Er macht mich verlegen
Hallo ihr Lieben!!
Erstmal ein ganz großes Dankeschön an euch alle, bereits über 74.500 Aufrufe. Das ist so toll!!! Dafür möchte ich euch jetzt auch endlich wieder ein neues Kapitel präsentieren.
Ganz viele Grüße
Eure Lila Leonie
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Leilas POV
Schweißgebadet schrecke ich aus meinem Traum auf und fahre mir einmal über das Gesicht. Das Gesehene steckt mir noch zu sehr in den Knochen und völlig verwirrt muss ich mich unwillkürlich fragen, ob es sich hierbei lediglich um einen Traum gehandelt hatte und vielleicht sogar um eine verdrängte Erinnerung. Zu deutlich sehe ich noch die grünen Augen des Jungens vor mir, dasselbe Grün wie bei Jack und Jayden.
Doch bevor ich darüber überhaupt weiter nachdenken könnte, beginnt mein Fußgelenk schmerzhaft zu pochen und zieht somit meine komplette Aufmerksamkeit auf sich. Nachdem ich den Knöchel von den Tüchern befreit habe, kann ich das ganze Ausmaß meiner Ungeschicklichkeit feststellen. Obwohl ich es sofort gekühlt habe, hat sich die Schwellung noch um einiges verschlimmert. Zusätzlich hat sich die Haut bereits an etlichen Stellen verfärbt.
Ok, damit dürfte klar sein, dass ich einen Arzt brauche. Womöglich muss es sogar geröntgt werden, um schlimmere Verletzungen auszuschließen. Allerdings stellt sich dann natürlich noch die Frage, was Jayden dazu sagen wird. Ich glaube kaum, dass er mich einfach so zu einem Arzt oder in die Notaufnahme gehen lassen würde. Schließlich müsste er dann befürchten, dass diese ganze Entführungssache auffliegt.
Aber vielleicht hat er auch einen persönlichen Arzt, der für ihn arbeitet und keine unangenehmen Fragen stellt oder womöglich sogar in diese ganze Mafiageschichte involviert ist. Obwohl er das bestimmt gar nicht nötig hätte. Wahrscheinlich würde es schon ausreichen, wenn er sein Portemonnaie zückt und ein Bündel Scheine auf den Tisch legt, um dafür zu sorgen, dass die Menschen nach seiner Pfeife tanzen.
Genauso hat er es doch auch bei mir versucht. Diese ganzen unerklärlichen Doppelzahlungen gehen schließlich alle auf sein Konto. Vermutlich war er es auch, der mir ständig meine Getränke und Speisen ausgegeben hatte. Dabei will ich lieber gar nicht weiter darüber nachdenken, dass er mich in der ganzen Zeit verfolgt haben muss. Und nun hat er noch ein Zimmer für mich einrichten lassen und mir einen kompletten Kleiderschrank voller Klamotten geschenkt.
Bei diesem Gedanken wandert mein Blick durch den Raum. Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich zugeben, dass er wirklich absolut meinem Geschmack entspricht und ich mich hier jetzt schon irgendwie heimisch fühle, weil er so eine gemütliche Atmosphäre versprüht. Aber ich bin definitiv nicht käuflich!! Sollte er also denken, dass ich mich von solchen Dingen beeindrucken lasse, kennt er mich bei weitem nicht so gut, wie er mir die ganze Zeit einreden möchte.
Doch um wieder auf mein eigentliches Problem zurück zu kommen. Die entscheidende Frage ist, ob Jayden sich überhaupt dazu bereit erklären wird, einen Arzt für mich zu rufen oder mich zu einer Praxis zu bringen. Schließlich kann es ihm ja egal sein, ob ich Schmerzen habe oder nicht. Vielleicht schert er sich einen Dreck um mich und mein Wohlbefinden. Immerhin war es auch meine eigene Schuld.
