PART TWENTYONE
>TURNSCHUHE<
30/12/2016 - 11:12 Uhr
Ich lief die Straße entlang und blickte mich immer wieder um. Ich war gehetzt und hatte mein Telefon am Ohr. Es war aber nur Otis's Mailbox, die sich meldete.
»Otis? Wir müssen uns treffen. Sofort. Ich kann nicht lange telefonieren. Ich schmeiße gleich mein Handy weg, damit sie mich nicht orten können.«, dann fiel mir etwas ein, dass ich beim rumstöbern in seiner Akte gefunden hatte. »Paul weiß alles über deine Pläne. Wir stecken beide in der Scheiße. Und nein, ich bin nicht paranoid. Komm heute Abend um sechs an den Strand. Ich warte da auf dich. Du musst kommen! Du musst!«
Ich ging noch einpaar Schritte, dann ließ ich mein Handy angeschaltet auf den Rücksitz eines Cabrios fallen, das am Straßenrand parkte.
Einpaar Meter stoppte ich jedoch an einem Zeitungsstand. Weiße Sneaker lugten unter dem Tisch hervor, die zu einem Körper gehörten, den man wegen der Tischplatte nicht sehen konnte.
Doch die Kopfhörer, die daneben lagen, würde ich überall erkennen. Und jetzt schaltete mein Verstand auf rot.
In der Akte hatte Paul geschrieben, er müsse Otis aus dem Verkehr schaffen und damit meinte er bestimmt nicht, dass er ihm seinen Führerschein wegnehmen würde. Das, was sich mir auf der Zeitung bot, erklärte auch die verdammte Turnschuhfactory, die plötzlich, wie aus Geisterhand, aufgetaucht war.
»Scheiße, Otis! Bitte nicht!«, flüsterte ich und wusste auch direkt, wer sich diese Firma ausgedacht hatte.
Ich kaufte mir die Zeitung und hielt ein Taxi auf.
»Zum Krankenhaus.«, sagte ich knapp und setzte mich auf den Rücksitz. Dort begann ich, den Artikel durchzulesen.
»Ins Krankenhaus wollen Sie?«, rief der Taxifahrer über die Schulter nach hinten. »Da habe ich neulich erst eine Story gehört, die glauben Sie nicht. Eine gute Freundin von 'nem Freund von mir geht abends tanzen und dann mit so 'nem Typen nach Hause, um sich seine Espressotassensammlung anzusehen.«
Der Fahrer drehte sich zu mir um und zog sein rechtes Augenlied nach unten, von wegen: Sie wissen schon.
»In seiner Wohnung haut ihr der Typ so K.-o.-Tropfen ins Glas. Und jetzt raten Sie mal, wo sie am nächsten Morgen aufgewacht ist!«
Ich sah nur kurz auf und arbeitete mich darauf wieder durch die Zeitung. Aber das schien dem Fahrer völlig egal zu sein.
»Jedenfalls nicht in seinem Bett.«, fuhr der Mann fort. »Das Bett, in dem sie zu sich kam, stand im Krankenhaus und drei mal dürfen Sie raten, was ihr fehlte.«
Auch dieses mal wartete er meine Reaktion erst garnicht ab.
»Die Handtasche wars nicht, die war noch da. Der Kleinen fehlte 'ne Niere. Was sagen Sie dazu?«
»Kennen Sie das Mädchen persönlich? Haben Sie die Narbe selbst gesehen?«, fragte ich interessiert, weil es schließlich sein könnte, dass wieder eine meiner Geschichten blutiger Ernst geworden war.
»Nein, hab ich nicht. Aber das ist alles echt passiert. Das hab ich von 'nem guten Freund eines Freundes gehört, von dem war das die Freundin.«, erwiderte der Taxifahrer gekränkt.
»Vorhin war es noch der Freund von dem Mädchen, der Ihnen die Story erzählt hat.«, erwiderte ich gereizt.
»Wer sind Sie? Mitglied der anonymen Skeptiker?«, grunzte er nach hinten.
Den Rest der Fahrt über herrschte eisiges Schweigen, was dem Fahrer mehr zu schaffen machte als mir. Ich war erleichtert, weil es keine wirklichen Beweise gab, dass die Nierengeschichte auch bereits in der Realität umgesetzt wurde.
»Wir sind da.«, antwortete der Fahrer kurz angebunden, als er vor den Krankenhaus stand.
Ich schnappte meine Zeitung, bezahlte und stieg aus.
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