«3» Schrecken am Morgen, vertreibt Kummer und Sorgen

«Am nächsten Morgen»

Als ich langsam die Augen aufmache setze ich mich leicht verwirrt auf. Wie bin ich in meinem Bett gelandet?
Noch immer leicht verwirrt stehe ich auf und strecke mich. Verschlafen gehe ich ins Zimmer meiner Tochter, aber sie liegt nicht in ihrem Bett. Plötzlich bin ich hellwach.

Mit schnellen Schritten verlasse ich das Kinderzimmer und gehe Richtung Treppe, aber ich höre schon die leisen Stimmen meines Bruders und seiner Verlobten und das Quietschen der kleinen Maus, was mich direkt wieder beruhigt. Ich gehe die Treppe runter und finde die drei am Esstisch, welcher im Wohnzimmer steht, vor.

Samantha sitzt ihn ihrem Kinderstuhl und sieht mich als erste. Sie strahlt mich an, streckt ihre kleinen Ärmchen nach mir aus und ruft freudig „Mumi", welches auch das erste Wort war, das sie mit knapp 10 Monaten heraus gebracht hat.

Ich bin immer noch tierisch stolz darauf. Mittlerweile ruft sie auch schon nach ihrer Oma und Luke, sagt Hallo und Tschüs, allerdings kommt dann eher „Ommi", „Lukke", „Allo" und „Tüsch" dabei raus. Von Tag zu Tag kommt immer mehr und man muss richtig aufpassen, welches Wort man in ihrer Gegenwart benutzt. Manchmal muss man noch echt viel reininterpretieren, aber was erwartet man auch von einer kleinen 15. Monat alten Maus.

Luke und Nikki drehen sich ebenfalls um. „Guten Morgen Schlafmütze. Hast du gut geschlafen?", fragt mich mein Zwilling und sieht mich Fragend an. Bevor ich ihm antworte gebe ich meiner Tochter noch schnell einen Kuss auf die Stirn und setze mich auf den freien Stuhl neben ihr. „Morgen, mhm hab ich. Seit wann ist Sam schon wach?" Ich nehme mir eine Tasse und schütte Kaffee hinein. „Seit etwa einer dreiviertel Stunde. Sie war schon wach als ich nach ihr geschaut habe. Wir dachten, wir lassen dich noch ein wenig schlafen. Du warst gestern so kaputt.", antwortet mir Nikki und will mir ein Brötchen reichen. Ich schüttle danken den Kopf und beobachte meine Tochter, welche ihr Fläschchen in den Händen hält und anscheint schon satt ist. „Ich hab keinen Hunger, danke."

„Wann gehst du in den Zoo?" fragt mich Luke. „Ähm am Montag treffe ich mit Janik und den Zoo Direktor. Mr. Linkings will mir noch ein paar Mitarbeiter vorstellen, dass ich auch überall hin darf und so. Kann einer von euch dann auf Sam aufpassen? Wird auch nicht lange dauern schätze ich." „Klar, sie kann hier bei mir bleiben, ich habe am Montag eh frei.", antwortet mir Nikki.

Sie arbeitet Teilzeit als Krankenschwester in einer Privatklinik und hat ganz angenehme Arbeitszeiten, wie ich finde. Nebenbei studiert sie irgendwas mit Wirtschaft, was genau kann ich mit allerdings einfach nicht merken.

„Na wenn du heute noch nicht arbeiten musst, was hältst du davon, wenn wir heute die Stadt unsicher machen?" fragt Luke. Ich schaue ihn an und schweige.
„Jill, du wohnst jetzt hier, du kannst dich nicht verstecken nur weil du vielleicht Louis oder einen der anderen über den Weg laufen könntest.". Er klingt sichtlich genervt, allerdings hat es diesmal einen ganz anderen Grund, warum ich ablehne. Grinsend sehe ich zu Nikki. Wir hatten schon vor Wochen ausgemacht, dass mein erster Tag in London, ausschließlich uns beiden gehört. Wir wollen Shoppen und zum Frisör, quatschen und den Alltag für kurze Zeit hinter uns lassen. Es wird uns beiden gut tun.

„Naja, eigentlich wollte ich mit Nikki los ziehen, wenn du dich bereit erklärst für ein paar Stunden auf Samantha aufzupassen....", erwidere ich und setzte meinen Hundeblick ein. „Ist sowieso schon beschlossen oder?", hakt er nach.
Nikki und ich grinsen ihn an und nicken. „Okay, aber denkt dran, dass ich um fünf zum Lernen verabredet bin und den Wurm" er zeigt auf Sam „kann ich dabei nicht gebrauchen."

„Wir hatten sowieso nicht vor den ganzen Tag weg zu bleiben, schließlich muss deine Verlobte auch um vier Uhr auch arbeiten.", erwidere ich. Damit stehen wir zwei Mädels gleichzeitig auf um uns fertig zu machen. Ich flitze schnell hoch und gehe duschen. Nach 30 Minuten stehe ich fertig im Wohnzimmer und beobachte Samantha, wie sie auf den Boden sitzt und versucht sich an der Couch hoch zu ziehen. Sie versucht es immer und immer wieder, fällt aber auch schnell wieder hin, aber mein Kind weint nicht sondern versucht es sofort noch mal. Ich gehe zu ihr und setze sie auf meinen Schoß. Sofort schnappt sie sich, eine Strähne meiner langen hell braunen Haare und spielt mit dieser. Nikki steht plötzlich hinter mir. „Na kannst du dich von deinem Engel trennen?", will sie von mir wissen und schaut mich grinsend an. Ich hebe meinen Blick und schaue sie ebenfalls grinsend an. „Eigentlich nicht, aber es wird Zeit, dass sie mal wieder ihren Onkel in den Wahnsinn treibt." „Das habe ich gehört.", ruft Luke aus der Küche und steht wenige Minuten auch wieder bei uns.