Natürlich würde eine solche Reaktion den Behauptungen von Jack und Jayden widersprechen. Dann wüsste ich wenigstens gleich, woran ich bei ihnen bin. Wenn ich ihren Worten wirklich Glauben schenken kann, wollen sie mir schließlich weiß machen, dass Jayden mich aufrichtig mag und ich ihm wichtig bin. Allerdings klingt diese Aussage so absurd, dass es fast schon lächerlich ist.
Als wenn einem Mann wie Jayden nicht die Frauen zu Füßen liegen würden. Was sollte er also an mir für ein Interesse habe? Ich bin weder außergewöhnlich hübsch, noch habe ich irgendwelche anderen besonderen Talente. Und dazu fehlen mir noch jegliche Erfahrungen mit Männern. Stopp!! Was ist, wenn es ihm gerade darum geht? Irgendwo habe ich mal gelesen, dass Sex mit einer Jungfrau manchen Männern einen extra Kick gibt.
Vielleicht ist das ganze Spiel ja nur sein Hobby, sich eine unerfahrene Frau suchen, sie in seinen Turm zu holen und ihr so lange das Blaue vom Himmel zu erzählen, bis er sein Ziel erreicht hat, um sich dann sein nächstes Opfer zu suchen. So als kleiner Zeitvertreib neben seinem stressigen Alltag als Mafiaboss. Wer weiß, wie viele Räume es in diesem Turm noch gibt, die speziell für eine bestimmte Frau eingerichtet wurden. Vielleicht sollte ich mich doch mal etwas genauer umsehen.
Allerdings bringen mich solche Spekulationen gerade kein Stück weiter. Der Grund warum ich hier bin, ist im Prinzip nebensächlich, viel wichtiger sollte mir im Moment die Frage sein, wie ich wieder verschwinden kann. Eine klassische Flucht mit Wegrennen ist leider gerade völlig ausgeschlossen. Da spielt mein Knöchel definitiv nicht mit. Außerdem bin ich zurzeit noch viel zu streng bewacht. Was hätte ich also sonst für Möglichkeiten?
Doch egal wie lange ich darüber nachdenke, dass Ergebnis gefällt mir nicht. Unter den aktuellen Umständen gibt es keine Chance von hier zu fliehen. Schließlich kann ich schlecht aus dem Fenster springen. Das würde ich aus dieser Höhe nie überleben. Und selbst wenn, würde ich mich dann immer noch in einem umzäunten und gut bewachten Grundstück befinden. Das heißt, ich muss subtiler vorgehen und ich brauche Geduld.
Am Sinnvollsten wäre es wahrscheinlich dieses bescheuerte Spiel fürs Erste mitzuspielen. Ich muss versuchen Jacks oder Jaydens Vertrauen zu gewinnen. Wenn ich Glück habe, werden sie dann unvorsichtig und es ergibt sich eine Chance zu fliehen oder jemanden zu kontaktieren. Wenn ich es geschickt angehe, könnte ich es vielleicht sogar schaffen, die beiden gegeneinander auszuspielen. Kurz erschrecke ich mich über meine eigenen Gedanken. Seit wann bin ich denn so intrigant?
Das liegt bestimmt nur an den Schmerzen, die von Sekunde zu Sekunde immer stärker werden und mich bald in den Wahnsinn treiben. Ok, also ist es beschlossene Sache. Ich werde vorerst einen auf lieb und nett machen, nicht zuletzt, weil ich gerade so dringend auf Hilfe angewiesen bin. Doch sobald sich die passende Gelegenheit ergibt, werde ich sie ergreifen und bin weg, selbst wenn ich dazu entgegen meinen Prinzipien handeln müsste.
Genau in diesem Moment klopft es an meiner Tür. Perfektes Timing, würde ich sagen! Let the games begin! Auf mein
„Herein!" betritt Jack das Zimmer. In seiner Hand trägt er ein Tablett mit einem Getränk und einem Teller mit belegten Brötchen und Obst. Seine grünen Augen finden sofort meine.
„Wie geht es dir?" Ich bilde mir ein, in seiner Stimme einen besorgten Ton heraus zu hören. Und da wird mir bewusst, dass ich absolut keine Ahnung habe, welche Rolle er eigentlich in diesem Theater übernimmt.
