Kapitel 3 ~ Befreiung und eine Explosion
Xenia P.O.V.
Wir sind immer tiefen in den Wald geblieben, bis Lisa plötzlich abrupt stehen blieb.
"Was ist?", fragte Damien unhöflich, worauf ich ihm dann auf den Hinterkopf schlug.
"Ey wa-", wollte er sich beschweren, aber Lisa unterbrach ihn.
"Eigentlich müsste hier ein schmaler Weg anfangen, der zu dem Haus führt", sagte sie und sah sich um.
"Lisa das ist normal. Es gibt diesen Weg normalerweise nicht. Die Hexe hat ihn dahin gezaubert, damit ihr den Weg leichter zu ihr findet. Sie hatte euch wahrscheinlich schon längst gesehen und jetzt da wir dabei sind, wäre es dumm von ihr, wenn sie uns den Weg weist. Sie hofft wahrscheinlich, das wir uns verlaufen", antwortete ich ihr.
"Das wichtigste ist, das du deinem Gefühl vertraust. Achte auf deine Umgebung und dann werden wir das Haus schon finden und deinen Bruder befreien", sagte ich und drückte aufmunternd ihre kleine Hand.
Lisa schloss ihre Augen und atmete einmal tief durch. Dann öffnete sie ihre Augen wieder und sagte entschlossen: "Weiter gerade aus"
Also gingen wir weiter. Chime lief vor uns. Er würde uns sofort wahnen, wenn hier etwas nicht stimmte.
"Wie konntest du eigentlich abhauen, Lisa?", fragte Damien.
"Sie war viel zu beschäftigt mit meinem Bruder. Ich fand sie von Anfang an irgendwie komisch, aber Tommy meinte das uns nichts passiert. Als sie dann meinen Bruder einsperrte, bin ich schnell weggelaufen. Sie hatte mich noch nicht mal bemerkt", antwortete sie leise, kurz davor wieder in Tränen aus zu brechen.
"Ich habe ihn einfach in Stich gelassen", sagte sie und ihr lief eine Träne runter.
"Aber nein, du hast ihn nicht im Stich gelassen. Sieh doch was du gerade tust, du führst uns dahin, damit wir deinem Bruder befreien können. Du hast Hilfe geholt", antwortete ich und nahm sie kurz in den Arm.
"Wo jetzt lang?", fragte Damien, mal wieder ein bisschen unhöflich.
"Rechts abbiegen, dann nach ein paar Metern links abbiegen und dann kommt man auf die Lichtung, auf der das Haus steht", antwortete Lisa wieder. Ich griff nach ihrer Hand und so gingen wir Händchen haltend durch den Wald, den Weg lang, den Lisa beschrieben hat.
Wir konnten die Lichtung schon sehen, das Haus war allerdings noch versteckt.
"So Lisa, es ist besser wenn du hier bleibst. Xenia und ich gehen alleine rein", sagte Damien und drehte sich zu ihr.
"Was aber-", setzte sie an. Aber ich lies sie nicht ausreden:
"Lisa, Damien hat Recht. Es wäre zu gefährlich für dich wieder dort rein zu gehen. Wir befreien deinen Bruder, schicken ihn zu dir und Chime passt auf euch auf. Wir werden mit der Hexe schon fertig, wir wissen was wir tun müssen. Nur wir wollen nicht das Risiko eingehen, das ihr beide traumatisiert seid. Das wäre nicht wirklich Jugendfrei. Also bitte hör auf uns und bleib hier", sagte ich ruhig und drückte wieder ihre kleinen Hände. Lisa nickte schüchtern.
"Gut. Ich würde sagen ich geh durch die Tür und du, Xenia, befreist den Jungen, wenn du ihn von außen finden solltest", sagte Damien bestimmend und bevor ich etwas dagegen sagen konnte, machte er sich schon auf, um sich an das Hexenhaus an zu schleichen.
"Chime?", rief ich leise. Chime drehte seinen Kopf zu mir und spitzte die Ohren.
