Kapitel 45
„Ich...ich hab das Bild da nicht rein gemacht...ich weiß nicht, wie das da hin kommt...", hauchte Mycroft leise und man konnte zum ersten Mal so etwas, wie Angst aus seiner Stimme heraushören.
„Was hat das zu...", setzte Greg an, verstummte jedoch, als der Beamer von selbst das nächste Bild anzeigte.
In blutroter Schrift standen die Worte „MISS ME?" quer über die ganze Folie geschrieben.
Gemurmel brach aus, aber ich konnte nicht anders, als auf den Beamer zu starren.
Bitte nicht. Das konnte nicht wahr sein. Der ganze Tag war so perfekt gewesen. Wieso nur?
Am Rande bekam ich mit, wie Sherlock aufstand und mich mit hochzog. Beunruhigt klammerte ich mich an seinem Arm fest. Auf keinen Fall würde ich ihn loslassen.
„Mycroft hör auf. Das ist nicht witzig.", ertönte Sherlocks Stimme. Panik. Blanke Panik war zu hören, denn wir wussten alle, dass das nicht Mycroft zu verantworten hatte.
Noch während Mycroft zu einer Antwort ansetzte, fingen die Lampen im Saal an zu flackern und ein eisiger Wind fegte durch den Raum.
Kurz darauf ertönte ein irres Lachen.
Oh nein!
Eine flüsternde Stimme erfüllte den dunklen Saal, welcher immer wieder kurz von dem flackernden Licht der Lampen erhellt wurde.
„Sheeerlock......Sheeeeerlock.....Naaaa.....haben Sie mich vermisst?.....Spielen wir doch mal wieder ein Spiel.....es war soooooo langweilig ohne Sie....Mit nichts konnte ich Ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken......Sie waren viel zu beschäftigt mit Ihrem kleinen Schoßhündchen....wie schade.....nun wird wohl keiner mehr die Fälle von Scotland Yard lösen.......zu schade......denn nach dem heutigen Tag wird es leider, leider keinen Sherlock Holmes mehr geben......sind Sie bereit zu sterben?........"
Die Stimme verstummte.
Die Lichter gingen aus.
Der Beamer explodierte.
Schreie ertönten.
Leute sprangen auf.
Sherlocks Arm wurde mir entrissen.
Und ich stand mittendrin, sah die Hand vor Augen nicht und konnte, nein, wollte es einfach nicht glauben.
Nicht heute!
Warum nur?!
Wo war Sherlock?
„Sherlock? Sherlock, wo bist du?", schrie ich, taste in die Dunkelheit und versuchte meinen Ehemann zu ertasten. Doch da war nichts!
Tränen schossen mir in die Augen, doch ich versuchte sie mit aller Kraft zurückzuhalten.
Nein! Ich werde nicht auf meiner eigenen Hochzeit heulen!
Nicht heute!
„Sherlock, verdammt! Antworte endlich! Wo bist du?!", rief ich panischer, konnte aber weder etwas sehen, noch ertasten.
Das konnte doch nicht wahr sein!
„John? Wo bist du?!", rief eine Stimme. Nicht Sherlocks Stimme. Es war Greg, der nach mir rief.
„Ich bin hier!", rief ich zurück und hörte kurzdarauf eilige Schritte in meine Richtung.
Alle hatten sich soweit beruhigt und anscheinend wieder auf ihren Plätzen niedergelassen. Reges Gemurmel war zu hören.
„John, wir versuchen die Lichter wieder anzumachen. Weißt du, wo der Lichtschalter ist?", ertönte Gregs Stimme direkt vor mir.
Überfordert schüttelte ich den Kopf, bis mir auffiel, dass man dies in der vermaledeiten Dunkelheit nicht sehen konnte.
„Keine Ahnung! Wo ist Sherlock?"
„Hier! Ich hab den Lichtschalter gefunden!", rief in einiger Entfernung Mycroft.
Kurze Zeit später gingen die Lichter an.
Suchend blickte ich durch den Saal. Alle Gäste saßen, wie ich vermutet hatte, auf ihren Plätzten und schauten sich ängstlich um. Mycroft stand am andern Eingang beim Lichtschalter und Greg stand nur wenige Meter neben mir.
„Scheint so, als ob nichts passiert wäre. Wahrscheinlich wollte Moriarty sich nur mal wieder einen kleinen Spaß erlauben. Alles in bester Ordnung. Wir sind alle anwesend und unverletzt. Den einzigen, den es getroffen hat, ist der Beamer. Oh je. Der war nur geliehen...", jammerte Greg drauf los und die Gäste fingen an verhalten zu lachen. Auf Greg war immer Verlass. Allmehlig löste sich die Anspannung bei den meisten und leises Gemurmel erfüllte den Saal.
Erleichtert atmete ich aus. Gerade noch so gerettet. Ich hatte schon Panik bekommen, doch Greg schien Recht zu haben und Moriarty wollte uns wirklich nur ein wenig schocken.
Grinsend drehte ich mich zu Sherlock um, um ihn mit einem zu tiefst sarkastischen Kommentar zum lachen zu bringen.
Aber wo war Sherlock?!
Erneut ließ ich meinen Blick durch den Saal wandern.
Doch nichts!
Wo war er?!
Eben war er doch noch neben mir gewesen.
Ich schaute in die Richtung, wo er vor wenigen Minuten noch gestanden hatte.
Nichts.
Mich beschlich eine böse Vorahnung.
Langsam ließ ich meinen Blick neben mir runter wandern.
Meine Beine drohten nachzugeben, doch bevor sie gänzlich ihren Dienst verweigerten, waren Greg, sowie Mycroft zu mir geeilt und hatten mich aufgefangen. Erneut brach ängstliches Gemurmel unter den Gästen aus. Doch dies bemerkte ich nur am Rande, viel mehr war ich darauf konzentriert, meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen, welche sich um ein zehnfaches verschnellert hatte. Mit meinen beiden Freunden ließ ich mich zu Boden sinken und die Tränen, die ich bis eben mühevoll unterdrückt hatte, fanden ihren Weg über mein Gesicht.
Da, wo eben noch Sherlock gestanden hatte, war eine Blutlache und von meinem Ehemann fehlte jede Spur.
Ähmmm...Bitte nicht schlagen.
*hält schützend die Arme vor sich*
Das war anders geplant! Ehrlich!
Moriarty hat sich einfach selbständig gemacht!
Man! Ich hatte alles so schön geplant und er ruiniert mal wieder alles!
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