Na super! Wie soll ich dieses doofe Spiel gewinnen, wenn ich noch nicht mal alle Regeln kenne? Zu allem Überfluss kommt mir jetzt wieder dieser Traum von vorhin in den Sinn. Was hatte er für eine Bedeutung? Erst als Jack direkt neben dem Bett stehen bleibt und sich zu mir beugt, fällt mir auf, dass er das Tablett bereits auf dem Nachttisch abgestellt hat und offensichtlich noch auf eine Antwort meinerseits wartet.
„Geht so.", sage ich deswegen schnell. Seine Augen mustern mich genau und der warme Ausdruck, den ich darin erkennen kann, verwirrt mich noch mehr. Da mir diese Situation gerade einfach zu viel ist, beschließe ich, mich lieber erst mal mit Jayden auseinander zu setzen. Seine Position bei dem Ganzen ist eindeutig, auch wenn er noch einige verdeckte Karten hat. Außerdem brauche ich dringend einen Arzt und irgendetwas gegen die Schmerzen. Und das wird Jack alleine wahrscheinlich nicht entscheiden dürfen.
„Kann ich bitte mit Jayden sprechen?" Meine Frage scheint Jack wirklich zu überraschen, so sehr, dass er den gequälten Unterton in meiner Stimme nicht bemerkt. Allerdings fängt er sich schnell wieder und antwortet mir, während er sich aufrichtet.
„Natürlich. Ich werde ihm Bescheid geben. Bis dahin solltest du schon was essen." Mit zügigen Schritten verlässt er den Raum und lässt mich nun endgültig mit meinem Latein am Ende zurück.
Mit diesem Verhalten hat er sich für mich noch mehr zu einem Buch mit sieben Siegeln gemacht. Manchmal hat er so etwas Fürsorgliches, ja fast schon Liebevolles an sich und jetzt, als ich nach Jayden gefragt habe, war er total kurz angebunden und ist sofort verschwunden. Muss ich das verstehen? Macht er hier nur seinen Job, egal was Jayden von ihm verlangt? Aber warum vermitteln mir dann seine Augen das Gefühl bei ihm geborgen zu sein?
Zum Glück reißt mich ein weiteres Klopfen aus meinen Gedanken, denn irgendetwas sagt mir, dass ich auf diese ganzen Fragen so schnell keine Antworten bekommen werde. Bevor ich Jayden hereinbitte, atme ich noch einmal tief durch. Jetzt ist es an der Zeit die Regeln ein wenig zu ändern und davon werde ich mich diesmal nicht abbringen lassen!! Mit dieser Entschlossenheit lasse ich ihn eintreten.
Doch das ist leichter gesagt, als getan, denn im nächsten Moment blicken mir schon wieder diese grünen Augen entgegen. Mit genau demselben Farbton und genau demselben aufrichtigen Ausdruck, der in ihnen funkelt, bei dessen Anblick ich mich erneut daran erinnern muss, dass es sich hierbei um den Mafiaboss Jayden Black handelt. Warum habe ich in seiner Gegenwart dieses komische Gefühl, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt?
Aber nur eine Sekunde später, hilft er mir selbst wieder die Konturen klar zu erkennen, indem er nach einem Blick auf das Essen streng fragt.
„Warum hast du noch nichts gegessen, mein Engel?" Yeah, Jayden is back! Allerdings kommt mir seine dominante Art gerade recht. Da weiß ich wenigstens woran ich bin und damit kann ich wesentlich besser umgehen, als mit dem widersprüchlichen und undurchsichtigen Verhalten von Jack.
Deswegen kontere ich leicht genervt.
„Weil ich keinen Hunger habe." Außerdem will ich mit ihm gerade über etwas ganz anderes sprechen. Doch Jayden wäre nicht Jayden, wenn er es einfach dabei belassen würde. Natürlich muss er weiter darauf bestehen, dass ich etwas essen soll.
