#50 Joao & Tom: Aniversario

Joao

Die Sonne ist schon untergegangen als ich Tom wecke. "Hey Sweetie, aufstehen die Gäste kommen gleich..." Er schaut mich verständnislos an, dann huscht Erkenntnis über sein Gesicht und ihm fällt ein: "Ah ja, die Party... Seine vom Schlaf verwuschelten Haare lassen ihn abartig niedlich aussehen. "Ich mach mich nur schnell frisch...." hebt er an, aber ich unterbreche ihn: "Die Haare bleiben so!" "Aber..." will er Einwände erheben, ich aber unterbreche ihn erneut: "Nix aber, jetzt spute dich, sonst gehst du nackig!" Er wirft mir einen Blick zu der mir wohl sagen soll "Das wagst du nicht", aber dann fällt ihm wohl ein, dass ich das sehr wohl wagen würde, denn er zuckt ergeben mit den Schultern, dann sprayt er sich ein bisschen mit Aqua di Roma ein, bevor er im Kleiderschrank verschwindet.
Als er wieder auftaucht trägt er eine azurblaue, enganliegende Shorts aus Latex mit einem von vorne nach hinten durchgehendem, weißen Reißverschluss, welche sein Paket mehr als nur ein bisschen betont, von seinem süssen Knackarsch mal ganz abgesehen. Dazu hat er ein weißes Mesh-Shirt an, was mehr enthüllt als es verdeckt.
"Ähm..." hebe ich an etwas zu sagen, aber jetzt unterbricht er mich: "Wer wollte mich gerade noch nackig gehen lassen?" Dabei guckt er mich dreckig grinsend an und streicht sich lasziv mit den Händen über seine Pobacken.
"Ich hab nichts gesagt" versichere ich ihm und wenn ich ehrlich bin, er sieht so heiß aus, dass ich am liebsten den Reißverschluss hinten öffnen würde um mich jetzt hier und sofort in ihm zu versenken.
Vor allem als er sich jetzt bückt um weiße Sneakers anzuziehen.
Dagegen bin ich in meinem Outfit von Rufskin ja noch geradezu dezent gekleidet.
"Kommst du?" grinst mich Tom anzüglich an. Später, in dir! denke ich, doch dann folge ich ihm die Treppe hinab nach unten.

In der Küche ist Speis' und Trank aufgebaut, etwas versteckt in einer Ecke auch noch andere Rauschmittel, die Cédric mir organisiert hat. Die Party kann starten, es fehlen nur noch die Gäste.

Cicero erscheint in Shirt und Shorts und sieht einfach nur niedlich aus, hinter ihm Ricardo im Tanktop und ebenfalls Shorts. Und dann fahren die ersten Wagen vor....

Tom

Wenn er mir so blöd kommt, dann muss er mit meinem Outfit leben. Außerdem habe ich doch gesehen, dass es ihm gefällt.

Ricardo hat Cicero und mich auf ein Sofa gegenüber der Freitreppen platziert und steht jetzt neben uns wie die Schweizer Garde vor dem Papst. Erste Wagen scheinen oben vorzufahren und Joao steht oben an der Freitreppe, während ein ziemlich kräftiger Typ, den ich vorher nie gesehen habe, die Haustür bewacht. Auf meinen fragenden Blick hin erklärt mir Ricardo: "Das ist Xavier, der macht die Security."

Als Erster erscheint ein ziemlich von sich selbst überzeugter junger Mann, offensichtlich ein Teil der herrschenden Klasse Frankreichs.

Während Joao ihn freundlich wie 'Best Buddies' begrüsst, erklärtRicardo Cicero und mir: "Das ist Etienne, er kommt eigentlich aus Paris, aber seine Familie hat auch ein Haus in Saint Tropez. Er geht auf das Pariser IEP."

Ah, einer vom neuen Adel Frankreichs, er geht auf DIE Grande école, die 'Sciences Po'.

"Der ist ja so garnicht in sich selbst verliebt. Bestimmt geht er nach der Scienes Po noch auf die ENA" lästere ich leise zu Cicero herüber. Der schaut mich fragend an, also erkläre ich ihm kurz: "Die gesamte Führungselite Frankreichs besteht aus Absolventen von 'Scienes Po' und ENA. Allerdings stammen alle Absolventen aus einer Schicht die vielleicht 5% der Bevölkerung ausmacht. Der ist sozusagen zum Herrschen geboren." ätze ich. "Du magst ihn nicht?" stellt Cicero mehr fest als das er mich fragt. "Ich mag solche Typen nicht" grummele ich und Cicero grinst mich amüsiert an: "Ist Joao nicht genau so ein Typ?"

