#14 Joao & Marco & Tom: Sábado

Joao

Um kurz nach 10 sind Tonio und ich zum Frühstücken gekommen. Und wie verabredet sind Marco und Tom auch schon da.

Ich hatte in der Nacht noch mit Antônio gesprochen und der hatte mir erzählt, dass die Beiden wohl aus Deutschland kommen und zusammen an einer Uni studieren. Antônio meinte auch, dass Tom wohl so eine Art Spielzeug und Lernpartner von Marco ist.

Marco begrüsst uns freudig als wir an den Tisch kamen, Tom hingegen nickt Antônio kurz zu, bevor er mich mit einem forschenden Blick mustert. Dann schaut er wieder auf den Tisch und seine Augen wirken als sei er in Gedanken ganz weit weg.

"Macht euch nichts aus Tom, Morgen ist echt nicht seine Zeit" meint Marco entschuldigend.

"Er hat sich ja auch in der Nacht ziemlich verausgabt" erwidere ich süffisant. Marco und Tonio fangen darauf hin an zu lachen, Tom schaut kurz irritiert zu uns her, bevor er den Blick wieder abwendet.

Ich will die vergangene Nacht aber noch einmal wiederholen und um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, mache ich folgenden Vorschlag: "Wie wäre es wenn wir heute Abend zu viert ausgehen und Tonio und ich zeigen euch Beiden ein wenig das schwule Rio?" "Da würde ich nicht nein sagen, vou perguntar ou Tom." Als Tom seinen Namen hört schaut er fragend zu Marco, dieser redet mit ihm in einer mir unbekannten Sprache, ich vermute, dass das Deutsch ist. Tom nickt und ein kurzes Lächeln huscht über sein Gesicht, dann schaut er wieder auf sein Essen.

"Tom ist auch dabei" sagt Marco.

Wir verabredeten uns für den späten Nachmittag, dann gingen Antônio und ich zurück in meine Suite um noch eine Runde Schlaf zu genießen.

Tom

Heute werden uns Joao und Antônio das 'schwule Rio' zeigen. Zumindestens hat Marco das heute früh mit den beiden verabredet. Nun stehen Marco und ich in der Hotellobby und warten auf die Beiden.

Kurz darauf kommen Joao und Tonio auch um die Ecke gelaufen und begrüssen uns.

Joao und Marco besprechen kurz etwas, ich verstehe mal wieder nichts, aber dann wendet sich Joao an mich und sagt:  "We walk to Ipanema Beach!" Er kann also auch Englisch! Eine bessere Antwort als "Okay" fiel mir aber nicht ein als wir uns in Bewegung setzen.

Marco

Joao und ich besprechen wo es jetzt hingeht, Tonio hört zu. Da fällt mir ein, dass Tom ein wenig verloren hinter uns steht und dass sein Gesichtsausdruck verrät, dass er sich außen vor fühlt. Joao scheint das auch so zu sehen, denn er fragt mich: "Spricht Tom auch noch andere Sprachen außer Deutsch?" So ganz genau weiß ich das auch nicht, also erwidere ich: "Versuch es mal mit Englisch oder Französisch." Darauf wendet sich Joao zu Tom und sagt ihm auf Englisch, dass wir jetzt erstmal zum Strand von Ipanema gehen wollen. Tom freut sich offensichtlich, dass Joao in einer Sprache mit ihm redet die er versteht, auch wenn seine Antwort dann nur ein lahmes "Ok" ist.

Wir laufen also los und unser Weg führt uns die gesamte Beachfront von Rio entlang, es dauert gute 45min bis wir am Ipanema angelangt sind. Im Gegensatz zu daheim in Deutschland ist es in Rio vergleichsweise warm, es herrschen so um die 30°C. Trotzdem haben wir nicht vor heute baden zu gehen, aber ich denke darüber nach, dass das ein gute Idee für morgen wäre.

Joao hat vorgeschlagen den Abend im Zazá Bistrô Tropical zu starten.

Tom

Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir ein Bistro. Marco sagt mir, dass wir hier eine Kleinigkeit essen werden und ein paar Cocktails haben werden.

Das mit den Cocktails erfreut mich jetzt nicht so sehr, denn ich trinke keinen Alkohol und sehe mich jetzt im Geiste schon mit drei betrunkenen Kerlen im Schlepptau durch Rio laufen. Andererseits kann ich nicht erwarten, dass sie aus Rücksicht auf mich nichts trinken.

