Chapter 3
Das Telefonat mit Max war nun schon ein paar Tage her. Es stimmte mich zwar immer noch traurig, jedoch ließen mir die anderen und besonders Mark und Paddy kaum Zeit, daran zu denken.
In den vergangenen Tagen hatten wir die Einspieler und sämtliche Interviews gedreht und morgen würde endlich der erste Abend aufgezeichnet werden.
Wir hatten alle so unglaublich viel Spaß zusammen und genossen die Zeit, die wir hier als Truppe verbringen durften. Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so gut verstehen würden und ich war mir sicher, dass hier einige starke Freundschaften ihre Basis finden würden.
Heute hatten wir nichts zu tun und demnach war es ein ruhiger Tag.
Steff und ich lagen am Pool und genossen die warme Mittagssonne. Alle anderen waren kreuz und quer im Haus verstreut. Manche telefonierten mit ihrer Familie, andere bereiteten sich auf den morgigen Abend vor und gingen ihren Texte durch.
Ich würde das morgen machen, wobei ich den Text mehr als sicher beherrschte.
Morgen war Marks Abend und ich wollte, dass mein Song für ihn perfekt werden würde. In Deutschland hatte ich an diesem Song am längsten von allen Liedern gearbeitet, bis ich mit der Version zufrieden war. Ich wollte meinem besten Freund mit meinem Auftritt etwas zurück geben, da er immer für mich da war.
Ich wusste, dass ich das für ihn persönlichste von seinen Liedern gewählt hatte, weshalb es auch das größte Risiko mit sich brachte, dass er es nicht mögen würde. Doch dieses Risiko würde ich eingehen. Ich wollte ihm zeigen, dass ich mir Gedanken gemacht hatte und hoffte so sehr, dass es ihm gefallen würde.
„Warum grinst du so? An was denkst du gerade?", fragte Steff schmunzelt und richtete sich auf ihrer Liege auf. Sie streckte ihre Hand der Sonne entgegen, damit diese ihr nicht ins Gesicht schien und sie mich somit besser sehen konnte und schaute mich neugierig an.
Ich stellte belustigt fest, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie sich ein Lächeln auf meine Lippen gezaubert hatte.
„Ich denke an morgen Abend. Einerseits freue ich mich sehr darauf, aber andererseits hab ich extrem Angst, dass Mark es nicht gut finden wird. Aber die Freude überwiegt im Moment noch und ich bin einfach glücklich hier zu sein. Weißt du, was ich meine?", entgegnete ich seufzend und dreht mich auf den Bauch und stütze mich auf meinen Armen ab, damit ich sie direkt anschauen konnte.
„Ja, das versteh ich gut. Ich freue mich auch, hier zu sein und so unglaubliche Menschen getroffen zuhaben", nickte sie mir zu.
Ich war auch überaus froh, dass ich Steff hier richtig kennengelernt habe. Sie ist mir jetzt schon eine sehr gute Freundin geworden. Ich habe ihr vor ein paar Tagen von Max erzählt, da ich das Bedürfnis hatte mit jemandem zu reden, der nicht Mark, Paddy oder irgendein anderes männliches Wesen war. Steff hatte mir aufmerksam zugehört und mich sofort verstanden. Sie hat mir anschließend erzählt, dass sie vor ein paar Jahren ebenfalls in einer Situation war, in der sie sich entscheiden musste, ob sie etwas langjähriges aufgeben würde, um selbst wieder zu sich selbst zu finden. Im Endeffekt hatte sie es getan und bereute es bis heute nicht. Sie hat mir vor Augen geführt, dass sich nicht nur Max geändert hatte, sondern auch ich und mir den Rat gegeben, darüber nachzudenken, ob Max und ich auch eine Beziehung eingehen würden, wenn wir uns heute zum ersten Mal begegnen würden.
Sie hatte recht. Ich hatte mich ebenfalls verändert. Ich war viel selbstständiger und unabhängiger geworden. Im Gegensatz zu dem naiven Mädchen von früher, war ich heute eine selbstbewusste junge Frau. Würde ich Max heute begegnen, würden wir uns sehr wahrscheinlich gut verstehen, doch mehr würde nicht zwischen uns sein. Dafür waren wir uns mittlerweile viel zu unterschiedlich und fremd. Auch wenn es schmerzte, hatte ich mich langsam mit dieser Erkenntnis abgefunden.
