Besonders
In der Höhle angekommen ziehe ich die Luft ein, um herauszufinden, ob sich bereits jemand darin befindet, doch die Gerüche sind alle alt. Still baue ich einen Bannkreis um den Höhleneingang auf, und setze Eliana vorsichtig gegen die Wand. Mit einer geübten Bewegung ziehe ich mir meinen oberen Kimono aus, und wickle diesen um das Menschenkind. Dabei werde ich von Kikyou und Malania betrachtet. „Aiko-sama, friert ihr nicht in dem dünnen Unterkimono?" Ich schüttle nur meinen Kopf. „Mach dir keine Sorgen. Ruht euch aus, ich werde Feuerholz suchen gehen, und schauen, ob ich etwas Essbares finden kann." Inuyashas Gefährtin senkt ihren Kopf, und sofort sinkt ihre Aura in sich zusammen. Sanft lächle ich ihr zu. „Kikyou, es ist alles gut. Ich bin gleich wieder da." Mit diesen Worten verlasse ich den Bannkreis und laufe durch den schummerigen Wald. Während ich hier und da ein paar trockene Zweige aufsammle, pflücke ich vereinzelt einige Beeren. An einem großen Baum mit großen Früchten bleibe ich stehen.
Stumm springe ich hoch, und nehme auch davon einige mit, bis meine Tasche gefüllt ist. Dann mache ich mich auf den Weg zurück. Ohne ein Geräusch zu verursachen tragen mich meine Füße bis zum Versteck meiner Begleiter. Diese unterhalten sich leise, und sehen erst auf, als ich direkt neben ihnen zum Stehen komme. Erst lege ich das Holz ab und dann reiche ich die Tasche mit Obst an die beiden Menschen weiter. „Esst euch satt. Ich werde ein Feuer machen. Es wird jetzt nachts schon etwas kühler." Flink baue ich eine kleine Feuerstelle auf und zünde diese mit einer Flamme aus meinem Youki an. Dann setzte ich mich zu dem jungen Mädchen an die Wand, und ziehe die kleine Gestalt an mich, um sie zu wärmen. Kaum hörbar murmelt sie verworrene Worte vor sich hin, ihr Gesicht leicht verkrampft. Die Miko sieht uns zu. „Die meisten Waisenkinder mussten furchtbare Dinge durchleben, bevor sie zu uns kamen. Sie sind traumatisiert und können nicht allein schlafen." Traurig streiche ich ihr über das Haar. „Warst du einst eine von ihnen?" Malania nickt zögerlich. „Ich kann mich kaum noch daran erinnern, so lange ist es schon her. Ich wurde von Meisterin Hakra aufgesammelt und in den Tempel gebracht. Kinder ohne spirituelle Kräfte werden ordentlich versorgt und dann darauf vorbereitet, wieder unter anderen Menschen zu leben. Ich dagegen hatte die Fähigkeiten einer Miko, weshalb ich von Anfang an ausgebildet wurde."
Verstehend lehne ich meinen Kopf an und beobachte, wie sich die beiden Frauen hinlegen. Eine Weile lang unterhalten wir uns noch über dieses und jenes, bis sie langsam einschlafen. Vorsichtig stehe ich auf, und lege Eliana zwischen die anderen zwei. Dann gehe ich zum Eingang und schaue in den dunklen Himmel. Der Sichelmond steht bereits hoch oben zwischen all den Sternen, und lässt sein sanftes Licht auf den Wald fallen. Lange stehe ich dort und denke an all die schönen und traurigen Momente der letzten Zeit. /Bist du da? / Stumm horche ich in mich hinein, und warte auf eine Antwort von meinem Biest. Dieses lacht leise. ~Natürlich bin ich da. Wo sollte ich auch sein? ~ Ich kichere. /Wir haben uns schon lange nicht mehr unterhalten. ~ Die Stimme in meinem Kopf schweigt kurz. ~Du warst ja auch fast die gesamte Zeit bewusstlos. Wann sollte ich da mit dir sprechen? Aber es freut mich ja, dass du dich noch an mich wendest. ~ Damit verstummt sie wieder, und lässt mich mit meinen Gedanken allein. Hinter mir höre ich die Menschen zittern. Leicht ziehe ich meine Augenbrauen kraus. Also es ist wirklich so angenehm nicht frieren zu müssen. Seufzend verwandle ich mich in meine Dämonengestalt und lege mich um meine Begleiter herum, sodass sie von meinem Fell gewärmt werden. Sofort scheinen sie ruhiger zu werden, weshalb auch ich meine Augen schließe, und etwas vor mich hindöse.
