«20.1» Verknotungen

Nun ist wieder so ein Augenblick, wo ich am liebsten die Zeit anhalten würde, um die wenigen Sekunden einfach doppelt und dreifach zu genießen. Noch vor weniger als zwei Stunden, habe ich ihm zum Teufel geschickt. Habe ein paar, eher ungewollte, Tränen vergossen, weil ich dachte er hätte sich verzogen.

Und nun?

Nun liegen wir schon wieder, ungewollt und zufällig, übereinander und schauen uns in die Augen. Wie gestern, herrscht Magie in der Luft und ich habe eigentlich nur einen Wunsch und zwar, dass er alle die Worte gestern ernst meint und mir beweist das er es ernst meint. Sie in die Tat um setz und mein Vertrauen zurück Gewinnt. „Alles Okay?“, fragt er mich leise und unterbricht diesen schönen Moment.
Wir schauen uns dabei tief in die Augen und sofort ist die alte Vertrautheit wieder da. „Mhm, ja denk schon, ich bin ja schließlich weich gelandet und bei dir?“, frage ich ihn genauso leise und versuche Aufzustehen, was sich als schwierig erweist, denn ich bin im Schneidersitz rüber gefallen und meine Beine fühlen sich leicht verknotet an. Sam, die die ganze Aktion anscheint ziemlich amüsierend findet, schaut uns nur belustigt an. „Mein Hintern tut mir ein wenig weh, aber ansonsten kann ich mich nicht beklagen....“, gibt er kleinlaut von sich und grinst mich breit an. „Idiot“, antworte ich leise und schlage ihn auf die Schulter.

„Na – na, na - na, das ist aber nicht vorbildlich Sam gegenüber!“, kommentiert er. Ich strecke ihm die Zunge raus. „Das solltest du mal Zayn erzählen, denn er hat Sam gestern die ganze Zeit irgendwelche Grimassen gezeigt.“ „Ah aber ich glaub nicht nur Zayn war derjenige, mit dem Grimassen ziehn. Ich Hab sogar Liam dabei erwischt.“, berichtet er mir leise. „Was das hast du einfach so zugelassen?“, frage ich ihn gespielt entsetzt. Er zuckt nur mit den Schultern. Ich schüttel nur den Kopf. „Sag mir lieber wie ich meine Beine entknoten soll, um aufzustehen.“ „Also ich find´s hier grad ziemlich angenehm! Meinetwegen kannst du mit dem entknoten, noch ein wenig warten!“, gibt er immer noch grinsend von sich.
„Mensch Louis, jetzt bleib doch einmal ernst!“, fordere ich von ihm und verdrehe meine Augen. „Ich war noch nie ernster!“, erklärt er mir.

Bevor ich ihm antworten kann, geht die Terrassentür auf. „Gott Luke, du bist mei- unsere Rettung! Hilf mir mal bitte!“, bitte ich meinem Zwilling, der etwas verwirrt im Türrahmen steht. Ich strecke eine Hand nach ihm aus und verliere nun komplett das Gleichgewicht. Nun liege ich entgültig auf Louis, stütze mich aber direkt wieder ab. „Was treibt ihr denn da?“, fragt er verwundert und kommt langsam in unsere Richtung. „Was wir hier treiben? Dein blöder Hacken hat nicht gehalten!“, erkläre ich ihm. „Oh“, ist alles was mein Bruder darauf zu sagen hat und schaut uns skeptisch an. Kurz geht er in die Hocke um Sam zu begrüßen und mustert unsere „Stellung“.

„Darf ich Fragen wie ihr das hinbekommen habt?“, fragt er. „Ja darfst du, aber erst hilf uns hier mal bitte!“, flehe ich. Nicht das ich Louis nähe nicht genieße oder genossen habe.... Mir ist das alles grade bloß ziemlich unangenehm..... Irgendwie zieht er mich hoch und umarmt mich. „Hey, kleine!“, begrüßt er mich noch mal richtig. „Hey“, gebe ich zurück und drehe mich dann zu Louis um, der mittlerweile auch aufgestanden ist.

„Luke, dass ist Louis. Louis das ist Luke mein Zwillingsbruder.“, stelle ich die beiden vor. Luke guckt erst mich komisch an und dann Louis. „Ah, du bist also der Typ der meiner Schwester erst das Herz gebrochen hat und nun wieder angeschissen kommt, sich einschleimst und Jill auch noch drauf reinfällt.“, sagt er so emotionslos und kalt, wie ich ihn noch nie erlebt habe, dreht sich um und geht wieder rein. Sam angelt sich mittlerweile meine Hand und deutet mir an, dass sie auf den Arm will.

„Sorry wegen Luke. Ich weiß auch nicht, was grade in ihm gefahren ist!“, entschuldige ich das verhalten meines Bruders. Ich schaue ihn an und kann sein Gesichtsausdruck grade nicht deuten, was mich ärgert. Vor unserem Streit konnte ich immer, sehen welche Gefühle grade bei ihm durchgehen. „Er ist eigentlich überhaupt nicht so, wirklich!“
„Nein Jill, ich glaub er hat Recht. Ich hab mir das alles ziemlich einfach gemacht, mh?“, sagt er und schaut mich traurig an.

