#52 Joao & Tom: La Boum

Tom

Während ich ein bisschen Foie Gras in mich hineinstopfe (Vive la haute cuisine francaise!) fällt mein Blick auf Joaos Arm mit meinem Armband. Bei Apollo, ich bin ja sowas von froh, dass ihm das gefallen hat! Versonnen blicke ich ihn an  während er eine Auster ausschlürft. Apropos Austern, diesen Overkill an Delikatessen als Buffet zu bezeichnen ist die Untertreibung der Saison.

"Qualcuno sta ballando tra le stelle..." höre ich plötzlich eine Stimme von hinten zu mir sagen. Ich tanze in den Sternen? Rasch drehe ich mich um und erblicke hinter mir Stellario (oder ist es doch Gianni?) und Claudio die mich amüsiert betrachten.
In der Hoffnung, dass der Zwilling hier vor mir tatsächlich Stellario ist, frozzele ich zurück: "For stelle and dance, seid da nicht ihr die Experten?"
Und scheinbar liege ich richtig und es ist Stellario, denn die beiden bekommen leicht rote Wangen und giggeln wie kleine Mädchen.
"Pass nur auf, dass du dir nicht an den Sternen die Finger verbrennst" zwinkert Stellario mir zu. "Nun, mal abgesehen davon, dass es Sterne gibt, an denen ich mich gerne einmal verbrennen würde" erwidere ich und grinse ihn anzüglich an, "falls du Joao meinst, da verbrennt mir wohl eher mein Herz."
"Wer aus Übermut der Sonne zu nah kommt..." mitleidig schaut Claudio mich an, ich unterbreche ihn: "...der verbrennt sich die Flügel und stürzt in den Untergang..."
"La leggenda di Icaro..." seufzt Stellario.
"Wenigstens habe ich mich dann einmal emporgeschwungen um zu Fliegen" entgegne ich, "niente di azzardato, niente di guadagnato."*
"Wer will hier fliegen?" mischt sich nun Joao mit einem anzüglichen Unterton ein. "Ach Joa, denkst du auch mal an was anderes?" provoziere ich ihn den Genervten spielend. Seine Hand klatscht auf meinen Arsch und knetet meine Pobacke, so dass ich überrascht aufseufze, dann sagt er mit lasziver Stimme: "Wenn ich dich sehe, fällt mir das schwer."
Während ich spüre wie die Wärme in meine Wangen schießt, höre ich Claudio zweideutig kichernd sagen: "Tommasino will doch nur in dein Herz fliegen.""Oder zu den Sternen" merkt Stellario unbekümmert an. "Joao ist sein Stern!" setzt der Tänzer nach was Joao dazu veranlasst mit überheblichem Grinsen festzustellen: "Ich bin ein Star!"
"Ach ich dachte du bist ein Gott?" werfe ich mit naiver Stimme ein, was Stellario und Claudio zum Lachen bringt.
Joao schaut uns sehr selbstgefällig an und meint dann dünkelhaft: "Es ist göttlich wenn ich es euch besorge!"
Wir drei werfen uns kurz Blicke zu, dann setzt Joao eingebildet nach: "Sagt jetzt ja nichts Falsches!"
"Wem der Anwesenden hast du denn noch keinen divinen Abgang beschert?" will ich nun wissen.
Joao stutzt, er scheint zu überlegen. Dann meint er: "Also mit allen die nur aktiv sind noch nichts und mit Cicero nicht...."
"Also mit den bei ragazzi hier," ich deute auf die beiden Italiener, "hast du schon?" Zu meiner Erheiterung wird Claudio puterrot während Stellario nur wissend lächelt.
"Okay, ich brauche keine Details" bedeute ich ihnen jovial.
Mit einem kryptischen Blick mustert mich Joao: "Ist das ein Problem?"
Ich schaue ihm tief in die Augen. Ist das Unsicherheit, die ich da ganz hinten bemerke? "Mein Ziel ist ein Monopol auf dein Herzen, nicht auf deinen Schwanz." kontere ich und bin überrascht wie gefasst meine Stimme klingt.
"Er meint das ernst mit dir, Joao" stellt Claudio leise mit abgeklärter Stimme fest.
"Ich denke er weiß das..." sage ich und  es klingt bedrückter als beabsichtigt.
Joao scheint mit sich zu hadern, doch dann wendet er sich wortlos ab und geht aus dem Raum.

"Non è facile..." sagt Claudio bedauernd. Nein, einfach ist es nicht. "Nobody said it would be easy." erwidere ich.
"Geh ihm nach!" rät Stellario mir, aber ich zögere: "Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Er könnte sich unter Druck gesetzt fühlen..." Ich spüre wie Stellario mir sanft über die Schultern streichelt, dann sagt er mit warmer Stimme: "Komm' lasst uns mal schauen was mein Bruder macht." Ja, warum eigentlich nicht?

