#154 Marco & Tom & Mirko: Baiser
Marco
Tom ist angepisst und man kann es nicht nur sehen, man kann es geradezu körperlich fühlen.
Mit der Aura einer geladenen Gewitterwolke sitzt er mit mir an einem Tisch der Bibliothek und beschränkt die Kommunikation auf das für unser gemeinsames Lernen notwendige Minimum.
Auf meine Fragen was los ist, reagiert er ausweichend mit "Alles gut" und "Schon okay" und "Nicht wichtig".
Als dann plötzlich Vergil an unserem Tisch steht und Tom einen Notizzettel gibt, denn der nach einem kurzen Blick darauf sofort verschwinden lässt, steigt die Spannung weiter. Tom wirkt als sei er kurz vor der Explosion und das widerwärtige Grinsen in Vergils Visage würde ich ihm gerne persönlich aus dem Gesicht schlagen.
Kaum das Vergil wieder weg ist, frage ich Tom: "Was will der von dir?"
"Mich ficken!" erwidert er leise aber angesäuert.
"Da machst du mit?" frage ich völlig verwirrt.
"Er hat mir leider ein Angebot gemacht zu dem ich nicht nein sagen kann" zischt er.
"Was denn für ein Angebot?" will ich wissen.
"Dass er nicht die Uni mit einem Ausdruck meines Profils bei du-weißt-schon-wo plakatiert" kommt es resigniert von Tom, "außerdem zahlt er..."
"Das ist fies..." meine ich.
"Ist es..." erwidert er.
"Woher das plötzliche Interesse bei ihm?" rätsele ich.
Er seufzt und zum ersten Mal heute schaut er mich direkt an: "Vermutlich möchte er dir demonstrieren was für eine dreckigen Schlampe ich doch bin."
"Was soll das bringen?" wundere ich mich.
"Wenn es nicht Vergil wäre sondern jemand der Gefühle hat, würde ich ja sagen er ist eifersüchtig und will was von dir" vermutet Tom mit einem schiefen Grinsen, "aber da wir hier von Vergil reden ist es vermutlich einfach nur aus Boshaftigkeit resultierender Sadismus."
Auch wenn ich zugeben muss, dass Tom wahrscheinlich richtig liegt, gefällt mir der Gedanke überhaupt nicht, dass Vergil ihn bekommt.
"Warum hast du nicht nein gesagt, der hätte doch niemals dein Profil hier ausgehängt?" will ich wissen.
"Mir war nicht danach es darauf ankommen zu lassen!" erwidert Tom und sein Tonfall sowie seine Mimik machen deutlich, dass er nicht weiter darüber reden will.
So vertiefen wir uns weiter in die eher öde Materie des Verwaltungsrechts bis wir Stunden später die Lust verlieren.
"Sehen wir uns später noch?" frage ich Tom während er seine Sachen zusammenpackt.
Der schüttelt nur den Kopf: "Bei mir geht nicht..."
Ja, bei mir leider auch nicht.
"Dann bis morgen..." sage ich deshalb nur und Tom nickt nur stumm.
Auf dem Weg nach draußen kommt Christian auf mich zu und das sehr zielstrebig.
"Hallo Marco!" begrüßt er mich überschwänglich, wird dann aber ernster: "Ich weiß, dass du momentanen viel lernen musst und so, aber ich würde mich wirklich sehr freuen wenn du bei meiner Sommerparty am Samstag nächste Woche vorbeikommen würdest."
"Hmm ja... ich denk drüber nach ja?" erwidere ich.
"Bitte komm', wir haben schon so lange nichts mehr zusammen gemacht!" Er fleht beinahe und schaut mich mit einem echt üblen Hundeblick an.
"Okay, okay überzeugt, ich komme" sage ich und muss sogar lächeln.
"Echt? Cool, freue mich!" strahlt Christian mich an.
"Ja dann, bis denne!" verabschiede ich mich.
Eine Party mit den alten Kumpels, warum auch nicht, denn eigentlich hat er Recht, ich hab schon lange nichts mehr mit ihnen unternommen.
Tom
Muss mir dieser Wichser von Vergil natürlich noch vor Marco seinen Zettel reindrücken.
Immerhin weiß ich jetzt, dass ich an dem Samstag um 20.00 Uhr bei der Stadtvilla der Trevirus sein soll.
Trevirus, so heißt doch dieser Christian aus der Schnösel-Truppe...
