Kapitel 91
Sofort stolperte ich in die Richtung, in welcher gerade noch Moriarty gestanden hatte. Sherlock neben mir, schien den gleichen Gedanken gehabt zu haben, wie ich, denn auch er stürmte los. Ich spürte ihn an meiner Seite. Auch die anderen hatten sich in Bewegung gesetzt, da der ganze Raum von trampelnden Schritten erfüllt war. Sie wurden lauter, immer lauter. Schwollen an, bis ich das Gefühl hatte, mein Trommelfell würde bersten. Stimmen erklangen, die nicht da sein konnten und ich sah Dinge, die ich gar nicht sehen konnte, da es in dem Raum stockfinster war.
Die Halluzinationen!
Plötzlich bekam ich etwas zu fassen.
Die Waffe. War es wirklich die Waffe oder war es nur Fantasie? Ich wusste es nicht.
Ich zerrte daran und versuchte sie Moriarty aus den Fingern zu schlagen, doch ich schaffte es nicht. Ich war zu geschwächt. Anhand des Ruckelns merkte ich, dass auch die anderen Moriarty gefunden hatten.
Wir zerrten und zogen und immer wieder ertönte ein kleiner Schmerzensschrei, soweit ich das durch das Trampeln und Schreien meiner Halluzinationen hören konnte. Moran schien zu versuchen Moriarty zu verteidigen.
Diese verdammte Dunkelheit machte es unmöglich irgendetwas zu sehen. Wir schlugen blind drauf los und hofften, dass wir irgendwie die Waffen bekamen.
Moriarty wehrte sich und versuchte sich loszureißen, doch ich hielt ihn eisern fest.
Plötzlich bemerkte ich warme Hände neben meinen.
Diese Hände würde ich überall wiedererkannt. Selbst im Dunkeln.
Es waren Sherlocks Hände, welche nun gemeinsam mit meinen an der Waffe zogen.
Moriarty krümmte sich, zerrte an seinem Arm und verdrehte ihn, um irgendwie loszukommen.
Und plötzlich ertönte ein Schuss.
Dann war alles für einen kurzen Moment still. Sogar in meinem Kopf herrschte Stille.
Kurz darauf brach das Chaos aus.
Jeder schrie los.
„Mycroft?"
„Harry?"
„Greg?"
„Martha?"
„Sherlock?"
„John?"
„Clara?"
„Jim?"
Nachdem wir uns alle beruhigt hatten, dass alle noch lebten, wurden wir wieder still.
In der Dunkelheit tastete ich nach Sherlock und bekam seine Hände zu fassen. Beruhigend strichen sie über meine.
Plötzlich ertönte ein Schluchzen.
„Jim? Jim? Sag doch was! Jim! Tu mir das nicht an! Jim!", wieder ein Schluchzen.
Wieder wurde es kurz still, dann hörte man stapfende Schritte und kurze Zeit später wurde die Tür geöffnet. Im ersten Moment kniff ich die Augen zu, um mich langsam wieder an das Licht zu gewöhnen. Nachdem ich einen Moment lang gewartet hatte, öffnete ich erneut die Augen. Mycroft hielt die Tür auf und starrte in die Mitte des Raumes. Doch da war niemand.
Kein Moran. Kein Moriarty. Keine Waffe. Alles war spurlos verschwunden.
Wo waren sie hin?
Die anderen schienen genau so ratlos, wie ich.
Ich wollte mich gerade in Sherlocks Arme schmeißen, doch dieser krümmte sich zusammen und landete auf dem Boden. Er hielt sich die Wunde, aus der nach wie vor das Blut floss und blieb schließlich reglos liegen.
„Sherlock? Sherlock?!", panisch beugte ich mich zu ihm herunter und begann ihn zu schütteln. Nichts half. Er blieb reglos liegen. Schluchzend beugte ich mich über ihn als plötzlich ein fürchterlicher Schmerz meinen ganzen Körper flutete.
Ich krümmte mich über Sherlock zusammen und schrie auf. Diese Schmerzen waren schlimmer, als alles, was ich je erlebt hatte. Immer wieder schrie ich und krümmte mich so weit zusammen, wie es ging.
Es soll aufhören!
Ich hielt das nicht aus!!!!
Stimmen prasselten auf mich ein, die ich nicht verstand. Sie redeten so laut! Sie wurden immer lauter und lauter. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr!
