#87 Mirko: Fernreise
Es ist erst einen Monat her, dass Tom von seinem Karibik-Tripp zurückgekommen ist und heute früh fährt der schon wieder in den Urlaub.
Allerdings mit einem kleinen aber für mich bedeutsamen Unterschied: Jetzt kommen Lucas und ich mit.
Tatsächlich ist alles startbereit, Tom und Lucas haben eine Vollmacht meiner Eltern mich ins Ausland entführen zu dürfen, das Gepäck ist im Auto, es ist kurz vor sechs in der Früh und nun geht es los.
Lucas gähnt noch herzhaft und Tom scherzt: "Dann fahre wohl ich erst einmal bis du wach bist..."
Mein Freund nickt nur und krabbelt auf die Rückbank - also auf die Hälfte die nicht mit Taschen zugestellt ist.
Ich bin furchtbar aufgeregt. Noch nie in meinem Leben bin ich weiter gekommen als bis in den Harz - und jetzt geht es gleich bis ans Mittelmeer.
Während ich auf dem Beifahrersitz hocke und gucke wie Tom den Wagen startet und dann das Navi aktiviert - er hat den Zielort als 'Heimatadresse J' gespeichert - fühle ich mich wie ein Kind das auf die Bescherung an Weihnachten wartet.
Endlich dann geht es los, der Wagen fährt an, dann biegt Tom rechts ab um auf die Schnellstraße zur Autobahn zu kommen. Als er diese erreicht hat ist Lucas hinten schon eingeschlafen und nach weiteren 15 Minuten verschwindet meine Heimatstadt hinter uns im Rückspiegel.
Tom fährt wie.... na so wie er halt fährt. Schnell! Sehr schnell!
Und so kommt es, dass wir anderthalb Stunden später bereits am Harz vorbeifahren.
Mein blonder Chauffeur scherzt: "Tja, ab jetzt bis du bei jedem Kilometer am weitesten Weg von daheim als je zuvor."
Ich werfe ein Blick auf das Navi und frotzele: "Na sind ja noch einige vor uns..."
Tom nickt: "Ja, durchaus, aber wenn wir aus den Kasseler Bergen raus sind, darf Lucas auch mal fahren."
"Wann denkst du, dass wir da sind?" erkundige ich mich.
"Wenn wir gut durchkommen, so gegen 20 Uhr" meint er.
Auf der Rückbank schläft mein Freund weiter tief und fest.
Mit Verve jagt Tom sein Auto durch die Mittelgebirgslandschaft, man merkt ihm an, dass ihm das viel Spaß bereitet, auch wenn die Verbrauchsanzeige teilweise auf Werte von 26 Liter auf 100km klettert.
Wobei ich das ja zuerst für die Anzeige wieviel Benzin noch im Tank ist gehalten habe, was ihn sehr amüsiert hat.
Ich fang halt mit der Fahrschule erst nach den Ferien an...
Nach etwas über drei Stunden Fahrt steuert Tom einen Rasthof an. Zunächst verschwinden Unmengen an Treibstoff im hungrigen Schlund des Automobiles, dann steuert er einen Parkplatz an und meint spitzbübisch zu mir: "Dann weck' mal deinen Schatz, ich bin pissen!"
Lucas hinten ist so halb wach und schaut mich verschlafen an: "Muss ich jetzt...?"
"Ja, jetzt bist du dran" bestätige ich ihm. Er gähnt herzhaft, dann steigt er aus dem Auto und tapst ein bisschen ziellos in der Sonne umher.
"Kaffee?" frage ich ihn, er nickt und ich mache mich auf den Weg.
Nach dem Kaffee ist mein Schatz schon wesentlich munterer.
Tom weist ihn ein: "...bedenke dass das Fahrzeug beladen ist und eine andere Straßenlage hat. Wenn du zu schnell fährst und sofort angehalten wirst, ist das dein Problem, ansonsten mach' dir keine Sorgen. Einfach dem Navi folgen, wenn das Staus und Umleitungen anbietet, folgst du denen, wenn sonst was ist, mich wecken!"
