Kapitel 23: Ankunft im Dorf und Abreise aus dem Krankenhaus

--- dein P.O.V. ---

Nach viel zu vielen Stunden des Zugfahrens stiegst du schließlich aus und sahst dich auf dem menschenleeren, winzigen Bahnsteig deines Heimatortes Mistakor um. Während der Mond deinen Weg fast heller erleuchtete als die spärlich brennenden Straßenlaternen, gings du langsam durch das kleine Dorf zum Haus deiner Familie, in welchem zur Zeit nur dein Onkel Helmut, deine Katze Bondy und gelegentlich die ein oder andere Mätresse deines Onkels lebten.

Seufzend bliebst du vor dem Haus mit der weißen Fassade stehen, ehe du dich nach kurzem Durchatmen überwandest und klingeltest. Eine Weile lang passierte gar nichts, sodass du bereits die Hand hobst um ein zweites Mal zu klingeln, als dein deutlich angetrunkener Onkel die Tür doch noch öffnete. Seine vom Alkohol rot gefärbten Wangen waren umrahmt von kinnlangen ungepflegten braunen Haaren, während seine blauen Augen durch seinen Alkoholpegel deutlich trüber waren. Doch dieser Anblick war dir nicht unbekannt, sodass du weder auf sein Aussehen noch seinen Gestank groß reagiertest.

„Ich bin da, Onkel." Sagtest du ruhig, während du zu ihm hochsahst.

Aufgrunzend musterte er dich und erkannte dich erst nach einigen Momenten. „Ah, (V/N). Ja, du bis' ja da. Na dann."

Er trat leicht zur Seite, dabei deutlich schwankend. Schnell gingst du rein und steuertest mit deinem Koffer direkt die Treppe an, die zu deinem Zimmer sowie dem ehemaligen Schlafzimmer deiner Eltern und einem Bad in der oberen Etage führte. Doch bevor du auch nur einen Fuß auf die Treppe setzen konntest, wurdest du unterbrochen.

„Ah ne, nich'... Da is' eben Leni drin, kannst ins Gästezimma..." lallte dein Onkel hinter dir. Schwerfällig lehnte er sich an die Flurwand, um nicht umzufallen.

Verwundert und nicht sehr erfreut sahst du zu ihm zurück. „Eine deiner Frauen ist in MEINEM Zimmer?", fragtest du scharf.

„Du bis' ja nich' gerade oft in deinem Zimma, wa? Und die Leni brauchts mehr."

Knurrend wolltest du widersprechen, doch Onkel Helmuts dümmlicher Blick wandelte sich in einen etwas gefährlicheren. Du hattest ihn schon oft genug aggressiv während des Trinkens erlebt und wolltest dir nicht direkt am ersten Tag eine Ohrfeige fangen, weshalb du vorerst nachgabst.

„Ist in Ordnung...", nuscheltest du gerade so für ihn hörbar, ehe du an ihm vorbei in die andere Richtung liefst.

Schnell gingst du zum Gästezimmer, welches mehr einer kleinen Abstellkammer glich. Gerade so hatte ein Feldbett dort Platz, sowie ein winziger Nachttischschrank mit einer Tischlampe darauf, da das Deckenlicht schon seit Jahren nicht mehr funktionierte und dein Onkel, seit ihm das Haus gehörte, sich nie dafür interessiert hatte, die Stromleitung reparieren zu lassen.

Widerwillig ließt du dich auf dem Bett nieder nachdem du die Tür geschlossen hattest. Solange dein Onkel betrunken war, würde es keinen Sinn machen, mit ihm über seinen Brief zu reden. Seufzend stopftest du deinen Koffer in den Fußbereich des Bettes, ehe du dich zusammenrolltest. Die Zugfahrt war anstrengend gewesen und ließ deinen Körper schmerzen von den harten Sitzbänken, sodass du ohne dich umzuziehen direkt auf dem muffigen Bett einschliefst.

Doch statt dem erholsamen Schlaf, den du dir erhofft hattest, tauchtest du ein in einen finsteren Alptraum, den gleichen, den du seit jenem Tag träumtest, wann auch immer du an dein Zuhause erinnert wurdest.

