#161 Tom: Zur Feier des Tages

"Na komm, mit Strafrecht hatten wir wirklich Glück, den Teil mit dem Blitzer und Stinkefinger hatten wir sogar mal als Hausarbeit..." merke ich euphorisch an.
"Oh da habe ich ein gutes Gefühl" erwidert Marco, "aber Öff Recht? Das war furchtbar. Ich bin mir vorgekommen wie Mogli vor Kaa!"
"Ach komm, es war kein Kommunalrecht dabei" mischt sich Christian ein und hebt die Hand für einen High Five welche ich sofort abklatsche, denn Kommunalrecht wäre der Untergang gewesen. Dann fährt er fort: "Und die Verfassungsbeschwerde war machbar!"
"Absolut!" stimme ich ihm zu, "mit den Grundrechtskonkurrenzen konnte man sich da echt ein paar extra Punkte verdienen, sowas kommt in den Repetitorien nur wenig dran."
"Hmm, also an die habe ich gedacht" bemerkt Marco und seine Miene hellt sich deutlich auf.
"Aber Zivilrecht..." wende ich bekümmert ein.
"Na komm. Vier gewinnt!" versucht Christian mich aufzumuntern als ein schon ziemlich besoffener Vergil zu uns stößt und laut gröhlt: "Alles auf die Viieeerr, die gewinnt!"
"Jetzt müssen wir eh abwarten. Die Ergebnisse gibt es erst kurz vor Weihnachten" stellt Marco fest.
"Na dann: Proooost!" ruft Christian und wir stoßen an, ich natürlich ohne Alkohol.

Ja es ist Freitag nach der letzten der Klausuren des ersten Staatsexamen und zumindest hat keiner von uns das akute Gefühl, dass es ganz und gar katastrophal war.
Darum sind wir jetzt mit vielen Anderen die ebenfalls geschrieben haben im 'Haus am See' um zu feiern.
Das 'Haus am See' ist eine Gaststätte mit Biergarten und liegt ziemlich genau zwischen dem Juridicum der Universität und dem Parksee.
Das ist durchaus praktisch, weil wir dann, wenn es gegen Elfe am Abend dann schließt die Party einfach an den Parksee verlegen können.
Denn obwohl wir nun bereits Anfang September haben ist es immernoch wirklich sehr heiß für die hiesigen Verhältnisse. Der Klimawandel nimmt Gestalt an, auch wenn ich persönlich diese Gestalt hier durchaus nett finde. Endlich mal ein anständiger Sommer hier.

