BabsiUKnow

„... Davor hab ich Angst", beendete Emilia ihre Erzählung. ,“Tch, Weiber...". Diese zwei Worte ernteten einen fast schon tödlichen Blick von Emilia. „Als hättest du vor nichts Angst, Jack". Ihre Stimme vibrierte wütend, das Lagerfeuer, welches sich in der Mitte des kleinen Sitzkreises befand, tauchte ihr Gesicht in ein bedrohliches rot. „Ich bin ein scheiß Dämon, Weibchen. Ich bin wortwörtlich durch die Hölle gegangen", rief er ihr, dumm grinsend, ins Gedächtnis. Der Marshmallow von Damon fing zischend Feuer, verfärbte sich schwarz und schmolz so weit durch, dass er auf die glühenden Holzscheite fiel. Während Nathaniel, Emilia, Damon, Jack, Lyra und Eric einen der wenigen, ruhigen Abende auf einem 'gemieteten' Strand auf den Malediven, begleitet von einem Lagerfeuer, Alkohol und Marshmallows, genossen, verbrachten die Anderen der Gruppe diesen Abend in dem Bungalow, der sich einige Meter im Meer befand, und durch einen hölzernen Steg erreichbar war. Die Sonne war schon längst verschwunden, der Mond spiegelte sich auf den gleichmäßigen Wellen des kristallblauen Meeres, die durch leichte Windböen erzeugt wurden. Jack kam auf die Idee, die Ängste der sterblichen zu erfragen, doch statt den erwarteten, kurzen Antworten bekam er minutenlange Erzählungen. Statt einfach nur den Ängsten, bekam er die Gründe weshalb. Statt Erkenntnisse, bekam er Gefühle. Lyra und Eric hatten ihre Geschichten schon hinter sich, Emilia ihre gerade beendet. „Damon, wovor hast du Angst?". Auch wenn es die Rothaarige wissen sollte, tat sie es nicht. Er wollte nie darüber reden, weshalb hatte er dich darauf eingelassen? Seufzend spießte der Magier erneut einen der unzähligen Schaumzuckerzylinder auf seinen angespitzten Holzstab und hielt diesen wieder in die Flammen, von denen er sofort umtanzt wurde. „Ich hab vor gar nichts angst...", brummte er. Sofort hob Eric hob eine Augenbraue, sah Damon mit einem dieser 'Ach wirklich?'-Blicke an und gewann mit einem übertriebenen Räuspern die Aufmerksamkeit des anderen Magiers. „Was?" „Du hast vor gar nichts Angst? Soll ich dir etwas ins Gedächtnis rufen? Österreich?".
Damons Gesicht lief rot an, vor Wut oder vor Scham wusste niemand, vielleicht nicht mal er selbst. „Hör bloß auf damit". Neugierige Blicke trafen sich über dem Feuer hinweg, niemand wollte nachfragen. „Es... Es war meine erste Mission. Eric war mit, durch ihn hab ich... James kennengelernt". Wieder machte sich Stille breit, als hätte jemand eine Schweigeminute für seinen gefallenen, besten Freund eingerufen. Daran erinnert zu werden, dass auch dieser Hitzkopf von Alessia, oder von einem ihrer Männer, ermordet wurde, schürte die Wut in Nath. Innerlich glühte er mit der entstandenen Holzkohle um die Wette. „Diese Mission führte uns nach Österreich, zu einem der schönsten Seen die ich je erblickte. Umringt von Bergen, das Wasser, es war so blau wie Nath als er sich zu Jasmin teleportiert hatte". „Ich 'teleportier' mich nicht, ich reise durch die Schatten...", korrigierte der Halbengel. „Was auch immer. Jedenfalls bestand meine Mission darin, die dort lebenden Nixen zu erledigen, da die Anzahl ihrer Opfer rapide wuchs. Innerhalb zwei Wochen ertranken dort sechzehn Menschen, hauptsächlich Hobbysegler". Damon drehte seinen karamellisierten Marshmallow um 180°. Alle anderen hatten ihre Stäbe weggelegt, sie wollten aufmerksam zuhören und kein Detail verpassen, so hatten sie das auch bei den anderen Drei gemacht. „Der Flug dorthin war recht angenehm und dauerte etwas über 6 Stunden. Genügend Zeit sich einen Plan auszumachen und die Ausrüstung tausendmal auseinander zu nehmen...", sein Blick fiel auf den Feuermagier, der eine Person weiter, neben Lyra saß. „Ich dachte mir nichts Großes dabei, es reichte doch wenn ich es wie diese Elektroangler mache und einen Blitz ins Wasser einschlagen ließe, der die Nixen brät. Allerdings hab ich weder die Akte gut durchgelesen, noch hab ich im Unterricht aufgepasst. Ihr... Ihr wisst doch wie meine Noten waren...". Zustimmendes Nicken machte die Runde, Nath konnte schon erahnen worauf das auslief. „Gut, dann wisst ihr also alle, dass