"Ich möchte das du auf Lisa und dann auch auf ihren Bruder aufpasst und egal was passiert, du bleibst bei den Beiden. Ich möchte nicht das sie alleine hier im Wald sind. Wenn etwas ist, weißt du was zu tun ist. Ich vertraue dir, Chime", sagte ich und streichelte ihn. Dann warf ich Lisa noch einen aufmunternden Blick zu und machte mich ebenfalls auf dem Weg.
Ich ging nicht in die Richtung, die Damien gegangen ist. Ich ging am Rand der Lichtung entlang, mit dem Plan im meinem Kopf genau von der anderen Seite zu kommen. Ich schlich mich von Baum zu Baum und versuchte dem Haus so unbemerkt näher zu kommen.
Immer dasselbe! Jede scheiß Hexe lockt hungrige Kinder, die sich verlaufen haben, mit einem Lebkuchenhaus an! Das denen echt nichts Neues einfällt! Leider fallen die Kinder darauf rein. Anscheinend sind Märchen heutzutage echt out!!
Ich verschaffte mir einen Überblick über das Hexenhaus. Gleich neben der Tür, die in das Hexenhaus führt, war ein riesiges Fenster mit Gitterstäben. Die Hexe hat ein eigenes kleines Gefängnis? Krass!
Ich suchte kurz nach Damien, der ebenfalls zu mir sah. Ich nickte ihm zu und zeigte auf das "Gefängnis". Er nickte zurück und ging auf die Tür zu. Ich schlich mich ebenfalls in die Richtung. Ich lehnte mich an die Wand neben dem Gitter und wartete ab.
"Klopf. Klopf. Irgendwer Zuhause?", fragte Damien und tritt mit voller Kraft die Tür ein. Das er immer alles kaputt machen muss!!
Er spazierte mit einem dreckigen Grinsen in das Haus rein und ich hörte eine andere Stimme. Egal, du musst den Jungen befreien.
Ich stellte mich schnell vor das Gitter und Tommy erschrak.
"Shhh, sei leise! Ich hol dich da raus", flüsterte ich ihm zu. Ich machte meine Jacke etwas hoch, um den kleinen Lichtbringer aus der Geheimtasche im meinem Gürtel heraus zu holen. Ich drehte den Handgriff nach rechts und links um die Klinge zu vergrößern und benutzte den Lichtbringer dann wie einen Ditrich für das Schloss am Gitter. Nach ein paar Sekunden sprang das Schloss auf und ich öffnete das Gitter ohne einen Laut zu hinterlassen.
"Schnell Tommy, komm raus. Vertrau mir, deine Schwester Lisa wartet hinter der Lichtung auf dich", sagte ich leise und hielt ihm die Hand hin. Nach kurzem zögern ergriff er sie und ich half ihm raus.
"Siehst du dahinten? Der Baum? Da hinter ist deine Schwester. Aber erschrick nicht, du kannst ihm und uns vertrauen", flüsterte ich in sein Ohr und deutete an das Ende der Lichtung. Tommy nickte und lief darauf zu.
Ich hörte von drinnen Schreie, Gefluche und sehr viel anderen Krach. Dann gehen wir mal dem Kerl helfen!
Mit dem Lichtbringer in der Hand ging ich in das Hexenhaus. Die Hexe sah mich grimmig an und ich lächelte sie provozierend an. Ich ließ meinen Blick durch das Haus schweifen.
"Damien?", rief ich durch's Haus. Keine Antwort.
"Hast du etwa Angst, Kleine?", fragte die Hexe und funkelte mich herausfordernd an.
"Vor wem soll ich Angst haben? Vor einer dreckigen Hexe, die einen Spaß daran findet, kleine Kinder zu fressen?", gab ich schnippisch zurück.
Ehe sie antworten konnte, drehte ich meinen Armreif schnell nach links und rechts und deutete auf die Füße der Hexe. Sofort schossen die Seile raus und umschlingen ihre Füße. Ich zog meine Arme zurück und all dies geschah nur in wenigen Sekunden.
"Ohh, hat da jemand den Boden unter den Füßen verloren? Das tut mir aber leid, hoffentlich hast du dir nichts gebrochen", sagte ich zuckersüß und lächelte sie von oben an, da sie unter mir lag.