Erst als ein spitzer Schrei durch die Stille hallt, schrecke ich aus meinem Schlaf und springe auf. Von dem Lärm geweckt fährt auch Kikyou in die Höhe und sieht sich alarmiert um. „Was ist denn?" Verschlafen reibt sie sich ihre Augen, und auch ich muss überlegen, bis ich den Verursacher erkenne. Es ist Eliana, welche mich aus schreckgeweiteten Augen anstarrt. Verstehend verwandle ich mich in meine Menschliche Gestalt zurück. „Eliana, ich bin es Aiko." Zögerlich gehe ich auf sie zu, sehe jedoch wie sie zurückweicht. Das Grauen in ihrem Gesicht treibt mir die Tränen in die Augen. Stockend gehe ich zurück. Bin ich so furchteinflößend? Bilder blitzen vor mir auf, Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Leise entschuldige ich mich und verschwinde durch den Eingang der Höhle. Ich höre noch wie Kikyou nach mir ruft, doch gleichzeitig rieche ich die Tränen meiner jungen Schülerin. Es ist wie damals. Schon immer hatten die Menschen vor mir Angst, und das obwohl ich ihnen nie etwas getan habe. Nur einige Meter von der Höhle entfernt hocke ich mich hinter einen Baum und halte mir die Ohren zu. Die Stimmen der Vergangenheit hallen immer wieder in meinen Ohren nach. Monster und Abschaum haben sie mich genannt, mit Schwertern und Messern haben sie mich gejagt. Schluchzend schlage ich gegen den Baum, bis sich eine Hand auf meine Schulter legt.
Langsam sehe ich auf, direkt in Kikyous warme braune Augen. „Aiko, geht es dir gut?" Ich nicke schwach. „Es tut mir leid, Elianas verängstigtes Gesicht hat mich an meine eigene Kindheit erinnert." Sanft schließt sie mich in meine Arme. „Haben dich die Menschen angegriffen? Als du klein warst?" Ich nicke. „Sie wollten mich töten, und das obwohl ich ihnen nichts getan habe. Menschen sind viel grausamer. Sie töten alles was sie nicht kennen." Die ehemalige Priesterin senkt ihren Blick. „Ich habe auch nie einen Gedanken daran verschwendet, wofür jene Dämonen kämpften, die durch meine Hand starben." Als sich leise Schritte nähern, blicke ich weg. Doch anders als erwartet springt mir eine kleine Person in die Arme. „Aiko-Sama, es tut mir so leid. Ich wollte Euch nicht verletzen." Überrascht lege ich meine Hand auf ihren Kopf. „Es ist schon in Ordnung, ich wollte dich auch nicht erschrecken." Schwach lächelnd erhebe ich mich. „Wir sollten langsam losgehen. Wenn wir nach Hause laufen, wird es einige Zeit in Anspruch nehmen."
Vorsichtig kommt auch Maliana mit meiner Tasche näher. „Welchen anderen Weg gäbe es denn?" Ich schaue zu Boden. „Wir könnten fliegen, wenn ich mich in meine wahre Gestalt verwandle, aber..." Zögerlich blicke ich in Elianas Gesicht. Diese erstarrt, und schüttelt ihren Kopf. „Aiko-sama, bitte nehmt auf mich keine Rücksicht. Kikyou-Sama hat mir versichert, dass Ihr mir nichts tun würdet." Zärtlich streiche ich ihr über die Wange. „Niemals würde ich einen Menschen verletzen, der mir nichts getan hat." Langsam nehme ich Abstand von ihr und konzentriere mein Youki. Der Wind frischt leicht auf und zerrt an meinen Haaren. Dann plötzlich stehe ich als riesige Katze vor ihnen. Das Menschenkind zuckt leicht zusammen, beruhigt sich jedoch wieder, als ich ihr über das Gesicht schlecke. Nun beginnt sie zu lachen. „Das kitzelt." Kikyou lächelt und klettert mit den anderen beiden auf meinen Rücken. Geduldig warte ich, bis sie sich ordentlich festhalten, bevor ich mich in die Luft erhebe. Ich vernehme einen überraschten Aufschrei, und dann die Stimme meines Schützlings. „Ich hätte nicht gedacht, dass der Wald so schön ist." Schnurrend stimme ich ihr zu, was sie zum Lachen bringt. „Aiko-Sama ist ja wie ein kleines Kätzchen." Nun antwortet Kikyou für mich. „Das liegt daran, dass sie eine reinblütige Neko-Youkai ist. Wenn wir im Schloss ankommen, werdet ihr noch mehr Dämonen begegnen, aber auch diese haben kein Problem mit Menschen, und sind somit keine Gefahr für euch." Maliana überlegt. „Lady Kikyou? Dürfte ich Euch eine Frage stellen?" Die Gefragte nickt. „natürlich, und Kikyou reicht voll und ganz." Sie denkt nach. „Ihr seid ja ein Mensch, wie kommt es, dass Ihr mit einem Dämonenprinzen verheiratet seid?" Die ehemalige Priesterin lächelt. „Nun, mein Gefährte ist selbst zur Hälfte ein Mensch, und wir kennen uns schon seit über fünfzig Jahren." Das Kind zwischen den Beiden schaut auf. „Aber Ihr seht doch noch so Jung aus. Unmöglich könnt Ihr schon so alt sein."