Dann fixiert er mich: "Sorg' dafür dass er anständig fährt!" Ich nicke und Tom macht es sich auf dem Rücksitz bequem.
Lucas und ich schauen uns an, wir sind beide überrascht, dass Tom Lucas so ohne weiteres fahren lässt - obwohl er ja Lucas und mir das Auto schon länger geliehen hatte.
Dann startet Lucas den Wagen und während er ausparkt lächelt er mich glücklich an: "Unser erster gemeinsamer Urlaub, auf geht's!"
"Was ist denn das Weiteste was du bisher von zu Hause weg warst?" will ich von Lucas wissen.
"Südtirol als ich Kind war" überlegt der "oder London... ...vielleicht war auch der Urlaub in Schweden weiter weg..."
"Also ich glaube da wo wir jetzt hinfahren ist weiter weg als Südtirol von uns" wage ich eine Vermutung.
"Kann schon sein, meine Ellis wollten keinen Urlaub mit Flugzeug oder Auto, Klimawandel und so..." Lucas rollt seine Augen albern und kichert.
"Guck auf die Straße, ich will leben!" ermahne ich ihn.
"Also mit dem Auto in den Süden rauschen is' nich' so das Ding deiner Erzeuger" meine ich.
"Nee - und deiner?" erwidert Lucas.
"Alles zu teuer..." murmele ich.
"Verstehe..." sagt mein Freund und dann tritt er voll in die Eisen weil so ein völlig von allen guten Geistern verlassener Bulli ohne Vorankündigung vor uns rüberzieht.
"Völlig verstrahlt aber 'Atomkraft nein Danke'-Aufkleber auf der Schrottlaube - ganz mein Humor" meckert Lucas, dann "Na ja, jetzt bin ich definitiv wach."
Nachdem Lucas nun seinerseits drei Stunden hinter dem Steuer sitzt, steuert er eine Rastanlage namens 'Bruchsal' an.
Tom wird schon wach als wir die Autobahn verlassen hält und antwortet auf Lucas Frage "Tanken?" mit "Wo sind wir?"
"Bruchsal stand da!" sage ich.
"Okay" erwidert Tom der zu meiner Überraschung sofort weiß wo wir sind, "ja ein wenig, damit es bis in die Schweiz reicht, da ist es billiger."
Lucas fährt an eine Zapfsäule und während Tom den Wagen betankt, suchen wir beide erst einmal eine Toilette auf.
Als wir wieder zurückkommen ist Tom und das Auto weg, bevor ich aber Panik bekommen kann erhalte ich eine SMS von ihm: "Bin Parkplatz, wollt ihr Burgerbude?"
Was für eine Frage, in unserem Alter kann man immer essen!
Nachdem wir - also Lucas und ich - uns also mit Bürgern und Pommes vollgestopft haben geht es weiter.
Lucas sitzt jetzt wieder hinten und schläft auch bald ein, während Tom weiter gen Süden rauscht.
"Warum hast du fast nichts gegessen?" will ich von ihm wissen, während dieser gerade an einer Stadt namens Karlsruhe vorbei weiter der Beschilderung Richtung Basel folgt.
"Mit zu vollem Magen kann ich nicht fahren, da werde ich zu schnell müde" erklärt er mir.
Durch eine Ebene die beidseitig von Bergen begrenzt ist bewegen wir uns weiter südwärts.
"Warum ist es hier noch so flach?" will ich wissen.
Immerhin liegt Basel doch schon in der Schweiz, oder etwa nicht?
"Das ist die Rheinebene, das Tal des Rheins" erklärt er mir, "wenn wir in Basel über den Rhein sind, dann geht's hoch in die Alpen, die nächste Ebene ist die Poebene in Italien."
Italien what, wieso jetzt Italien?
"Italien?" frage ich etwas verwirrt.
"Wir fahren über den Gotthard und dann durch Norditalien nach Südfrankreich" erläutert Tom mir die Route.
