Kapitel 1 ~ Tag 1

Schnell stolperte Ronja durch das Dorf, wo um die Mittagszeit nicht viel los war. Ihr Ziel war das abgelegene, große Haus ihrer Freundinnen. Ronja hatte erfahren, dass diese aus Köln gekommen waren und jetzt die Sommerferien hier verbringen wollten.

Durch das halbe Gesicht zogen sich Schrammen und Glasssplitter. Sie hatte dazu noch ein blaues Auge. An der rechten Schulter hatte sie auch viele Glasssplitter stecken und über Arme und Beine zogen sich tiefe und weniger tiefe Schrammen, die von allem möglichen verursacht wurden.

Ronja war froh, dass niemand sie so sah. Da sie kurze Sachen anhatte, konnte man die Wunden nämlich ziemlich gut sehen. Das Blut lief schon Arme und Beine hinab. Trotzdem rannte Ronja weiter.

Und an alledem war nur ihr Vater schuld. Und ihre Mutter irgendwie auch. Die war nämlich abgehauen, als Ronja 12 Jahre alt war. Durchgebrannt mit einem anderen. Da hatte ihr Vater angefangen Alkohol zu trinken. Anfangs noch beherrscht, doch schnell steigerte sich das. Und nun waren solche Ausraster fast alltäglich und immer wieder trug Ronja größere und kleinere Wunden davon. Deswegen weinen tat sie schon lange nicht mehr. Eigentlich wollten ihre Freundinnen sie ja mit nach Köln nehmen, doch Ronja war geblieben.

Endlich hatte sie das Haus erreicht. Es hatte eine riesige Küche, fünf Schlafzimmer mit Bad, noch zwei zusätzliche Bäder, ein riesiges Wohnzimmer, einen noch größeren Keller, einen großen Garten mit Pool direkt vor einem angrenzenden Wald. Und das alles auf zwei Etagen verteilt (ohne den Keller).

Tief atmete Ronja ein und aus und klingelte dann. Lachen war zu hören und ein lautes "Pscht!" Dann kam jemand und die Tür wurde von Luisa geöffnet. Als sie Ronja sah, weiteten sich ihre Augen und ihr Lächeln verschwand sofort. "Bei Gott! Ronja! Was ist denn mit dir passiert!", rief sie, sodass man es noch bis ins Wohnzimmer hören konnte.

Auch dort verstummte das Lachen. Melanie, Maria und Anika konnten sich denken, was passiert war. Aber ihr etwas anderer Besuch, der hatte keine Ahnung.

Als Luisa Ronja ins Wohnzimmer führte, wurde sie von drei weiteren Mädchen, vier Zwergen, zwei Elben und einem Hobbit schockiert angeschaut. Denn der besondere Besuch war niemand anderes als  Thorin, Kili, Fili, Bofur, Bilbo, Legolas und Thranduil. Sie waren vor knapp einer Woche bei den Mädchen aufgetaucht und diese hatten sie kurzerhand bei sich aufgenommen.

"Ronja! Was in Mittelerde's Namen ist passiert?!", fing sich Maria als erste wieder und stand auf. "Er hatte wieder einen Ausraster." Ronja's Stimme war leise und gefühlslos. Alle Mädchen wussten, wer mit 'er' gemeint war. "Könnt ihr vielleicht die Splitter raus machen?" Etwas überfordert nickte Maria. "Anika, hol mir Handtücher, Verbände und Pflaster. Melanie, Wasser und Waschlappen. Luisa? Was zu trinken. Ihr Mittelerdler... Ach, keine Ahnung.", gab Maria noch etwas überfordert die Anweisungen und verfrachtete Ronja dann auf das Sofa, nachdem sie eine Decke untergelegt hatte.

"Da hinten sind auch noch welche.", erklärte Ronja und zeigte auf ihren Rücken. "Wie ist das denn passiert?!" "Ich konnte der Flasche nicht mehr ausweichen." Die Mittelerdler waren immer noch geschockt. Und überfordert. Aber wer wäre das nicht gewesen, wenn man zuerst in einer anderen Welt landet und dann ein schwer verletztes Mädchen auftaucht und man keine Ahnung hat, was passiert ist?

Ronja lies die Versorgung ihrer Wunden stumm über sich ergehen. Viele Pflaster, Säuberungen, ein paar Verbände und einen Kühlpack später war endlich alles versorgt. "Ok, wir schlichten um. Ronja schläft bei Fili und Kili bei Bofur auf der Couch. Ok?" Angesprochene nickten nur. Dann brachte Anika Ronja auch schon in eines der Zimmer, wo sie sich erst einmal ausruhen sollte.

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