Als du die Augen öffnetest, fandest du dich wieder auf einer orangeroten Wiese, die sich knapp hinter deinem Heimatdorf befand. Der rote Mond schien auf die Erde hinab und tauchte alles in die Farbe des Blutes.

Mit einem leisen Seufzten gingst du los, vorwärts und langsam einen Schritt vor den anderen setzend. Du kanntest diesen Traum zur genüge, genug, um sofort zu erkennen, dass es nicht die Realität war. Doch diese Erkenntnis allein hatte bisher nie genügt, um selbstständig aus dem Alptraum zu erwachen. Also hattest du es dir angewöhnt, den Traum einfach über dich ergehen zu lassen.

Das rote Gras streifte deine nackten Beine, die nicht genug von dem kurzen weißen Kleid, welches du trugst, bedeckt worden waren. Der Wind, obgleich man ihn frisch und blumig erwarten würde, roch faulig und stank nach Verwesung. Du brauchtest dich nicht umzusehen, um zu wissen, dass unzählige Leichen auf dieser Traumwiese zwischen den hübschen weißen Blumen lagen, deren Blut den Erdboden bewässerte und dich durch den roten Matsch laufen ließ. Mit jedem weiteren Schritt wurde das Gras schärfer und spitzer, ehe es dir über die Haut schnitt und sich dein Blut ebenso zu dem der anderen gesellte.

Doch das ließ dich nicht langsamer werden. Unaufhaltsam gingst du weiter, den Blick auf den Horizont gerichtet, wo langsam ein weißes Haus zu sehen war. Es war dein Haus, das Haus was nun deinem Onkel gehörte und früher im Eigentum deiner Eltern gestanden hatte. Du wusstest, was dich dort im Inneren erwarten würde. Aber solange du nicht hineingehen und das Grauen dort erneut sehen würdest, würde dieser Alptraum auch nicht enden. Oft genug hattest du vor der schwarzen Holztür gewartet und gebetet, aus dem Traum zu erwachen, ohne den wahren Alptraum im Haus sehen zu müssen. Doch jedes Mal bist du enttäuscht worden und musstest dich in diese Hölle wagen. Also liefst du weiter.

Die Tür zum Haus öffnete sich mit dem üblichen Knarzen, ehe dir aus den Tiefen des Hauses ein Knurren entgegenhallte.

„Wieso... Ich will da nicht rein...", nuscheltest du leise, ehe du tief durchatmetest und den Flur betratest. „Ich kenne meine Fehler... Warum muss ich immer diesen Traum träumen... Verschont mich mit der Vergangenheit..."

Auch wenn dir der Traum bekannt war, auch wenn du deine Gefühle im Zaum halten musstest, so spürtest du dennoch, wie du mit Zittern begonnen hattest. Deine kindlichen Emotionen der damaligen Zeit drängten sich in deinen Körper, sodass du dich genauso klein und schwach wie damals fühltest.

Der alte Holzboden war erstaunlich kalt als du barfuß hinüberliefst. Auch wenn vieles aus diesem Traum deinen unterbewusst versteckten Ängsten entsprang, so kam dieser Abschnitt vielmehr aus deinen echten Erinnerungen. Am Ende des Flurs erwartete dich wie üblich der kleine See aus Blut, in welchem deine Eltern lagen. Deine Mutter, mit zur Decke gedrehtem Gesicht und einem Messer in der Kehle. Dein Vater, auf der Seite liegend mit einer Hand zu seiner Frau gestreckt, die er aufgrund seines aufgeschlitzten Bauches jedoch nicht mehr erreicht hatte.

„Mama... Papa..." Deine Stimme, sogleich du nur leise geflüstert hattest, hallte laut wider in dem leeren Haus. Die Temperatur sank unablässig, sodass du bald darauf heftig schaudertest und zittertest, ehe sich kalter Schmerz in deinem Körper ausbreitete. Ein Stechen machte sich in deiner Brust breit, welches nach und nach deine Atmung lähmte und dein Herz so fest quetschte, dass dir schwindlig wurde und du drohtest, dass Bewusstsein zu verlieren.

Doch kurz bevor du hilflos auf die Knie fallen konntest, griffen heiße Hände von hinten nach dir und umfassten fest deinen Hals. Nach Luft schnappend verzogst du das Gesicht, während Tränen über deine Wangen liefen. Du wehrtest dich, schlugst hinter dich und setztest einige Tritte nach, doch dein Körper, der Körper einer schwachen 8-Jährigen, konnte nichts ausrichten.