"Was machen wir denn die nächsten Wochen?" fragt mich Marco gerade.
"Also ich fliege Ende des Monats für ein paar Tage nach Rom, aber ansonsten hab ich nichts vor" erwidere ich.
"Was machst du in Rom?" will er wissen.
Wie damals, als er mich wegen des 'Praktikum' in Thailand gefragt hat, denke ich nur: Das würdest du gerne wissen, aber...
Ausweichend antworte ich: "Ich hab da zu tun, eine Einladung zu der ich nicht nein sagen konnte."
Deutlich erkenne ich, dass ihm das nicht gefällt und von daher raune ich ihm leise zu: "Sorry, aber ich habe keine Eltern die für Alles aufkommen können..."
Obwohl er weiterhin nichts sagt, erkenne ich, dass ihn meine Aussage verletzt hat. "So war das nicht gemeint!" versichere ich ihm, aber er schüttelt nur den Kopf und wendet sich ab und geht.
Na toll, jetzt ist er sauer und ich fühle mich schlecht!
Stunden später bin ich sauer und ihm ist Schlecht.
Jetzt wo er zuviel gesoffen hat bin ich gut genug rege ich mich auf, aber ich versuche mir nichts anmerken zu lassen.
Immerhin habe ich ihn vorhin verärgert und wenn er jetzt deswegen seinen Frust ertränkt hat, wäre es unfair wenn ich den Meinigen nun an ihm auslasse.
Trotzdem, wenn man wie ich keinen Alkohol trinkt gibt es wenig was unerfreulicher ist, als sich um einen Besoffenen kümmern zu müssen.
Und was rede ich von einem? Christian ist wenigstens noch nüchtern genug um mit einem Taxi heimzukommen, aber Vergil hat sich derart abgeschossen, dass ich bezweifle, dass er noch weiß wo er wohnt.
"Kanssu uns Hause fah'n, Tomisch?" jammert Marco und Vergil echot eher überdreht: "Genau! Kanssu uns nasch 'ause faaahn, liebaschta Tomy?"
"Kann ich schon, ich brauche nur ein Auto" erwidere ich, denn ich bin nicht mit dem Wagen da.
"Isch glaub bin isch mit'em Audo da?" sagt Marco und schaut mich ganz erwartungsvoll an.
"Bissu mit'em Mehcedes da" versichert Vergil ihm ganz eifrig, "weiß isch genau, hassu uns mittenommen."
Da hat er allerdings Recht, denn Marco war tatsächlich mit seinem Benz Geländewagen hergekommen und hatte Vergil und mich mitgenommen.
"Schlüssel!" fordere ich Marco sehr nachdrücklich auf.
Egal ob ich die Beiden jetzt fahre oder nicht, Marco fährt heute sicher nicht.
Der guckt mich verwundert an und macht nichts bis Vergil ihn ungeduldig auffordert: "Gib'su Autoschlüssel da Tom!"
Hektisch fängt Marco an sämtliche Taschen in seiner Kleidung abzusuchen bis er tatsächlich den Autoschlüssel hervorzieht.
Schnell schnappe ich mir diesen und ignoriere sein protestierendes "Eyyy!"
"Hause fahn jetsch?" fragt Vergil und schaut mich hoffnungsvoll an.
"Ich nehm dann am Ende aber Marcos Auto mit zu mir" merke ich an.
"Neeeee, Hause fahn un Auto bei misch stehn" protestiert Marco sofort.
"Und ich laufe dann zu Fuß nach Hause oder was?" meckern ich, "weil bei dir pennen wird ja kaum gehen!"
Vergil denkt angestrengt nach und sein Gesichtsausdruck dabei ist einfach köstlich.
Dann hat er eine Erleuchtung und freudestrahlend teilt er mir mit: "Fahn zu mia und penn' wa da alle!"
Er will, dass ich und Marco bei ihm pennen?
Der Blick den ich ihm zuwerfe muss selbst für ein Alkohol-vernebeltes Gehirn so eindeutig sein, dass er durchdringt, denn Vergil plappert sofort weiter: "Keina daaa! Gaaaans viel Platsch!"
Und wie ein kleines Kind dem man ein Eis versprochen hat springt Marco freudig darauf an: "Au jaaaa! Kanssu fahn Wödschil un' alle schlaf'n da? Wörd voooll luschdig!"

Voll lustig? Daran habe ich allerdings Zweifel!
Andererseits, ich fahre die zu Vergil, bringe sie ins Haus und fahre dann heim. Mit Marcos Wagen.

"Okay, dann mal auf zum Auto!" kommandiere ich die Beiden.
Zumindest weiß ich ja, wo das steht.
Kaum allerdings am Auto angelangt beginnt schon das nächste Problem.
Denn beide wollen natürlich vorne sitzen.
"Siß isch voan, isch mein Auto!" mault Marco und Vergil hält tapfer dagegen: "Fahn wa aba zu mia un mussa Tom sagen wo is'!"
Das überzeugt Marco allerdings wenig: "Hadda Navi vileischt!"
"Ruhe jetzt!" fahre ich ihnen nun in die Parade, "alle beide nach hinten!"
Leise maulend steigen sie hinten ein und zu meiner Überraschung sogar auf unterschiedlichen Seiten.
Trotzdem kontrolliere ich noch einmal bei beiden ob sie sich angeschnallt haben, was sie zu meiner Überraschung auch tatsächlich noch eigenständig hinbekommen.
"Gib mir dein Handy!" fordere ich Marco dann auf.
"Eyyyy neee, isch meins!" weigert sich der sofort.
"HER MIT DEM HANDY!" fahre ich ihn an und habe im Ergebnis zwei plötzlich sehr ruhige Buben die mich aus großen Augen anschauen.
Wenige Sekunden später händigen sie mir Marcos Handy aus.
"Na geht doch!" grummele ich, habe aber Mühe ernst zu bleiben als Vergil mir eifrig versichert: "Mussu nisch schrei'n, sind jetsch danz brav!"