Nixen die Arschlöcher unter den Wassermenschen sind. Ähnlich wie Sirenen, nur ohne dem ganzen Federzeug, sondern mit langem, schuppenbedeckten Fischschwanz, können sie wunderschön singen. Sie singen von alldem was ihr auserwähltes Opfer begehrt. Die Melodie erinnerte fast an ein Schlaflied, hypnotisierend, davon erzähl ich später mehr, ich schweife ab". Kurz unterbrach er seine Erzählung, zog den gleichmäßig braunen Marshmallow aus den Flammen und aß ihn genüsslich. „Also, dort angekommen...". Damon schluckte den Zuckerzylinder hinunter, „dämmerte es schon, Nixen jagend meist nachts, oder eben in der Dämmerung. Ehrlich gesagt waren die Opfer selbst schuld. Wer geht zu dieser Uhrzeit noch segeln?". Der junge Mann versuchte Zeit zu schinden. Vielleicht würden ja welche von ihnen einschlafen oder das Interesse verlieren. „Sorry, bin schon wieder abgeschweift. Also, wir suchten uns erstmal jemanden, der uns ein Boot borgen konnte. Österreicher sind nette Leute, vor allem die, die man mit Geld dazu bringen konnte. Wir zwei segelten also hinaus, ließen das, um ein paar Euro reichere Pärchen hinter uns und steuerten auf sie Mitte des Sees zu. Die tiefste Stelle hatte die beachtliche Zahl von 172 Metern. Jedes Mal wenn ich in das tiefe blau blickte, starrte meine Spiegelung zurück, kein Anzeichen von Frauen mit Fischschwänzen, nur vereinzelt zischten Fischschulen umher, was meinen Plan mit dem Blitz ins Wasser fallen ließ". Heimlich klopfte er sich selbst auf die Schulter für diesen Wortwitz. Die Aufmerksamkeit der Anderen war immer noch stur auf ihn gerichtet. „Wir… wir mussten sich also etwas anderes einfallen lassen. Während Eric stark nachdachte, starrte ich einfach ins Wasser. Unter den ganzen Fischschulen schwamm etwas Größeres herum, allerdings konnte ich es nur schemenhaft erkennen. Dieses Etwas umkreiste uns wie ein Hai seine Beute. Noch bevor irgendjemand etwas tun oder sagen konnte erklang auch schon die Stimme, die wir nie hören wollten…“ „Wir hatten ja extra einen Gehörschutz dabei, aber jemand gewisses war sich so sicher, dass der Blitz-Plan klappt…“. Der unterbrochene Damon verdrehte die Augen, nahm sich erneut einen der Mashmallows und spießte ihn auf. „Du hättest auch stur sein und sie einfach mitnehmen können, also ist es nicht nur meine Schuld“, zickte er zurück, worauf Eric kurz auflachte. „Also, wie ich vorher schon erwähnt habe singen Nixen, ähnlich wie Sirenen, über all das, was ihre Opfer begehren. Außerdem sehen sie dazu noch verdammt gut aus. Wer dachte, dass junge Succubi verführerisch sind, der hat noch nie Nixen gesehen. Ich möchte, in Gedanken an Alessia, nicht sagen, dass sie Engelsgleich aussehen, aber so würde ich mir diese Kreaturen eigentlich vorstellen“. Damon kam gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus, als wäre er immer noch im Bann der Wassermenschen. „Ihre blasse Haut im starken Kontrast zu den dunkelgrün schimmernden Haaren, honigfarbene Augen und perfekt geschwungene Lippen, die man einfach nur küssen wollte. Meiner Meinung nach mussten sie gar nicht singen, ihr Aussehen alleine hätte mich ins Wasser getrieben“. Er musste eine kurze Pause machen, damit er den Gedanken an das Wesen vergas, drehte seinen Marshmallow dabei um und überlegte, wie er weiter erzählen sollte. „Wovon handelte das Lied denn?“. Lyras Neugierde übermannte sie. Damon atmete kurz tief durch, überlegte ob er die Wahrheit sagen sollte und seufzte dann. Was hatte er denn jetzt noch zu verlieren? Achja, das kleines bisschen Respekt dass manche noch vor ihm haben. „Von Macht und Stärke. Dass diese zwei Dinge die Frauen anziehen wie das Licht die Motten. Wenn ich der Stärkste meiner Zeit werde, liegen mir die Frauen zu Füßen“, sein Blick wanderte kurz zu Nath hinüber. „Aber das Ziel scheint jetzt unfassbar weit weg zu sein…“, Damons Augen blickten zu Emilia. Sollte er sich ausbessern und ihnen sagen, dass das ganze Lied nur von ihr handelte? Bilder der Nixe tauchten plötzlich vor seinen Augen auf, verglichen unwillkürlich die Gesichter der beiden Frauen. Der Blitzmagier wusste, dass er die Nixe anziehend fand, jetzt wusste er auch warum.