Auch wenn du damals Angst gehabt hattest vor der Dunkelheit, die nun kam, so warst du nun, mit dem Wissen des Traumes, dankbar für die Finsternis, die das vorzeitige Ende einläutete. Angenehme Schwärze breitete sich vor deinen Augen aus, und als die Hände losließen, fielst du haltlos ins Nichts, ehe der Traum verblasste und dich friedlicher weiterschliefen ließ, dich so zumindest vor weiteren schmerzlichen Erinnerungen verschonend.


--- Edwards P.O.V. ---

„Winry, wie oft denn noch, mir geht's gut!", jammerte ich herum, als Winry zum fünften Mal eine Predigt über meine Gesundheit anfangen wollte. Genervt drehte ich mich auf die Seite, wurde aber prompt am Automailarm zurückgezogen.

„Jetzt halt still, ich muss noch ein paar Schrauben nachziehen! Und du hörst mir gefälligst zu!", meckerte Winry zurück und setzte erneut mit ihrem Schraubenschlüssel an meiner Schulter an. Grummelnd musterte ich sie etwas, ehe ich wieder vor Schmerz aufwimmerte.

„Winry, das tut weh!"

„Heul leise, Automailschrotter!"

„Mechanikfreak!"

„WINZLING!"

„ÖLTUSSI-"

„Leute!", unterbrach Alphonse unseren aufkommenden Streit schließlich. „Jetzt beruhigt euch doch!"

Die große Rüstung saß an der Wand vor meinem Krankenhausbett gelehnt und musterte uns schon die ganze Weile, hatte aber zuvor eher geschwiegen und es vermieden, sich in die Streitereien einzumischen.

„Jaja..." Ich seufzte leise, ehe ich mich nach Winrys Erlaubnis in Form eines Nickens aufsetzte. „So, jetzt hab ich meinen Arm wieder, also können wir weiterreisen!"

Ich stand auf und hielt Al eine Hand entgegen, welche er sofort ergriff, sodass ich ihn auf die Füße ziehen konnte.

„Ist mit deiner Rüstung denn alles in Ordnung? Irgendwelche Kratzer oder so, muss ich irgendwo nachbessern? Wenn Winry einmal mit Metallresten da ist, könnten wir die Situation ja gleich mal nutzen.", fragte ich meinen kleinen Bruder sogleich besorgt, ihn dabei von oben bis unten auf jegliche Mängel musternd.

Nachdem ich – meiner Meinung nach viel zu lange – sinnlos im Krankenhausbett rumgelegen hatte, wollte ich zumindest sichergehen, dass es Alphonse an nichts fehlte. Auch wenn er nicht gegen Scar gekämpft hatte – zum Glück, wer weiß was sonst passiert wäre! – so hätte es ja dennoch sein können, dass das ein oder andere Scharnier loser war als es sein sollte.

Alphonse bewegte sich ein wenig, hob die Arme und hüpfte leicht, ehe er den Kopf schüttelte und ich ein Lächeln in seiner Stimme hören konnte. „Nein, alles super. Mir geht's gut, und dir jetzt hoffentlich auch!"

„Aber sicher doch~" Ich grinste breit, ehe ich prompt eine Kopfnuss bekam. „Aua?! Wofür war die denn?!" Ich sah sauer zu Alphonse hoch.

„Das ist deine verdiente Kopfnuss, die wollte ich dir eigentlich schon eher geben, als ich hörte, dass du beinahe gegen Scar aufgegeben hast." Alphonses Blick schien strenger zu werden. „Ich hoffe ich muss die Ansage, die ich dir nach deinem Aufwachen gegeben habe, nicht wiederholen?"

Kleinlaut drehte ich den Kopf weg und schmollte mit verschränkten Armen. „Nein musst du nicht, ich hab's kapiert... Kein Aufgeben mehr..." Ich schloss die Augen bei der Erinnerung.

