Kapitel 39

Frustriert sitze ich auf dem Sofa und starre den schwarzen Bildschirm des Fernsehers an, wie so oft in letzter Zeit. Wie haben sie Tezzko gefunden? "Inmitten von 'Es wird alles gut!' und 'Verlier nicht den Mut!' steht ein 'Bitte komm zurück!' in der Farbe von Blut...", murmel ich einen der vielen Sprüche, die ich mir die letzten Tage angeschaut habe. Ich bin deprimiert und mit jeder Minute die verstreicht, habe ich mehr und mehr das Gefühl, in Depressionen abzurutschen. Ich weiß auch nicht warum, aber mich beruhigt das Gefühl! Ich bin stolz auf mich, dass ich es mir wenigstens eingestehe und mich nicht wieder selbst belüge. Was ist, wenn er mich gar nicht geliebt hat und jetzt einfach meine Nachrichten ignoriert? Schnell schüttle ich diesen Gedanken wieder ab, weil er mich einfach total fertig macht. Mein Bauch krampft sich zusammen und eigentlich sollte ich was essen, aber ich habe keinen Apetitt. Ich will nicht wieder in die Schule gehen müssen! Sie lachen mich aus, machen mich fertig und ignorieren mich dann, wenn ich bewusslos am Boden liege, weil sie übertrieben haben! Es klingelt an der Haustür, aber ich weigere mich, aufzustehen. Wer weiß, wer davor steht? Mir ist klar, dass es mich nur kaputt macht, immer nur an Tezzko zu denken, aber ich kann nicht anders. Ich will ihn zurück und daran wird sich wohl nie etwas ändern! Wieder klingelt es aber ich bewege keinen Muskel. Kurz darauf höre ich den Schlüssel, wie er sich im Schloss dreht und jemand vorsichtig die Tür öffnet. "Scar?" Lukes vorsichtige Stimme dringt wie durch Watte an mein Ohr, weswegen ich es einfach ignoriere. "Scar!" Luke steht in der Tür und als ich meinen Kopf ein wenig hebe, zuckt er zusammen und weicht ein Stück nach hinten, bevor er auf mich zu kommt. "Was ist denn passiert?!", frägt er fassungslos, aber mein Blick bleibt ausdruckslos. Ich bin innerlich kaputt und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass nur einer das reparieren kann! Als ich nicht anschaue, schaut er mich kurz missbilligend an, wendet dann aber seine Blick ab und schaut sich um. Er springt auf und kommt kurze Zeit später mit einem Erstehilfe Kasten zurück. Ich kniet sich vor mich hin und will mein Kinn greifen, um sich die Verletzung besser anschauen zu können, doch ich weiche aus. Er legt mir eine Hand auf mein Bein, die ich weg schlage und meine Beine möglichst nah an meinem Körper ziehe. "Scar, du kannst dich nicht für immer hier verkriechen!", meint er sanft und zieht mich dabei in seine Arme. Erst wehre ich mich noch, aber schon nach kurzem gebe ich den Widerstand auf und lasse mich von ihm an seine Brust drücken. Ein schluchtzen und schon sind die Mauern gebrochen. Tränen rollen meine Wangen runter und schon kurz darauf hat Luke einen nassen Fleck an seinem Shirt. "T-tu mir l-leid...", murmel ich zwischen schluchtzern in sein Shirt, weswegen er mich noch fester an sich drückt. "Was sollte dir denn leid tun? Du hast nichts gemacht!" Unwillkürlich muss ich daran denken, was Tezzko mir noch im Auto gesagt hat. Was hat er denn damit gemeint, als er gesagt hat, Luke wäre nicht der, für den ich ihn halte? Außerdem war es ja bei ihm nichts anderes und wir sehen, was dabei raus gekommen ist! Liebend gerne würde ich mich jetzt einfach wieder von ihm abschotten, aber sein Klammergriff wird immer fester. "Luke? Danke das du für mich da bist..." NICHT! Normalerweise verbreitet sich doch die Nachricht, dass sie gerade wieder jemanden zusammengeschlagen haben, wie ein Lauffeuer, oder? Tja, entweder hat er es nicht mitgekriegt oder er wollte nicht mit mir gesehen werden. Theoretisch könnte ich es mir jetzt selber aussuchen, aber ich will die Wahrheit hören! "Luke?" "Hm?" "Wo warst du, nachdem mich die Schlampen zusammengeschlagen haben?" "Ich habe das garnicht mitgekriegt!" Seine Antwort kam zu schnell und er schaut auch irgendwie verunsichert aus, aber ich bin im Moment zu schwach, um wütend auf ihn zu sein. Warum kann er nicht einfach ehrlich sein? Es wäre zwar schmerhafter, aber ich könnte ihm wenigstens noch vertrauen. Jetzt weiß ich nicht mal mehr, ob ich ihm noch ein Wort glauben soll! Ich befreie mich etwas grob aus seinem Griff, weswegen er mir einen beleidigten Blick zuwirft, den ich aber einfach ignoriere. "Du solltest jetzt gehen.", sage ich kälter als beabsichtigt, allerdings entschuldige ich mich auch nicht für meinen Ton. "Nein, ich bleibe hier. Wer weiß, was du sonst noch anstellst!" Er lächelt mich schief an, aber als er meinen Blick sieht, erstirbt es wieder. Ich drehe mich von ihm weg und richte mich langsam auf, bevor ich in mein Zimmer schlurfe. Ich sperre die Tür hiner mir zu und höre schon kurze Zeit später, wie Luke dagegen hämmert. Ich gehe in das Badezimmer und schaue mich im Spiegel an. Eine ausgemergelt Gestalt, die mich aus trüben Augen anstarrt, blickt mir entgegen, weshalb sich die Übelkeit in mir aufstaut. Meine Hüften schmerzen höllisch und mein Brustkorb fühlt sich an, als wäre mir ein LKW drüber gefahren. Ich bewege mich auf das Klo zu und übergebe mich erstmal, aber außer Galle und ein wenig Wasser kommt nicht viel, was den Geschmack umso unangenehmer macht. Ich wasche mir den Mund aus und lege mich dann in mein Bett, langsam wird Lukes hämmern leiser, bis es vollkommen verstummt. Er hat aufgegeben und wer weiß, vielleicht hat er ja auch mich aufgegeben...

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