Jetzt hat er mich erwischt. Natürlich ist Joao genau so ein Typ und wenn ich ehrlich zu mir selber bin, mit meinen Vorstellungen von Ethik und Moral korreliert es nicht wirklich, wie seine Familie zu Macht und Reichtum gekommen ist.

"Doch ist er" gebe ich zerknirscht zu, "aber ihn liebe ich, den da" ich deute mit dem Kopf auf diesen Etienne der nun die Treppe hinab kommt, "den da liebe ich nicht!"

Etienne begrüsst erst Ricardo, dann baut er sich vor Cicero und mir auf. "Ah, Cicero, the sweetest of all boys" säuselt er, wirft dabei aber einen Blick auf diesen, der klar macht, dass er mehr so etwas wie "Mach die Beine breit!" meint. Dann wendet er sich mir zu. "Voici donc le mignon actuel du duc" murmelt er laut genug, dass ich es verstehe.

Bitte was? Geht er davon aus, dass ich kein Französisch kann oder will er mich provozieren? Nein, erstmal ist der Satz 'Das ist also das aktuelle Liebchen des Herzogs' noch nicht einmal so beleidigend. Aber wenn man davon ausgeht, dass dieser Etienne eine gute Allgemeinbildung hat, dann ist die Verwendung von 'mignon' in dem Kontext eine beabsichtigte Anspielung. Nämlich auf die abwertend 'mignons' genannten Bettgespielen von König Henri III, welche einen desaströsen Einfluß auf die französische Politik ihrer Zeit hatten.

"So you are Tom, nice to meet you" säuselt er dann mit einem gefakten Lächeln. "Enchanté!" säusel ich mit ebenso offensichtlich gefakter Liebenswürdigkeit zurück. Er stutzt kurz, dann grinst er abfällig und verschwindet Richtung Küche.

Am oberen Ende der Treppe begrüßt Joao inzwischen zwei Jungen die einander mehr als nur ein bisschen ähnlich sehen.

Ricardo, der offenbar alle zu kennen scheint, grinst und stellt uns vor: "Gianni und Stellario aus San Remo". Italiener also, aber San Remo ist jetzt nicht so weit weg. "Sind das Brüder" will ich wegen der Ähnlichkeit der Beiden wissen. Ricardos Grinsen wird breiter als er mir antwortet: "Besser noch, das sind Zwillingsbrüder..." "Beide schwul?" rutscht es mir raus und jetzt wird Ricos Grinsen eine Spur frivol bevor er antwortet: "Oh yes!". Er scheint sich da ja sehr sicher zu sein, woher er das nur weiß? Ciceros Blick auf die beiden ist allerdings ein weniger amüsierter. Das grenzt die Möglichkeiten woher Ricardo das weiß wohl etwas ein. Während beide Ricardo überschwänglich begrüßen, fällt die Begrüßung Cicero gegenüber zumindest von Seiten des einen Zwillings, Stellario, etwas verhaltener aus. Dann stehen beide vor mir und schauen mich mit unverholener Neugierde an. "È davvero molto carino" meint Gianni zu Stellario, der mich immernoch versonnen anguckt und dann erwidert "Joao.. lo condividerà con noi?" Offensichtlich gehen beide davon aus, dass ich garkein Italienisch spreche, aber ich habe schon verstanden, dass sie mich niedlich finden und offenbar was mit mir machen würden. Beide zusammen, wenn ich sie richtig verstanden habe. Moment mal, was? Beide gleichzeitig mit mir? Hilfe, wo bin ich hier gelandet!

"Ciao Tommaso" begrüsst mich nun einer der beiden, "I'm Gianni, and that's my little brother Stellario, nice to meet you!" Bei der Titulierung als kleiner Bruder schnaubt Stellario empört auf und meint dann zu mir: "We are twins, ich bin nicht wirklich kleiner als er!" Gianni amüsiert sich nur und meint zu mir "Natürlich ist er das!" "Nur weil ich 12 Minuten jünger bin!" mault dieser während Gianni ihm den Kopf tätschelt und süffisant anmerkt: "Das meine ich damit doch garnicht!" Jetzt muss ich auch grinsen, woraufhin Stellario Gianni am Arm von mir wegreißt und auf italienisch etwas wie "Meiner ist überhaupt nicht kleiner...!!" grummelt. Oh, die zwei sind lustig.

Ein junger Typ mit offensichtlich marrokanischen Vorfahren kam derzeit zu uns, Ricardo informierte uns, dass er Mounir heiße, aus Paris komme, für einen Internet-Provider arbeite und auch bald auf die Science-Po gehen würde. Er begrüßt uns aufgekratzt mit einem "Hey, what's up!" bevor er sich Cèdric zuwendet. Erst Etienne, jetzt Mounir, Joao scheint das 'gay-networking' in Frankreich durchaus mit Erfolg zu betreiben.