Ich stehe auf und reiche ihm Sam rüber. „Sei artig und ärgere Luke ordentlich, ok?", sage ich zu meiner Tochter und drücke ihr ein kleinen Kuss auf. Sie lacht mich an und klatscht in ihre kleinen Händchen. Nikki und ich ziehen uns unsere Jacken an und winken den beiden noch mal kurz bevor wir die Wohnung verlassen.

Wir fahren mit ihrem Kleinwagen zum Einkaufszentrum und beginnen sofort mit Shoppen. Für mich selber finde ich nur drei Oberteile, eine dunkle Röhrenjeans und ein paar Stiefel. Dafür kaufe ich Sam neue Schlafanzüge, warme Pullover, Hosen, Hausschüchchen und Socken sowie einen Neuen Stoffhasen, den sie mit sicherheit uninteressant findet, denn sie hat bereits einen. Hasi habe ich ihr direkt nach der Geburt gegeben und kommt seither überall mit hin.

Gegen Mittag bringen wir unsere Einkaufstüten zum Auto, um dann in Ruhe zum Frisör zu gehen. Seit ich vor 23. Monate auf die Farm gezogen bin, hat mir die Freundin von Amy immer nur mal meine Spitzen geschnitten. Heute will ich das volle Programm. Ein neuer Schnitt und ich möchte sie auch wieder dunkler haben. Gesagt getan, nach 1 ½ stunden verlasse ich den Salon mit Schulterlangen, gestuften, dunkelbraunen Haaren und bin sichtlich zufrieden. Die Frisörin hat mich immer wieder gefragt ob sie wirklich so viel Haar abschneiden soll , doch ich war mir sicher: Was Neues muss her!

Nikki und ich schlendern noch durch London, quatschten viel über dies und das und essen unterwegs noch eine Kleinigkeit. „Was hältst du von einen Kaffee, bevor wir wieder zurück fahren?", fragt Nikki. Ich brauch nicht überlegen. „Klingt sehr gut!"

Also gehen wir noch in ein kleines Café. Wir setzen uns an einem Tisch und ich haben einen Ausblick auf die Tür. Wir genießen grade unseren Kaffee als mein Handy schellt. Ich schaue schnell drauf um zu gucken wer es ist und mir weicht die Farbe aus dem Gesicht. Fragend schaut mich Nikki an. „Luke" sage ich knapp, nehme ab und hoffe, dass nichts passiert ist. „Luke, alles klar bei euch?", frage ich schnell. „Klar ich wollte dir nur sagen, dass Sumsesum steht und zwar alleine ohne Hilfe und ohne umzukippen und das wo Mama nicht da ist.", gibt mein Bruder stolz von sich. Mir fällt ein Stein von Herzen, dass bei den beiden alles in Ordnung ist und atme erleichtert aus. „Ja dann seh zu, dass du auflegst und es Fotografierst. Oder besser nimm es auf!"
„Haha sehr witzig. Ich wollte nur nicht, dass du dich beschwerst, weil du es nicht erfahren hast.", erwidert er. Man hört das Grinsen, welches mein Zwilling mit Sicherheit im Gesicht hat. Grade will ich ihm noch sagen, dass ich es ernst meinte, legt er einfach auf. Manchmal ist er echt ein Idiot, aber grade wegen solche Momente machen es einfach ziemlich leicht ihn ins Herz zu schließen.

Ich schüttle belustigt mein Kopf und stecke das Handy wieder in meiner Tasche. „Luke, der Idiot wollte nur Bescheid sagen, dass Sam ganz alleine steht ohne sich festzuhalten und umzufallen.", berichte ich der sichtlich verwirrten Nikki. Meine fast Schwägerin muss nun ebenfalls lachen. „Na dann lass uns mal schnell nach Hause, dass wir uns das Specktakel selber ansehen können. Ich muss nur noch schnell zur Toilette."

Schnell steht sie auf und verschwindet. Ich ziehe mir schon mal meine Jacke an und freue mich schon auf meine kleine. Es ist zwar immer wieder schön ein paar Stunden ohne sie zu verbringen, aber ich vermisse sie doch schon sehr, deshalb vermeide ich es meist auch, ohne sie weg zu gehen. Wenn sie mich mit ihren kleinen blauen Knopfaugen, die sie eindeutig von ihrem Vater hat, anschaut wird mir immer warm ums Herz und mir fällt es immer schwer den Kummer, den Louis mir gebracht, hat zu verdrängen.

Ich grinse vor mich hin, als das Klingeln der Eingangstür meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Automatisch schaue ich zur Tür und erstarre. Wie war das noch gleich, hier in London ist die Wahrscheinlichkeit einen der fünf Jungs zu treffen 1 zu 1000000?

Nur blöd das grade zwei von ihnen das Café betreten. Ich drehe mich schnell um und hoffe, dass mich keiner der beiden gesehen hat. Fieberhaft überlege ich wie wir hier raus kommen, ohne dass sie uns bzw. mich sehen. Unschlüssig was ich jetzt machen soll, wippe ich von einem Fuß auf den anderen. Vielleicht bestellen sie einen Kaffee und gehen direkt wieder. Meine kleine Hoffnung, verschwindet als mich eine bekannte stimme anspricht

„Entschuldigung, dürfte ich kurz vorbei?"

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