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ist es nicht verrückt, wie oft wir uns wünschen, jemand anderes zu sein, ein anderes leben zu leben, andere leute zu kennen, oder einfach einen kompletten neustart machen zu können?

ich wäre gern 10 kilo leichter, hätte gern schwarze springerstiefel im schrank, dreadlocks und mindestens fünf tattoos.

ich wäre gern kaltherziger, öfter mal eine bitch und jemand, der mit erhobenen mittelfingern durch die gegend läuft.

ich hätte gern einen männlichen freund, der nicht mein bruder ist oder 400 kilometer weg wohnt.

apropos bruder. ich hätte gern meinen bruder wieder. wäre bestimmt lustig mit ihm, denn wir hätten bestimmt ne menge scheiße gebaut.

vielleicht hätte er mich bewahrt. bewahrt vor all den herzensbrüchen und momenten, in denen ich glaubte, zu sterben.

auf jeden fall wäre ich nicht so einsam gewesen. hoffentlich.

ich hätte gern ein sixpack, keine pickel mehr und eine tiefere stimme.

ich hätte gern mehr zeit für konzerte, weniger angst und eine polaroid kamera.

ich wünsche, mir wäre egal, was andere von mir halten, hätte die kraft, mich mit meinem vater zu streiten, und keine essstörung, die es mir nämlich verbietet, vegan zu leben.

ich würde gern noch auf dem dorf leben, noch fließend platt sprechen und wissen, wie man traktor fährt.

doch all das bin ich nicht. und auch, wenn ich mich verändern kann, bleibt die frage, ob es wirklich das ist, was ich möchte.

oder ob ich einfach mehr zeit brauche, mich mit mir selbst anzufreunden.

denn ab und zu, gar nicht mal so selten, da schau ich in den spiegel, und da mag ich mich.

mag das blitzen meiner blauen augen und die unendliche länge meiner wimpern. das natürliche rot meiner lippen und der kleine höcker meiner kleinen nase.

es gibt zeiten, in denen mag ich mein großes herz und mag es, mich eher bedeckt zu halten. da vermiss ich zwar meinen bruder, weiß aber, dass ich mich trotz aller rückschläge in meinem leben glücklich schätzen kann, noch zu atmen.

da liebe ich das großstadtleben, den fakt, dass ich keine spalte zwischen den oberschenkeln hab und dennoch schlank bin.

da bin ich einfach zufrieden. brauch keine tattoos oder außergewöhnlichen bauchmuskeln, um mich badass zu fühlen. da brauch ich einfach mich, unabhängig davon, was andere denken.

es gibt diese zeiten, da mag ich mich und das leben, das ich geschaffen hab.

und deshalb ändere ich mich nicht, weil ich mir im grunde so nicht gerecht werden würde.

aber jetzt, genau in diesem augenblick, würde ich eine verdammte menge geben, um meinen alltag eintauschen zu können.

in der hoffnung, dass einsamkeit und eintönigkeit einem feuer weichen würden.

wer allerdings kann mir garantieren, dass das eintreten würde, dass ich plötzlich zufrieden wäre?

eventuell muss ich viel eher in der vielfalt meiner facetten kramen, die zähne zusammenbeißen und realieren, dass das einzige, was ich gerade brauche, eine gehörige portion ich selbst ist.

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