Joao setzt sich mir gegenüber und da er nun mitbekommen hat, dass ich Englisch zumindestens verstehe, versucht er gleich mit mir ins Gespräch zu kommen: "Have you actually been to France before?" Ob ich schon einmal in Frankreich war? Natürlich, wie könnte ich das je vergessen denke ich und antworte: "Yes!""Warst du auch schon einmal an der Côte d'Azur?" fragt Joao mich weiter aus, ich nicke. "Auch schon mal in Juan-les-Pins?" fragt er. Ich denke kurz nach und stelle antworte: "Wenn du das neben Antibes meinst, da war ich schon." Kurz habe ich den Eindruck er freut sich über meine Antworten, aber was weiß ich schon. Sinn ergint das keinen.

Joao

Er war also schon in Juan-les-Pins, er ist also wirklich mein menino loiro auf den ich damals tagelang gewartet habe. Kurz bin ich in Versuchung ihn zu fragen, ob er mit dem Auto da war und dann nach dem Auto ausfragen. Dann aber lass' ich es, denn das würde wohl sehr creepy herüberkommen. Das mich seine Antworten glücklich machen, muss man mir aber zumindestens kurz angesehen haben, denn Tom mustert mich mit einem leicht irritierten Blick.

Ich merke, dass er keinen Alkohol bestellt hat. Er trinkt also nichts. Ob es ihm unangenehm ist wenn sein Gegenüber trinkt? frage ich mich in Gedanken. Da ich ihn heute Abend und heute Nacht noch um den Finger wickeln will, beschließe ich, nichts zu riskieren und ordere ebenfalls einen nichtalkoholischen Cocktail.

Tom scheint das zu bemerken und auch zu gefallen, denn er strahlt mich an und sagt, mehr feststellend als fragend: "You don't drink...". Als ich dann bestätigend nicke, freut er sich richtig: "That's cool!"

Nachdem wir gegessen und an unseren Cocktails genippt haben ist die Sonne längst untergegangen und ich schlage vor, dass wir ins UP TURN gehen, dass, obwohl es sich Bar nennt, einen riesigen Dance Floor hat.

Wir brauchen etwa 20min dahin. Als wir ankommen ist auch schon ordentlich was los.

Marco und Tonio stürzen sich sofort ins Getümmel und verschwinden auf dem Dance Floor, aber Tom reagiert sehr verhalten. Vor allem als Marco ihn einfach bei mir stehen lässt, schaut er ihm sehr verunsichert hinter her. Dann guckt er sich nach mir um und wirft mir einen Blick zu, der mir wohl sagen soll: "Lässt du mich hier jetzt auch alleine stehen?"

Das habe ich natürlich nicht vor und als er merkt, dass ich mich nicht auch davonmache, sucht er meine Nähe. Dank seiner blonden Haare fällt er hier natürlich auf und wird sofort Ziel zahlreicher Flirt- und Anmachversuche. Teilweise scheint er das garnicht zu realisieren und teilweise scheint er damit überfordert zu sein, darauf zu reagieren.  Als würde er Deckung suchen, versucht er sich ein wenig hinter mich zu stellen. Er wirkt unbeholfen aber dabei gleichzeitig so süss, ich muss mich zurückhalten, dass ich nicht anfange zu lachen oder ihn umarme.

"Magst du nicht tanzen?" frage ich ihn daher. Er schaut mich nachdenklich an, dabei legt er seinen Kopf ein bisschen zur Seite und kaut auf seiner Unterlippe. Wenn er seine Mimik und seine Körpersprache kontrollieren und bewußt einsetzen würde, er wäre der Herzensbrecher schlechthin. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er das nicht kann und sich seiner Wirkung überhaupt nicht bewusst ist.

Er zuckt mit den Schultern: "Weiß nicht..."

Tom

Viele Menschen, viele Menschen die ich nicht kenne, laute Musik dazu, das ist keine Umgebung in der ich mich wohl fühle. Nicht, dass ich mich unwohl fühle, eher verunsichert. Ich kann nicht einschätzen was die anderen hier wollen, ob sie was von mir wollen und wenn ja was. Mich verunsichert so ein Umfeld. Und die anderen sehen alle so gut aus, sie bewegen sich so selbstsicher und tanzen einfach so, ich beneide sie und wünschte ich könnte das auch.

