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lieber d.

es ist wahrscheinlich mehr als pathetisch, in einem buch auf wattpad, das für meine gedanken bestimmt ist, ebendiese an dich zu richten - ausgerechnet.

denn bestimmt kannst du dich nicht mal mehr an mich erinnern, schließlich ist unser letztes zusammentreffen einige jahre her. und trotzdem schaffst du es noch heute, etwas in mir zu bewegen. das vermissen kommt in wellen, es gibt zeiten, da denke ich kaum an dich. und trotzdem kehrst du irgendwie immer wieder in meine gedanken zurück.

wie gern ich dir persönlich schreiben würde, einfach um zu erfahren, wie es um dich steht, ob es dir gut geht und du glücklich bist. (denn wenn einer das verdient, dann du)

doch obwohl ich natürlich schon mal so einen versuch gestartet habe, ist er im sande verlaufen, da ich nie eine antwort erhalten habe: deine alte handynummer ist nicht mehr gültig.

dabei habe ich dir noch so viel zu sagen, denn in dem jahr, das wir zusammen verbracht haben, konnte ich nicht den mut aufbringen, dir zu gestehen, was ich wirklich fühle. wahrscheinlich, weil ich es mir damals nicht mal selbst eingestehen konnte und mich die erkenntnis erst traf, als du schon lange weg warst.

die erkenntnis über meine liebe zu dir. egal, ob sie nun romantisch ist, oder platonisch, ich fühle sie. liebe.

denn du hast mir, ohne es überhaupt zu wissen, so verdammt viel geben können. du hast einfach an mich geglaubt, und dieser glaube hat etwas in mir ausgelöst, hat sich fest verankert und in meiner seele eingenistet - neben all den lachanfällen und verstohlenen grinsen, für die du verantwortlich warst.

einmal hat dich furchtbar interessiert, was mein name in anderen sprachen bedeutet, und als du die arabische übersetzung - schön, vorgelesen hast, hast du geschmunzelt und mit den worten: “stimmt ja.“ zu mir gesehen.

ein anderes mal gabst du mir eine türkische münze von einem deiner reisen, und von diesem tag an war sie mein persönlicher glücksbringer und wann immer ich sie in meinem mäppchen beim stiftsuchen spürte, hat eine unheimliche wärme mich umgeben.

auch warst du der festen überzeugung, ich würde mal ganz groß als autorin rauskommen, und wenn du diesen account hier kennen würdest, wärst du vielleicht ein klein wenig stolz.

du hast so oft deine hand nach mir ausgestreckt, hast meine laune gehoben und mir in einer zeit, in der die welt mir mit großem unverständnis entgegen kam, eine art vertrauen zurückgegeben.

während ich andere menschen mied, am liebsten allein mit meinen gedanken war und furchtbar einsam war, freute ich mich jedes mal auf dein kommen.

bei unserem endgültigen abschied hätte ich dich liebend gern in meine arme geschlossen und nie wieder losgelassen, und rückblickend hätte ich das wahrscheinlich einfach tun sollen.

doch damals traute ich mich nicht, war ich doch noch so jung, völlig überfordert von meinen gefühlen und unbedacht. ich redete mir ein, dass ich mir das sowieso nur einbildete und du mich ausgelacht hättest.

aber vielleicht hättest du das nicht. vielleicht hättest du meine hand genommen und mir einen funken hoffnung gegeben.

allerdings habe ich dich gehen lassen, auch weil ich mich erst einmal um mich selbst kümmern musste. nachdem mama von dem gespräch mit dir, in dem sie dir erzählt hat, wie es mir eigentlich ging, zurückkehrte, hat sie berichtet, wie geschockt du gewesen bist, welche worte des zuspruch du gesucht hast, und dass du mir alles gute gewünscht hast.

siehst du? ich konnte dir nicht einmal selbstständig von meinen suizidgedanken beichten, obgleich du mich bestimmt verstanden hättest.

du hast mich geprägt. geprägt mit deinen geschichten über gott und die welt, mit dem funkeln in deinen augen, wann immer ein witz zwischen uns fiel und du dir ein lachen verkniffen hast.

wir haben uns verstanden. mit all dem sarkasmus, mit all meinen halbherzigen versuchen, mich auf das eigentliche zu konzentrieren, anstatt in deinen augen verloren zu gehen.

und dennoch ist es passiert: ich hab mich verloren. in dir, in deinen worten, in deinem lächeln, in deinen händen, die akribisch die aufkleber von den gläsern puhlten und beim sprechen wild gestikulierten.

anfangs hatte ich respekt vor dir, das gebe ich zu. war eingeschüchtert von deiner großen statue, deinem strengen blick, und ich glaube, auch du warst genervt von mir. war ich doch viel zu schüchtern, hab mich bestimmt hundert mal verhaspelt und konnte dir vielleicht auch nicht immer folgen.

aber dann, irgendwann, ich erinnere mich noch genau, da ist das eis geschmolzen. plötzlich haben wir die gleiche sprache gesprochen und konnten über die gleichen dinge lachen. plötzlich wollte ich dich nicht mehr missen in meinem leben, denn mit einem mal warst du eine verlässliche konstante darin, in all dem chaos.

schließlich hast du “lebensretter“ in meinem handy geheißen und auf einmal hat das atmen zumindest für einen kurzen moment wieder einen sinn ergeben. denn du warst da.

ich hoffe wirklich, dass du glücklich bist, egal wie dieses glück aussieht. und an die frau, die dich heute liebt (sofern es eine gibt): ich hoffe für dich, dass du ihn in rom geheiratet hast, ihm unter einem sternenhimmel der unendlichkeit deine liebe versprochen hast und sie auch hältst.

ich hoffe, du weißt, was du auf seine zynische art zu antworten hast, kannst seine oft so überzogene selbstdarstellung mit humor quittieren, hebst dir die schwierigen fragen im leben für ihn auf, damit ihr darüber diskutieren könnt. ich hoffe, du kannst seine aufmerksamkeit genießen, denn so, wie er von seinen verflossenen lieben erzählt hat, hat er ihnen zwar wahrscheinlich den letzten nerv geraubt, aber sie doch auf händen getragen. ich hoffe, du bist genauso wissbegierig wie er, auch wenn er mit seiner euphorie bestimmt manchmal nervt und einen auf altklug macht.

ich hoffe, du kannst ihn genießen, denn ich liege manchmal noch wach und wünsche, er wäre da, auf welche weise auch immer.

und falls du ihn nicht in rom geheiratet hast: lass mich es tun.

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