"Wir könnten auch vor Basel nach Frankreich rüber und dann über Lyon und das Rhonetal runter, aber die Strecke ist länger und die Maut teurer."
Ich hätte in Geographie doch besser aufpassen sollen.
"Fährst du so wie das Navi vorgibt?" frage ich.
"Ich brauch das Navi nicht wirklich" grinst Tom, "ich kann dir jetzt aus dem Kopf die Nummern aller Fernstraßen und die wichtigsten Orte entlang unsrer Route aus dem Kopf nennen - aber für Staus und so ist es ganz nützlich."
"Wie kannst du dir sowas merken?" staune ich.
"Och, ich weiß sogar die Standorte aller Blitzer entlang der Strecke" lacht Tom.
"Bist du hochbegabt?" Ich bin neugierig, denn normal ist das nicht.
"Keine Ahnung..." Tom zuckt mit den Schultern, "...normal bin ich nicht. Also laut irgendwelcher IQ-Tests bin ich ziemlich intelligent, aber in vielen Dingen tue ich mich trotzdem schwer. 'N Kommilitone meinte mal ich hätte autistische Züge, war aber nicht nett gemeint. Aber vielleicht ist da was dran..."
Bei mir bleibt nur das Stichwort 'Intelligenztest' hängen und meine anhaltende Neugierde verleitet mich zu der Frage: "Wie hoch ist denn dein IQ?"
"Das willst du jetzt wissen" grinst er, während er mit 240km/h auf einen Kleinwagen mit dänischen Kennzeichen zubrettert, welcher aber unter dem Eindruck von Toms Lichthupe sofort die linke Spur räumt.
"Nervige Skandinavier, die glauben schon 120 sei schnell..." murmelt er, dann kommt er auf meine Frage zurück: "Also, hab drei Tests gemacht und die Ergebnisse lagen zwischen 144 und 152. Es spricht einiges dafür, dass es dabei nicht um soziale Intelligenz ging."
Verdammt, er ist also superschlau.
"Dann bist du also so eine Art Sheldon Cooper?" witzele ich in Anspielung auf die Serie bei Pro7.
"Nein" lautet seine Antwort, "der ist von sich selbst überzeugt, der hat grenzenloses Selbstvertrauen - und anders als er hab ich Sex!"
Ein trauriger Zug huscht über sein Gesicht und mein Gefühl sagt mir, dass ich da jetzt besser nicht weiter nachhake. Er sagt auch nichts mehr dazu und so fahren wir schweigend weiter.
Als wir in den ersten Autobahntunnel auf unserem Weg einfahren, meint Tom: "Weck' deinen Stecher, wir kommen an die Grenze, holt eure Papiere raus!"
"Lucaasss! Aufwachen!! GRENZE!" Aufwecken kann ich.
"Also das hätte ich auch gekonnt" meint Tom und wackelt mit den Augenbrauen. Aber Lucas ist wach und kramt wie ein aufgescheuchtes Huhn nach seinen Papieren.
Die Grenze, immerhin die erste Grenze die ich in meinem Leben passiere, ist denkbar unspektakulär.
Ein gelangweilter schweizerischer Beamter guckt nur ob wir eine Vignette haben, dann winkt er uns durch. Tom musste nicht einmal richtig anhalten.
"Na, wie ist es, das erste Mal Ausland?" spöttelt Tom als wir über den Rhein fahren.
Nachdem wir zwei Autobahndreiecke passiert haben die hier Verzweigung heißen, fährt Tom einen Rastplatz an.
Er tankt den Wagen voll und dann gibt er Lucas den Schlüssel.
"So mein Bester, it's your turn" erklärt er ihm, "bedenke, du bist jetzt in der Schweiz, jeder Kilometer denn du zu schnell fährst kostet dich gefühlt 100 Franken, also halte dich an die Limits - und seien die noch so lächerlich.
Auf Autobahnen maximal 120!"
Lucas guckt etwas bedröppelt, dann meint er "Okay...."
Tom verzieht sich auf die Rückbank und mein sichtlich eingeschüchterter Freund steuert den Wagen zurück auf die Autobahn.
