Chapter 7
Mark POV:
Mein Blick war auf Lena gerichtet. Sie stand nur wenige Meter von mir entfernt und hatte ihre Augen geschlossen. Gleich würde sie Natalie performen. Ich hätte niemals damit gerechnet, dass sie sich ausgerechnet diesen Song aussuchen würde. Sie wusste genau, wie viel er mir bedeutete und wie wichtig mir mein Verhältnis zu meiner Schwester war. Demnach schien sie auch ziemlich nervös zu sein, was mich lächeln ließ, als ich erkannte, dass ihre Hände leicht zitterten.
Irgendwie fand ich es süß, wie sie da so stand und mich vorsichtig anlächelte. In der Hoffnung, ihr die Aufregung etwas nehmen zu können, nickte ich ihr ermutigend zu.
Als die Band die ersten Töne spielte, wandte ich meinen Blick von Lena ab und vergrub kurz meinen Kopf in den Händen. Schon spürte ich eine Hand, die leicht über meinen Rücken strich. Ich wusste nicht genau, zu wem sie gehörte, war mir aber sicher, dass es entweder die von Paddy oder Gentleman war.
Tief durchatmend konzentrierte ich mich auf das Intro der Band und wartete gespannt auf Lenas Einsatz.
Als ich dann endlich ihre Stimme vernahm, überkam mich eine unfassbare Wärme. Ich hatte Lena ja schon oft auf deutsch singen gehört, aber es kam mir vor, als hätte sie dabei noch nie so viel Gefühl in ihrer Stimme gehabt.
Überwältigt hob ich meinen Kopf aus meinen Händen und lächelte aufgrund des sich mir darbietenden Bildes.
Lena hatte ihre Augen immer noch geschlossen, jedoch waren ihre Gesichtszüge jetzt viel entspannter und ein leichtes Lächeln zierte auch ihre Lippen, während sie sang.
Ihre Haare fielen ihr leicht ins Gesicht und sie war sehr dezent und natürlich geschminkt. Ihr Anblick ließ mein Herz schneller schlagen. Sie sah einfach wie immer wunderschön aus. Als Lena ihre rehbraunen Augen aufschlug, kollidierten diese mit dem Blau meiner Augen, trafen dabei direkt in mein Inneres und ich hatte das Gefühl, dass sie wie aus einem Buch aus mir lesen konnte. Sie blickte mir für eine gefühlte Ewigkeit direkt in die Augen und auch ich konnte meinen Blick nicht von ihr nehmen.
Als sie die erste Strophe beendet hatte, löste sie ihren Blick und bewegte sich ausgelassen zu der Melodie.
Jede Faser ihres Körpers strotzte nur so vor Energie und schrie förmlich nach Musik und ich war sehr froh, sie so unbeschwert und glücklich zu sehen. Vor allem bei dem, was gerade zwischen ihr und Max vor sich ging.
Ich verstand ja, dass sie all die Jahre mit ihm nicht so einfach beenden wollte, war aber zugegeben doch erleichtert, als sie mir erzählte, dass sie sich von ihm trennen würde.
Max tat ihr nicht mehr gut und ich war unglaublich froh, dass sie das endlich erkannt hatte. Lena hatte es verdient, auf Händen getragen zu werden, und nicht so behandelt zu werden, wie Max es tat.
Sie war eine wundervolle Frau und Musikerin. Und einfach eine tolle beste Freundin, der man nur das beste wünschen konnte.
Bei diesem Gedanken verspürte ich einen kleinen Stich in der Gegend meines Herzen. Ich wollte aber nicht schon wieder dieser Art Gedanken, die ich in letzter Zeit viel zu häufig hatte, nachhängen und schüttelte meinen Kopf, in der Hoffnung diese endlich loszuwerden.
Ich legte meine Konzentration wieder auf das Geschehen vor mir. Sofort hüllte mich Lenas Stimme ein. Sie sang gerade den Refrain und bei dem Gedanken an meine Schwester, wurde ich leicht sentimental. Meine Augen füllten sich mit Tränen, die ich versuchte zu verstecken und weg zublinzeln. Ich wollte nicht vor allen meine Ergriffenheit und Schwäche zeigen.
Natalie war so ziemlich der wichtigste Mensch in meinem Leben. Sie war immer für mich da und ich war unglaublich froh, dass ich gelernt hatte, mich ihr zu öffnen. Dadurch waren wir noch enger zusammen gewachsen, obwohl wir uns wirklich nicht regelmäßig sahen. Mindestens einmal in der Woche telefonierten wir und manchmal war auch ein Videoanruf drin, wenn es der Terminkalender erlaubte.
Lena erinnerte mich mit ihrer Version daran, wie sehr Natalie mir fehlte und ich konnte nicht verhindern, dass schließlich doch eine Träne meine Augen verließ und sich den Weg über meine Wange bahnte.
Ich nahm mir fest vor, mein Verhältnis mit meiner Schwester zu bewahren. Ich wollte sie nie verlieren und ihr auch nie wieder so fremd sein, wie es früher war, als ich den Kontakt zu meiner gesamten Familie stark vermindert hatte, weil ich sie hinter die Musik gestellt und mich verschlossen hatte. So etwas sollte nie wieder geschehen.
Ich war sehr beeindruckt von der Version, die Lena kreiert hatte und war fest davon überzeugt, dass Natalie sie ebenfalls lieben würde. Die Version war nicht übertrieben und nicht zu entfremdet, aber auch nicht nah am Original. Für mich war sie perfekt und ich wünschte mir, sie irgendwann einmal mit Lena gemeinsam zu singen. Jedes einzelne Wort, das Lena sang, klang so ehrlich und war mit so viel Gefühl versehen, dass ich, wenn ich es nicht besser wüsste, denken würde, es wäre ihr Song.
Als Lena die letzten Töne ausklingen ließ und somit den Song beendete, war ich wie gelähmt. Mir war nicht einmal möglich, mich von dem Sofa zu erheben.
Ich war komplett ergriffen, die Gedanken schwirrten in meinem Kopf umher und ließen keine weitere Reaktion zu. Gedanken an meine Schwester, Lena, ihren Auftritt und die gesamte Sing meinen Song Situation.
Ich konnte nur wahrnehmen, wie die andere applaudierten und Lena Komplimente zu riefen.
Lena schien dies aber auch auszublenden, da sie nur das Mikrofon auf die Halterung steckte und anschließend mit schnellen Schritten auf mich zu kam, ehe sie vor mir auf die Knie fiel.
Ich konnte beobachten, dass sie ebenfalls feuchte Augen hatte, als sie mich kurz anlächelte und schließlich ihre Arme um mich legte. Sie drückte sich fest an mich und auch ich umschloss ihren zierlichen Körper mit meinen Armen und vergrub meinen Kopf in ihren Haaren.
„Danke, Leni", flüsterte ich und spürte, wie sie ihren Griff verfestigte.
„Gerne. Hat es dir gefallen?", nuschelte sie unsicher in meine Halsbeuge, was mich wieder grinsen ließ.
„Es war echt richtig schön. Ich glaube Natalie wird es gefallen", lächelte ich sie erneut an, als wir uns voneinander lösten.
Sie erwiderte mein Lächeln, ehe sie sich von mir abwandte und die Umarmungen der anderen annahm, die schon ungeduldig zu warten schienen.
Die restliche Aufzeichnung über ging mir Lena nicht mehr aus dem Kopf. Irgendetwas hatte sie mit diesem Auftritt ausgelöst, dass sie nun mehr als je zuvor in meinen Gedanken herum spukte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top