zehn

*Das Bild zeigt Liam mit Brille*

"Serena?"

"Jaa!", brüllte ich und ließ die Tür ins Schloss fallen.

Mein Bruder kam aus der Küche.

"Wo warst du denn so lange? Du bleibst doch sonst nicht so lange weg, wenn du joggen gehst!
Ich dachte schon, dass du gar nicht mehr wieder kommst!", sagte er vorwurfsvoll.

"Tut mir leid. Ich habe Eira getroffen. Aber du sagst ja auch nicht Bescheid, dass du meine Lehrerin triffst!"

"Man, Serena!
Eira? Sie wohnt doch gar nicht hier!"

"Ja, sie ist mit dem Taxi her gefahren. Also sie hatte es vor, nur hat ihr Geld nicht ganz gereicht. So musste sie das letzte Stück laufen."

Das war mal wieder typisch Eira, erst handeln, dann denken.

"Hat sie nicht schon ein Auto?"

"Ja, aber das ist gerade in der Werkstatt."

"Achso!", sagte mein Bruder bloß.
Dann herrschte Schweigen.

"Ähm...", begann ich, " Ich gehe jetzt duschen!"

"Ja, mach das!", meinte Liam.

"Ich habe uns übrigens was vom Chinesen bestellt. Ich hoffe du hast kein Problem damit."

"Ja, nein, geht schon!", sagte ich und schlängelte mich an ihm vorbei zu Treppe.

Für Frau Fenja kochte mein lieber Bruder also, für mich bestellte er nur!

Ich stürmte die Treppe hoch, schnappte mir aus meinem Zimmer die Schlafsachen und genoss kurz darauf eine Massagedusche.

Ach, Entspannung pur.

Als ich nach zwanzig Minuten aus der Dusche stieg, war ich etwas gelassener.
Nachdem ich mich angezogen hatte, fühlte ich mich bereit, meinem Bruder gegenüber zu treten.

Unten abgekommen, sah ich ihn im Wohnzimmer sitzen.
Ich holte mir mein Essen aus der Küche und setzte mich ihm gegenüber.

Ein weißes Sofa für ihn, ein weißes Sofa für mich. Uns trennte ein Palettentisch, an dessen Kopf der sogenannte "Chefsessel" trohnte. Auch dieser gehörte zur Couchgarnitur.
Früher, als wir Kinder waren, durfte immer derjenige, der im Sessel saß, über den Fernseher entscheiden. Meist war es mein Vater, bei seinen Dokumentationen haben Liam und ich uns zu Tode gelangweilt.

Nun ja, der König, oder die Königin, hatte vom Sessel aus auch die beste Sicht auf den Fernseher, da er sich direkt gegenüber befand.
Zwei Fenster zur Straße hin rahmten ihn ein.

Rechts daneben führte ein Durchbruch in den Flur.
Unsere Küche erreichte man entweder durch ihn oder ebenfalls durchs Wohnzimmer.

Mein knurrender Magen riss mich aus meinen Gedanken.
Liam schaute genervt von seinem PC auf.
Mit der Brille, die er beim Arbeiten vor dem Bildschirm immer trug, sah er gar nicht wie er selbst aus.

Klar verlieh sie ihm eine gewisse Autorität, jedoch hatte ich mich noch immer nicht an sie gewöhnt.

"Tut mir leid", murmelte ich.

Mein Bruder machte sich wieder an die Arbeit und ich begann zu essen.

Die einzigen Geräusche bestanden aus dem Ticken der Uhr und dem zeitweisen Tippen auf der Tastatur.
Naja, nicht ganz. Lautstarkes Essen zählte leider zu meinen besten Stärken.

So ließ ich es mir nicht nehmen, nach Lust und Laune reinzuhauen.

Meinen Bruder störte es wenig bis gar nicht oder doch und er ließ es sich nur nicht anmerken.

"Wir haben noch nicht miteinander geschlafen", durchbrach Liam irgendwann die Stille.

"Waff?", fragte ich und würgte die Nudeln hinunter.

Ein leichtes Lächeln huschte über das Gesicht meines Bruders und auch, wenn ich wusste, dass er mich eigentlich ermahnen wollte, dass man nicht mit vollem Mund spreche, so tat er doch es nicht.
Dafür war ich ihm dankbar, denn momentan hielt ich keiner Moralpredigt stand.

"Ich habe noch nicht deine Lehrerin gebumst, wie du es ausdrücken würdest", meinte Liam lachend.

Mein Bruder nahm seine Brille ab und streckte sich.

"Achso!", brachte ich mühsam heraus.

"Ich habe sie kaum erst vor einer Woche kennengelernt. An dem Tag, wo du eigentlich dran warst mit Einkaufen!"

Ich nickte nur und ließ ihn weiter erzählen.

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