♡Koma♡

"Nein! Du kannst jetzt nicht zu ihm!

Herr Aizawa stellte sich mir in den Weg, als ich mich an ihm vorbei schieben wollte.

"Aber ich muss! Ich kann nicht einfach hier bleiben, wenn er jeden Moment sterben kann!" protestierte ich.

"Er ist soweit außer Lebensgefahr. Außerdem ist die Besucherzeit schon längst zu Ende. Du kannst morgen früh zu ihm, aber jetzt gehst du ins Bett!"

Dachte er wirklich, ich könnte jetzt schlafen? Wütend stapfte ich in mein Zimmer. Möglichst leise, da Eri ja schlief, ließ ich mich auf das Bett fallen. Theoretisch könnte ich ja aus dem Fenster klettern und einfach ins Krankenhaus gehen, doch wenn die Besucherzeiten schon um waren, dann brachte es sowieso nicht dort aufzukreuzen. Sie würden mich nur wieder wegschicken und dann hatte ich nichts gekonnt. Also versuchte ich einfach irgendwie die Nacht rum zu bekommen.

-

Nervös lief ich hinter meinen Klassenkameraden her. Auch wenn ich unbedingt zu Shoto wollte, war da doch diese Angst. Wie ich es verkraften würde, ihn an warscheinlich unmengen an Geräten angeschlossen zu sehen. Meine Klasse hatte beschlossen, dass wir ihn alles gemeinsam besuchen sollten. Eigentlich wäre ich lieber allein gegangen, da ich wusste, wenn es soweit war, würde ich meine Tränen nicht zurück halten können und vor der Klasse heulen war wirklich einer der letzten Sachen, die ich tun wollte.

"Welches Zimmer hat Shoto Todoroki?" fragte Deku an der Rezeption.

Die Frau dahinter musterte uns alle, bevor sie etwas in den Computer vor sich eintippte.

"Zimmer.... 338." sagte sie darauf.

Deku nickte und wir gingen zum Fahrstuhl. Tja, wer hätte es gedacht, aber zwanzig Schüler passten nicht alle zusammen hinein. Das hieß zehn von uns durften in den dritten Stock rennen. Nachdem dieser lila Zwerg dann eine Wette vorgeschlagen hatte, wer schneller oben war, meldeten sich sofort zehn freiwillig und hasteten die Treppe nach oben. Seufzend stellte ich mich in den Fahrstuhl und der Vogeltyp drückte auf die Drei.

Diese Fahrstuhlmusik, welche einen warscheinlich irgendwie beruhigen sollte, machte mich nur total aggressiv und ich war froh, als sich die Tür endlich öffnete und ich nach draußen flüchten konnte.

"Tja, wir haben wohl gewonnen...." grinste Fakepikache den Zwerg an, welcher nur beleidigt die Arne verschränkte.

"Pff! Das war vorhin eindeutig ein Frühstart. Ihr seid doch viel früher losgerannt, als wie los gefahren sind!" protestierte dieser.

Während die beiden sich lautstark stritten und die Brillenschlange versuchte die beiden zu beruhigen, ging der Rest von uns schon einmal vor. Schnell war das Zimmer mit der Nummer 338 gefunden und Deku drückte die Klinke runter. Desinfektionsmittelgeruch schlug uns entgegen. Die Vorhänge waren zugezogen, was den Raum ziemlich dunkel aussehen ließ. Shoto lag in einem Bett. Seine Arme waren, soweit man sehen konnte, komplett verbunden und ein Pflaster klebte auf seiner Stirn. Die Augen geschlossen lag er dort, fast schon friedlich könnte man sagen, wenn man von der Atemmaske absah. Er war über mehrere Kabel mit verschiedenen Geräten vebunden. Eines davon zeigte seinen Herzschlag mit einem leisen Piepsen an.

Mein Inneres zog sich schmerzhaft zusammen, als ich ihn so liegen sah und wieder einmal schossen mir die Tränen in die Augen. Man könnte sagen, es war zur Routine geworden mindestens einmal am Tag zu weinen. Aber konnte man es mir verübeln vor Sorge zu weinen? Und Sorgen hatte ich wirklich genug.

