#116 João, Mirko & Tom: De Bello Caxias
João
Meinen nassen Verlobten durch die Bäume tragend nähere ich mich wieder dem Sommerhäuschen.
Nicht nur der Romantik wegen bin ich mit Tom in die Einsamkeit der Serra do Gandarela gefahren, sondern vor allem um ihn zu schützen.
Hier gibt es weder Fernsehempfang noch ein Mobilfunknetz und offiziell gehört das Land hier gar nicht meiner Familie. Niemand wird uns hier suchen.
Vor allem aber wird Tom hier nicht zufällig sein Gesicht im Fernsehen oder in einer Zeitung oder auf einer Nachrichtenseite im Netz entdecken, das ganze womöglich noch mit unfreundlicher Kommentierung.
Und um ganz ehrlich zu sein: Auch ich möchte davon jetzt nichts mitbekommen oder meinem Verlobten einen Weg durch die Paparazzi freiprügeln müssen.
Deswegen sind wir jetzt hier, nur wir zwei allein, ganz für uns und unsere Liebe.
Wieder am Haus angekommen setze ich Tom vorsichtig ab bevor ich ein Handtuch hole um ihn trocken zu rubbeln.
Währenddessen denkt er angestrengt nach bevor er mir das Ergebnis seiner Grübelei mitteilt: "Bleiben wir noch hier? Weil, wir haben garnichts zum Anziehen mit!"
"Oh du bist so süß" erwidere ich und kann ein Kichern kaum unterdrücken, "ich sehe dich gerne nackt und du wirst dich doch nicht vor mir genieren?"
Tatsächlich bekommt er leicht rote Wangen bevor er den Kopf schüttelt und ganz leise erwidert: "Nein - du nackt wird mich nur dauernd geil machen..."
"Da erkenne ich jetzt kein Problem" erwidere ich.
"Wenn du keines erkennst" grient er, "dann erkenne ich auch keines..."
Tom legt seinen Kopf zur Seite, dann meint er plötzlich: "Wäre es trotzdem okay, wenn wir jetzt einfach schlafen?"
"Das wäre sehr okay" erwidere ich, denn so glücklich ich gerade bin, so müde bin ich jetzt auch.
Und ich hatte zwei Orgasmen im Wasserfall, was will ich also mehr...
So kommt es, dass wir unter einem weit bescheidenerem Baldachin, dem gegen Mücken, und unter einem dünnen Laken eng aneinander gekuschelt schnell einschlafen.
.
Mirko
"Caesar hat auch ein Buch geschrieben über seine Zeit in Gallien" referiert meine Geschichtslehrerin, "und da Sie sich alle gut vorbereitet haben, können Sie mir sicher sagen wie der Titel war...
...Sebastian?"
Als wenn Sebi sich vorbereitet hätte. Da ich schräg hinter ihm sitze flüstere ich ihm zu "De Bello Gallico" und im Tonfall tiefster Erleichterung wiederholt Sebi schnell laut: "De Bello Gallico!"
Wie ich erwartet habe fragt unsere Lehrerin ihn nun natürlich weiter: "Und was heißt das in Deutsch?"
Dieses Mal denke ich garnicht daran ihm zu helfen, denn jetzt wird es lustig.
Nach kurzem intensivem Nachdenken haut Sebi dann auch sehr überzeugt heraus: "Vom schönen Gallien!"
Alle die sich ein bisschen vorbereitet haben fangen schallend an zu lachen und selbst unsere Lehrerin hat Tränen vor lauter Lachen in den Augen.
Dann meint sie spitz: "Caesar schrieb auf Latein und nicht auf Italienisch Sebastian. Von daher ist die korrekte Übersetzung natürlich "
'Vom gallischen Krieg'. Hätten auch Sie gewusst wenn Sie sich vorbereitet hätten..."
Hätte ich ihm auch vorgesagt wenn er vor zwei Jahren netter zu mir gewesen wäre.
Jetzt in der 12. Klasse ist dumm und sportlich halt nicht mehr so cool!
In der Pause bekomme ich einen Link von Lucas zugeschickt mit der Bemerkung: >Das ist doch Toms Boyfriend oder?<
Sofort klicke ich auf den Link und es öffnet sich der Internetauftritt einer Zeitung namens 'The Rio Times'.
Unter der Überschrift >Brazil's most eligible bachelor engaged!< lese ich dann: >Brazil's most eligible bachelor got engaged the day before yesterday.