Auf jeden Fall wird mich Vergil da dann auf ein Zimmer verbringen wo ich auf jeden Fall zu bleiben habe bis ich Anweisungen bekomme.
Vielleicht bin ich ja eine Art Geschenk für jemanden der es mal mit einem Typen treiben will? Oder der sich frisch geoutet hat - obwohl, das wird im Kreise der Noltenius, Trevirus und so weiter eher nicht der Fall sein...
Aber scheiß drauf, das wird eh furchtbar.
Mirko
"Sebi war gestern Abend bei uns daheim und wollte unbedingt mit mir sprechen". Tobias kann sich vor Lachen kaum halten während er uns erzählt.
"Ja und was wollte er dann von dir?" frage ich ungeduldig.
"Erstmal musste ich unsere Ellis überzeugen mit ihm alleine reden zu dürfen, denn er wollte unbedingt nur mit mir reden" berichtet er, "und glaubt mir, der war ziemlich durch den Wind..."
"Und?" hake ich nach.
"Wir sind dann in mein Zimmer und er hat mich echt angefleht mich von Tom fernzuhalten, förmlich gebettelt hat er, es war schon peinlich..." fährt Tobias fort und muss kichern.
"Aber warum denn?" will das Mädchen aus seiner Stufe wissen.
Er rollt mit den Augen und sagt dann dann: "Er meinte der wäre voll Psycho und wenn mir mein Leben lieb wäre, sollte ich mich von dem fernhalten!"
"Dass hat er gesagt?" will ich wissen.
"Nun, mit mehr 'ey' und 'voll krass' und 'Alter'"spottet Tobias.
"Hat er auch gesagt warum?" Jetzt bin ich ja sowas von neugierig.
"Er ist wohl irgendwie Abends auf Tom getroffen - er hat da bisschen rumgedruckst wie und wo - und dann sind die aneinander geraten und Tom hat ihm wohl gedroht, er würde ihn verschwinden lassen und ihn fesseln und mit seinem Körper spielen bis er kaputt wäre."
"Das hat der geglaubt?" Ich weiß echt nicht ob ich lachen soll oder mich wegen Sebi fremdschämen.
"Oh ja, er war fast panisch als er mir erzählt hat, dass Tom gerne seine Schreie hören würde - also wenn er mit ihm spielt" erzählt Tobias weiter, "dieser Dino war wohl auch mit dabei und die beiden haben dann wohl einen ganz heldenhaften Abgang gemacht."
"Du hast ihn ausgelacht?" erkundige ich mich.
Tobias schüttelt den Kopf und meint dann: "Es war schwer, das nichts zu tun, aber ich hab's geschafft und hab ihm erzählt, dass Tom sowas nur seinen Feinden und denen die seinen Freunden blöd kommen antut und ich ja zu Toms Freunden zähle..."
"Das hat er geschluckt?" fragt das Mädchen.
"So was von, er hat mich mit Tränen in den Augen gefragt was er denn tun soll" lästert er weiter.
"Was hast du ihm geraten?" will ich wissen.
"Ich habe ihm geraten, er solle sich so verhalten, dass der Psycho nicht auf die Idee kommt, er wäre für ihn, mich oder unsere Freunde eine Gefahr" grient er.
"Und dann?" fragen das Mädchen und ich unisono.
"Dann hat er mich angefleht, dass ich auf mich aufpassen soll - und mich gebeten, dass ich dem Psycho versichern soll, dass er sich von mir und dir Mirko fernhält." erzählt Tobias.
"Oh wie geil ist das denn" pruste ich los, "das hätte ich ja gerne gesehen."
"Er hat sich ernsthaft bei unseren völlig verdatterten Ellis für sein Verhalten entschuldigt bevor er dann wieder gegangen ist, ich sag's euch, was immer Tom ihm erzählt hat, er hat sowas von Schiss!" höhnt er.
"Aber ehrlich, ich wüsste gerne was Tom dem erzählt hat" beendet er dann seine Erzählung.
Und da habe ich eine Idee: "Wie wäre es wenn wir nachher bei Tom vorbeischauen und ihn fragen?"
"Meinst das wäre okay?" fragt Tobias
"Klar, wir treffen uns nach der Schule ok?" schlage ich vor.
"Okay" bestätigt der.
Dann ist die Pause herum und jeder läuft zurück in seinen Unterricht.
Tom
Zu meiner Überraschung habe ich Besuch als ich in meinem trauten Heim eintreffe.
