Chapter 4

„Auf eine unvergessliche Staffel", sagte Alec und hielt sein Bier in die Luft.
„Und auf die neu entstehenden Freundschaften", pflichtete Paddy bei und hob ebenfalls sein Bier an.
Auch ich erhob meine Weißweinschorle und die anderen streckten ebenso ihr Getränk nach oben, sodass ein lautes Klingen die Stille des bereits vorangeschrittenen Abends durchbrach.
Anschließend nippte ich an meinem Wein und spürte, wie die kalte Flüssigkeit angenehm durch meinen Körper floss.
Wir hatten den Abend vor der ersten Aufzeichnung zusammen verbracht und uns wie immer über Gott und die Welt unterhalten. Jeder weitere Tag zeigte mir, wie lieb ich jeden einzelnen schon gewonnen hatte und was für eine super Truppe wir waren.

Nach und nach verabschiedeten sich alle, bis nur noch Mark, Gentleman und ich auf der Terrasse zurück bleiben.
Ich lauschte gerade dem Gespräch der beiden über das Schreiben von Songs, als Gentleman sich von seinem Stuhl erhob.
„So ihr Dudes, ich geh jetzt auch ins Bett, damit ich morgen beim Forsterabend fit bin und meinen Text auf die Reihe bekomme. Macht nicht mehr so lange", verabschiedete er sich grinsend und klatschte mit Mark ein, ehe er mich umarmte und schließlich im Haus verschwand.

Jetzt war ich mit Mark alleine. Normalerweise wäre das überhaupt kein Problem, doch irgendwie war dieses Mal etwas anders. Ich wusste nicht, was es war, da Mark sich genau so verhielt wie sonst auch und es deshalb nicht an ihn liegen konnte, doch es fühlte sich anders an. Nicht im negativen Sinne, sondern eher positiv. Meine Ansichten ihm gegenüber hatten sich geändert. Das Gespräch mit Steff war nun ein paar Stunden her und irgendwie verfolgte es mich und besonders ihre Aussage „was nicht ist, kann ja noch werden" wollte mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Ich hatte Mark immer nur als besten Freund gesehen und nie auch nur im Traum darüber nach gedacht, ob wir eigentlich viel mehr als nur das waren.

Den Blick hatte ich auf mein Weinglas, das ich in meiner Hand hin und her drehte, gerichtet, doch spürte ich Marks Blick auf mir ruhen.
„Was geht dir durch den Kopf?", fragte er schließlich und veranlasste mich dazu, mich von meinem Glas loszureißen und ihm in die Augen zu blicken.
„Nichts wichtiges", antwortete ich nur in der Hoffnung, dass er mir glauben würde. Was hätte ich ihm denn sonst antworten sollen? Die Wahrheit? Wenn ich doch nur wüsste, was die Wahrheit war...

„Komm schon Leni. Meinst du, das kauf ich dir ab?", runzelte er die Stirn und ich spürte, wie er versuchte, sich mit seinem Blick in mein Innerstes zu bohren, als könnte er dadurch in meinen Kopf hinein schauen.
Er kannte mich einfach zu gut. Ich hätte mir denken können, dass er mir nicht glaubte und es auch nicht bei so einer banalen Antworten belassen würde.
Mark erhob sich vom anderen Ende des Tischs und ich schaute ihn verwundet an, da ich nicht wusste, was er jetzt vor hat.
Erst dachte ich, er würde ins Haus gehen, doch er lief nur um den Tisch herum und ließ sich neben mir auf der Bank, auf der ich saß, nieder.

„Geht es um Max? Hat er sich wieder bei dir gemeldet?", fragte er und griff dabei nach meiner Hand. Als er diese mit seiner umschloss, begann meine Haut seltsam zu prickeln und eine ungewohnte Wärme stieg in mir auf. Das alles verwirrte mich und ich wusste nicht, was es zu bedeuten hatte. Es war ja schließlich nichts Neues, dass wir uns so nah kamen wie jetzt.

Hatte ich jetzt wirklich Interesse für meinen besten Freund entwickelt, obwohl ich noch mit Max zusammen war? Oder entstanden diese Gefühle nur aus der Verwirrung und Unentschlossenheit, wie es mit Max weiter gehen würde. Vermutlich war das Durcheinander so schnell, wie es entstanden war, auch wieder weg. Das hoffte ich zumindest, da ich mich doch nicht in Mark verlieben konnte. Das würde das Ende unserer Freundschaft bedeuten. Warum zum Teufel spielten meine Gefühle auf einmal so verrückt?

