«18» Schlechte Laune

Heute Morgen werde ich schon sehr früh von Sam geweckt, aber wem wundert's, sie hatte gestern kaum Mittagsschlaf und war somit schon relativ früh im Bett.

Wir Frühstückten zusammen und ich räume das letzte bisschen, was noch zu machen ist auf. Sam, meine kleine Laufmaus dackelt überall hinter mir her.
Als ich den Wohnzimmertisch abwischen will, schaut sie mich mit großen Augen an. „Willst du Mama etwa helfen?“, frage ich sie und bekomme nur ein kräftiges nicken. Also gebe ich ihr den Lappen und wische mit ihr zusammen den Tisch ab.

Mein Tochter ist schon ein seltsames Kind, wobei eigentlich sollte ich mich freuen. Schon von klein an schlief sie viel, auch früh die Nacht durch und ist auch so ein sehr braves kleines Monster! Da habe ich schon andere Geschichten gehört.

Isi zum Beispiel hat als kleines Mädchen sämtliche Schränke ausgeräumt und auch an alles und jedem gezogen - egal ob es nun Tischdecken oder die Haare der Tante waren. Ich habe schon mächtig Glück, aber laut meiner Eltern, also Adaptiveltern, war ich selber auch ein liebes Baby. Ich habe schon den ganzen Morgen Super, duper gute Laune.

Anfangs habe ich mir versucht einzureden, dass es daran liegt das Luke und Nikki heute wieder kommen oder weil Isi mir die Flug Bestätigung gemailt hat und in drei Wochen für 14 Tage nach London kommt. Tief im Inneren allerdings weiß ich, dass eigentlich nur einer für meine Gute Laune verantwortlich ist. Louis hat heute Morgen geschrieben und gefragt, ob es ok währe wenn er um 14 Uhr bei uns ist. Da wir schon früh auf waren, kann ich Sam auch schon früh für den Mittagsschlaf fertig machen. Vorher gebe ich ihr noch ihr Fläschchen und um 12 lege ich sie dann auch schon hin. Ich setzte mich auf die Couch und schaue ein bisschen Fern. Mein Handy vibriert.

Wieder eine Nachricht von Isi:

Viel Spaß euch drein Nachher und denk dran, mach es ihm nicht zu einfach ;)

Ich muss da drüber grinsen, schreibe ihr aber nicht zurück.

Ich muss eingeschlafen sein, denn die Schelle weckt mich. Ich schaue auf die Uhr und erschrecke: schon 13.30 Uhr ich mache auf und warte bis der Aufzug oben ist, Louis kommt lächelnd auf mich zu. Wir murmeln beide ein hey, umarmen uns zögerlich und ich ziehe sein Aftershave tief ein. „Du bist zu früh!“, weise ich ihn drauf hin. „Ja ich weiß, ich kann ja noch mal gehen und in einer halben Stunde wieder kommen.“, schlägt er grinsend vor. Ich schaue ihn an und fange auch an zu grinsen, was macht er nur schon wieder mit mir? „Quatsch, jetzt wo du schon da bist, kannst du auch rein kommen. Aber Sam schläft noch, also musst du noch einen Augenblick warten bevor wir los können.“, berichte ich ihm und lasse ihn in der Wohnung rein. „Du schaust auch aus, als hättest du geschlafen.“, kommentiert er. „Ach was, ich doch nicht. Ich sehe immer so strubbelig aus.“, gebe ich wieder. Belustigt schaut er mich an und schüttelt den Kopf. „Na wenn das so ist.“

Gemeinsam gehen wir in Richtung Wohnzimmer und stehen beide etwas unsicher in der Gegendrum, als ich über das Baby – Fon höre, dass Sam mittlerweile auch wach geworden ist. „Die Kleine ist wach, wenn du willst kannst du mit nach oben kommen, ansonsten kannst du es dir hier unten ja irgendwo gemütlich machen.“, schlage ich ihm vor und gehe auch schon schnell die Treppe hoch. Irgendwie ist die Stimmung mächtig angespannt.

Ich öffne die Türe zu Sams Zimmer und sehe schon wie sie in ihr Bettchen steht und weint. „Hey ist ja schon gut, komm mal her süße!“, rede ich beruhigend auf sie ein. Ich nehme sie aufm Arm und versuche sie zu beruhigen. Sie weint und kuschelt sich bei mir an.„Was hat sie denn?“, fragt mich Louis, der mittlerweile im Türrahmen lehnt. „Sie ist immer etwas Knöterich, wenn sie aufsteht, aber wenn ich heute Morgen richtig gesehen habe, dann bekommt sie einen weiteren Zahn und dann kann es sein, dass sie den ganzen Tag schlecht drauf ist.“ „Oh! Meinst du wir können trotzdem raus, oder sollen wir lieber hier bleiben. Oder soll ich ein anderes Mal wieder kommen und wir machen dann was.“, fragt er mit einer besorgten und leicht überforderten Stimme.

Mit hochgezogenen Ausgenbrauen sehe ich ihn an. „Musst du selber wissen, ob du gehst oder nicht.“, sage ich ihm kalt.
Gehst du aber, dann hast du deine Chance eindeutig verspielt...., füge ich im Gedanken dazu und schaue ihn erwartungsvoll an.
So dann wollen wir doch mal sehen, wie ernst er es gestern wirklich meinte!
Sam hat sich immer noch nicht beruhigt und ich wippe sie ein wenig hin und her.
Louis, anscheint immer noch total unsicher mustert uns. Ich gehe mit ihr zur Wickelkommode, wechsle ihr in null Komma nix die Windeln und nehme  sie nachdem ich sie angezogen habe wieder auf dem Arm.

Ihr Vater steht noch immer unschlüssig rum und ich beschließe, ihm jetzt einfach keine Beachtung zu schenken und gehe, samt einer immer noch weinenden Sam an ihm vorbei, grade Wegs die Treppe runter.  Wahrscheinlich wird er sich eh gleich verdünnisieren.Unten angekommen gehe ich in die die Küche und hole ihr Fläschchen mit dem Tee.
Danach gehe ich in den Flur, stelle die kleine Maus auf ihre Füßchen, ziehe ihr Schal, Mütze, Handschuhe und Jacke an und ziehe mir ebenfalls meinen Schal und die Jacke an. „Was hast du vor?“, fragt mich ein verwunderter Louis. „Ich gehe mit meiner Tochter auf die Terrasse, dort haben wir eine Hängematte, das Schaukeln beruhigt sie immer! Wir können ja die Tage vielleicht noch mal schreiben, oder so!“, sage ich emotionslos, nehme meine Tochter wieder auf dem Arm und lasse ihn dann einfach stehen. Ich nehme noch eine dicke Wolldecke mit und schließe die Türe hinter mir. Vorsichtig, setzte ich mich mit meiner Tochter in die Hängematte, kuschel mich mit ihr in die Decke und versuche ein wenig zu summen.

Allerdings kommen mir selber auch die Tränen. Mir hätte einfach von Anfang an klar sein sollen, dass er es nicht ernst meint.

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