Kaum war ich wieder nach Scar zu mir gekommen und hatte gemerkt, dass ich im Krankenhaus war, hatte Al mir sofort lauthals einen Vortrag über das Leben und Kämpfen gehalten. Ich war so perplex in diesem Moment gewesen, mit meinem noch halb schlafenden Hirn, doch die ernsthafte Verzweiflung und das Weinen in Alphonses Stimme hatten mich dazu gebracht, meinem angsterfüllten Bruder sofort zuzuhören. Auch wenn er gesagt hatte, dass er selbst nicht dabei gewesen war bei meinem Kampf gegen Scar, so schien ihn allein die Erzählung der Situation so aufgelöst zu haben, dass er nach seinem Schreien und Weinen auf die Knie gefallen war und mich angefleht hatte, doch bitte unbedingt weiterzuleben.

„Aufgeben?" Winry beugte sich etwas vor und sah verwirrt zwischen uns beiden hin und her. „Was ist denn nun eigentlich genau passiert? (V/N) sagte-"

„(V/N)? I-Ich meine, Air? Wann hast du mit ihr gesprochen?" Ich setzte mich wieder auf mein Bett und zog mein Shirt an, welches ich für das Anbringen der Automail ausgezogen hatte. Als das Krankenhausoberteil wieder saß, sah ich zu Winry rüber, welche ich verwirrt musterte.

„Mh? Ah, am Bahnhof! Sie hat auf einen Zug gewartet, als ich mit dem aus Resembool ankam. Und sie hat erzählt... dass wohl ein Mann namens Scar Staatsalchemisten angreift und tötet... und dass er auch dich erwischt hat..." Ihr Blick wurde bedrückter, als sie die Verbände betrachtete, die nicht von Kleidung bedeckt waren.

„Winry, das sind nur kleine Schürfwunden und Kratzer, halb so wild!", sprach ich sofort dazwischen, um ihre Sorge zu mindern. „Ich bin kaum verletzt, echt!"

„Hm..." So recht schien Winry mir das nicht abzukaufen, doch zumindest ging sie vorerst nicht weiter darauf ein – zumal sie mir vorhin schon genug die Ohren vollgeheult hatte, dass ich besser auf mich aufpassen sollte. „Jedenfalls meinte sie, dass... Oberleutnant Hawkeye oder wie sie heißt, dich gerettet hat..."

„Ja, das... wurde mir auch so erzählt..."

Verwirrt legte das blonde Mädchen den Kopf schief. „Wurde dir erzählt? Weißt du's denn nicht mehr?"

„Nun ja..." Ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf. „Meine Erinnerungen sind recht schwammig. Nachdem ich vor Scar am Boden saß, wird alles undeutlich in meinem Kopf... Ich wurde von jemandem gerettet... aber ich weiß nicht mehr, wer genau... aber es klang... nach einer weiblichen Stimme, also wars vermutlich wirklich Frau Hawkeye..."

Ich seufzte leicht. „Ich wollte sie sowieso bald fragen was genau passiert ist, besonders mit Scar. Also geh ich jetzt die Ärzte mit meiner Entlassung nerven und dann gehen wir ins Hauptquartier!"

„Dann mache ich mich jetzt wohl auf den Weg nach Hause, hm?" Winry klappte ihren Werkzeugkoffer zu und stand auf.

Alphonse trat leicht näher zu ihr. „Du gehst schon?"

„Du könntest ruhig noch etwas bei uns bleiben.", warf ich ebenso ein.

Winry jedoch lächelte nur und schüttelte den Kopf. „Ihr macht doch sicher schnell wieder los. Und die Hotels in East City sind so teuer, dafür dass die Betten genauso unbequem wie die Zugbänke sind."

Ich seufzte leise, ehe ich jedoch nickte und zustimmte. „Dann bringen wir dich zumindest noch zum Bahnhof. Los geht's, Arzt, Bahnhof, Hauptquartier!"

---

Nachdem ich entlassen worden war und wir mit Winry zum Bahnhof gingen, um sie zu verabschieden, waren Al und ich nun auf dem Weg zu Mustangs Büro. Das East Hauptquartier war noch voller als sonst, sodass ich drei Mal fast von hastigen Soldaten umgerannt wurde.

„Wie's scheint, ist Scar doch noch frei, sonst würden die nicht so ne Panik schieben...", sagte ich leise zu Al, welcher zustimmend nickte.