Den Gedanke noch nicht zu Ende gedacht, stellt sich mir schon der nächste junge Franzose vor. "Hallo isch bin Clément!" begrüßt er mich auf Deutsch. "Freut mich bin Tom" antworte ich angenehm überrascht, er lächelt mich freundlich an. "Lass mich raten" sage ich amüsiert "du bist aus Paris, studierst an der 'Science Po?' " Er lacht, herzlich und offen: "Ist das so ehh manifeste?" "Du bist der Dritte heute Abend" grinse ich, "so langsam bekomme ich ein Auge dafür." "Oh, oh..." seufzt er theatralisch und wackelt dabei mit den Augenbrauen. "Die anderen sind n'est pas sympha comme toi!" versichere ich ihm, was ihm ein erneutes fröhliches Lachen entlockt: "Du machscht misch glücklich." Jetzt ist es an mir die Augenbrauen hochzuziehen und ironisch "Oh, oh.." zu sagen.

Es folgen ein Pärchen, beides Franzosen, der eine ist in seinen 30ern, der andere wohl
Mitte 20.

"Das ist Joël und, ähh, ich vermute sein Freund..." stottert Ricardo "...die kommen aus Grasse... also zumindest Joël.."
Grasse ist ein wenig oberhalb in den Bergen.

Joël stellt seinen Freund als Maxime vor und ich erfahre, dass Joël Weinbau betreibt und die Party mit einigen seiner Erzeugnisse bereichert.

In weiterer Folge kommen noch Jean aus Toulon, er ist bei der französischen Marine, dessen Freund Noureddine, der Taxifahrer ist und ebenfalls marrokanischer Abstammung, dann Jan aus Hamburg, der bei der Luftwaffe ist, aber im Moment bei seiner französischen Mutter in derem Haus an der Côte d'Azur weilt und Claudio, ein junger, aufstrebender Ballettänzer aus Italien.

Ohne Personal sind wir also 15 Leute.

Dass es nicht mehr werden entnehme ich der Tatsache, dass Joao die Treppe herunter kommt und zu mir sagt: "Lass uns raus an den Pool..."
Zu meiner Überraschung gibt es am Pool sogar eine Bar mit einem Barkeeper. "Das ist Omar" merkt Joao auf meinen fragenden Blick hin an, "den habe ich mir aus einer Bar in Cannes geliehen." Der Typ sieht trotz des Namens aber ziemlich Latino-mäßig aus.

Während Cédric die Musik startet, ein Mix aus mehr oder weniger aktuellen französischen und brasilianischen Hits, wenig was mir etwas sagt, aber mein Musikgeschmack ist das alles eh nicht so sehr, gibt es zum Einstand natürlich Prosecco. Was auch sonst, aber für mich gibts wenigstens einen ohne Alkohol.

Alkohol macht die Menschen lockerer und bald erhebt sich ein großes Palaver. Trotzdem tue ich mich schwer andere Menschen anzusprechen, will aber auch nicht an Joao oder Cicero kleben wie ein Kind am Rock seiner Mutter. Ich schlendere ein wenig umher, als mich dieser Jan unvermittelt in eine Diskussion einbezieht, die rege auf Englisch läuft: "Tom, glaubst du an Gott oder so was?" Die Blicke von Mounir, Clément, den Twins, Cicero und Claudio ruhen erwartungsvoll auf mir.
"Nein, nicht mehr" lautet meine Antwort.
"Warum nicht mehr und seit wann?" will Clément wissen.
"Die vorhandenen Götter sind mir einfach zu homophob" versuche ich mich witzelnd aus der Affäre zu ziehen, "aber um ehrlich zu sein, mir ist der Glaube abhanden gekommen, aber das ist keine Geschichte für eine Party..."
"Wir brauchen einfach mehr schwule Götter" mischt sich Cicero ein, worauf einer der Twins anmerkt "wie wäre es mit Antinoo?" "Antinous?" merkt Jan an, "der wäre ja nett. Wobei, die Atzteken hatten einen eigenen Gott für Schwule, der nannte sich sinngemäß 'the Flowerprince'."
Joao ist zu uns dazugekommen und mischt sich jetzt selbstgewiss grinsend ein: "Wenn ihr einen schwulen Gott braucht, nehmt doch einfach mich!" "Ich weiß nicht" frozzelt nun der andere der Twins, "Claudio mit Blumen stelle ich mir irgendwie göttlicher vor als dich."
Claudio errötet während sich alle nach ihm umdrehen und dann brüllt Joao lautstark: "Cédric, avons-nous des fleurs?" Nicht nur, aber vor allem zur sichtlichen Erleichterung von Claudio antwortet der aber von irgendwoher: "Nan!"
"Aber was schwule Götter angeht" wendet sich mein Boyfriend wieder uns und dem Thema zu, "die Maya hatten einen Gott namens Chin und der wurde dadurch verehrt, dass die noblen Familien der Maya ihren Söhnen männliche Jugendliche, Sklaven oder aus der Unterschicht, als Lover gaben."
"Das würde dir gefallen" necke ich Joao, der grinst nur.
"Nicht zu vergessen Apollo" werfe ich ein, "allerdings ist dessen Liebe für seine ganzen Cuties im Ergebnis immer ziemlich tödlich."
"Oh yes, der hat noch einen größeren Verschleiß an Boys als Joao" frozzelt Cicero. Alle gucken plötzlich mich an. "Hey, I'm still alive" merke ich an und hebe entschuldigend meine Hände, "aber ihr müsst die Megalomanie meines Boyfriends nicht noch anstacheln, nachher ende ich als Blume, Baum oder mit einem Diskus am Kopf...."
"Dafür bist du schon zu alt" merkt Claudio trocken an. Ja Danke, du mich auch Babyboy! "Apropos alt" werfe ich ein, "wie lange noch bis Mitternacht?"
"Noch 22 Minuten bis unser Herzog und wannabee-god alt und hoffentlich weise wird" ruft Ricardo.
"Ich erwarte, dass du ihm Happy Birthday singst" raunt Cicero mir zu.
Ich grinse ihn an: "So a la Monroe ja?"
"Mindestens!"nickt er.
"Na dann, besorge mir ein Mikro" weise ich ihn an und Cicero sprintet los. Währenddessen fängt Omar an Champagner in Gläser abzufüllen und mir fällt ein, dass ich mrein Geschenk noch holen muss.

