#6 Tom: Universität
Das deutsche Wetter zieht mich nach dem Aufenthalt im warmen Thailand mehr als nur ein wenig 'runter. Von daher bin ich - wie meistens - in letzter Minute zur Vorlesung da, nur um dann festzustellen, dass dieser lausige Lyrssen-Schnösel es irgendwie geschafft hat Christina von ihrem üblichen Platz zu verdrängen, so dass er jetzt direkt neben mir sitzt. Irgendwie ist es jetzt doch ein wenig auffällig. Ich ignoriere ihn und setzte mich wie immer auf den Platz neben Franz, mit dem kann ich wenigstens über unser gemeinsames Hobby reden wenn die Vorlesung sich wieder ziehen sollte.
Die Vorlesung ist allerdings sehr gut und ich schreibe in einem Anfall von Lerneifer fleißig mit als sich Marco plötzlich weit zu mir herüber beugt und meint: "Du summst!"
Es ist mir zwar nicht aufgefallen, aber ich weiß, dass er sehr wahrscheinlich Recht hat. Ich höre immer Musik, irgendwelche Melodien in meinem Kopf, egal was ich mache, außer wenn ich Musik höre oder mache. Sozusagen wie die Filmmusik für mein Leben, nur dass weder der Film noch die Musik je endet. Nicht einmal wenn ich träume. Und ich weiß, dass wenn ich nicht ganz bei der Sache, sehr konzentriert oder gestresst bin, ich häufig diese Melodien mitsumme. Diese Melodien spiegeln auch sehr gut meine Gefühlslage wieder, wenn mich irgendwer gut kennen würde, dann könte er anhand der Melodien die ich von mir gebe auch erkennen wie es mir gerade geht. Aber bisher hat sich nie jemand so sehr für mich interessiert, dass das jemanden aufgefallen wäre. Außer Adriano. Aber so nah werde ich niemanden mehr an mich heranlassen.
Wenn sich jetzt jemand fragt warum ich mit dieser Eigenschaft ausgerechnet Jura studiere, dann weiß ich das eigentlich selbst nicht so genau. Ich wollte eigentlich Gesang studieren und Opernsänger werden. Aber meine Lunge plus mein Asthma standen dem leider im Weg.
Ich gucke kurz zu Marco und sage nur: "Sorry, passiert mir manchmal..."
Er lächelt mich an und meint dann nur: "Ist ja nicht schlimm, hörte sich irgendwie auch schön an."
Ich grinse zurück und sage: "Na, zwölf Jahre Musikschule sollte einem ja auch wenigstens ein schönes Summen verschaffen."
Marco schaut weiterhin zu mir, irgendwie wirkt es, als wolle er noch was sagen oder noch was fragen. Aber ich bin nicht gut darinne so etwas zu erkennen, also wende ich mich wieder meinen Notizen zu. Werde dabei aber das Gefühl nicht los, dass er mich weiter anguckt. Ein Gefühl welches ich nicht mag, in meiner Schulzeit hat es nie etwas Gutes bedeutet, wenn ich von irgendwem länger angeschaut wurde. Schon garnicht wenn es solche Typen wie er waren.
Kurz bevor die Vorlesung zuende geht schiebt Marco mir plötzlich einen kleinen Zettel zu.
Wie früher in der Schule denke ich und muss grinsen ich hoffe nur, er fragt jetzt nicht ober mit mir gehen will. Am Besten noch mit drei Kästchen JA-NEIN-VIELLEICHT zum ankreuzen. Jetzt fällt es mir schon schwer nicht laut loszulachen. Ich falte den Zettel auseinander und lese ihn.
"Muss dich nachher noch etwas fragen, Parkplatz, mein Auto, bis gleich" steht da geschrieben.
Da ich eigentlich gute Noten an der Uni habe und auch noch nicht so richtig fest in irgendeiner Lerngruppe bin vermute ich, dass er eine Lerngruppe mit mir machen will. Mit dem Lyrssen-Schnösel sicher nicht. Ich werde ihm gleich eine deutliche Abfuhr erteilen.
Mit diesem Vorsatz raffe ich meine Sache zusammen und laufe zum Parkplatz des Juridicum. Marcos Auto ist unschwer zu erkennen und da sehe ich in auch schon nervös von einem Bein auf das andere treten. Dass es ihn so nervös macht mich zu fragen ob er an meinen guten Leistungen schmarotzen kann wundert mich dann doch ein wenig. Ich trete also neben ihn und stupse ihn an: "Hi.... ...du wolltest mich was fragen?" Marco kramt in seiner Tasche und holt zwei Blätter Papier hervor, offensichtlich sind da Fotos ausgedruckt.
Mit den Worten: "Das bist doch du...?" hält er mir die Bilder hin. Ich blicke darauf, ich erkenne sofort was ich da sehe und erstarre. Ein Gefühl als würde mir jemand mit einer Faust aus Eis in den Magen schlagen rauscht durch meinen Körper, ich will wegrennen, aber es ist wie in meinen Alpträumen, ich will nur weg, aber ich kann mich nicht bewegen. Panik durchflutet mich und nur ein Gedanke hämmert durch mein Hirn:
Das ist das Ende!
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