Joao fragt ob ich nicht tanzen möchte, ich überlege, eigentlich hätte ich nichts dagegen, ich kann tanzen, aber irgendwie traue ich mich nicht. Also antworte ich ihm ausweichend: "Don't know..."

Joao lacht, dann greift er meine Hand und sagt "I know." während er mich zum Dance Floor zieht. Ich bin kurz  erstarrt, dann atme ich tief durch und schließe meine Augen. Du kannst das, höre einfach auf die Musik und den Rhythmus, lass dich fallen, du machst das doch gerne wenn du alleine bist. Dann lasse ich mich einfach von der Musik mittragen....

Joao

Ich ziehe ihn einfach mit auf den Dance Floor obwohl seine Blicke deutlich protestierten. Aber dann  scheint es als füge er sich. Tom schließt seine Augen und verharrt kurz unbeweglich. Und dann fängt er an zu tanzen, mit immernoch geschlossenen Augen - und es ist atemberaubend. Es wirkt als wäre er in einer anderen Welt versunken und alles um ihn herum ist bedeutungslos, nur nicht, dass er tanzt.

Bisher hatte ich nur einen anderen Menschen erlebt, der so in sich selbst versank um dann aus sich heraus zu kommen und das ist Cicero.

Tom tanzt so lange bis irgendein Idiot ihn anrempelt und er stolpert. Überrascht reißt er seine Augen auf und erstarrt. Kurz sieht er sich um, so als müsse er herausfinden wo er gerade ist, dann sieht er mich und kommt auf mich zu.

"Du tanzt ja gar nicht" meint er sarkastisch. "Ich hab dir zugesehen" antworte ich ihm. Er zieht die Augenbrauen hoch und guckt mich skeptisch an, dann grinst er und sagt: "Crawler".

Marco

Antônio umgarnt mich auf dem Dance Floor nach allen Regeln der Kunst. Ich genieße es, denn das habe ich bisher nur mit Frauen gehabt. Wie auch anders, ich kann ja nicht daheim mit Tom in eine Disco gehen und mich dann von ihm anflirten und antanzen lassen, geschweige denn von irgendeinem anderen Mann.

Nach einiger Zeit sind wir aber doch ein wenig erschöpft und ich ziehe Tonio an die Bar um ihn einen Drink zu spendieren. Antônio freut sich und meint: "Du bist so fofa*!" Dann lehnt er sich an mich und whispert mir zu: "Letzte Nacht, meinst du da wäre eine Verlängerung drinne?" Dabei guckt er mich verschmitzt mit einem Welpenblick von der Seite her an. Dass er derart von mir begeistert ist, schmeichelt mir sehr. Und ohne lange nachzudenken sage ich: "Claro, ihr kommt einfach die Nacht wieder mit zu uns!" Tonio schlingt seine Arme um meinen Hals und gibt mir einen Kuss. Und es fühlt sich so toll an, einfach von einem süßen Jungen begehrt und umworben zu werden. Wenn doch nur meine Eltern nicht so wären, ich hätte das schon in meiner Schulzeit haben können. Und auch brauchen können.

Joao

Um noch eine Nacht mit Tom zu bekommen hatte ich mit Tonio einen Plan abgesprochen. Tonio sollte sich an Marco heranmachen, so dass dieser uns eine zweite Nacht in seine Suite einladen würde. Bald würde ich erfahren, ob dieser Plan aufgegangen ist.

Da Tom jetzt sicher nicht mehr weiter tanzen würde, nahm ich ihn mit nach draußen an einen der Loungetische und orderte zwei Cola. Kaum, dass  diese auf unserem Tisch standen, näherten sich uns ein ziemlich aufgekratzer Marco mit einem siegesgewiß grinsenden Antônio im Schlepptau.

"Wir gehen jetzt zu uns... also ins Hotel...ihr kommt mit?" rief Marco uns entgegen, dann  sagte er noch etwas zu Tom.  Ich stand sofort auf und grinste Marco an: "Sim, claro!" und auch Tom erhob sich und warf mir einen lüsternden Blick zu.

Zum Copacabana Palace sind es zwar nur 20min Fußweg, da aber Marco und Tonio zwar noch nicht betrunken, aber auch nicht mehr ganz nüchtern sind und sich die Zeit mit herumalbern und fangen spielen vertreiben, dauert es dann doch mehr als eine halbe Stunde bis wir da sind.



*fofa, meint in etwa dasselbe wie das englische cute.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top