João Pedro of Caxias proposed to his longtime boyfriend as his father Lord Pedro Alvarez, Duke of Caxias, announced in a press release.
His friend, who according to well-informed circles is from Germany, has agreed to his marriage proposal.
The public reactions to this news have so far been restrained, although it is no secret that conservative circles of society and even the military are not amused.<
João hat Tom einen Antrag gemacht. Und der hat ja gesagt!
>Jetzt ist es wohl Toms Verlobter< antworte ich an meinen Freund.
>Hat er dir noch nichts gesagt?< staunt der.
>Nein, ich schreibe ihm mal< erwidere ich.
Ich öffne den Chat mit Tom und schreibe:
> Herzlichen Glückwunsch und Alles Gute zur Verlobung!<
Aber er hat wohl sein Handy aus, denn die Nachricht wird zwar versendet, mehr aber auch nicht.
Na ja, irgendwann wird er sie lesen und dann wissen wir es sicher.
Warum aber mein Freund mitten in seinen schriftlichen Abiturprüfungen nichts besseres zu tun hat, als im Internet nach Toms Freund zu suchen...
Gerade als ich mein Phone wieder einstecke läuft Sebi an mir vorbei und zischt mir zu: "Du Arsch, hast mich voll auflaufen lassen!"
"Echt jetzt?" rufe ich ihm hohnlachend nach und er bleibt tatsächlich stehen und dreht sich zu mir um.
"Was hast du erwartet Sebi?" frage ich und meine Stimme klingt freundlich und könnte gleichzeitig Stahl schneiden. "Hast du wirklich gedacht ich helfe dir weil du so ein guter Freund bist?"
Mit einem undefinierbaren aber leicht dümmlichen Gesichtsausdruck starrt er mich an.
"Ich weiß nicht was du gedacht hast oder ob du gedacht hast, aber nachdem was du getan hast, solltest du dankbar sein, wenn ich dich nur gelegentlich 'voll auflaufen' lasse" werfe ich ihm vor und dann erschrecke ich mich vor meiner eigenen Stimme so eisig ist sie und soviel Drohung schwingt mit als ich ihm vorhalte: "Das was du erreichen wolltest ist unverzeihlich."
Als er aber bei meinen Worten leicht erblasst und stumm schluckt, tut er mir fast schon leid. Mit dem Gedanken: Es ist unverzeihlich, verdammt es ist unverzeihlich! wende ich mich von ihm ab.
Jetzt nur nicht weich werden. Er hat zwölf Jahre Freundschaft einfach weggeworfen!
.
Tom
So ganz spontan war der Ausflug in die Berge wohl doch nicht geplant, denn dafür ist das Sommerhäuschen zu gut mit Lebensmitteln und Getränken und anderen nützlichen und nötigen Dingen bestückt.
Apropos bestückt, während ich es gerade genieße meine Bahnen durch den Pool zu ziehen kommt mein Verlobter mir nachgeschwommen und versucht seinen Körper über meine zu schieben wobei ich gerade an meinen Beinen spüre, dass auch er gut bestückt ist.
"Lass das, ich bin keine Stockente die man unter Wasser drückt um sie zu ficken" wehre ich ihn gespielt empört ab.
"Dann komm' halt raus und quack hier nicht herum" spöttelt er, lässt dann aber von mir ab.
Fasziniert beobachte ich wie João förmlich aus dem Wasser hechtet, wie er seinen Kopf schüttelt und das Wasser um ihn herum spritzt und dann in kleinen Tropfen, in der Sonne glitzernd, seinen muskulösen Körper hinabrinnen.
Jetzt alles Meins! der Gedanke springt mich an wie ein Tiger.
Meine Augen gleiten an ihm herunter wie die Wassertropfen an seiner Haut und dann sehe ich eine guten Grund, einen großen Grund warum ich jetzt schnell aus dem Wasser sein sollte, warum ich jetzt schnell aus dem Wasser sein will.
Allerdings ist da der Kopf wieder schneller als der Rest des Körpers und anstatt, dass mir das so geschmeidig gelingt wie João, wird es eher ein tollpatschiges Gezappel, 'am Beckenrand klammern' und mit den Gliedmaßen wild auf und durch das Wasser schlagen.
Das Getöse verschafft mir sofort die Aufmerksamkeit meines Verlobten, der grinsend zu mir herüberschaut.
Nicht witzig denke ich mir und dann beschließe ich eine andere Karte auszuspielen.