Diesmal antworte ich. „Kikyou war bis vor kurzem noch tot. Ihr Körper wurde aus Lehm und Graberde geschaffen, doch ich habe ihr ihre Seele zurückgegeben, weshalb sie jetzt wieder ein Mensch ist. Durch den Bund mit meinem Schwager hat sich ihre Lebensspanne seiner angepasst. Von daher ist es nicht so schlimm, dass sie keine Youkai ist." Verstehend nicken sie. Danach hüllt uns schweigen ein, und so fliegen wir in absoluter Stille zurück in den Norden. Erst Kikyous Worte brechen das Schweigen. „Dort ist das Schloss des Nordens." Lächelnd sehe ich in die Richtung, in die sie deutet. Ein melancholisches Kribbeln durchzieht meinen Bauch, als ich an meine Familie denke. Gleichzeitig spüre ich jedoch auch die Aufregung der beiden Menschen. Gewiss muss es für sie ungewohnt sein, solch eine große Menge an Youki an einem Ort zu spüren, doch ich dagegen runzle meine Stirn. Der Geruch der Inuyoukai ist nur noch schwach aufzuschnappen. Stattdessen spüre ich die Anwesenheit von Sesshomarus Dienerkröte. Seufzend lande ich mitten auf dem Schlosshof und lasse die drei absteigen. Dann verwandle ich mich zurück. Schon im nächsten Moment wirft sich Jaken vor mir in den Dreck. „Meine Herrin, Ihr seid zurück. Es ist mir eine unglaubliche Freude, Euch wohlauf zu sehen." Kichernd halte ich mir meine Hand vor den Mund. Stimmt, seit ich Sesshomarus Gefährtin bin, hängt er mir am Rockzipfel. Und bestimmt muss mein Nahtod auch im Schloss des Westens Wellen geschlagen haben. „Jaken?" Meine Stimme ist lieblich. Erschrocken springt er auf. „Jawohl Herrin!" Ich sehe mich um. „Wo ist mein Gefährte? Mir scheint, die ganze Familie Taishou ist nicht anwesend?" Kikyou horcht auf. „Inuyasha ist nicht da?" Jaken verbeugt sich tief. „Der Fürst ist mit Meister Inuyasha und Meister Taro auf Reisen in den Osten. Gerüchte um Prinzessin Yuki-Sama haben sie dazu veranlasst, so zeitig wie möglich aufzubrechen." Nickend seufze ich. „Ich hätte Yuki gern selbst wiedergetroffen, da kann man wohl nichts daran ändern. Jaken, lass bitte zwei Zimmer herrichten. Du hast die Menschen gut zu behandeln. Das Kind ist meine Schülerin, und die junge Frau ist Prinzessin Kikyous Miko." Der Kröterich senkt sein Haupt bis auf die Erde. „Natürlich meine Fürstin." Genauso schnell wie er angebraust ist, rennt er wieder ins Schloss.
Eliana sieht mich fragend an. „Wer war das?" Schüchtern klammert sie sich an meinen Kimono, den ich mir kurz vor unserem Aufbruch wieder angezogen habe. „Das war Jaken, der persönliche Diener meines Gefährten. Wenn er euch schlecht behandelt, sagt mir das bitte. Er ist ein bisschen komisch gegenüber Fremden." Maliana nickt. „Wie lange bleiben wir hier? Immerhin sollte ich Lady Kikyou in ihr Dorf begleiten." Ich lächle leicht. „Nicht mehr lange. Wir sind noch morgen zu einem Ball eingeladen, danach trennen sich dann unsere Wege." Die Menschenfrau folgt uns, während ich Eliana an der Hand halte. Zusammen gehen wir ins Schloss, wo sich Kikyou verabschiedet. Wir dagegen setzen unseren Weg in den Gästeflügel fort. „Wie geht es euch? Die Dämonenauren sind doch nicht zu erdrückend oder?" Die zwei winken ab, und so führe ich sie in ihre Gemächer, welche direkt nebeneinander sind. „Ihr habt zwischen den Zimmern eine Verbindungstür, also wenn etwas ist, könnt ihr schneller beieinander sein." Ich rufe eine Bedienstete zu mir, welche sich leicht verbeugt. „Herrin, wie kann ich Euch behilflich sein?"