Joao

Für einen kurzen Moment befürchte ich, es wäre ein Problem für ihn. Oder ist es vielleicht ein Problem für mich? Er schaut mir tief in die Augen, aber sein Blick enthält keinen Vorwurf, nur Wärme und Zuneigung. Und ein bisschen Traurigkeit als er meine Frage beantwortet: "My goal is a monopoly on your heart, not your cock!" Seine Stimme ist sanft aber ernst dabei. "He's serious 'bout you, Joao" erinnert mich Claudio. In einem bedrückten Ton höre ich Tom sagen: "I think he knows that..."
Ja, ich weiß das. Natürlich weiß ich das. Ich weiß auch, dass ich es ernst mit dir meine! Aber verdammt - wovor habe ich eigentlich Angst?
Ohne noch etwas zu sagen, drehe ich mich um, verlasse den Raum, gehe in den Salon und dann raus an den Pool.
"Du siehst aus, als ob du einen Drink brauchst" grient Etienne mich an. Verdammt ja, brauch ich! Ich lasse mich widerstandslos von ihm zur Bar zerren wo Omar uns je einen French 75 zubereitet. Cognac und Champagner, das Beste von Frankreich zusammen. Ich stürze meinen rasch runter und lasse mir einen zweiten machen. Die edlen Tropfen entfalten nur allzubald ihre Wirkung und ich werde lockerer und meine Laune hebt sich. "Merci Etienne, das war jetzt nötig!" proste ich ihm zu. "Du wirst dir doch wegen diesem Boche nicht die Laune verderben lassen" ätzt dieser um dann im überheblichen Ton fortzufahren: "Auch wenn er einen geilen Arsch hat, sowas bekommst du doch in Osteuropa an jeder Ecke."

So redet er nicht über meinen Tom!

"Ta gueule!" fahre ich Etienne unwirsch an, "rede nicht über Dinge die du nicht verstehst." Dieser wirft mir einen erstaunten Blick zu: "Du hast für diesen Parvenü Gefühle? Du hast überhaupt Gefühle?" "Rede nicht über Dinge von denen du keine Ahnung hast" bedeute ich ihm. Dabei habe ich doch selbst keine Ahnung davon.
"Das wird schon wieder...." versucht er mich aufzumuntern, "wie wäre es mit nem Joint?"
Ich murmele etwas zustimmendes und Etienne marschiert ab uns welche zu besorgen.
Während ich mich auf den Rand des Pools, mit dem Füssen ins Wasser, setze, lasse ich meinen Blick schweifen und entdecke Tom am anderen Ende des Bassins mit den Zwillingen und Claudio.
Sie scheinen sich gut zu amüsieren, denn man hört sie lachen und sie gestikulieren wild während sie sich über was-auch-immer unterhalten.

Etienne kommt mit dem Stoff zurück, schon nach den ersten Zügen werde ich wirklich ruhiger und fokussierter.
Allerdings habe ich nun auch ein Bedürfnis nach Nähe, das mit jedem Zug zunimmt.
Auf der anderen Seite des Beckens ist Tom, ich höre ihn lachen, ich sehe wie er sich bewegt und...

...ich will ihn jetzt bei mir haben, ihn berühren, seine Nähe spüren.
Ich will, nein, ich muss!