Schließlich das Büro erreichend, unterließ ich wie üblich ein normales Klopfen, trat aber ausnahmsweise auch nicht gegen die Tür – die Ärzte hatten nämlich gemeint, dass ich zwar gehen konnte, aber mich dennoch nicht übermäßig anstrengen sollte. Und meine Anstrengung brauchte ich noch für kommende Diskussionen mit Mustang, sobald er wieder da war. Also öffnete ich die Tür einfach und trat mit Al direkt ein.

Direkt drehten sich die vier Männer aus Roys Team zu uns um, doch bevor auch nur einer etwas sagen konnte, trat Frau Hawkeye vor uns.

„Edward? Bist du etwa schon entlassen?", fragte sie.

Ich konnte erkennen, dass sie möglichst ruhig wirken wollte, doch ihre Hochsteckfrisur war nicht so ordentlich wie sonst und ihr sonst so dezentes Makeup wurde etwas stärker aufgetragen, vermutlich um Augenringe oder ähnliches zu überdecken. Schließlich musste sie trotz Mustangs Verschwinden weiter seriös das Team leiten und die Suche organisieren.

„Hai, die Ärzte meinten, ich kann wieder frei rumlaufen." Ich lächelte sie an, was sie recht schnell erwiderte.

„Das ist gut zu hören. Überstürz bitte dennoch nichts, ja? Ach und... Wir dachten eigentlich, dass du erst später entlassen wirst, daher ist es noch nicht fertig entschieden, aber du wirst fürs erste Leibwachen bekommen."

„L-Leibwachen? Eh?!" Perplex sah ich sie an.

Havoc zündete sich eine neue Zigarette an und sah zu uns. „Wir können schließlich nich' zulassen, dass uns noch ein Staatsalchemist verloren geht oder ermordet wird, nich' wahr?"

„Ich komm ja wohl sehr wohl allein zurecht!", erwiderte ich sofort schmollend und stemmte die Arme in die Hüfte.

„Naja, den letzten Kampf gegen Scar hast du verloren.", gab Falman trocken wie immer dazu.

Ich spannte mich leicht an. „Trotzdem brauch ich ja wohl keine Eskorte!"

„Edward." Frau Hawkeye legte mir eine Hand auf die Schulter. „Lass uns drüben reden, ja?"

Sie führte mich sanft zur Tür und in ein leeres Besprechungszimmer mit einer Couch und einem Tisch. Widerwillig setzte ich mich auf das Sofa, Frau Hawkeye neben mir, während Al lieber stehenblieb.

„Ich bin gegen Eskorte, ich brauch keinen verdammten Geleitschutz...!", nuschelte ich sauer, was für ein Seufzten von Frau Hawkeye führte.

Der Oberleutnant sah mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Ernsthaftigkeit an, ehe sie mir leicht durch die Haare wuschelte, was mich etwas überraschte und erröten ließ.

„Weißt du Edward, der Oberst war früher auch so. Selbstbewusst ist er schon immer, aber als er die Alchemie das erste Mal meisterte und dann im Krieg einsetzte... Er wurde nicht überheblich oder arrogant, aber er verlor das Gespür für die Gefahr. Er überschätzte sich selbst, wollte alles allein machen und schaffen. Nicht um alleinige Anerkennung zu bekommen oder weil er allein schneller war. Sondern weil er sich für stark hielt, aber nicht stark genug um zu beschützen. Weil er nicht beschützen wollte und niemanden verlieren wollte, der ihm folgte."

„H-Huh...?" Verwirrt und perplex sah ich sie an. „Mustang ist also ganz dämlich und allein geradewegs in die Gefahr gerannt? Das haben Sie ihm erlaubt?"

„Du musst wissen, damals... war ich anfangs nicht in seiner Einheit. Erst nach dem Ishvalkrieg bin ich offiziell seinem Team als seine rechte Hand beigetreten. Im Krieg waren wir alle Kameraden, auch wenn er aufgrund seines Staatsalchemistentitels als Major höherrangig war als ich. Er hatte eine Einheit zu befehligen, aber viel zu oft rannte er alleine davon, nachdem er die anderen sicher zurückgelassen hatte. Ich war damals viel allein als Scharfschützin und habe ihn heimlich über die Dächer verfolgt..."