Eine weitere Stunde Fahrt und wir fahren an Luzern vorbei, die Berge sind jetzt deutlich größer und der Streifen zwischen ihnen und dem großen See den wir nun passieren wird immer schmaler. Dann geht es in einen fast 10km langen Tunnel und als wir diesem verlassen geht es richtig in die Berge welche nun schneebedeckt den Horizont versperren.
Die Autobahn windet sich in einem schmalen Tal, welches sie sich auch noch mit der Bahnstrecke teilt, stetig bergauf bis wir endlich am Gotthardtunnel sind.
"Der Tunnel wird lang und mit Gegenverkehr" meint Tom zu Lucas, "wenn dir das zuviel ist kann ich auch..."
"Nee, kein Problem..." meint der nur keck und bald darauf verschluckt uns die fast 17km lange Röhre welche uns unter dem Hauptkamm der Alpen hindurchführt.
Für Lucas mag das kein Problem sein, aber ich wäre lieber über den Pass gefahren, der Gedanke jetzt 17 Minuten in einer Röhre tief im Berg mit Lastwagen, anderen PKW und Bussen gefangen zu sein, ist mir alles andere als angenehm.
So bin ich sehr froh als wir auf der Südseite in die strahlende Sonne entkommen.
Und überrascht, plötzlich ist alles Italienisch beschildert.
"Sind wir jetzt schon in Italien?" frage ich.
"Nein, das ist das Tessin, das gehört noch zu Schweiz" schmunzelt Tom.
Bergab Richtung Süden ist die Autobahn nicht so spektakulär wie Bergauf vom Norden her.
Als das Tal sich weitet meint Tom dann "Bald kommt eine Raststätte namens Bellinzona Sud, da halten und tanken wir - und dann fahr' ich wieder!"
Und tatsächlich kommt kurz darauf ein erstes Hinweisschild und dann die Raststätte.
Erneut tankt Tom den Wagen voll, dann montiert er einen kleinen Kasten hinter der Windschutzscheibe.
"Wofür ist das denn?" fragt Lucas ihn.
"Das ist ein Telepass-Sender für die Maut" erklärt ihm Tom.
Nun wieder mit Tom am Steuer setzen wir die Fahrt fort.
Zu meiner Überraschung geht es bald wieder steil bergauf.
"Rechts könnt ihr einen Blick auf den Lago Maggiore werfen" kommt ein Hinweis von Tom.
Dann sind wir wieder in einem Tunnel.
Nach zwei weiteren Tunneln und Seen die wir passieren kommen wir an die Grenze, aber auch dort hat keiner Interesse an uns.
"Benvenuti in Italia" lacht Tom und meint dann "nun befahren wir gleich die älteste Autobahn der Welt".
So wie der Tunnel aussieht in den wir kurz nach der Grenze einfahren glaube ich ihm das sofort.
Dann aber verlassen wir den Tunnel und kommen in die Ebene. Und da ist die Autobahn vielleicht noch von der Trassierung her von 1924, aber ansonsten einfach irre, vier Fahrspuren pro Richtung, schnurgerade.
Sofort beschleunigt Tom zügig und bald habe ich den Eindruck an einem Autorennen teilzunehmen, der Verkehr wabert wild über alle Fahrspuren und Tom saust mitten hindurch, passiert andere Fahrzeuge links und rechts durch irgendwelche Lücken, hupt, blinkt und gestikuliert.
Autostrada in Italia ist definitiv Tom sein Ding.
"Gibt's hier kein Tempolimit?" fragt Lucas erstaunt von hinten.
"Theoretisch schon...." lacht Tom.
Dann kommt die erste Mautstation und ich verstehe sofort den Sinn des Kästchen. Während sich die meisten Fahrzeuge auf den mit weißer und blauer Farbe markierten Spuren stauen braust Tom auf eine der eher leeren, gelb markierten Spuren mit der Beschilderung 'Telepass' zu, bremst auf etwa 40km/h runter als wir in die Station einfahren, der komische Kasten piept und Tom gibt sofort wieder Gas, so dass die Schranke am Ende der Durchfahrt gerade so vor uns hochkommt, was ich mit einem unmännlichen Quetschen kommentiere, welches meinen feinfühligen Freund auf dem Rücksitz Gelächter entlockt.