Tom

"Ich mein, gibt es überhaupt namhafte Ballettänzer die nicht schwul sind?" will Gianni wissen, während Stellario giggelt und Claudio mit den Augen rollt bevor er lachend einwirft: "Wusstest ihr, das Tschaikowsky im Schwanensee eine verdeckte schwule Lovestory eingebaut hat?" Die beiden Twins schütteln ihre Köpfe, ich lächele und nicke mit dem Kopf. Claudio wirft mir einen anerkennden Blick zu, dann sagt er: "Warum wohl ist Benno von Sommerstein eifersüchtig auf die Beziehung von Prinz und Odette? Weil er selbst was vom Prinzen will!" beantwortet er seine Frage gleich selbst: "Aber in den meisten Inszenierungen wird der Aspekt natürlich völlig ausgeblendet." "Ich hab' mal in Berlin eine gesehen, die das berücksichtigt hat..." erzähle ich als plötzlich Jean mit seinem Freund zu uns tritt. "Ich glaube das Geburtstagskind hat Sehnsucht nach dir" wendet sich der Franzose an mich. "Was, woher?" will ich wissen, und er bedeutet mir mich umzudrehen. Am anderen Ende des Pools sitzt Joao mit den Füßen im Wasser und er schaut zu mir her. Trotz der Distanz und der Nacht bemerke ich sofort, dass er sich nach mir sehnt. Es ist kein Verlangen was von ihm ausstrahlt, es ist mehr wie ein Wunsch ich möge jetzt bei ihm sein.
"Da muss ich jetzt hin" stelle ich fest, dann streife ich meine Schuhe ab und hechte in den Pool. Während das bunt beleuchtete Wasser sich farbenfroh glitzernd kräuselt und alle Augen auf mir ruhen schwimme ich direkt auf Joao zu. Zehn Meter vor ihm tauche ich ab um dann zwischen seinen Beinen nach oben zu schießen. Während ich meinen Kopf in den Nacken werfe und spüre wie das Wasser von meinem Gesicht perlt öffne ich meine Augen und schaue direkt nach oben in die von Joao. Seine sind leicht gerötet, er hat also gekifft, sein Blick hat etwas von einem ausgesetzten Welpen.
"Ich hatte das Gefühl du brauchst mich." flüstere ich zu ihm empor.
Verstohlen streicht er mir mein nasses Haar aus dem Gesicht. "Ja" sagt er nur. Er schaut mich weiter an, dann streicht er mit einem Finger über die Stirn und über den Nasenrücken, ganz vorsichtig.  Noch nie hat mich jemand dort und so berührt, das Gefühl ist ungeheuer intim und löst bei mir gleichzeitig eine Gänsehaut aus. 
"Meu"* haucht er versonnen.
Dann sagt er plötzlich mit einer ganz kindlichen Stimme: "Du bist so nass!"
"Bin gleich wieder da" zwinker ich ihm zu, dann lasse ich mich wieder untertauchen um unter Wasser zur Treppe zu schwimmen vor der ich dann mit einem ordentlichen Splash hervorschieße und mich in einem Schwung auf meinen Beinen aus dem Wasser katapultiere.
Dann eile ich in die Umkleide.

Nachdem ich wieder trocken bin laufe ich mit einem Handtuch um meine Hüften unbemerkt nach oben in den Kleiderschrank-Ankleide-Raum.
Dort streife ich mir ein weißes Croptop und weiße Loungepants über, dann begebe ich wieder hinunter zum Pool.

Joao hat sich auf eine der Liegen umquartiert, neben ihm haben sich Maxime und Etienne drapiert und es riecht unverkennbar nach Cannabis.
Ich laufe um die beiden kiffenden Franzosen herum und lasse mich neben Joaos Liege auf dem Boden nieder, dann lehne ich meinen Kopf an seine Schulter. "Dry again" whispere ich ihm zu und schon fährt mir seine Hand durch die Haare bevor sie auf die von ihm abgewandte meiner Schultern wandert und er seinen Arm besitzergreifend um mich legt.
Mit geschlossenen Augen raune ich ihm doppeldeutig zu: "Tudo seu!"*
Ich spüre und ich höre wie Joao sich auf der Liege bewegt, dann spüre ich seinen heißen Atem an meinem Hals. Er verursacht mir eine Gänsehaut und unwillkürlich lasse ich meinen Kopf in den Nacken und auf seinen Arm um meine Schultern fallen. Sanft drückt seine Stirn gegen meine Schläfe und drängt meinen Kopf zur Seite.
Etienne und Maxime sind still geworden und ich kann ihre Blicke förmlich auf mir spüren.
"Notre duc aurait-il finalement plus en commun avec Vlad Draculea que le plaisir d'empalement?"* höre ich Etienne amüsiert raunen.
Maxime und zwei weitere Personen kichern nervös während ich Joaos Lippen spüre die über den entblößten Teil meines Halses wandern. Dann spüre ich seine Zähne die sanft über meine Haut kratzen. Es fühlt angenehm an, kleine Wellen süssen Kribbelns verteilen sich über meinen Hals...
PENG! Wie ein eiskalter, lähmender Blitz rauscht der Schmerz aufwärts durch den rechten Teil meines Gesichtes, meine Schläfe, in die Spitze meines Schädels - und abwärts über die Schulter, den rechten Arm bis in die Spitzen meiner Finger! Ich will schreien, aber aus meinem Mund kommt nur ein seltsam tonloses Fiepen. Tränen füllen meine Augen und laufen meine Wangen herunter.
"Oh, mon Dieu, das hat er nicht gerade wirklich gemacht!?" höre ich Maximes Stimme. Er klingt überrascht aber auch  - erregt?
"Mais mon chéri, er markiert ihn nach allen Regeln der Kunst" erwidert Joël seinem Freund mit einer rauen Stimme.

Hat er mir ernsthaft gerade in den Hals gebissen? Blute ich jetzt?