Mirko und die blonde Versuchung namens Tobias sind schon da und warten auf mich.
"Jungs, was verschafft mir die Ehre" will ich wissen während ich mein Zeug so in der Wohnung verteile, dass ich es später sicher - also niemals - wiederfinde.
"Wir ähmm..." fängt Mirko an aber Tobias schwatzt unbekümmert dazwischen: "Was hast du mit meinem Bruder gemacht?"
Hmm, eigentlich nichts...
"Was soll ich denn mit ihm gemacht haben?" erkundige ich mich vorsichtig.
"Erzähl du's uns..." meint Mirko grinsend.
"Er war bei mir und meinte du wärst Psycho und ich soll mich fernhalten." berichtet Tobias, sein spöttisches Lächeln verrät allerdings, dass es für ihn eher lustig war.
"Oh, das..." winke ich ab, "...wir hatten da kürzlich so ein unverhofftes Treffen und da haben wir uns gegenseitig unsere Phantasien erzählt was wir gerne mit dem Anderen machen würden. Ich vermute meine Schilderungen waren doch überzeugender als ich dachte..."
"Yap, er hat jetzt richtig Angst vor dir" sagt Tobias.
"Und dabei bin ich noch nichteinmal richtig in die Details gegangen" wundere ich mich.
"Was hast du ihm denn erzählt?" fragt Mirko ungeduldig.
"Och...." erwidere ich süffisant, "eigentlich habe ich nur gesagt, dass ich ihn fessel und so lange mit ihm spiele bis er kaputt ist. Außerdem habe ich vielleicht angedeutet, dass ich mich auf seine Schreie dabei freue.. "
"Du musst dabei sehr überzeugend gewesen sein" merkt Mirko an.
"Jetzt mal im Ernst: Der rennt jetzt wirklich herum und hat Angst, dass ich ihn an einen düsteren Ort verschleppe und da zu Tode vögel?" versichere ich mich, dass ich das richtig verstanden habe.
"Genau das" bestätigt Tobias sichtlich belustigt, "er wollte wissen, was er jetzt tun soll, ich hab' ihm geraten er soll dir einfach nicht mehr auffallen und dann hat er mich ohne Scheiß gebeten, ich solle dir sagen, dass er ganz brav ist. Na ja, so in etwa..."
"Och wie schade, ich hatte mich schon so gefreut ihn zu quälen" konstatiere ich trocken.
Zu trocken offensichtlich wie mir die erschrockenen Blicke von Mirko und Tobias sofort zeigen.
"Echt jetzt Jungs?" meine ich nur.
"Mein armer Bruder. Jetzt hat er schon Angst vor Mirko und nun auch noch vor dir" lästert Tobias.
"Wieso vor Mirko?" will ich wissen.
"Oh, der hat ihm so was vorgehalten wie 'nicht vergeben noch vergessen' und 'gib mir einen Vorwand und...'" plappert Tobias sofort weiter.
"Wow, er hatte echt Angst?" wende ich mich an Mirko.
Der grinst selbstzufrieden und erwidert nur: "Sah danach aus."
"Also dann" fasse ich zusammen, "hat sich das Problem Sebi für uns wohl vorerst erledigt."
"So sieht das aus" stimmt mir Mirko zu, dann meint er: "Okay ich mach mich dann mal vom Acker..."
Tobias macht allerdings keine Anstalten dem Beispiel von Mirko zu folgen, auch nicht als der ihn fragend anschaut und "Tobias?" sagt.
"Geh' schon mal.. " meint er nur.
Mirko schaut fragend von ihm zu mir und ich witzele: "Keine Sorge, ich werde ihn jetzt nicht an Sebis Stelle im Keller anketten..."
"Na dann" meint er daraufhin nur mit einem dreckigen Grinsen und zwinkert Tobias verschwörerisch zu, was den dann doch erröten lässt.
Kurz darauf bin ich mit Tobias alleine in meiner Wohnung und ich weiß nicht genau, ob ich das jetzt gut finden soll.
Auch weil der Kleine mir schon wieder begehrliche Blicke zuwirft.
"Womit kann ich dir jetzt noch helfen Sweetie?" erkundige ich mich also.
"Kannst du französisch?" fragt er.
"Habe ich dir das nicht letztens gezeigt?" antworte ich amüsiert.
Er wird rot, tiefrot, sogar seine Ohren werden dunkel und weiß vor Verlegenheit garnicht mehr wo er hingucken soll.
