Kapitel 78

„WAS HAST DU GERADE GESAGT?!"

ICH HABE GESAGT, DASS DU VERRÜCKT BIST! Du hörst Sachen, die wir nicht hören, du siehst Wachsfiguren sich bewegen, die sich nicht bewegen können, du siehst aus, als würdest du jeden Moment umkippen und sterben, du hast vollkommen unbegründete Aggressionsanfälle. Was denkst du denn, was ich mache, wenn ich dich so sehe. Du leidest genau so am Schlafmangel, wie wir, aber bei dir nimmt es Überhand! Du musst dich ausruhen. Ansonsten hilfst du uns auch nicht weiter. Wenn du dich jetzt an den Code wagst, machst du mehr Fehler, als alles andere. Das bringt uns nicht weiter.", Mycroft seufzte und fuhr sich durchs Gesicht, „Bitte. Leg dich hin und schlaf. Ich verspreche dir, dass ich mich selber an den Code setzte und auch das Handy versuche zu starten. Aber bitte. Leg dich hin. Ich mache mir Sorgen um dich."

Geschockt starrte ich ihn an. Ich war zu tiefst erschüttert. Nicht weil er mich angebrüllt hatte oder so. Nein! Er hatte Recht! Er hatte absolut Recht! Es ließ sich einfach nicht leugnen. Jedes Wort von ihm, war wahr.

Beschämt ließ ich den Kopf sinken.

„John, ich weiß, dass das momentan zu viel für dich ist und es tut mir wirklich Leid, dass ich dich angeschrien habe, aber ich will wirklich nur das Beste für dich.", behutsam legte Mycroft beide Hände auf meine Schulter und zog mich an sich. Geschockt von der Geste, blieb ich einige Sekunden in einer Art Starre. Doch dann entspannte ich mich und erwiderte die Umarmung. Nun stiegen auch wieder die Tränen auf. Sie tropften auf sein Hemd und durchnässten es an der Stelle, an welcher ich mit meinem Kopf lehnte.

„Es ist das Beste für mich. Aber, was ist mit Sherlock? Nur ich kann diesen Code lösen. Wir verlieren kostbare Zeit, wenn ich mich nicht an diesem Code zu schaffen mache.", murmelte ich mit erstickter Stimme.

Mycroft seufzte: „Aber jetzt haben wir noch die andere Möglichkeit. Wir können es mit dem Handy probieren."

„Aber du weißt doch noch nicht einmal, ob das überhaupt stimmt!", rief ich außer mir und schaute zu ihm hoch, „Ähm...tschuldigung. Ich meine doch nur, dass das alles wieder ein ach so witziger Streich von Moriarty sein kann.", ich fuhr mir mit einer Hand durchs Gesicht, „Wir müssen beide Sachen testen."

„Kannst du uns nicht den Code aufzeichnen und wir lösen ihn dann für dich?", fragte Clara an mich gewandt, „Und Mycroft, du kannst doch währenddessen versuchen das Handy zum Laufen zu bringen."

„Ich helfe dir auch gerne.", meinte Greg zu Mycroft, welcher nickend zustimmte.

„Und du, John, ruhst dich aus und wir werden dich auf jeden Fall wecken, wenn wir das Rätsel in entschlüsselter Form vor uns haben. Versprochen.", versuchte mich Mrs. Hudson zu beruhigen, während sie mich zu einem der Autos dirigierte.

Im Auto kramte sie Stift und Papier aus dem Handschuhfach und ließ mich den Code mit den Entsprechenden Buchstaben notieren.

Anschließend nahm sie mir den Zettel und den Stift aus der Hand und gab mir eine Decke, woraufhin ich mich auf die Rückbank legte und eben jene Decke über mir ausbreitete.

Die anderen machten sich derweilen daran den Code zu deschiffrieren.

Aber so sehr ich es auch versuchte, ich konnte einfach nicht einschlafen. Wie denn auch? Ich musste immerzu an Sherlock denken. Sein Mantel, den ich ausgezogen hatte, hatte ich dicht an mich gepresst, wodurch sein Geruch mich umgab. Was er wohl gerade durchstehen musste? Wo war er überhaupt? Werde ich ihn überhaupt jemals wiedersehen? Und damit meinte ich lebend!

Mit den Gedanken im Kopf kreisend, schlief ich letztendlich doch ein.

Ich wurde von einem Rütteln an der Schulter geweckt. Der kaputten Schulter!

Autsch!

Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte ich mich auf, rieb mir das stechende Körperteil und schaute in das übermüdete Gesicht meiner Schwester.

„Oh! Das wollte ich nicht. Tut mir Leid.", besorgt musterte sie mich und gab mir eine Wasserflasche.

Dankend nahm ich diese entgegen und trank einige kräftige Schlucke.

„Schon gut. War ja nicht mit Absicht.", brummte ich, während ich ihr die Flasche zurückreichte, „Wie spät ist es?"

„Es ist gleich um 8.45 Uhr."

„Was?! Ich habe vier Stunden geschlafen?! Sag mal, spinnt ihr?", fassungslos schaute ich sie an.

„Beruhige dich, John. Wir haben eben gerade den Code gelöst und ich bin dann sofort zu dir gekommen, um dich zu wecken.", erstattete mir meine Schwester Bericht.

Ups. Das war natürlich was anderes.

„Tschuldigung...", murmelte ich peinlich berührt und starrte auf meine Hände.

Gott, ich fühlte mich so nutzlos!

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