„Nein, Max hat sich nicht gemeldet. Ist vermutlich auch besser so. Ich weiß, dass es so nicht mehr weiter gehen kann und das will ich auch nicht mehr. Wenn wir wieder in Deutschland sind, werde ich mit ihm reden", antwortete ich ihm.
„Trennst du dich von ihm?", fragte Mark vorsichtig weiter und schaute mich mit schief gelegtem Kopf an.
„Vermutlich ja. Aber ich weiß es nicht. Ich weiß gerade gar nichts. Meine Gefühle drehen im Moment völlig durch und ich weiß nicht mehr, was ich fühlen kann, darf oder will.", öffnete ich mich Mark schließlich verzweifelt, woraufhin er meine Hand fester drückte.

„Das wird schon wieder", versuchte er mich zu beruhigen, „Mit der Zeit wird es besser."
Er sprach von einer Trennung. Und das aus Erfahrung. Es war jetzt schon ein paar Monate her, dass er sich von seiner Freundin getrennt hatte, mit der er viele Jahre eine, wie ich dachte, glückliche Beziehung geführt hatte. Mark redete nicht gerne über Gefühle, auch mit mir nicht, weshalb ich nicht viel von seiner letzten Beziehung wusste, geschweige denn, warum sie endete. Aber es schien ihm jetzt viel besser zu gehen als vor der Trennung, woraus ich schloss, dass diese ihm gut getan hatte. Immer, wenn ich ihn sah, schien er glücklicher und das machte mich ebenfalls glücklich.

„Was, wenn ich das Falsche mache?", schniefte ich leicht und spürte, wie er meine Hand los ließ, um stattdessen seinen Arm um mich zu legen und mich an sich zuziehen.
„Ehrlich gesagt, gibt es kein richtig oder falsch. Egal, was du machst, es wird dir erstmal schlecht gehen. Wenn du bei Max bleibst, wird es jedoch nie besser werden. Ich weiß, dass eine Trennung schwer ist, vor allem nach so viele Jahren Beziehung, doch glaub mir, dass es nach einiger Zeit wieder bergauf gehen wird. Und in der Zeit, in der es dir schlecht geht, bin ich für dich da, das weißt du", entgegnete er. Seine Worte gaben mir Kraft. Ich wusste, dass ich nicht alleine war und das bedeutete mir viel.

Meine Arme legten sich um Marks Körper und mein Kopf auf seine Brust. Es tat unglaublich gut, ihm so nah zu sein, auch wenn ich nicht genau wusste, was ich fühlen sollte. Ich beschloss, einfach das hier und jetzt zu genießen und meinen Kopf auszuschalten.
„Ich weiß nicht, wie oft ich dir das in den letzten Wochen schon gesagt habe, aber ich danke dir", flüsterte ich gegen seinen Oberkörper, woraufhin ich spürte, wie er mir einen Kuss auf meine Haare hauchte.
„Und ich weiß nicht, wie oft ich dir noch sagen muss, dass du dich dafür nicht bedanken musst. Ich würde alles für dich tun, Leni", kam es sanft von ihm.

Diese Worte lösten etwas in mir aus, was ich nicht beschreiben konnte. Zu wissen, dass jemand immer für einen da sein und einem stets zur Seite stehen würde, wie Mark es mir immer wieder aufs Neue versicherte, war das Wichtigste auf der Welt. Das Gefühl, nicht alleine zu sein, und dass auch noch Mark derjenige war, der zu mir hält, egal was geschehen würde, trieb mir Tränen in die Augen.
Leicht löste er sich von mir, als mir ein kurzes Schniefen entwich, sodass er mir in die Augen schauen konnte.

Seine Augen strahlten so eine Ruhe aus und kamen mir so tief und ehrlich vor, dass ich befürchtete, in ihnen zu versinken und mich nie wieder von ihnen lösen zu können. Seine Hand strich sanft über meine Wange und mein Gesicht schmiegte sich wie von selbst in seine Handfläche. Ich wusste nicht, was hier gerade zwischen uns passierte, aber es fühlte sich gut an und ich wollte es, so falsch es auch sei mag, nicht beenden.

Mark lächelte schließlich vorsichtig und sein Blick bewegte sich zögernd von meinen Augen zu meinen Lippen und wieder zurück. Automatisch schlich sich ebenfalls ein Lächeln auf meine Lippen. Dadurch schien sich sein Verstand nun endgültig auszuschalten, da er sonst niemals auch nur auf die Idee kommen würde, das zu tun, was er nun vor hatte.
Mein Herz pochte wie verrückt und ich fühlte, dass es Mark nicht anders ging, da meine Hand auf seiner Brust ruhte, gegen die sein Herz wie wild klopfte.
Er näherte sich meinem Gesicht, bis unsere Lippen nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt waren und ich seinen heißen Atmen bereits auf meinen Lippen spüren konnte.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top