Dann sagt er mit einer ganz piepsigen Stimme: "Ich meinte die Sprache..."
Upps, Kleiner, Sorry!
"Bien sûr, je peux parler en français et pas seulement te sucer mon doux ami mignon"* erwidere ich grinsend.
"Das nehme ich mal als ein ja" murmelt der Kleine.
"Brauchst du Nachhilfe - also mit der Sprache?" frage ich bewusst doppeldeutig.
Auch wenn er immernoch einen roten Schimmer im Gesicht hat kontert er kess: "Zu beidem würde ich nicht nein sagen?"
"Oh das glaube ich dir sofort!" erwidere ich grinsend.
"Dann lass' mal hören was du schon kannst" fordere ich ihn auf.
Er grinst und während ich mich noch frage warum, haut er raus: "Voulez-vous coucher avec moi?*"
"Also grundsätzlich ist da alles richtig, allerdings, wenn du jemanden nach Sex fragst, wirst du ihn nicht siezen oder?" merke ich am und spiele den ganz Ernsthaften.
" 'Veux-tu coucher avec moi?' wäre da schon besser, aber das vielen heute schon zu umständlich so dass du auch einfach 'Tu veux coucher avec moi?' fragen kannst" belehre ich ihn als wüsste ich nicht längst, dass es ihm hier nicht nur um Nachhilfe in Französisch geht.
"Aber wenn es um das geht, was du wirklich willst ist 'baiser' das richtige Verb" fahre ich scheinbar unbeeindruckt fort.
"Da wäre dann 'Je veux te baiser!*' richtig, oder - wenn du es etwas netter formulieren willst - 'J'ai envie de te baiser!'" erkläre ich ihm ungerührt.
"Heißt 'baiser' nicht küssen oder Kuss?" merkt er an.
"Ach, du willst mich nur küssen?" lache ich.
Aber dann erbarme ich mich seiner: "Ja, 'baiser' hieß mal küssen, so wie ficken mal bügeln bedeutete, im Süddeutschland hieß das Bügeleisen lange noch Fickeisen, aber heute bedeutet 'baiser' ficken."
Und mit einem lasziven Lächeln führ ich hinzu: "Der Satz den du also gerne von mir hören würdest ist 'Baise-moi!'"
Er überlegt und dann erwidert er "Je dois pratiquer le français*" um nach einer kleinen Pause hinterherzuschieben: "...et je vais te baiser."*
"Letzteres im Konjunktiv und es wäre perfekt" korrigiere ich ihn schmunzelnd, "...'je voudrais te baiser'* für etwas, das du gerne machen würdest, sonst klingt das eher als wenn du mir eine Vergewaltigung androhst..."
"Oh" erschrocken schaut er mich aus großen Augen an, die allerdings nicht gut verstecken können, dass der Cutie sozusagen Blut geleckt hat und jetzt ein wenig needy ist.
Und wer könnte diesen Augen widerstehen? Ich zumindest kann es nicht und mit einem leisen Seufzer raune ich: "Na, dann komm her..."
Sekunden später sitzt er auf meinem Schoß, schlingt seine Arme wie ein Ertrinkender um meinen Hals und presst stürmisch seine heiße Lippen auf meine.
So füge ich mich ich das offensichtlich Unvermeidbare und erwidere seinen Kuss, lege meine Arme um ihn und ziehe ihn näher an mich heran.
Mein Körper, der untreue Kamerad, springt leider nur zu sehr auf das Gefühl des zerbrechlichen Wesens auf meinem Schoß, auf seine süße Stimme, seine weiche Haut und seinen lieblichen Geruch an...
...so kommt es, dass ich mich noch vor dem Abendmahl unter dem erstaunlich festen Griff des kleinen Engels stöhnend auf dem Laken winde und mich frage, wie das nur passieren konnte.
Nicht, dass das einreißt und er jetzt jeden Nachmittag hier auf der Matte steht.
*Bien sûr, je peux parler en français et pas seulement te sucer mon doux ami mignon. = Natürlich kann ich auch französisch sprechen und nicht nur dir einen blasen mein süßer, niedlicher Freund.
*Voulez-vous coucher avec moi?* = Möchten/Würden Sie mit mir schlafen?
*Je veux te baiser! = Ich will dich ficken!
*Je dois pratiquer le français = Ich muss mein Französisch üben
*...et je vais te baiser = ...und ich werde dich ficken.
*... je voudrais te baiser = ..ich würde dich gerne ficken.
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