Mit einem bewußt kläglichen Fiepgeräusch gebe ich auf und lasse mich zurück in das Wasser fallen.
Sofort sprintet João zu mir an den Beckenrand und bemüht sich, mir aus dem Bassin zu helfen, mich an meinen Handgelenken haltend, hebt er mich förmlich aus dem Wasser.
Na also, geht doch!
Noch bevor ich sicher auf dem Trockenen stehe sagt mir eine andere Stimme: Du manipulierst deinen Mann, schäm' dich!
Aber damit der jetzt Sex mit mir will muss ich ihn nicht manipulieren, ein Blick zwischen seine Beine beweist es überdeutlich.
Nur wo? ist jetzt die Frage
Während ich mich noch umschaue hat mein Verlobter offensichtlich einen Plan, denn er greift mich im Vorbeigehen an meinen Hüften und legt mich über seine Schultern bevor er schnurstracks das Innere des Hauses ansteuert.
Immerhin hat er mich nicht mit der Keule niedergestreckt und an einem Fuß in seine Hütte gezerrt denke ich und muss albern kichern.
Im nicht klimatisierten Häuschen angelangt wirft er mich auf das Bett und als ich gerade aufbewahren möchte, merke ich, dass ich mich vielleicht doch glücklich schätzen sollte im tropischen Monsunklima nichts weiter tun zu müssen, als bäuchlings auf einem Bett zu liegen, meine Beine breit zu machen und zu genießen.
Denn ganz ehrlich, den Kreislauf der aktive körperliche Aktivitäten in dem Klima mitmacht, muss man sich hart antrainieren oder qua Geburt erworben haben.
Und hartes Antrainieren ist leider echt nicht so mein Ding, für eine Neuauswahl meines Geburtsortes ist es gute 24 Jahre zu spät.
Immerhin, zwei schwitzende Körper sind wir schon so, bevor unsere Körper sich überhaupt intensiver begegnen.
Aber auch mein Verlobter scheint es mit 'Durch den Monsun' nicht ganz so einfach zu nehmen - oder er kann es nicht mehr abwarten, zumindest überspringt er das Vorspiel und bespringt mich sofort.
Seine Härte spüre ich in mich eindringen und kurz darauf wie seine Brust meinen Rücken berührt und mich sein Gewicht in die Laken hinabdrückt.
Mit seiner Hand in meinem Nacken zwingt er mich nieder, während er seine Länge immer und immer wieder in mich rammt.
Und ich fühle mich wie eine Hündin in ihrer Hitze die bekommt was sie dringend braucht.
Es ist mir völlig egal, dass mir heiß wird - und das nicht weil ich im tropischen Regenwald unter meinem Lover auf einem Bett klebe - es ist mir ebenso egal, dass mein Gesicht in die Matratze gepresst ist und mein eigentlich lautes Stöhnen dadurch nur sehr gedämpft zu hören ist.
Dass mein Körper sich in Ekstase winden will, es aber nicht kann, weil João meine Beine mit seinen Knien, meinen Rumpf mit seinem Gewicht und meinen Nacken mit seiner Hand niederzwingt, es gibt mir ein Gefühl von Ausgeliefert-Sein, welches berauschend ist.
Denn das will ich, einen Mann, einen Lover und einen Dom der mich führt, der mich fickt und der mich auffängt.
Und deswegen genieße ich das Gefühl 'einfach nur Loch' zu sein nun extrem.
João rammelt mich durch wie eine Dampframme und dann kommt er tief in mich hinein.
Als er sich dann schweratmend mir entzieht und von mir herunterrollt, bringt mich das Gefühl der plötzlichen Leere und des fehlenden Zwangs dazu einen Laut der Enttäuschung von mir zu geben.
Joãos Körper neben mir scheint zu vibrieren und dann merke ich, er lacht.
Empört schnaube ich auf und richte mich auf meinen Unterarmen auf.
"Ruhig Kitten" kommt es lachend von ihm, "ich weiß du bist noch nicht.... - aber hey, dass ist auch für mich heiß hier und feucht..."
"Ich will ja auch hoffen, dass ich dir heiß genug bin" erwidere ich ironisch, "und natürlich auch feucht genug!"
"Bitte Tom ja.... kleine Pause?" fleht er und muss gleichzeitig lachen.
Wir machen noch viele kleine Pausen, aber bei Uranos, ich komme auf meine Kosten. Und João sicher auch.