„Warum? Willst du mich etwa mästen? Und falls es dir nicht aufgefallen ist, habe ich zum Mittag schon viel zu viel gegessen."
Bei diesem Argument muss ich unwillkürlich auf die leichte Wölbung an meinem Bauch schauen, bevor ich mir im nächsten Moment wünsche, es nicht getan zu haben. Warum muss ich Jayden auch noch auf das Offensichtliche hinweisen? In der Hoffnung, dass er meinen Blick nicht bemerkt hat, verschränke ich meine Arme vor der Brust. Doch leider entgeht seinen aufmerksamen Augen nichts. Obwohl eigentlich kann es mir ja egal sein!
Wenn er mich fett und hässlich findet, lässt er mich vielleicht gehen. Gerade als ein neuer Plan in meinem Kopf heranreifen will, lassen mich seine nächsten Worte kurz zusammenzucken.
„Wolltest du damit gerade wirklich andeuten, dass du dir um dein Gewicht Sorgen machst?" Erschrocken über seinen schroffen Ton starre ich ihn an. Warum regt er sich so auf? Er verhält sich ja fast so, als hätte ich ihn persönlich angegriffen.
„So einen Quatsch möchte ich von dir nicht hören.", spricht er da auch schon weiter und tritt direkt zu mir. Ich kann meinen Blick nicht von seinen Augen abwenden, in denen jetzt ein fast schon flehentlicher Ausdruck liegt.
„Hast du eigentlich eine Ahnung, was du für eine Wirkung auf mich hast? Du bist wunderschön und einfach perfekt und solltest dir darum wegen solchen unwichtigen Dingen nicht deinen süßen Kopf zerbrechen."
Wow!! So was hat noch nie jemand zu mir gesagt! Meine Gedanken rasen und versuchen diese Situation richtig einzuordnen. Seine Gestik und Mimik zeigt keine Spur einer Lüge und seine Stimme klang während seiner Worte fest und sicher und mir ist nicht mal der Hauch von Spott oder Belustigung daran aufgefallen. Als ich schließlich zu dem Ergebnis gelange, dass er seine Worte scheinbar selber aufrichtig meint, weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll.
Verlegen senke ich meinen Blick und kann mich nicht davon abhalten mir einige Haarsträhnen hinters Ohr zu streichen. Bevor wir in ein peinliches Schweigen verfallen könnten, fordert Jayden mich ein weiteres Mal auf etwas zu essen. Auf meinen Einwand, dass es viel zu viel ist, kommt er mir schließlich entgegen.
„Ok, du musst auch nicht alles essen, doch mindestens die Hälfte."
Nachdem wir uns dann auch noch darüber einig geworden sind, dass er die andere Hälfte isst, setzt er sich nach meiner Einwilligung auf den Bettrand. Während er in eines der Brötchen beißt, beobachte ich ihn. Sollte er wirklich die erste Person sein, die mich aufrichtig lieben kann? Oder kennt er mich einfach noch nicht gut genug, um zu wissen, dass ich nicht liebenswert bin? Bei diesen Überlegungen habe ich einen Geistesblitz.
Ich werde ihm einen Deal vorschlagen, einen Deal, der mir meine Freiheit ermöglichen wird, wenn er darauf eingeht. Außerdem könnte ich durch diesen Vorschlag gleich herausfinden, wie viel Wahrheit wirklich in seinen Worten steckt und ob sein Handeln damit übereinstimmt. Und zusätzlich kann er sich durch dieses Angebot selber davon überzeugen, dass er seine Gefühle an die falsche Frau verschwendet und dann wird er es gar nicht mehr abwarten können, mich endlich loszuwerden.
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Ich hoffe, dass euch dieses Kapitel gefallen hat, auch wenn ihr nicht allzu viel neues erfahren habt. Allerdings sind Leilas Überlegungen wichtig, um zu verstehen, warum sie Jayden den Vorschlag unterbreitet.
Apropos Vorschlag. Was denkt ihr, was wird sie ihm vorschlagen?
Und findet ihr Leilas Gedanken nachvollziehbar?
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