So schnell wie er auftrat verschwindet der kalte Schmerz auch wieder und geht in ein Kribbeln mit leichten Taubheitsgefühlen über. Die Körperspannung entlädt sich nun doch in einem vernehmlichen Schmerzenschrei meinerseits und ich spüre, dass Joao sich an meinem Hals im wahrsten Sinne des Wortes festgesaugt hat. Und ich spüre, dass ich einen mordsmäßigen Ständer habe.

"Joao, stop it!" höre ich Stellarios Stimme zu uns herüberschallen. Dann folgt Jeans Stimme: "Arrête Joao! Du wirst ihn ernsthaft verletzen, gerade am Hals kann da Blutgerinsel erzeugen wenn man es übertreibt!" Von irgendwo her mahnt Mounir: "Du riskierst einen Schlaganfall!"

Doch erst als ich schluchzend flehe: "You're hurting me, Joao, please stop!" lässt er von mir ab. Ruckartig nimmt er seinen Arm von mir und ich taumele nach hinten, werde jedoch von jemanden aufgefangen. Cèdrics Stimme ertönt in einer Mischung aus Ärger und Wut: "Sag mal spinnst du Joao?  Wem willst du was beweisen?" Dann ruft er "Omar, hol mir einen Kühlakku!"
"Calme..." spricht Maxime beruhigend auf mich ein, er hat mich wohl aufgefangen.

Ich versuche mich wieder aufzurichten aber ich fühle mich immernoch so als hätte mir jemand einen Schlag gegen die Schläfe versetzt. Mit einer kläglichen Stimme höre ich mich jammern: "Joao? Joao, where are you?" Dünn und seltsam hoch ist meine Stimme als ich flehe: "Joao, I'm so sorry..." Moment mal, wofür entschuldige ich mich da gerade? Ein Teil von mir will aufbegehren. Wer hat hier denn wen verletzt. Aber der größere Teil von mir hat Angst Joao zu verlieren und ihm seinen Geburtstag zu verderben. Es ist deine Schuld, du hast ihn dazu provoziert! Und ich habe immernoch eine Latte, wie kann ich da behaupten es habe mir nicht gefallen?

Über alles hinweg donnert plötzlich die Stimme von Ricardo: "Maldito João, não fuja agora! Você o machuca brutalmente e ele ainda implora por você!"*

Irgendwer presst einen Kühlakku auf meinen Hals, allerdings bringt der weniger Erleichterung, als mehr einen neuen Schmerz, ähnlich dem, wenn man zu schnell zu viel Eis isst.

Dann höre ich Joaos raue Stimme: "Lass ihn los!" Mich ergreifen starke Arme und heben mich hoch. Sein Geruch verrät mir, es ist Joao. Ich klammere mich an ihm fest. "I will always love you!" hauche ich mit zittriger Stimme.  Wir bewegen uns und ich höre im Vorbeigehen Etienne abschätzig sagen: "Une partie seines Körpers zeigt aber deutlich, dass er es geil findet!" Er hat gesehen, dass ich noch immer eine Erektion habe. Ein Gefühl tiefer Scham durchflutet mich.

Vorsichtig setzt sich Joao mit mir auf eines der großen Sofas im Wohnzimmer, aber er lässt mich nicht aus seinem Armen.
"Weißt du" höre ich ihn plötzlich flüstern, "der Gedanke, dass du etwas für einen anderen empfnden könntest macht mich unheimlich wütend. Aber trotzdem habe ich Angst dich an mich zu binden...."  In die Stille ertönt 'Non, non, non' von Camélia Jordana, der Song handelt davon, dass sie hofft ihn zurückzubekommen, egal welche Fehler er gemacht hat. "Nein, ich habe Angst mich an dich zu binden..." seufzt Joao.
"Das musst du nicht" erwidere ich, "ich werde warten bis du deine Angst überwunden hast." "Und wenn ich das nie schaffe?" Joaos Stimme klingt verunsichert. Ich schaue zu ihm auf: "Dann werde ich dich trotzdem lieben!" "Das könnte dich traumatisieren" warnt er mich, ich schüttele den Kopf und versichere ihm mit fester Stimme: "Das Risiko bin ich bereit einzugehen."

*Niente di azzardato, niente di guadagnato = Wer nichts wagt, der nichts gewinnt.
*Meu = Meins
*Tudo seu = Alles deins
*Notre duc aurait-il finalement plus en commun avec Vlad Draculea que le plaisir d'empalement? = Hat unser Herzog am Ende doch mehr mit Vlad Draculea gemeinsam als die Freude am pfählen?
*Maldito João, não fuja agora! Você o machuca brutalmente e ele ainda implora por você. = Verdammt Joao, renn jetzt nicht weg! Du hast  ihm brutal wehgetan und trotzdem fleht er nach dir.

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