"Das wirst du noch bereuen Miststück!", fluchte sie und murmelte etwas auf Latein oder so.
Kaum hatte sie das ausgesprochen, ließen die Seile sie los und wendeten sich gegen mich. Sie fesselten mich am ganzem Körper und ich hatte keine Chance mich zu wehren. Sie rappelte sich auf und nahm sich ein Küchenmesser. Damit verpasste sie mir einen kleinen aber schmerzhaften Schnitt auf der Wange. Ich spürte sofort das Blut meine Wange runter lief.
"Wer zu letzt lacht, lacht am Besten. Das ist doch so ein toller Spruch von euch Menschen", sagte sie mit ihrer gresslichen Stimme und ich sah sie nur kalt an.
"Da muss ich dir leider Recht geben", hörte ich eine Stimme sagen und schon lag die Hexe in der einen Ecke. Ich drehte den Armreif gegen meinem Oberschenkel, damit die Seile mich los lassen und siehe da, es hat geklappt!
Kaum war ich frei, sah ich in Damien's lächelndes Gesicht.
"Da brauchte wohl jemand Hilfe", sagte er und ich verdrehte nur die Augen.
Ich ging auf die Hexe zu, die versuchte sich wieder aufzuraffen. Ich tritt sie aber volle Kanne wieder zurück auf den Boden. Dann griff ich nach den Lichtbringern auf meinen Rücken und löste sie aus der Halterung. Ich nahm einen in die rechte und einen in die linke Hand.
"Bitte lasst mich am Leben", flehte die Hexe.
"Wenn du mich so lieb fragst, dann aber natürlich", sagte ich und half ihr beim aufstehen. Ich lächelte sie an und schubste sie zu Damien.
"Lust zu Tanzen?", fragte er sie und drehte sie um.
Dann fügte er noch ein: "In der Hölle" hinzu und machte kurzem Prozess mit ihr, in dem er ihr mit dem Lichtbringer brutal die Kehle durchschnitt. Er schnitt so schnell, das das blaue Blut der Hexe nur so durch den Raum spritzte.
Damien lies sie fallen und kam auf mich zu. Ich wischte mir schnell das Blut von dem Schnitt aus meinem Gesicht und ging dann Richtung Tür.
Ich befestigte die zwei Lichtbringer wieder an der Halterung auf dem Rücken meiner Lederjacke und dann verließen Damien und ich nacheinander das Hexenhaus. Damien griff in die Tasche seiner Jacke, die ebenfalls aus Leder ist und warf ein Feuerzeug einige Meter zurück, genau in das Hexenhaus. Dann drehten wir uns um und sorgten dafür, das wir so schnell wie möglich wegkommen.
"Ich hasse Lebkuchen", sagte Damien und genau in dem Moment explodierte das Hexenhaus hinter uns. Da wir aber schon weit genung weg waren, bekamen wir nichts ab.
Als wir dann zu Lisa und Tommy gingen, waren sie heil froh uns zu sehen. Chime sah auch etwas erleichtert aus.
"Geht's euch gut? War das eine Explosion? Was ist mit deiner Wange passiert Xenia? Und was ist das für Blaues Zeug auf euren Sachen?", überhäufte Lisa uns mit Fragen.
"Das Blaue Zeug ist Hexenblut", sagte Damien ohne Emotionen.
"Uns geht es gut. Die Explosion kam von dem Feuer und den Zaubertränken der Hexe. Das auf meiner Wange ist nur ein kleiner Kratzer, nichts weltbewegendes. Was aber viel wichtiger ist: Seid ihr okay? Vorallem du Tommy?"
"Mir geht es gut. Danke, das ihr mich befreit habt. Sie wollte mich fressen!!", antwortete Tommy.
"Das ist normal bei Hexen", sagte Damien.
"Lasst uns gehen. Wir bringen euch noch nach Hause", sagte ich und nahm Lisa wieder an die Hand.
Dann gingen wir alle gemeinsam den Weg zurück, der uns in diesen Wald gebracht hatte.
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