„Oh, das... das wusste ich nicht..."

„Wir reden nicht gerne und oft drüber... Aber was ich dir sagen will, Edward. Es gab einen Tag, da rannte der Oberst vor und besiegte mehrere Gegner auf einem Dach... bis er einem Ishvaler gegenüberstand, den er nicht töten konnte. Ich war zu langsam, er war allein, und alles was ich sah, als ich ankam, war wie auf ihn geschossen wurde und er umkippte. Ich dachte, er wäre tot. Ich dachte, ich hätte ihn verloren, weil ich ihn allein gelassen, weil ich nicht gut genug auf ihn aufgepasst hatte." Die Frau Oberleutnant drehte den Kopf leicht zur Seite. „Ich dachte, dass er an jenem Tag gestorben ist. Aber wie durch ein Wunder hat er überlebt. Und Oberstleutnant Hughes hat ihm danach gehörig den Kopf gewaschen, ich habe mich seinem Team angeschlossen und jetzt weiß er genau, dass er Untergebene hat, auf die er sich verlassen kann. Er wagt keine dummen Alleingänge mehr, weil er aus seinen Fehlern gelernt hat."

„Und damit wollen Sie mir jetzt sagen... dass nachdem ich letztens allein gegen Scar verkackt hab, ich mich beschützen lassen soll?"

„Ich will dir sagen, dass du nicht allein bist, Edward. Wir alle sind hier und wir unterstützen einander. Wir sind dankbar, dass du uns so intensiv bei der Suche nach dem Oberst unterstützen wolltest. Aber weder wir noch der Oberst würden wollen, dass du dafür stirbst. Wir wollen dich beschützen und dir helfen, so wie du uns sicher auch. Oder nicht?" Frau Hawkeye sah wieder zu mir und lächelte mild.

„Doch..." Ich wurde wieder leicht rot. „Natürlich will ich helfen und beschützen... Und euch besonders... Selbst wenn ihr mich manchmal ärgert, besonders der Baka von Oberst... seid ihr mir trotzdem wichtig..."

Es war nicht meine Stärke, solche Gefühle offen zuzugeben, sodass ich beschämt den Kopf etwas senkte und mein Gesicht hinter den Haaren versteckte.

„Und dafür sind wir dir sehr dankbar."

Frau Hawkeye zog mich sanft in eine Umarmung und deutete Alphonse an, sich dem ganzen anzuschließen, was dieser nach kurzem Zögern auch tat.

„Und genau deshalb kriegst du jetzt erstmal eine Eskorte. Ich versprech dir, es werden nette Leute sein. Sobald der Oberst gefunden ist und Scar geschnappt, wirst du sie auch los sein."

„... Ist gut..." Ich gab schlussendlich nach und schloss die Augen, die Umarmung dabei genießend. „Aber Frau Hawkeye, wenn wir dabei sind..."

„Hm?", fragte sie leise.

„Können Sie mir sagen... was bei Scar passiert ist?"


-----------------------

Guten Tag! :D

Wie viele Jahre ist das letzte Update her, wopsie daisy.

Das Studium nimmt mich mehr mit als ich dachte, und in den letzten Monaten hab ich viel lieber gezeichnet als geschrieben. Aber nun musste dieses Kapitel endlich mal geschrieben werden.

Hab ich drei Viertel dieses Kapitels eben in einer halben Stunde aufs Computerpapier gerotzt? Jup. Hab ich für diese halbe Stunde so viel Wartezeit gebraucht? Well- Aber hey, ich war schneller als letztes Mal! :'D

Okay, es tut mir wirklich leid, dass die Kapitel immer so auf sich warten lassen T-T Hoffentlich erfreut sich dennoch jemand weiter an dieser Geschichte.


Nun zu den altbekannten Fragen:

- Was will dein Onkel nur von dir?

- Dein Alptraum! Was hat er nur zu bedeuten, was ist nur damals passiert? :O

- Wer mag alles Mama Hawk? :3

- Und wird Frau Hawkeye Ed die Wahrheit über seine Rettung erzählen oder bei der gewünschten Lüge bleiben?


Danke fürs Lesen, und euch noch einen wundervollen Tag!

Bis bald,

Lg Sterni

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top