Ich schaue ihn nun leicht verwirrt an. Irgendwie komme ich grade nicht mehr mit. „Ich glaub es ist jetzt besser, wenn ich gehe!“, sagt er, noch bevor ich meine Stimme wieder gefunden habe. „Louis...“, setzte ich an, werde aber von ihm unterbrochen. „Nein, dein Bruder hat schon irgendwo recht.“, mit aussprechen des letzten Wortes dreht er sich schnell um und verschwindet durch die Terrassentür.

Als ich realisiere, dass er grade geht, setzte ich mich in bewegung und folge ihm. Aber zu spät, als ich unsere Wohnung betrete, höre ich nur noch das Schließen der Haustüre.

Ich gehe ihm noch nach, bin allerdings auch hier zu spät, wahrscheinlich hat er dir Treppe genommen.....

Langsam, realisiere ich was grade passiert ist. Wut steigt in mir auf. Ich drehe mich um, schließe die Haustüre und gehe gradewegs auf meinem Bruder zu. „Luke, was sollte das denn eben?“, frage ich ihn. „Was denn, ich habe doch nur die Wahrheit gesagt. Oder ist es nicht so, dass er dir dein Herz gebrochen hat?“, gibt er mir als Antwort. „Schon aber, das gibt dir noch lange nicht das Recht, ihn so anzufahren.“, entgegne ich ihm. „Wenn er die Wahrheit nicht verträgt kann ich auch nichts machen. Ich mein was wollte er überhaupt hier?“

„Zeit mit mir und Sam verbringen, vielleicht?“ „Ach und wann haben wir beschlossen ihn an unserem Leben teilhaben zu lassen?“, fragt er mich. „Wir? Luke, das ist ganz alleine meine Entscheidung. Er hat sich entschuldigt und mich gebeten wieder Teil meines, nein unseres Lebens zu werden. Warst nicht du einer der vielen, die mir geraten haben ihm wesentlich zu zuhören?“
„Ja zu zuhören, aber nicht gleich wieder mit ihm rumzumachen.“ Ich Funkel ihn wütend an. „Rumgemacht? Wir haben doch nicht Rumgemacht!“, schreie ich ihn schon fast an, senke aber aus Rücksicht zu meiner Tochter wieder mein Ton.
„Verdammt Luke, der Hacken ist aus der Wand gesprungen als wir beide noch in der Hängematte saßen. Ich hatte grade Sam rausgestellt und dann ist dieser verdammte Hacken rausgesprungen. Wir können froh sein das sich keiner von uns beiden verletzt hat oder das Sam schon draußen stand.“, erkläre ich ihm. „Und auch wenn wir rumgemacht hätten, gibt es dir noch lange nicht das Recht ihn so anzugehen. Deinetwegen ist er gegangen.
Deinetwegen ist jetzt nun wahrscheinlich das zweite Mal alles kaputt gegangen.“, gehe ich ihn an.

Ich merke wie mir, schon zum zweiten Mal Heute, Tränen über die Wange laufen.
„Louis und ich waren grade wieder dabei uns anzunähern. Danke, Luke. Recht Herzlichen Dank, dass du alles kaputt gemacht hast!“ Mit dem letzten Wort, drehe ich mich um und gehe die Treppe hoch. An meinem Zimmer angekommen, schließe ich die Türe ab und setze mich mit Sam aufs Bett. Mittlerweile hatte ich meine Tochter und mir Jacke, Schal und Handschuhe ausgezogen. Mir schwirren irgendwie so viele Fragen durch den Kopf

Warum hatte Luke das gesagt?

Wieso war er so kalt, Louis gegenüber gewesen?

Und Louis?

Hatte er nicht behauptet, es ernst zu meinen?

Warum lässt er sich denn dann durch einen doofen Kommentar vertreiben?

Ich setzte Sam auf dem Boden, damit sie nicht vom Bett fallen kann und gehe in das Badezimmer. Ich lasse uns warmes Wasser in die Badewanne und ein wenig Schaumbad. Warme Wannen haben mir schon immer geholfen einen klaren Kopf zu bekommen und den brauche ich jetzt dringend. Ich flitze wieder zu meiner Tochter die auf den Bodensitzt und mit ihrem Hasy kuschelt. Ich nehme mir Sams und meinen Schlafanzug und gehe ins Badezimmer. Nachdem wir beide eine Dreiviertelstunde in der Wanne waren, sitzen wir nun auf meinem Bett und kuscheln. Wenn die kleine Zähnchen bekommt, weint sie entweder ziemlich viel oder möchte einfach ganz viel Kuscheln. Irgendwie gibt mir die ganze Sache keine ruhe, weshalb ich Sam und mich wieder anziehe und mit ihr auf dem Arm wieder nach unten gehe.

Nikki und Luke sitzen auf dem Sofa und ich ignoriere meinen Bruder
„Jill, wo willst du denn jetzt noch mit Sam hin?“, fragt er mich. „1. Haben wir grade mal 18.30 Uhr und 2. Geht es dich nichts an!“, gebe ich zurück und packe uns warm ein. „Man Jill, ich mache mir einfach Sorgen okay!“, gibt mein Bruder von sich, steht auf und kommt auf uns zu. „Du brauchst dir keine Sorgen machen!“, antworte ich ihm und nehme Sams Tasche, die immer fertig gepackt an der Garderobe steht. Zusammen mit Sam verlasse ich die Wohnung und steige unten ins Auto ein.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top