Tag 3

Jacobs Sicht:

Am nächsten Tag wachte ich eigentlich relativ ruhig auf, als ein paar Sonnenstrahlen meine Nase kitzelten.

Doch auch, wenn ich mit eigentlich recht guter Laune aufwachte, verflüchtigte diese sich gleich wieder, als mir einfiel, dass ich heute wieder einen toten Dorfbewohner am Hauptplatz vorfinden würde. Der Job als Bürgermeister war nicht immer einfach und ich habe gehört, dass in den meisten Dörfern, wo das selbe geschehen ist, der Bürgermeister als erstes getötet wurde...

Bis jetzt war es ja noch nicht so, jedoch konnte es schnell so weit sein. Die Hexe... Die Werwölfe... Die Dorfanklage... So viele Wege zu sterben. Für jeden von uns. Keiner von uns war vor dem Galgen sicher. Auch nicht die Werwölfe.

Ich Brummte leise und setzte mich auf. Meine Frau schlief neben mir noch.

"Alina, Schatz, aufwachen", flüsterte ich leise und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

Sie murmelte nur etwas unverständliches und drehte sich auf die andere Seite.

"Komm schon, sonst könnte man denken, dass du in der Nacht wach warst", lachte ich.

"War ich auch. Ich muss ja ein paar Leute hier beschützen", murmelte sie müde in den Polster.

"Komm jetzt. Wir müssen sehen, wer letzte Nacht gerissen wurde", sagte ich noch, dann stand ich selbst auf und ging zum Fenster.

"Oh, mein Gott! Nein!", rief ich leise und stürzte die Treppe hinunter. Tränen standen in meinen Augen, als ich vor meiner Haustüre ankam und auf meinen Sohn zustürmte. 

"Felix! Du... Du kannst nicht tot sein!", schluchzte ich, doch dann sah ich, wenn auch verschwommen, die Zeichnungen auf seiner Haut.

"Du bist ein Werwolf", hauchte ich leise und stand sofort wieder auf. Dass ich traurig über seinen Verlust war, könnte man durchaus als Anklagepunkt gegen mich verwenden.

Schnell zog ich mich zurück in mein Haus, wo ich mich erst einmal beruhigte und mich dann gescheit anzog.

"Was ist denn passiert?", fragte meine Frau, welche gerade aus dem Bad kam.

"Felix ist tot. Er war das Wolfsjunge", murmelte ich leise und zog mir die Weste an.

Alina stockte für eine Sekunde und sah mich mit großen Augen an.

"Er war doch erst 10 Jahre alt... Wie...", fragte sie leise und ließ sich auf das Bett sinken.

"Wir dürfen uns nichts anmerken lassen. Sonst werden wir beide gehängt", sagte ich noch, strich ihr kurz über die Schulter und ging dann mit erhobenen Kopf abermals nach draußen.

Inzwischen hatten sich schon mehr Menschen um Felix und Sophie versammelt, welche beide dem Anschein nach Wölfe waren.

"Wir sollten sie weg bringen", sagte ich leise und sofort erklärten sich ein paar bereit die beiden Leichen weg zu bringen, sodass ich die Versammlung ohne Ablenkung einberufen konnte.

Ein paar Minuten später hatten sich alle um mich versammelt. Auch Alina war inzwischen nach unten gekommen.

"Liebe Dprfbewohner, heute habe ich gute Neuigkeiten zu verkünden. Diese Nacht sind zwei Wölfe von uns gegangen. Mein Sohn Felix und Sophie. Felix war das Junge, weshalb die Werwölfe nächste Nacht dazu befähigt sind, zwei von uns zu rauben. Deswegen sollten wir heute unbedingt einen von ihnen töten, damit der kommende Verlust nicht allzu stark wird", hielt ich meine Ansprache.

Die Leute um mich herum nickten leise. Hin und wieder flüsterte auch einer dem anderen etwas zu.

"Ich habe eine Anklage!", rief plötzlich Leon und trat vor. Alle Augen richteten sich auf ihn.

"Ich klage Lea an. Ich habe sie letzte Nacht gesehen, wie sie ihr Haus verließ und dann in der Dunkelheit verschwand. Ich glaube fast sogar, dass ich sie dabei beobachtet habe, wie sie sich in einen Werwolf verwandelt hat", sagte er und zeigte auf die genannte.

Diese schaute ihn überrascht an, doch trat vor.

"Dann klage ich Leon zurück an. Ich denke ihr alle könnt euch erinnern, dass ich gestern Louis getötet habe. Einen Wolf, wenn ihr euch das gemerkt habt" "Ja, das habt ihr euch ausgemacht, damit du wie ein Seher aussiehst. Louis hat sich für das Rudel geopfert oder kannst du es anders erklären, warum du jetzt nicht tot bist?", widersprach Leon sofort.

Schon brach Geflüster um uns herum aus. Leon war bereits vorgetreten.

"Ach, und jetzt willst du damit sagen, dass du der Seher bist?" "Nein, das bin ich nicht. Ich will nur sagen, dass ich dich gesehen und auch gehört habe in der Nacht" "Sollte man in der Nacht nicht eigentlich schlafen?", punktete Lea sofort und lächelte selbstsicher.

"Das hat jetzt nichts damit zu tun. Ich will nur sagen, dass ich Lea in der Nacht gesehen habe und mehr nicht und das kannst du auch nicht bestreiten, oder? Ich fordere jetzt die Abstimmung!", rief Leon und sah mich erwartend an.

Ich neigte meinen Kopf kurz zustimmend und sah dann in die Runde. Marie war zum Schweigen gebracht worden.

"Gut, dann zeigen bitte alle gleichzeitig auf den jenigen, den sie hängen sehen wollen (bin zu faul zum Gendern)", sprach ich klar und zählte von drei hinunter.

Als die Zeit vorüber war, zeigte ich selbst auf Lea. Die Erklärung von Leon war einfach besser gewesen. Wenn wir jetzt jedoch die Seherin töteten, dann war ich mitschuldig, das war mir auch klar.

Ungefähr zwei Drittel zeigten auf Lea, sodass ich kurz nickte. "Gut, dann wird Lea zum Galgen gebracht. Jonas, Leon, darf ich wieder bitten?", fragte ich die beiden starken Jungs, welche sofort nickten und Lea an jeweils einem Arm packten. Sie wehrte sich sofort und fing an zu schreien.

Da ich selbst das nicht mehr mitansehen konnte, sah ich weg, worauf mein Blick Alisha striff, welche sich an Mia klammerte. Gestern konnte ich noch einen Streit zwischen den beiden mitverfolgen. Wie hatte Mia denn Alisha bitte gezeigt, dass sie gut war?

Das Knacken des Holzes, ließ meine Aufmerksamkeit wieder zu dem Galgen wandern. Dort wurde gerade die Falltüre unter Lea geöffnet. Mit einem schrillen Schrei stürzte sie nach unten. Nachdem ihr Genick gebrochen war, erschienen langsam die Zeichnungen auf ihrer Haut.

Ich biss mir auf die Lippe, als sah was sie war. Auch Leon schien schockiert was er getan hatte, als er erkannte, dass er die Beschwörerin getötet hatte.

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