Kurze Zeit blieb es still und Steff musterte mich nachdenklich, als würde sie zögern, etwas zusagen.
„Jetzt hau schon raus. Was liegt dir auf der Zunge?", forderte ich sie schließlich lachend auf, woraufhin auch sie kurz auflachen musste.
Schnell wurde sie aber wieder ernst.
„Kann ich dich mal was fragen?", erkundigte sie sich vorsichtig.
„Klar", erwiderte ich nur schulterzuckend, da ich keine Ahnung hatte, worauf sie hinaus wollte und warum sie plötzlich so zögerlich war.
„Was ist da zwischen dir und dem Forster?", flüsterte sie mir fast schon zischend zu, als befürchtete sie, dass uns jemand zuhören würde. Ein neugieriges Grinsen hatte sich auf ihrem Gesicht ausgebreitet und der zurückhaltende und vorsichtige Ausdruck war verschwunden.
„Wie meinst du das?", stellte ich verwirrt die Gegenfrage und runzelte fragend meine Stirn.
„Ach komm schon. Du kannst mir doch nicht vormachen, dass da nichts ist. Ihr hängt fast die ganze Zeit zusammen rum, lacht ständig und wirkt so unbeschwert, wenn ihr die Zeit gemeinsam verbringt. Auch die Art, wie ihr miteinander umgeht, ist so vertraut und harmonisch. Mir kannst du es doch sagen", zwinkerte sie mir schamlos zu und wartete gespannt auf meine Antwort.
Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, weshalb ich leicht auflachen musste.
„Da muss ich dich leider enttäuschen. Mark ist mein bester Freund und das schon sehr lange. Wir kennen uns schon ewig und haben viel zusammen erlebt. Er ist immer für mich da, gerade in der jetzigen Situation mit Max. Ich fühle mich frei bei ihm. Ich kann ich selbst sein. Aber auf der Ebene, die du meinst, ist noch nie etwas passiert", antwortete ich lachend.
Ihr Blick wurde zweifelnd, dann nickte sie aber lächelnd und zuckte mit den Schultern.
„Schade eigentlich. Ich finde, das passt irgendwie. Aber was nicht ist, kann ja noch werden", grinste sie mich an, woraufhin ich spürte, dass meine Wangen sich rot färbten.
„Steff!", rief ich überfordert und griff nach meinem Handtuch, das ich anschließend in ihre Richtung abfeuerte.
Sie lachte nur, als es in ihrem Gesicht landete und grinste mich weiterhin an.
„Was denn? Sag dann aber nicht, ich hätte dich nicht gewarnt", sagte sie verschwörerisch und warf mir das Handtuch wieder entgegen.
„Ich muss erstmal die Sache mit Max klären, wenn ich wieder in Deutschland bin und danach sehen wir weiter, aber ich halte dich natürlich gerne auf dem laufenden", erwiderte ich ironisch und drehte mich wieder auf den Rücken, um mich weiter zu sonnen.
„Jaja, red dich nur raus", lachte sie weiter und brachte mich damit ebenfalls zum grinsen.
Wenn ich ehrlich war, hatte ich noch nie so über Mark nachgedacht. Also, dass da mehr sein könnte, als nur Freundschaft.
Ja, ich fühlte mich wohl bei ihm. Sehr sogar. Und er schaffte es immer, meine schlechte Laune zu vertreiben und mir ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Wir standen uns gegenseitig immer zur Seite und unterstützen uns bei allem, was wir taten. Aber das alles zeichnet doch eine gute Freundschaft aus, oder nicht?
Und dann war da immer noch Max. Ich war im Moment sowieso mit meinen Gefühlen total am Ende und durcheinander. Ich wusste nur, dass ich etwas ändern musste. Ich wusste nicht, ob ich ihn noch liebte oder ob dieses Gefühl, das ich für ihn fühlte, einfach aus der Gewohnheit entstanden war und nichts mehr mit Liebe zu tun hatte. Wie sollte ich denn dann noch herausfinden, ob Mark nur ein guter Freund oder doch mehr für mich war?
Seufzend legte ich meine Hände auf mein Gesicht und rieb verzweifelt über meine Augen.
„Du denkst doch drüber nach. Das seh ich", hörte ich Steffs Stimme erneut neben mir, woraufhin ich ihr einen gespielt bösen Blick zuwarf und ihr lachend den Mittelfinger hinhielt, was sie sofort in ein herzhaftes Lachen ausbrechen ließ.
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