Hinter der Mautstation ist eine riesige Fläche auf der die 20 Spuren der Station wieder zu 4 Spuren der Autobahn zusammengeführt werden.
Tom quert diese unbeirrt beschleunigend und setzt dann seine rasante Fahrt auf der Autostrada fort.
Zwanzig Minuten später dasselbe Spektakel an der nächsten Mautstation.
Und falls ich gedacht habe es könne nicht noch schlimmer kommen, habe ich mich getäuscht, denn die Ringautobahn von Mailand stellt wirklich alles in den Schatten was ich bisher erlebt habe.
"Wieviel Spuren hat die denn?" frage ich Tom völlig verblüfft, der lacht nur und antwortet: "Soviele wie Autos nebeneinander passen."
Und trotzdem finden die zahlreichen Motorradfahrer immer noch eine Lücke wo sie sich zusätzlich hindurch quetschen können.
"Ich hätte ja Angst dass die mir meinen Wagen zerkratzen" merkt Lucas an.
"Hab ich auch" grinst Tom "aber da die wiederum Angst haben, dass ich sie ramme wenn das passiert, haben wir sozusagen ein Gleichgewicht der Ängste..."
Meinen Ängsten tut es gut, als wir die Ringautobahn endlich verlassen und durch eine weitere Mautstation auf eine andere breite, schnurgerade Autobahn gehen Süden fahren.
Also zumindestes dachte ich das, bis wir nach dem Queren der Poebene erneut die Berge kommen.
Also hoch geht es ja noch, aber dann runter.
Kein Standstreifen, enge Kurven und dann geht die Autobahn - zumindest die Fahrbahn bergab - mitten durch Dörfer.
Tom findet es auf jeden Fall genial, denn er flitzt durch die Kurven, dass die Reifen wimmern und dann kommen wir wieder mitten durch ein Dorf...
"Deren Fucking Ernst?" entfährt es mir als ich die Wäscheleine sehe die von einem Haus zum anderen quer über die Autobahn gespannt ist.
Tom lacht nur und driftet mit 110km/h durch die auf 80km/h limitierte 180-Grad-Kurve die auf das Dorf folgt.
Durch Kurven, Tunnel und über Brücken nähern wir uns dem Mittelmeer, irgendwann teilt sich die Autobahn und Tom fährt rechts und plötzlich sind wir auf einer anderen Autobahn und fahren auf einer hohen Talbrücke über eine riesige Stadt am Meer hinweg bevor uns der nächste Tunnel verschluckt.
"Das war Genua" merkt Tom an.
Der nun folgende Autobahnabschnitt ist zwar relativ geradlinig, besteht aber nur aus Tunneln und Brücken und für Tunnel gibt es in Italien keine extra niedrigeren Tempolimits.
Auch sind italienische Tunnel mehr Löcher im Fels mit ein paar Funzeln an der Decke, was aber, da es draußen nun dunkel wird auch keinen Unterschied macht.
Während ich mich an dem Türgriff festklammere und wehmütig an die gut ausgebauten Tunnel der Schweiz zurückdenke brettern Tom mit 130 bis 150km/h die Felswände entlang und ist dabei noch nicht einmal der Schnellste.
"Atmen nicht vergessen, Kleiner!" witzelt Tom dann auch noch.
Endlich erreichen wir Frankreich. Kurz nach der Grenze entdecke ich Hinweisschilder nach Monaco.
"Ist hier Monaco?" will ich wissen.
"Ja, das ist nicht weit von Antibes" meint Tom.
"Können wir da mal hin?" fragen Lucas und ich unisono.
"Sicher doch" antwortet Tom.
Es ist nach 21 Uhr als wir die Autobahn endlich verlassen und nach Antibes hineinfahren.
