«19» Fallen
Ich konzentriere mich auf das Summen, allerding laufen immer wieder vereinzelnde Tränen. Scheiße! Scheiße! Scheiße! Was habe ich mir auch dabei gedacht, ihm allen Glauben zu schenken. Habe ich wirklich erwartet, dass er hier bleibt? Mir hilft? Ja tief in mir drin hatte ich die Hoffnung, er würde es ernst meinen und für uns da sein! Aber war ich nicht selber schuld? Immerhin war ich es die ihm gesagt hat, ich komme ganz gut alleine mit der Situation zurecht.
Sam hat sich mittlerweile wieder etwas beruhigt. Ich habe ihr das Fläschchen weggenommen und ihr ihre Schnuller gegeben. Vorsichtig lege ich meinen Kopf auf dem Kopf meiner Tochter, als ich einen Schatten bemerke und mich ruckartig um drehe. Louis kommt Still und Leise, mit Händen in der Hosentasche auf uns zu geschlichen.
Verwirrt schaue ich ihn an. Müsste er nicht schon längst weg sein? „Was machst du denn noch hier, ich hab gedacht du wärst schon längst wieder weg.", frage ich ihn kalt. „Ich war grade etwas überfordert, sorry. Erst habe ich gedacht, du willst mich nicht hier haben - mich so schnell wie möglich loswerden. Aber dann habe ich mir gedacht, wenn ich jetzt gehe, gibst du mir vielleicht keine weiter Chance mehr.", antwortet er mir ernst. Ich schaue ihn etwas irritiert an. Ich habe echt gedacht er hätte sich verpisst.....
„Weißt du ich meinte das gestern ernst! Ich habe einmal den Fehler gemacht und dich verloren, das Risiko gehe ich kein weiteres Mal mehr ein!", gibt er mir mit einer Entschlossenheit von sich, die ich so gar nicht von ihn kenne, und ich kenne ihn schon ewig. Alles was ich zu Stande bringe ist ein nicken, dabei finde ich es grade echt fehl am Platz. Sag was, denke ich mir, bekomme aber kein Wort raus.
Unschlüssig steht er bei uns an der Hängematte. „Meinst du ich kann mich irgendwie zu euch setzen?", fragt er vorsichtig. Ich lege die Decke kurz an die Seite. „Kannst du mal kurz Sam nehmen?", frage ich ihn. Er kommt einige Schritte näher und hebt sie ganz vorsichtig hoch. Ich setze mich ein wenig höher im Schneidersitz hin und strecke meine Arme wieder nach meiner Tochter aus. Auffordernd schaue ich ihn an und weise auf die gegenüberliegende Seite.
Vorsichtig setzt sich Louis gegenüber von uns und breitet die Decke aus.
„Und du meinst das hält?", fragt er mich.
Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung, werden wir sehe oder eher merken." Einige Zeit Schweigen wir, während er Sam und mich beobachtet. „Sie hat sich aber jetzt ziemlich schnell wieder beruhigt, nicht.", bricht er die Still.
„Jap, wenn sie viel weint muss man eigentlich immer nur was finden, was sich gleichmäßig vor und zurück bewegt. Sie liebt auch Schaukeln über alles, geht man mit ihr an einem Spielplatz vorbei, ist das erste was sie will Schaukel.Als sie geboren ist, hatte ich auf der Farm von Amy, eine Richtige Wiege. Weißt du, so eine die man hin und her schaukeln kann. Das hat sie schon immer sehr schnell beruhig. Als sie ihren ersten Zahn bekommen hat, reichte es nicht mehr. Irgendwann habe ich gemerkt, dass sie einfach in der Zeit sehr, sehr viel Körpernähe braucht. Also habe ich es kombiniert und sogar Nächte lang mit ihr auf dem Schaukelstuhl verbracht. Als das Wetter besser wurde haben wir dann sogar zusammen auf der Hollywoodschaukel, geschlafen.", erzähle ich ihm und bin mir gar nicht sicher, ob er so eine lange Antwort überhaupt wollte.
„Hört sich an, als hättest du eine Menge zu tun gehabt und dabei warst du ganz alleine.", gibt er traurig von sich. „Naja son kleiner Zwerg versorgt sich halt nicht alleine. Aber nein, ich war nicht allein. Luke, Amy, also meine Leibliche Mutter, meine Eltern und auch Isi waren für mich da"
Er mustert mich, sagt aber nicht mehr dazu. Ich weiß allerdings ganz genau, dass er mit alleine nicht die Unterstützung der anderen meinte, sondern eine ganz spezielle. „Wie ist das denn jetzt eigentlich mit deiner Leiblichen Mutter?", fragt er mich interessiert und fügt noch schnell was dran „Also ich kann mich an Zeiten erinnern, da wolltest du sie überhaupt nicht kennenlernen. "Wenn sie mich damals nicht haben wollte, will ich sie jetzt auch nicht kennenlernen!", hast du gesagt." „Ach Amy ist ganz ok. Als Luke mich aufgesucht hat, habe ich auch gesagt ich will sie nicht kennenlerne. Naja, aber mit der Zeit ist mir zu Hause einfach die Decke auf den Kopf gefallen und ich wollte einfach nur weg. Schottland, schien mir weit genug entfernt um zu vergessen.", gebe ich ehrlich von mir.