Unter der Kontakten in Marcos Hände suche ich Vergil und füttere nun mit der dort eingespeicherten Adresse das Navigationsgerät.
Dann starte ich den Wagen und wende ihn um auf die Hauptstraße zu gelangen.
Noch während ich wende, freut sich Marco hinten: "Wändän in drei Sügen!"

Durch leere Straßen fahre ich dennoch vorsichtig wie das Navi mich leitet.
Letztendlich wohnt Vergil in einer Seitenstraße der Straße wo Marco wohnt, die beiden sind fast Nachbarn über Eck.

Direkt vor der Haustür stelle ich den Wagen ab und kaum das ich stehe purzeln die beiden Jungs auch schon aus den Rücksitzen.

Schon aber wartet die nächste Hürde auf mich.
Man muss erst einen Code eingeben um die Alarmanlage abzustellen bevor man die Haustür aufschließen kann.
Da Vergil offensichtlich nicht in der Lage ist den Code einzugeben ohne Fehlversuche und ich keinen Alarm auslösen will, fordere ich ihn auf: "Bitte, gib mir den Code Vergil!"
"Nö. Is' geheim!" erwidert er.
"Möchtest du vor der Tür übernachten?" frage ich.
"Nö. Will rein!" lautet seine Antwort.
"Dann sage mir bitte den Code" wiederhole ich nun ein wenig genervt.
"Aba der is' geheim!" jammert er nur.
Plötzlich sagt Marco ganz stolz: "Weis'isch auch der Code!"
Entschlossen nehme ich Vergil den Schlüssel ab und sage etwas harsch zu Marco: "Ich höre!"

"Einsch, Via, Fuenf, Null, Null, Nein, Sex!" verkündet er und ich gebe die Zahlen ein.
Tatsächlich schaltet sich die Alarmanlage ab und ich kann die Haustür öffnen.
Nichtsdestotrotz mault Vergil nun gerade Marco an: "Duuuu! Bis' ein Varräda biss'u! Der is' geheim!"
Marco kontert sofort: "Bisch'u dumm oda wat? Willsch'u uffe Steene penn'?"

"So, wo sind die Schlafzimmer, wer schläft wo?" wende ich mich an Vergil. Mir ist inzwischen klar geworden, dass ich die Beiden wohl ins Bett bringen muss bevor ich hier das Weite suchen kannst.
"Treppe hoch!" meint Vergil nur.

Also folge ich ihm nach oben was etwas länger dauert, denn Treppen steigen gehört bei beiden jetzt nicht mehr zur Kernkompetenz.
Endlich oben reißt Vergil erst eine Tür auf und kräht dann freudig: "Hia schlaf'n isch un' da lieba Marco!" bevor er den Flur weiter geht und eine weitere Tür öffnet und verkündet: "Un' hia schlaft de garschtische Tom, woa imma meinen Marco wegnehm' tut!"
Er ist wirklich eifersüchtig auf mich denke ich während ich in das Zimmer trete welches wohl ein Gästezimmer ist. Es sieht nett aus und geräumig.

Zurück bei den Jungs wird mir klar, dass ich das mit nach Hause fahren vergessen kann.
Vergil legt sich gerade das zweite Mal auf die Gosch beim Versuch seine Schuhe auszuziehen, während Marco beim Versuch sein Hemd mit Gewalt auszuziehen zwar insofern Erfolg hat, dass es nicht mehr an seinem Körper ist, es allerdings dabei auch nachhaltig zerstört.

"Vergil! Setz' dich!" befehle ich ihm und deute auf einen Stuhl, dann wendet ich mich an Marco und kommandiere: "Hinsetzen, Marco!" und deute auf einen anderen Stuhl.
Beide gehorchen ohne Widerworte.

Es fällt mir weiß Gott nicht einfach nun vor Vergil auf die Knie zu gehen um ihm seine Schuhe und Socken auszuziehen, noch fällt es mir einfach ihm aus seiner Hose und seinem Hemd zu helfen.
Trotzdem mache ich es und mache es danach auch bei Marco.