Der Verkehr der auf der Autobahn in Frankreich noch verhältnismäßig zivilisiert ablief ist hier einfach nur noch chaotisch.
Jeder Fährt, parkt und hält scheinbar wie und wo es ihm gerade passt.
Nachdem wir uns dort im wahrsten Sinne des Wortes durchgewühlt haben kommen wir in eine ruhigere Gegend wo man von den Häusern nur die Tore der Gartenmauern sieht.
Mit den Worten "Wir sind da" biegt Tom durch so ein Tor und hält dann vor einem Art langestreckten Bungalow auf einem ziemlich großen Vorplatz.
"Wow, krass wie warm die Luft ist" fällt es mir als erstes auf, kaum das wir ausgestiegen sind.
Dann öffnet sich die Haustür und Toms Freund kommt heraus, gefolgt von einem gutaussehenden jungen Mann.
"Hey my Love" begrüsst Tom seinen Freund, der ihn umarmt und "Nice, you are here my angel!" sagt.
Tom wendet sich nun an den anderen jungen Mann und begrüßt ihn: "Salut Cédric, ça fait longtemps qu'on ne s'est pas vus!"
Der Brasilianer kommt derweil zu uns und begrüßt uns: "Hello Lucas, hello Mico, welcome to my humble home!"
Dann stellt Tom uns den jungen Mann vor: "Das ist Cédric, der ist hier der Hausangestellte".
Daraufhin wendet er sich an Cédric: "Voici Mirko, mon "enfant", et son petit ami Lucas."
"Cédric kann leider nur Französisch" erklärt Tom uns, "da müsst ihr euch ein wenig bemühen."
"Warum hast du mich 'kleiner Freund' genannt?" will Lucas wissen.
"Petit ami meint im Französisch dasselbe wie Boyfriend im Englischen" erklärt Tom lachend.
"Let's go inside" fordert sein Freund uns auf, Lucas fragt leise: "Und das Gepäck?" aber Tom erwidert nur: "Kümmert sich Cédric..."
Dann stehen wir drinne, und vonwegen Bungalow und bescheidenes Heim, das ist ein Palast!
"Kneif mich, ich glaube ich Träume!" raunt Lucas mir zu.
"Wie reich bitte ist der?" flüstere ich zurück.
Tom dreht sich nach uns um und zwinkert uns zu "Denkt an eine Zahl mit neun Nullen..."
Der Hausherr fragt uns: "You go into a room together?"
Ratlos schauen Lucas und ich uns an.
"Ob ihr ein gemeinsames Schlafzimmer nehmt, die sind riesig, eigenes Bad und begehbarer Kleiderschrank" erklärt uns Tom.
"Oh yes, we take a room together" antworte ich.
Der Brasilianer sagt irgendwas zu Cédric, dann fragt er uns: "Are you hungry?"
Obwohl es bereits kurz vor Zehn ist, habe ich den, Tom und Lucas ebenfalls.
"Okay, take the stairs and follow me!" Toms Freund bringt uns in eine riesige Küche mit Essecke.
"Okay, I have baguette, toast, a great selection of cheeses, foie gras, confit and lobster cocktail, plus lemon mousse and if you want wine of course" zählt er auf, was er uns alles anbieten kann.
"Amado, we take everything!" erwidert Tom.
Hummercocktail ist verdammt lecker.
Nachdem Essen gehen Lucas und ich auf unser Zimmer, nehmen eine Dusche und gehen zu Bett.
Unser Gepäck steht schon im Ankleidezimmer bereit.
Ich kuschele mich an meinen Freund und der wispert mir zu: "Hattest du das erwartet?"
"Du meinst so einen Palast?" flüstere ich zurück.
"Ja..." erwidert er.
"Nein, aber ich hab' mir ehrlich gesagt auch nicht vorstellen können was ich mir vorstellen sollte..." antworte ich.
"Das wird endgeil!" murmelt Lucas.
"Oh ja..." antworte ich noch und dann lassen die Nachwirkungen der Reise meine Augen zufallen und ich entschwinde im Reich der Träume.
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