Kapitel 10
Ich runzelte die Stirn und überlegte.
Moriarty wollte ganz offensichtlich, dass wir uns den Fällen annahmen und ihm hinterherjagten. Darauf wollten wir uns gerade nicht einlassen. Aber wenn wir nichts taten, würden die Morde immer weiter gehen.
„Wie viele Morde sind es bereits?", wandte ich mich an Greg.
„Sechs.", kam prompt die Antwort.
Sechs.
Sechs Menschen hatten schon ihr Leben für eines von Moriarty perfiden und abartigen Spielchen einbüßen müssen. Und wahrscheinlich war die eine Mordursache schlimmer, als die andere.
Was soll ich nur sagen?
Wofür sollte ich mich entscheiden?
Jetzt verstand ich, warum Sherlock zögerte die Fälle anzunehmen, sie aber trotzdem bearbeiten wollte.
Totenstille erfüllte die Wohnung in der Bakerstreet.
Alle schauten mich abwartend an. Letztendlich unterbrach ich die unangenehme und bedrückende Stimmung.
„Ich denke, wir sollten uns die Opfer ansehen und ein wenig helfen. Allerdings werden wir niemanden hinterherjagen, oder sonstiges. So lassen wir uns nicht gänzlich auf sein ‚Spiel' ein und können trotzdem nützlich sein."
Sherlock nickte zustimmend.
„So machen wir das."
„Danke.", kam es erleichtert von Greg, „Wann könnt ihr euch das mal ansehen?"
„Ich denke gegen morgen ist nichts einzuwenden. Oder, Sherlock?", gab ich, als Antwort.
„Aber...aber...wir wollten doch morgen die Ringe...und die Lokation..."
„Das hat doch alles noch Zeit.", gab ich schmunzelnd zurück.
„Ok. Dann also morgen.", glücklich wollte sich der Inspektor verabschieden, blieb dann an der Tür stehen und drehte sich noch einmal um.
„Was ich noch fragen wollte...was war da eigentlich vorhin am Telefon los? Kann mir das mal einer erklären."
Stille.
Totenstille.
Ich wurde rot.
Sherlock wurde rot!
Und Mrs. Hudson begann zu kichern. Oh! Bitte! Sie darf uns nicht gehört haben! Gott, wie peinlich. Und ich dachte, peinlicher geht's nicht mehr. Ich wurde immer wieder überrascht.
Abwartend schaute uns Greg abwechselnd an.
„A-also...also...ich...wir...es...äh...", stotterte ich. Flehend blickte ich zu Sherlock, doch auch dieser war etwas überfordert mit der Situation und rang nach Worten. Tief holte ich Luft und versuchte es noch mal.
„Also du hast uns bei...etwas...unterbrochen und...äh...Sherlock hat weitergemacht und...ich...also...ähhhhhhhhh...Sherlock! Jetzt sag doch auch etwas!", stammelte ich und bekam fast keine Luft mehr.
Doch noch ehe Sherlock etwas herausbekam, fing Greg an zu lachen.
„Alles gut, Jungs. Ihr müsst nicht weiter erklären. Haha. Ich wusste am Telefon schon bescheid. Aber eure Gesichter waren einfach genial. Ihr müsstet euch mal sehen.", er lachte so laut, dass er fast keine Luft mehr bekam. Wir beide standen nur da und schauten peinlich berührt überall hin, nur nicht zu Greg.
„Ich denke mal, wir sind dann Quitt, was?", brachte er heraus, nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte.
Schmunzelnd drehte er sich um, rief noch: „Dann bis morgen." Und war bald darauf verschwunden.
Mrs. Hudson kicherte und schüttelte den Kopf.
„Also wirklich, Jungs.", wir sahen wieder auf den Boden.
„Aber ich freue mich so sehr! Ein neuer Fall!", rief sie entzückt aus und wuselte davon.
Nun waren wir wieder allein.
Endlich.
Mein Gott war der Tag heute peinlich!
„Du? Sherlock?", fragte ich vorsichtig.
„Hm? Was ist denn?"
„Jetzt wo das mit den Fällen geklärt ist, verhältst du dich jetzt wieder normal? Also Sherlock-normal? So, wie früher?"
„Er lachte leise auf.
„Ja. Natürlich. Aber, wenn ich alle meine Sachen um mich herum gehabt hätte, hätten sie mich dazu verleitet doch noch einen Fall anzunehmen. Ich dachte, wenn ich mich ein wenig „normaler" verhalte, gelingt es mir besser. So hatte ich Ablenkung und konnte dir behilflich sein und nicht zur Last fallen."
Jetzt war ich derjenige, der leise auflachte.
„Ich mag den „echten" Sherlock aber viel lieber. Versuch nicht jemand zu sein, der du nicht bist."
Betrübt sah er zu Boden.
„Aber ich dachte, dass es dann leichter und einfacher für dich wäre."
Ich seufzte.
„Das hast du wahrscheinlich sogar Recht, aber dann bist du nicht du. Und das Wichtigste ist, dass du so bist, wie du nun einmal bist. Und nicht anders."
Sanft begann er zu lächeln.
„Wenn es das ist, was du willst....Und danke..., dass du mich so akzeptierst und liebst, wie ich bin. Mit all meinen Marotten. Ich...ich liebe dich...so sehr."
„Ich liebe dich auch. Du glaubst gar nicht, wie sehr. Du bist mein. Und daran wird sich nichts ändern. Mein kleiner Chaot."
„Einkaufen geh ich jetzt aber trotzdem ab und zu."
Ich verdrehte die Augen. Grinsend vereinten wir unsere Lippen zu einem sanften Kuss.
Das werden wir ja sehen.
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