Nachdem wir drei Nächte in der Abgeschiedenheit der Berge verbracht haben, meint João am frühen Nachmittag zu mir: "Let's go back!"
Wieder schlüpfen wir in unser Lederoutfit und wieder klammere ich mich von hinten an João während er die schwere Maschine steuert.
Dieses Mal ist es aber noch hell und so sehe ich wo wir entlang kommen.
Auf der Staubpiste verlassen wir wieder die Datscha, dann den Wald und als wir uns ersten Häusern nähern verändert sich die Piste sogar in eine asphaltierte Straße der wir in langgezogenen Kurven hinab in ein Flusstal folgen.
Dann biegt João nach rechts auf eine Hauptstraße ab und als wir auf dieser den Ort verlassen lese ich auf dem Ortausgangsschild, dass das Rio Acima war.
Auf der Hauptstraße fährt mein Verlobter allerdings als wäre der Teufel hinter uns her - oder vielleicht doch eher wie der Teufel, der hinter jemanden her ist.
Wenn ich noch nicht beten könnte, jetzt wäre es ein guter Zeitpunkt es zu lernen.
Wo ist der Junge hin der sich bei meinem Fahrstil mit dem Auto ängstigte?
Okay, mir sagt man das mit dem Teufel auch nach und meine Mutter hatte sicherlich gute Gründe mir das Machen eines Motorradführerscheins aufs allerschärfste zu untersagen. Gut, ihr motorradbegeisterter kleiner Bruder, mein Onkel, hat auch viele gute Argumente für diese Haltung geliefert.
Wie auch immer, der Junge der einst João war, ist fort und der Typ der jetzt João ist, fährt so, dass mein verrückter (und selbstverständlich Lieblings-)Onkel Arne dagegen geradezu vernünftig und handzahm wirkt.
Mit so einem Motorrad kann man auch immer überholen, rechts vorbei, links vorbei oder einfach ab durch die Mitte!
Im Moment bin ich nur sehr, sehr froh, dass ich nicht dazu neige, dass mir von Fortbewegung übel wird.
So bekomme ich auch garnicht mit, dass wir längst Belo Horizonte erreicht haben.
Aber wie sollte ich das auch merken, ändert sich Joãos Fahrstil keinen Deut.
Rote Ampeln? Unverbindliche Hinweise auf die Vorfahrt.
Stoppschilder? Nett gemeinte Empfehlungen.
Fußgänger? Eine Aufforderung zu hupen und ansonsten haarscharf an denen vorbei und bei mehreren mittenmang hindurchzupreschen.
Okay, irgendwie macht das auch Spaß!
Erst als wir vor der Fazenda der Caxias angelangt sind, bekomme ich wieder eine Orientierung wo wir sind.
Vor dem großen, schmiedeeisernen Tor der Hauptzufahrt haben sich zu meiner Überraschung einige Menschen versammelt, bei näherem Hinsehen sehen einige aus wie die besonders lästige Variante von Pressevertretern.
Wer bitte sind die und was wollen die da?
João hat weit genug entfernt gehalten um uns von denen unbemerkt zu belassen.
Er kramt ein kleines Gerät heraus, und spricht dort hinein, wohl ein Funkgerät.
Dann warten wir.
Auf der Hauptzufahrt des Anwesens taucht eine schwere Limousine auf und als sie sich dem Tor nähert, beginnt dieses sich zu öffnen.
Kaum, dass das Fahrzeug durch das Tor ist, bleibt es förmlich in der Masse der es umringenden und förmlich auf es stürzenden Menge stecken.
Blitzlichter reflektieren von den abgedunkelten Scheiben des Fahrzeuges.
Als das Tor ganz langsam wieder anfängt sich zu schließen, fährt João los. Er gibt richtig Gas und haarscharf brettert er an der die Limousine umzingelnden Meute vorbei, die uns erst jetzt bemerkt, nur um gerade so durch das sich weiter schließende Tor auf das Anwesen zu entkommen.
Von dem Mob ante portas schafft es keiner mit uns hindurch.
Erst als wir vor dem Haupthaus zum stehen kommen, begreife ich, was das gerade war:
Ein verdammt gutes Ablenkungsmanöver.
Nur warum muss von João oder mir oder uns beiden abgelenkt werden?
Falls sich irgendwer wundert warum in Toms englischem Wortschatz das Wort Stockente = Mallard vorkommt, einfach mal nach Mallard und Dampflok googeln. 😉
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top