„Also habe ich quasi dafür gesorgt, dass du dich in den Highlands verkrümelst, kein Wunder das dich keiner finden konnte.", gibt er erst ernst von sich und im nächsten Moment hat er ein breites grinsen im Gesicht. „Und ich hab immer gedacht du wärst ein Stadtmensch, dabei bist du in Wirklichkeit ein Landei."
„Ey", sage ich und versuche ihn ein wenig zu treten, dabei wackeln wir mit der Hängematte so verdächtig nach rechts unten, dass wir uns erschrocken angucken und ich mir ein Lachen verkneifen muss. Als Sam dann aber anfängt zu quieken und lacht, können wir uns auch nicht mehr halten. Die Hängematte wackelt nach links und rechts und ab und zu glaube ich, dass wir rauskippen, aber anscheint hat Luke gute Arbeit geleistet und die Hängematte ganz sicher befestigt. Hoffe ich.
Bis ich sehe, wie der hacken an Louis Wandseite sich weiter aus der Wand zieht. „Stopp...... Louis Stopp...... STOPP....", sage ich zwischen meine Lacher. „Louis wir müssen aufhören der Hacken.", schreie ich schon fast, habe mich auch schon fast wieder gefangen und zeige auf die gegenüberliegende Wand. Als er sich immer noch lachend umdreht und den Hacken sieht, fasst er sich auch ganz schnell. „Okay, und was machen wir jetzt?", fragt er. „Was weiß ich denn, du bist doch eigentlich immer der mit den guten Ideen. Aber wie wäre es denn wenn wir einfach aufstehen?", frage ich ihn. „Ja klar und du glaubst, während wir uns bewegen hält der Hacke?", fragt er mich. Ich zucke nur mit den Schultern. „Was weiß ich denn, wir müssten es vielleicht erst mal versuchen. Oooder....", sage ich ihm und schaue ihn an. Mittlerweile hat Sam auch aufgehört zu lachen und kuschelt sich wieder bei mir an. „Wir bleiben einfach so lange hier sitzen und warten bis Luke und Nikki wieder kommen." Skeptisch schaue ich ihn an. „ Ah und wann kommen die wieder?", fragt er.
Ich mach dicke backen und zucke mit den Schultern. „Weiß nicht vielleicht in ein paar Minuten oder Stunden, aber spätesten heute Abend sind sie wieder da, glaube ich.", sage ich ihm. „Ah super und was ist wenn wir Durst bekommen?", fragt er. Ich zeige ihm Sams Fläschchen. „Also Sam hat noch was Tee, für uns zwei reicht es. Wenn du ungesüßten Fencheltee magst kannst du, wenn du ganz lieb fragst vielleicht auch was ab haben.", kommentiere ich frech. Er verzieht das Gesicht. „Äh, wer Trinkt den Freiwillig Fencheltee und dann auch noch ohne Zucker?", fragt er, immer noch mit angeekeltem Gesicht.
Ich grinse ihn an. „Sam, vor allem wenn sie ein Zahn bekommt!" „Okay, und wenn einer aufs Klo muss?" „Keine Ahnung? Anhalten?", schlage ich vor. „Super Idee Jill, du bist echt der Wahnsinn!", sagt er und ich strecke ihm die Zunge raus. „Das war mein ernst!", setzt er noch nach. Ich verdrehe nur die Augen. „Jaja du alter Besserwisser, schlag du doch mal was Besseres vor!", fordere ich ihn heraus.
„Okay, pass auf. Erst stellen wir Sam raus. Und dann stehst du vorsichtig auf, entweder hält es oder ich plumpse runter.", schlägt er vor. Nagut die Idee war auf jeden Fall besser als, wenn wir auf Luke warten. „Okay, klingt gut", sage ich und atme einmal tief durch und schaue nach den Hacken. Er steht jetzt noch weiter hervor und ich glaube auch nicht, dass er noch lange hält. Vorsichtig, hebe ich Sam aus der Hängematte und stelle sie auf ihre Füße. „Oh Sam, nun guck nicht so traurig!", sage ich zu meiner Tochter die eine Traurige Schnute zieht. Und kneife ihr vorsichtig in die Wange, woraufhin sie quiekt und mich böse anguckt, was mich wiederrum zum Lachen bringt.
„Also die böse Schnute, hat sie eindeutig von Mama!", kommentiert Louis das Geschehen. Nun bin ich es die ihn böse anschaut und ihn zum Lachen bringt.
Grade als ich etwas erwidern will, springt der Hacken aus der Wand. Louis landet volle Kanne auf den Boden, ich wiederrum kippe nach vorne und lande, eigentlich relativ weich........
Déjà-vu?
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