Zwei

Als ich das Klopfen an der Tür hörte, wurde mir ganz mulmig zu mute. Ich sah Mutter seufzend an. „Na mach schon auf." Sagte sie.

Ich ging zur Tür. Mr. Skibbles stand vor ihr und bellte sie wie verrückt an.

Ich öffnete die Tür und sah in das Gesicht eines einigermaßen gut aussehenden Mannes Mitte 30.

Thomas lächelte breit, als er mich sah und nahm meine Hand, um sie zu küssen. Seine Lippen hinterließen einen feuchten Abdruck und ich zog die Hand schnell zurück, um sie hinter meinem Rücken an dem Kleid ab zu wischen.

Ich setze ein falsches lächeln auf und sah ihn an. „Thomas, schön, dass sie da sind! Ich habe mich sehr auf sie gefreut." Nein, habe ich nicht. Ich würde viel lieber die Schweineställe unseres Nachbarn säubern, anstatt mich mit ihnen zu treffen. Mein inneres seufzte und ich drehte mich um, damit er meinen gequälten Gesichtsausdruck nicht sehen konnte.

Wir gingen in den Salon und Thomas begrüßte einen Vater mit einem sehr aufgesetzten „Einen Wunderschönen guten Tag Mister Lindsey! Wie ich gehört hatte, sind sie erst gestern aus England zurück gekommen?"

Mein Vater nickte. „Ja, das ist richtig. Wenn sie wollen, kann ich ihnen nachher mehr davon erzählen."

Thomas nickte begeistert und wandte sich dann meiner Mutter zu. Er machte eine tiefe Verbeugung und zog Ihre Hand zu sich, um sie, genau wie meine zuvor, zu küssen. Ich sah, wie meine Mutter für einen winzigen Moment das Gesicht verzog und in mir flammte ein Gefühl des Triumphes auf. Meine Mutter fasste sich schnell wieder und ließ sich nichts anmerken. Aber auch sie wischte ihre Hand unauffällig an ihrem Kleid ab.

Dann sah Thomas wieder zu meinem Vater. Dieser deutete auf einen der Sessel.

„Setzen sie sich doch Mr. Belley." Sagte er lächelnd. Thomas nickte und setzte sich. Vater setzte sich zu ihm und fing an, von seiner Reise zu erzählen.

Meine Mutter zog mich an meinem Arm in die Küche. Dann drückte sie mir ein Tablett mit zwei Whisky Gläsern darauf ab. Sie schenke etwas Whisky in jedes Glas und schickte mich mit einem Lächeln und den Worten „Jede gute Ehefrau muss ihrem Mann Whiskey bringen." Wieder in den Salon. Ich stellte die Gläser auf den kleinen, runden Tisch, der zwischen den Sesseln stand, ab und ging dann wieder in die Küche.

„Guck doch nicht so." Sagte Mutter. Sie lächelte sanft und strich mir eine verirrte Strähne hinters Ohr. „Du siehst aus, wie ein getretener Hund."

Sie hielt mir ein Glas Whisky hin. „Hier. Trink das."

Ich nahm das Glas entgegen und sah sie fragend an. „Es wird dich etwas beruhigen." Sagte sich mit einem Lächeln.

Ich trank das Glas mit einem Zug aus und hustete. Ich hatte schon öfter was getrunken aber Whisky noch nie. Als die Flüssigkeit meine Kehle runter rann, brannte es fürchterlich. Ich verzog das Gesicht und sah meine Mutter an. Sie nahm mir das Glas wieder ab und stellte es wieder weg.

Ich zwang mir ein schwaches Lächeln auf die Lippen und sah meine Mutter an. Sie nickte. „Du bist viel schöner, wenn du lächelst."

Ich seufzte und sah in den Salon. Mein Vater und Thomas unterhielten sich lebhaft.

Vater liebte es, von seinen Reisen zu erzählen. Und Thomas fand es gut, etwas von England, die Heimatstadt seiner Großeltern, zu hören.

Er hatte mir einmal erzählt, dass seine Großeltern vor fast 70 Jahren von London nach Dunbar gezogen sind. Er hatte mir an diesem Tag auch erzählt, dass sein Vater, der ein guter Freund meines Großvaters gewesen ist, genau wie er, im Bürgerkrieg ums Leben kam. Daher kannten sich mein Vater und Thomas auch.

Mutter holte mich aus meinen Gedanken, indem sie mich am Arm berührte und mich fragend ansah. „Entschuldige, was hasst du gesagt?" fragte ich.

„Ich habe gefragt, ob wir in den Salon zurück gehen. Thomas will dich etwas fragen." Sie lächelte breit und ich seufzte, ging dann aber voran. Thomas' Augen strahlten, als er mich sah und er sprang auf. Dann kniete er sich vor mich. Oh nein. Bitte nicht. Bitte sag, dass das nicht so ist, wie es aussieht. Bitte sag, das er mir keinen Antr- „Beatrice Mary Lindsey, hiermit frage ich dich ob du..."

Das war zu viel. Ich hastete aus dem Raum, schnappte mir Mr. Skibbles Ball und rannte aus dem Haus. Mr. Skibbles jagte mir hinterher.

Hinter mir hörte ich die Stimme meines Vaters aber ich blieb erst stehen, als ich tief im Wald war. Mr. Skibbles sprang an mir hoch, um an den Ball zu kommen. Ich warf ihn und der kleine, weiße Hund jagte hinter dem Ball her.

Ich seufzte und schlenderte durch den Wald. Als Mr. Skibbles nach längerer Zeit immer noch nicht mit dem Ball zurück kam, machte ich mir Sorgen und rief ihn. Als Antwort bekam ich ein hohes Bellen. Ich ging ihm nach und sah meinen Hund zwischen zwei großen Bäumen stehen. Er bellte wie verrückt. Irgendwas war da.

Ich ging zu ihm und hockte mich neben ihn. Mr. Skibbles sah zu mir auf und schnüffelte dann auf dem Boden. Dann rollte der rote Ball auf einmal wie aus dem nichts auf uns zu. Mein Hund schreckte zurück und ich erschrak. Vorsichtig hob ich den Ball auf und sah ihn verwundert an. Ich rollte ihn zurück und er verschwand im nichts. Dann rollte er wieder auf einmal auf mich zu. Ich rollte ihn wieder zurück. Mr. Skibbles rannte ihm auf einmal hinterher und war ebenfalls verschwunden.

Ich fluchte und sprang auf. Dann nahm ich mir einen Stock vom Boden und ging zu der Stelle, an der Mr. Skibbles verschwunden war. Ich streckte den Stock nach vorn und auf einmal verschwand seine Spitze. Vor schreck ließ ich den Stock fallen. Als ich mich wieder gefasst hatte, streckte ich vorsichtig meine Hand aus. Meine Finger verschwanden und ich fühlte etwas Weiches auf der anderen Seite.

Ich zog die Hand zurück und sah meine Finger an. Sie waren unversehrt. Ich streckte die Hand wieder aus und fühlte wieder etwas Weiches. Dann nahm ich meinen Mut zusammen und ging einen Schritt nach vorn. Vor mir stand ein bärenähnliches Tier. Sein Fell war hellblau und seine großen, grünen Augen sahen mich geschockt an. Ich schrie auf und er zuckte zusammen. Dann löste sich seine Schockstarre und er rannte davon. Damit gab er mir den Blick auf eine wunderschöne, große Wiese frei.

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