#2 Marco: Er...


Schnell huscht mein Blick durch die Reihen im Hörsaal und zu meiner Überraschung ist er sogar in der ersten Vorlesung anwesend.

Er, das ist Thomas Keran, ein Kommilitone von mir, aber ich meine er hört lieber auf Tom.

Eigentlich passt er nicht in dieses Studienfach und ich glaube auch nicht, dass seine Eltern ihn zu diesem Studium gezwungen haben, so wie meine Eltern es bei mir tun.

Ja, so sieht das bei mir, Marco Lyrssen, aus.

Meine Eltern, also eigentlich mehr mein Vater, haben eigentlich mein ganzes Leben durchgeplant.

Auf welche Schule ich ging, wer meine Freunde sind, was ich studiere, dass ich einmal das Unternehmen übernehme, was ich anziehe – einfach alles. Es wundert mich fast schon ein wenig, dass sie noch keine Frau für mich herausgesucht haben. Aber das wird sicher noch kommen.

Also, ich habe Tom kürzlich auf einer Dating-App entdeckt und möchte jetzt irgendwie mit ihm in Kontakt kommen. Aber natürlich dürfen meine sogenannten Freunde und schon garnicht meine Eltern das irgendwie mitbekommen oder Verdacht schöpfen.

Deswegen setze ich mich nun einfach neben ihn und tue so als hätte ich meine „Freunde" nicht gesehen.

Er bekommt nicht einmal mit, dass ich mich neben ihn setze, er sieht auch nicht wirklich schon aufgewacht aus.

Die Vorlesung ist grauenhafter als angesichts des Vorlesungsthema schon zu befürchten war.

Ich mache mich daran seine Aufmerksamkeit zu erlangen und tatsächlich, er merkt dass ich mich unterhalten will.
Er dreht seinen Kopf zu mir und das schönste Paar blauer Augen, welches mich je angesehen hat schaut mich an. In seinem Blick spiegeln sich Vorsicht, ein wenig Angst und auch Neugierde. Aber das verwundert mich nicht, er hält mich wahrscheinlich für einen arroganten Schnösel.

Ich lächle ihn an und sage: „Der Schmidt ist ja heute mal wieder so dröge, wenn ich mich jetzt nicht mit jemandem unterhalte, schlafe ich hier auf der Stelle ein." Na super Marco sage ich zu mir selbst ein noch lahmerer Spruch konnte dir ja jetzt echt nicht einfallen.

Aber Tom grinst ein wenig und antwortet: „Ja, ganz schlimm, ich frage mich schon seit'ner Viertelstunde warum nochmal genau ich hier bin und nicht in meinem Bett."

„Er liest echt sein Buch vor, sogar die Gliederung für das Semester von der Vorlesung ist eins zu eins das Inhaltsverzeichnis" sage ich und rolle meine Augen als wäre ich sehr genervt.

Er unterdrückt ein Lachen und meint: „Ja, aber das blöde Buch hätte ich auch in meinem Bett lesen können, nur schneller und mit weniger Ähms"

Wenn ich jetzt mit dir im Bett wäre würde ich nicht an Bücher denken schießt es mir durch den Kopf.

Wieso nur löst er solche Gedanken in mir aus? Ich hatte schon Sex, meine Eltern hatten mir natürlich auch schon eine Freundin ausgesucht, aber toll war das nicht.

Ich hätte jetzt irgendwas sage sollen, denn als ich wieder aus meinen Gedanken auftauche, schaut Tom mich erwartungsvoll an.

Ich frage ihn, ob er schon wüsste wo er sein demnächst anstehendes Praktikum in der Verwaltung macht.

Er grinst schelmisch und sagt: „Ja,bei der Stadtverwaltung von Pattaya, he he..."

Pattaya? Das ist doch in Thailand. Dann ist er ja bald erstmal sechs Wochen weg? Irgendwie löst der Gedanke in mir ein bisher nicht gekanntes Gefühl der Leere aus.

Ich versuche mir meine Gedanken nicht anmerken zu lassen und frage neugierig: „Wie bist du denn da rangekommen?"




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