„Also…“, er fing sich wieder und setzte seine Erzählung fort. „Diese Kreatur schwamm auf mich zu. Ihre Lippen waren zu einem verführerischen Lächeln gezogen, ihre Augen fixierten mich. Ich merkte gar nicht, wie sich mein Oberkörper immer weiter aus dem Boot lehnte, bis sie, ohne Vorwarnung, ein Stück aus dem Wasser sprang und ihre schlanken Arme um meinen Hals legte“, er machte einige Armbewegungen dazu, damit sich die anderen die Geschehnisse besser vorstellen konnten. „Ihre Lippen waren nur ganz knapp vor meinen, doch anstatt sie aufeinander zupressen, zog sie mich mit einem kräftigen Ruck ins Wasser, schlug einige Male mit ihrer Schwanzflosse umher und tauchte somit immer tiefer. Das sonst so schöne Wasser wurde plötzlich dunkel, bedrückend. Fast schon angsteinflößend. Ich weiß nicht, wer von euch schon mal fast ertrunken wäre, es ist ein Scheißgefühl. Man ringt nach Luft, aber alles was man bekommt ist Wasser, dass deine Lunge und deinen Rachen füllt. Vor dir das mörderische, aber immer noch verführerische, Lächeln einer Nixe, die dich einfach nur töten will“, seine Hand legten sich um seinen Hals, als würde er sich selbst erdrosseln wollen. „Ich hab versucht mich aus ihrem Griff zu befreien, wand mich, schlug und trat nach ihr, doch sie ließ nicht los. Immer tiefer, die Wasseroberfläche war so nah, und doch so fern. Wie einer der Sterne da oben. Es sieht so aus, als könnte man sie in der Hand einfangen, aber…“, seine Hand schoss in die Höhe, ballte sich zu einer Faust die er dann wieder öffnete. Erneut trat wieder Stille ein. Vereinzelt konnte man ein kleines Orchester an Grashüpfern vernehmen, gepaart mit dem Rauschen des Wassers. „Meine Sicht verschwamm, meine Sinne gaben nach. Ich wusste, wenn ich jetzt sterben würde, dann wenigstens mit einer hübschen Frau an meiner Seite…“, Damon versuchte die Stimmung mit einem kleinen, vielleicht unpassenden Witz aufzulockern. „Das nächste, an das ich mich erinnern kann ist, dass mich diese Wasserfrau losließ und fauchend verschwand. Ich trieb also alleine mitten im See, zu schwach mich an die Wasseroberfläche zu strampeln, aber zu stark um einfach aufzugeben. Ich riss mich zusammen, trat mit meinen Füßen umher und irgendwie schaffte ich es doch an die Oberfläche. Ihr glaubt gar nicht wie gut es sich anfühlte, als endlich wieder Luft in meine Lungenflügel gelangte, und kein Wasser“. Der Erzähler lachte kurz auf. Jetzt musste er ihnen schon langsam sagen, wovor er denn Angst hatte, oder? So hatten es die Anderen doch auch getan. „Und jetzt hast du Angst vor tiefem Wasser?“. Wieder übernahm die Neugierde Lyras die Oberhand und ließ die Frage aus ihrem Mund springen. „N… Nein, nicht ganz“. „Du hast nur Angst vor Seen!“, riet Emilia. Was zur Hölle wurde hier gespielt? Es hatte doch niemand bei den anderen Drei geraten! „Auch nicht… Ich hab…“ „Aaaaaah, du hast Angst vor schönen Frauen!“, er wurde von Jack unterbrochen, der sich wieder einen tödlichen Blick einfing. Diesmal von Emilia und Lyra. „Angst vor schönen Frauen? Meinst du damit, dass wir hässlich wären?“. Bildete er sich das nur ein, oder wurde Emilias Gesicht wirklich immer rot vor Wut, wenn sie mit ihm redete? Jack zuckte mit seinen Schultern. „Das hab ich nie gesagt, Mädchen“. Verteidigend hob er die Arme, schloss die Augen und wand seinen Blick ab. Damon ergriff wieder das Wort. „Also, Angst vor schönen Frauen hab ich nicht…“, er machte eine dramatische Pause, blickte einmal durch die Runde und atmete dann tief durch. „Ich… Ich hab Angst vor Frauen, die schön singen können“. Zum wiederholten Male herrschte Stille. „Vor… Frauen die… schön Singen können?“. Leise wiederholte Emilia die Worte, dachte kurz nach. „Jap, warum glaubst du war ich so in dich verliebt?“. Die Rothaarige zog eine ihrer Augenbrauen in die Höhe. „Willst du damit sagen, dass ich eine schlechte Sängerin bin?“, „Naja…“, Damon kratzte sich am Hinterkopf. „Sonderlich gut bist du nicht…“. Dies war das Letzte, dass er sagen konnte, bevor er von dicken Wurzeln weggeschleppt wurde. Den ganzen Abend wurde er nicht mehr gesehen.
„Tch, Weiber…“ (Wir wissen alle von wem das kommt :3)

~Ende~

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top

Tags: