich auch.
"Du hast Recht. Ich weiß nicht was ich will. Nur wäre es eine Lüge wenn ich sage, dass ich mir nicht unentwegt vorstelle wie ich unter dir liege und du mich um den Verstand vögelst. Die wilde Phase habe ich intensiv gelebt. Frag Raphael. Er hat mich oft genug aus den Schlafzimmern fremder Kerle befreit." Alec verzieht angewidert das Gesicht und ich verstehe ihn. Julian hat jedes Mal den Raum verlassen, wenn ich mit meinen zwei besten Freunden über unsere gemeinsame Vergangenheit, die Unbeschwertheit der Jugend sprach.
"Ich kann mir denken, dass es das letzte ist was du von mir hören willst. Aber Alec, ich habe noch nie einen Mann so sexuell anziehend gefunden wie dich..."
"Wir sollten nicht hier darüber reden." unterbricht Alec meinen Redeschwall und zieht mich mit sich runter von der Tanzfläche, hinüber zu einem der runden Tische. Er drückt mich sanft aber bestimmend auf einen der Stühle, das weiche Polster ist angenehm und gebannt starre ich auf den Tisch. Das Arrangement ist wunderschön. Fast schwebend streicht meine Hand über die weiße Tischdecke, hauchzarte filigrane Muster eingewoben in feinsten Damast. Glasteller mit einem ähnlichen floralen Muster und Kristallgläser die einen Regenbogen auf den Tisch reflektieren. Silberbesteck fein säuberlich ausgerichtet, die Stoffservietten klassisch gefaltet daneben. In der Mitte des Tisches ein Bouquet aus blauen Hortensien und weißen Rosen, umsäumt von cremeweißen Kerzenstumpen. Die Flammen flackern und scheinen sich zum Rhythmus der Musik zu bewegen. Anmutig tanzend, eine Einladung sich fallen zu lassen und einfach das Leben zu genießen. Ich seufze und lasse mich in den Stuhl fallen, meine Finger streichen über den Rand der cremefarbenen Karte. Wieder ein filigranes Blumenmuster und ein Name so vertraut in einer wunderschönen geschwungenen Handschrift geschrieben.
"Warum steht hier mein Name?" frage ich und halte Alec die Platzkarte entgegen.
"Erinnerst du dich an unser Treffen im Hunters Moon? Als ich tropfnass und mit wild klopfendem Herzen in der Bar stand?" Natürlich erinnere ich mich.
"Ich war sehr nervös. Ich war sehr sauer. Ich war enttäuscht. Ich habe gesehen, dass du mir nicht glaubst als ich sagte, dass ich meiner Schwester bei den Hochzeitsvorbereitungen helfe. An dem Abend habe ich die Platzkarten geschrieben." Ungläubig mustere ich Alec. Er hat die Platzkarten geschrieben? Sie sind wunderschön.
"Wow. Woher kannst du das? Das ist wunderschön. Die Farbe, das blau. Unglaublich schön. So filigran."
"Das ist Kalligraphie. Meine Mum hat es mir beigebracht. Sie ist Schriftgestalterin. Von uns Dreien habe ich ihre Begabung für die künstlerischen Dinge geerbt." Es passt zu Alec.
"Izzy bestand darauf, dass ich die Platzkarte für dich schreibe. Ich will ehrlich sein. Sie hat dich eingeladen. Offiziell. Aber ich habe dir die Einladung nie gegeben."
"Warum nicht?" frage ich Alec. Es interessiert mich wirklich.
"Unser Start war alles andere als rosig. Und nach unserem Sex, oder Nicht-Sex wie auch immer du es nennen willst, war es immer schwierig zwischen uns. Verkrampft, einfach unentspannt. Ich wollte nicht, dass du dich verpflichtet fühlst mit mir hier her zu gehen..."
"Ich habe gehört wie du mit Izzy über mich und die Einladung gesprochen hast." unterbreche ich Alec und sehe ihn entschuldigend an.
"An dem Abend als... du weißt schon." sage ich leise und schiebe einen tiefen Seufzer hinterher.
"Als ich deinen Penis in meinem Mund hatte?" flüstert Alec und leckt sich über die Lippen. Ich schlucke trocken. Seine Zunge und die Erinnerung an das was sie mit mir und meinem Penis veranstaltet hat, erregt mich.
"Ja. Du hast mich nicht bemerkt, ich saß auf dem Sofa. Es tut mir leid. Ich hätte etwas sagen müssen. Alec, ich kam mir vor wie ein Spanner. Du hast dich ausgezogen. Ich saß mit offenem Mund auf dem Sofa und habe dich beobachtet. Wegschauen oder etwas sagen war keine Option. Nicht mit einem schreienden Schwanz in der Hose. Fuck du hast mich so verrückt gemacht."
"Du wolltest nie heiraten. Das hast du oft genug gesagt. Und doch sehe ich, dass dich der Anblick hier sehr berührt." Ich nicke und flüstere ein leises Ja.
"Es ist wunderschön. Das alles hier. Ich will dir nicht die Feier verderben. Genieß den Abend mit deiner Familie. Feier, trink, tanze. Hab einfach Spaß." sage ich sanft.
"Mit dir zusammen." sagt Alec und lehnt seine Stirn an meine.
"Bitte schenk mir diese eine Nacht." haucht er und ohne lange darüber nachzudenken nicke ich. Gerade noch rechtzeitig bevor seine Lippen wieder die meinen finden und wir uns verlieren, springt Jace seinen Bruder förmlich an und versucht Alec auf die Tanzfläche zu ziehen. Alec wehrt sich nach Kräften und hält sich lachend an mir fest.
"Bitte nicht Jace." ruft er seinem Bruder entgegen.
"Magnus helf mir." fleht Jace und kurz stocke ich. Meint er mich? Anscheinend, denn er sieht mich freudig strahlend an. Sein breites Lachen enthüllt eine ganze Reihe strahlend weißer Zähne und die Augen funkeln verdächtig. Er hat bereits den einen oder anderen Drink hinter sich gebracht. Warum nicht, es ist eine Hochzeit. Der schönste Tag im Leben eines sich liebenden Paares. Und diesen sollte man immer gebührend feiern. Mit viel Lachen und Freudentränen, ausgelassenen Tänzen und alkoholischen Getränken zum anstoßen. Außer für mich. Ich habe mir soeben geschworen, keinen Tropfen Alkohol auf dieser Hochzeit anzurühren. Die Peinlichkeit möchte ich Alec gerne ersparen.
"Er ist dein Problem Jace. Und nach so einem Mist tanze ich nicht." Beide Lightwood-Brüder schauen mich entsetzt und aus geweiteten Augen an.
"Ist das dein fucking Ernst? Das ist Katy Perry. Und du, tanzt gefälligst mit deinem Ehemann. Du gehörst jetzt zu uns Magnus. Du bist ein Lightwood. Und ein richtiger echter Lightwood tanzt zu Katy Perry." sagt Jace mit ernster Miene. Seine blauen Augen funkeln im letzten Licht des Tages. Alec ergreift meine Hände, zieht mich hoch und noch bevor Katy die erste Strophe zu Ende gesungen hat, liege ich mal wieder in den Armen meines Ehemannes. Jace schiebt sich zwischen uns, legt die Arme um unsere Schultern und zu dritt stolpern wir auf die Tanzfläche. Alec und Jace beginnen sofort zu tanzen und lauthals zu singen. Also eigentlich singt nur Alec, Jace gröllt. Ich stehe auf der Tanzfläche und beobachte diese beiden doch so unterschiedlichen Brüder.
"You change your mind
Like a girl changes clothes
Yeah you, PMS
Like a bitch
I would know And you over think
Always speak
Cryptically"
Alec und Jace bieten ein prima Show. Sie singen und tanzen, ich höre die Worte aus ihren Mündern und spüre die Blicke von Alec auf mir.
"I should know
That you're no good for me'Cause you're hot then you're cold
You're yes then you're no
You're in then you're out
You're up then you're down
You're wrong when it's right
It's black and it's white
We fight, we break up
We kiss, we make up
(You) You don't really want to stay, no
(You) But you don't really want to go-o
You're hot then you're cold
You're yes then you're no
You're in then you're out
You're up then you're down"
Mein Ehemann ist ein hervorragender Tänzer. Seine langen schlanken Beine kommen sehr gut zur Geltung. Der dunkelblaue Stoff seiner Smokingshose schmiegt sich aufreizend an seinen Körper, der knackige Hintern lässt sämtliche Synapsen in meinem Kopf durchbrennen. Alec bewegt sich zur Musik als hätte er in seinem bisherigen Leben nichts anderes getan. Anmutige Schritte, die Arme und Hände ergeben ein perfektes Bild, bewegen sich im Einklang zum restlichen Körper. Immer wieder ruhen seine Blicke auf mir, er scheint mich regelrecht gefangen zu nehmen. Er singt für mich, oder besser gesagt, über mich.
"We used to be
Just like twins
So in sync
The same energy
Now's a dead battery
Used to laugh bout nothing
Now you're plain boringI should know that
You're not gonna change'Cause you're hot then you're cold..."
Ich sollte zu ihm gehen und tanzen. Ich sollte Spaß haben und feiern. Ich sollte einfach wieder nach Hause fahren. Alec singt noch immer für mich, sein Körper bewegt sich anmutig zu den Klängen der Musik. Er lässt seine Hüfte kreisen und ich stelle mir vor, dass wir hier in diesem Saal alleine sind. Das Alec mich packt und nah an seinen Körper zieht, seine Hände auf meinem Hintern liegen und seine Lippen an meinem Hals. Das sein Becken an meinem reibt, wir uns gemeinsam zum Klang der Musik bewegen. Das mein Herz bis zum Anschlag schlägt und meine Fingerspitzen kribbeln.
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