Als ich mit meinem Geschenk wieder herunter gekommen bin, sind es nur noch wenige Minuten bis Mitternacht. Cicero reicht mir das Mikro und meint, dass Cédric die Anlage rechtzeitig umschalten würde. Ich begebe mich nach draußen an den Pool und dann fängt Ricardo an von Zehn aus lautstark rückwärts zu zählen.

Joao

"Tres, dois, um, boom!" zählt Ricardo lautstark. Es ist der 1. August, 0 Uhr, mein 23. Geburtstag.

Alle prosten mir mit Champagner zu, alle außer Tom. Der steht da mit dem Mikro in der Hand und singt "Happy Birthday" für mich. Allerdings mit einer derart lasziven Stimme und einem Blick auf mich, dass es mir das Blut in eine bestimmte Gegend in der Körpermitte treibt. Als er fertig ist, ist Stille, die Tom dann frozzelnd bricht: "Was jetzt, habt ihr einen Strip Dance erwartet?" Einige kichern, doch dann wirft er einen boshaften Blick auf Claudio: "Dafür bin ich zu alt, außerdem ist Claudio hier doch der Experte für das Tanzen..." Oh, da ist aber jemand heute mal wieder garnicht nachtragend. Alle Blicke gehen zu Claudio der mal wieder errötet und abwehrend seine Hände hebt. Meine Freunde und Gäste drängeln sich jetzt auf mich zu, umarmen und beglückwünschen mich - und bekleckern mich mit Champagner. Als sich das Gedränge lichtet steht Tom wieder vor mir. "Feliz aniversário meu amor!" haucht er und reicht mir verlegen ein Geschenk, während seine Wangen sich leicht röten.
Ich öffne die Verpackung sofort und halte ein Schmuckkästchen in den Händen. Als ich das öffne verschlägt es mir die Sprache. Ich halte ein schlichtes, silbernes Armband in den Händen auf dem "Dem Mann/Räuber meines Herzens" eingraviert ist.
Er hat soviel Aufwand getrieben nur für diese Botschaft. Und auch noch ganz viel von seinem Geld dafür investiert. Noch nie zuvor hat mir jemand so sehr gezeigt, was er für mich empfindet.
"Gefällt es dir nicht?" höre ich Tom ängstlich fragen und als ich meinen Blick hebe fällt er in die großen Augen mit denen Tom mich besorgt mustert.
"Es ist wunderbar" versichere ich ihm, "mir fehlen die Worte gerade..."
Seine Augen weiten sich vor Überraschung noch mehr: "Oh..."
Dann strahlt er auf vor Glück. "Legst du es mir an?" frage ich und er nickt, bevor er das Schmuckstück vorsichtig aus der Schatulle nimmt und mir um den linken Arm legt.
"Ich bin so froh, dass es dir gefällt" whispert er mir ins Ohr.
Du machst mich froh, weil du mir gefällst, denke ich und merke, dass ich Hunger habe.
"Lass uns was vernaschen" sage ich zum Tom und als der mich irritiert anschaut füge ich hinzu: "jetzt erstmal vom Buffet natürlich." Er wird rot. Woran er wohl gerade dachte?

Bild oben: Claudio

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