„Macht, dass es aufhört!", brüllte ich verzweifelt an niemand bestimmtes gerichtet.
Doch dann wurden die Schmerzen weniger. Ich wollte schon erleichtert ausatmen und aufstehen, doch ich konnte mich nicht bewegen
Stattdessen begannen Schwarze Punkte vor meinen Augen zu kreisen und wenig später umfing mich komplette Dunkelheit.
Langsam schlug ich die Augen auf und blinzelte gegen das grelle Licht gegen an.
Wo war ich?
Verwirrt drehte ich meinen Kopf nach links und erkannte so etwas, wie einen kleinen Nachttisch. Darauf standen frische Blumen, ein Bild von Sherlock und mir, die Zeitung und eine Uhr. Sie zeigte 15 Uhr. Hatte ich so lange geschlafen?
Ich drehte meinen Kopf nach rechts und sah Sherlock auf einem Stuhl sitzend und mit dem halben Oberkörper auf meinem Bett liegend. Er sah nicht mehr so blass und um einiges erholter aus und die Kratzer auf seiner Wange und an den Handgelenken waren verschwunden.
Ich hob die Hand und fuhr mit ihr durch seine Haare. Das war echt eine Schwachstelle von mir. Ich liebte seine Haare.
Ein Brummen ertönte.
„Hey, du Schlafmütze. Aufwachen.", flüsterte ich leise und strich ihm weiter durchs Haar.
Müde schlug Sherlock die Augen auf, doch als er sah, dass ich wach war, riss er seine Augen auf, sprang auf und zog mich in eine innige Umarmung.
„John! Wie geht es dir? Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht.", besorgt musterte er mich.
Ich lachte auf.
„Also ich bin nicht derjenige, mit einer Wunde im Bauch. Also sollte ich wohl eher fragen, wie es dir geht."
„Ach was! Diese kleine Wunde! Er hat noch nicht einmal irgendwelche Organe getroffen. Aber, wie kannst du mir nur so einen Schrecken einjagen. Erst schreist du los und dann kippst du um und wachst nicht mehr auf, so haben es jedenfalls die anderen erzählt! Ich bin kurze Zeit später wieder aufgewacht. Wir haben dich sofort ins Krankenhaus gebracht, aber die konnten nicht wirklich viel machen. Sie wussten nicht, was Moriarty dir für eine Substanz gegeben hat, also mussten sie dich fürs erste in ein künstliches Koma versetzen, um Schäden zu vermeiden. Ich habe fast zwei Wochen mit einem Heilmittel herumexperimentiert, bis ich es endlich geschafft habe."
Staunend betrachtete ich und flüsterte leise: „Mein brillanter Ehemann.", liebevoll betrachtete ich ihn und drückte ihm einem Kuss auf die Wange. Doch dann runzelte ich die Stirn.
„Wow! Einen Moment!", unterbrach ich ihn, „Du willst mir also sagen, dass ich fast zwei Wochen im Koma lag?", geschockt starrte ich ihn an.
„Ich hab dir doch gesagt, dass meins harmlos ist.", meinte Sherlock und drückte mir einen Kuss auf die Lippen, „Ich hab dich so vermisst.", murmelte er und schloss mich in seine Arme.
„Ich hab dich auch vermisst. Du glaubst gar nicht, wie sehr.", hauchte ich und rutschte ein kleines Stückchen rüber, „Leg dich doch zu mir. Der Stuhl ist doch bestimmt unbequem."
Sofort kuschelte er sich in mein Bett.
Plötzlich fing er an zu kichern.
„Sag mal, kannst du mir erklären, warum du ein Strumpfband an hattest, als die Ärzte dir einen Kittel anziehen mussten?"
Schlagartig wurde ich rot. Das hatte ich ja total vergessen.
„Das kann dir Greg glaube ich am besten erklären", meinte ich nur und fing an zu lachen.
„Übrigens. Ich glaube, der gehört dir.", meinte ich und zog mir Sherlocks Ehering vom Finger. Lächelnd hielt er mir seine Hand hin, worauf hin ich ihm den Ring ansteckte.
„Ja, ich will.", murmelte mir Sherlock erneut das Versprechen zu, dass er mir vor einer gefühlten Ewigkeit gegeben hatte und fing an, mich leidenschaftlich zu küssen.
Wie sehr hatte ich das vermisst.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top