"Ins Bad und Duschen!" Unter meinen strengen Blicken verschwinden die Beiden zwar im Badezimmer, nur ist es da dann sehr verdächtig still.
Also erbarme ich mich und schaue fünf Minuten später, inzwischen selbst nur noch in Unterhose, nach.

Auf meine Frage, was los ist, antwortet mir Vergil schmollend: "Dusche nua nackisch!"
"Ja dann, ziehe die Unterhose aus!" erwidere ich enerviert.
"Geht abba nisch, kipp isch um!" beklagt er sich sogleich.
Mit einem Ruck ziehe ich ihm seine Unterhose runter.
"Dusche jetzt!" sage ich ihm und immerhin schafft er es tatsächlich alleine aus seiner Unterhose zu steigen und in die Dusche zu gelangen.

Derweil wende ich mich Marco zu der es aber auf dem Rand des Whirlpool sitzend geschafft hat sich seines letzten Kleidungsstückes zu erledigen.
Dafür bringt ihn mein Anblick offensichtlich in Wallung, denn er betrachtet mich mit einem begehrlichen Blick und sein Schwanz beginnt sich aufzurichten.
"Bisch'u wundaschön Tom" säuselt er da auch schon so betrunken wie angegeilt, "machs'u Liebä mit mia?" Büdde...."
"Marco, bitte!" flehe ich nur.
In dem Moment tapst ein klitschnasser Vergil aus der Dusche und lallt mit boshaftem Kichern: "Will'su Liebä machen mi'da Tom, muss'u einfach beßahl'n!"
Marco der inzwischen direkt hinter mir steht und meinen Po befingert sagt nichts dazu.
Weswegen Vergil noch lange nicht sein Maul hält: "Oda du liebsch misch, kosta au' nisch!"
Ein wenig rabiat packe ich Marcos Hände und zerre sie von meinem Hintern weg bevor ich ihn unsanft in die Dusche schubse und das Wasser anstelle.
Daraufhin werfe ich ein Badetuch über Vergil der nun mehr schlecht als recht damit beschäftigt ist, sich abzutrocknen.
Nein. Dabei helfe ich ihm nicht! beschließe ich grimmig.

So wende ich mich ab und begebe mich in das Zimmer was Vergil mir zugewiesen hat.
Zu meiner Freude hat es auch ein Bad mit Dusche und so gönne auch ich mir den Luxus meinen Körper mit über ihn strömendes, warmem Wasser zu verwöhnen.
Fast schon erleichtert seufze ich als ich endlich unter der Decke des wirklich großen Bettes liege.
Klausur plus Feiern plus besoffene Kinder zu Bett bringen ist anstrengend und so freue ich mich auf ein wenig Schlaf. Und darauf, dass die Beiden wieder nüchtern werden.

Meine Freude hält allerdings auch nur so lange an bis ich höre wie die Tür zu meinem Zimmer sich öffnet.
Schritte tapsen in Richtung des Bettes und dann höre ich Marcos Stimme: "Kann'sch bei dia schlaf'n?"
Obwohl ich mich bemühe mich schlafend zu stellen, plumpst er neben mich auf die Matratze und wenig später liegt sein Kopf auf meinem linken Arm während er seine Arme besitzergreifend um meinen Oberkörper schlingt.
Es dauert auch nicht lange, da ist er eingeschlafen.
Ich aber leider nicht.

Erneut höre ich die Tür und Schritte die in Richtung Bett kommen.
Dieses Mal ist es wenig überraschend Vergil der sich mit weinerlicher Stimme beklagt: "Bin su allein!"
Auch er wartet keine Antwort ab und krabbelt in das Bett.
Und da er neben Marco keinen Platz mehr findet, landet er am Ende zu meiner rechten Seite wo er sich ankuschelt und ebenfalls einen Arm über meine Brust platziert.
Wie zuvor Marco schläft auch Vergil sehr schnell ein und da mir einfach die Kraft und die Lust fehlt jetzt noch etwas dagegen zu unternehmen schließe ich resignierend meine Augen.
Zu meiner Überraschung überkommt mich der Schlaf trotzdem ich Sandwich mit zwei Besoffenen spiele, von denen ich einen wirklich sehr unsympathisch finde, sehr rasch.

Frage: Soll es ein Kapitel darüber geben was Tom in Rom macht? Für den Handlungsverlauf spielt das keine Rolle.

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