Sanft schiebe ich die Menschen in ihre Richtung. „Aya, das sind Maliana und Eliana. Sie sind meine persönlichen Gäste und jeder ihrer Wünsche soll erfüllt werden. Kleide sie ein und führe sie zum Mittag in den Speisesaal." Aya senkt ihr Haupt. „Mylady, welche Kleidung soll ich für die Damen bereitstellen?" Lächelnd antworte ich ihr. „Für das Kind einen einschichtigen Kimono, und einen Trainingsanzug. Für die junge Miko einen zweischichtigen Kimono und für das Training eine Priesterrobe, wie ich sie Zeitweise trug." Maliana schaut mich neugierig an. „Es freut mich zwar, so gut behandelt zu werden, doch ich bin nur ein einfacher Mensch. Ich verstehe nicht, wieso Ihr mir solche Kleidung zukommen lasst." Ich kichere. „Du magst aus einem normalen Tempel stammen, doch ab jetzt stehst du im Dienst eines Fürstenpaares. Dementsprechend sollst du auch auftreten. Und du bist nicht nur ein Mensch. Jedes Leben hat seinen Wert." Gerade als wir uns die Zimmer anschauen, betritt Aya den Raum. „Herrin, ich habe die Gewänder beschafft." Dankend nehme ich ihr den Stapel ab. „Danke, lass bitte ein heißes Bad ein." Nickend verschwindet sie im Badezimmer, und lässt uns zurück.
So sehe ich zu meinen Schützlingen. Eliana schaut sich staunend um. „Hier ist alles so wunderschön, und hier darf ich bleiben?" Ich lächle. „Ja, bis du deine Ausbildung abgeschlossen hast. Dann kannst du Malanias Platz im Dorf meiner Schwägerin einnehmen." Sie schaut aus dem Fenster. „Wann beginnt denn meine Ausbildung?" Langsam gehe ich an den Kleiderschrank und hänge die Trainingskleidung hinein. Die Kimonos lege ich auf den Tisch. „Nach dem Essen. Bis dahin habt ihr noch Zeit, euch auszuruhen, oder das Schloss zu erkunden. Ach und ihr seid keine Bediensteten, oder gar Sklaven, ihr habt das Recht frei herumzulaufen." Mit diesen Worten lasse auch ich sie allein und suche nach meinen Kindern. Diese stehen gerade im Garten und spielen mit Holzschwertern. Rin ist wirklich gewachsen. Leicht lächelnd lehne ich mich gegen den Türrahmen, als mich jemand anstößt. „Worüber denkst du nach?" Langsam schaue ich in Kimis Gesicht. „Wo kommst du denn her?" Sie lacht. „Ich war in meinem Schloss, und habe mir meinen Lieblingskimono geholt." Schmunzelnd sehe ich weiter den Kindern zu. „Wie schnell doch die Zeit vergeht." Die Youkai neben mir nickt. „Und wie ich spüre habt ihr eine Miko gefunden?" Ich bestätige dies. „Ja, allerdings hat uns die Alte Tempelhexe auch ein Menschenkind aufgedrückt. Nun habe ich eine Schülerin." Kimi lacht. „Das passt doch zu dir. Ich kann mir vorstellen, dass du eine gute Lehrmeisterin bist. Außerdem gibt es zu wenig gute Mikos. Vielleicht solltest du hier im Norden einen Tempel errichten lassen. Du bist doch eine Göttin." Grinsend denke ich über ihre Worte nach. „Ein Tempel für Mikos, die sowohl Menschen als auch Dämonen schützen."
Leicht streiche ich mir über den Bauch. „Aber das muss noch etwas warten. Erst möchte ich mich um meinen eigenen Welpen kümmern." Die Silberhaarige Inu folgt meinem Blick. „Ich habe das Gefühl, dass Inuyasha und Sesshomaru eine Schwester bekommen." Langsam schweifen meine Gedanken zum Ende des Kriegs. „Laut den Göttern ist mein Welpe auch ein Mädchen. Sie wird eine Dämonengöttin so wie ich, doch ihre Youkaihälfte wird etwas ganz Besonderes. Immerhin bin ich eine Neko-Youkai und Sesshomaru ein Inu. Etwas derartiges hat es noch nie gegeben." Meine Schwiegermutter schaut nachdenklich in den Himmel. „Deine Tochter wird genauso besonders wie du. Eine Dämonenprinzessin die keinen Unterschied zwischen Menschen, Hanyous oder Dämonen sieht. Wesen wie dich sollte es in dieser Welt viel mehr geben." Gerade als ich ihr antworten möchte, stürmen mir Rin und Shippou entgegen. „Mama!" Lachend umarme ich die beiden. „Habt ihr schön miteinander Zeitverbracht?" Sie nicken. „Ja, Onkel Souta, Tanke Ayumi und Omi Yume haben vorhin trainiert, und dann durften wir mitmachen. Die drei sind super stark geworden."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top