"Weinst du etwa Kacchan?" fragte Deku leise.

Ich ignorierte ihn, trat nah an das Bett heran und griff nach seiner Hand. Erschrocken zuckte ich zurück.

"Was ist los?" fragte Shitty Hair besorgt.

"Sie ist kalt. Seine Hand ist eiskalt...." murmelte ich.

"Kein Wunder. Es ist ja auch seine Eisseite." kommentierte Fakepikachu, als er mit dem Zwerg und der Brillenschlange eintrat.

"Ich hab seine Hand oft genug gehalten, um zu sagen, dass selbst seine Eisseite normalerweise warm ist!" fauchte ich ihn an.

Er zuckte zusammen und nickte entschuldigend. Wieder griff ich nach Shotos Hand und hielt sie diesmal ganz fest. Einzelne Tränen liefen über mein Gesicht und ich begann zu schluchzen.

"Das wird schon wieder. Ich bin zuversichtlich und bin mir sicher, dass er bald wieder aufwachen wird."

Shitty Hair legte mir eine Hand auf die Schulter und ich ließ es geschehen. Ich war einfach zu schwach um seine Hand wegzuschieben. Plötzlich öffnete sich die Tür und ein Arzt betrat den Raum. Als er uns alle sah, wirkte er erst kurz verwundert, lächelte dann aber und schloss die Tür wieder hinter sich.

"Seid ihr Todorokis Mitschüler?" fragte er und kam näher an das Bett.

Deku nickte.

"Ja das sind wir."

"Ein paar von euch habe ich gestern glaube ich schonmal gesehen, richtig?"

Dabei lagen seine Blicke auf Mondgesicht, Froschmaul, Fakepikachu und dem Vogeltypen. Diese nickten. Als der Mann mich sah, wechselte sein Gesichtsausdruck zu mitfühlend.

"Du bist dann sicher Katsuki Bakugou, Todorokis Seelenverwandter. Euer Klassenlehrer hatte mich gestern aufgeklärt, was du schon alles durch machen musstest. Das tut mir wirklich sehr leid."

Ich nickte darauf nur. Meine Klasse blieb zwar stumm, doch ich spürte die überraschten Blicke auf mir.

"Ich denke mal, du willst wissen, wie genau das abläuft, richtig?" fragte der Arzt einfach weiter.

Warscheinlich hatte er schon oft solche Patienten mit aufgelösten Seelenverwandten und wusste genau, was ich wissen wollte. Wieder nickte ich stumm. Er stellte sich auf die andere Seite des Bettes und holte eine Akte hervor.

"Also erstmal, mein Name ist Herr Shimizu und ich kümmere mich um ihn. Als er gestern bei uns eingeliefert wurde, hatte er ein starkes Schädel-Hirn-Trauma und deshalb mussten wir ihn in das künstliche Koma versetzen. Ein Schädel-Hirn-Trauma kann etwas ganz unterschiedliches sein. Ein Schädelbruch, eine Hirnschwellung oder wie in Todorokis Fall eine Blutung im Gehirn. Das Ganze kann durch einen Schlag, Sturz oder Aufprall hervor gerufen werden. Je nach Schwere der Verletzung kommt es letzendlich zu einer mehr oder weniger starken Schädigung des Gehirngewebes. Ein künstliches Koma klingt erstmal sehr erschreckend doch eigentlich hilft es dem Patienten, da er sich nun ganz allein auf seine Heilung konzentrieren kann. Wir haben letzte Nacht eine aufwendige Operation durchgeführt, wobei die Blutungen gestoppt werden konnten. Das heißt, er ist mehr oder weniger außer Lebensgefahr."

"Und wann wird er aufwachen?" fragte ich mit brüchiger Stimme.

"Das ist genau der Punkt. Ein künstliches Koma kann man über Wochen hinweg führen, aber je länger es anhält, desto höher ist die Chance, dass der Patient stirbt. Leider können wir ihn jetzt nicht einfach aufwecken, da er noch nicht stabil ist. Sobald er stabil ist, werden wir die Nakosemittel absetzen und dann kann es zwar eine Zeit dauern, aber er wird nach und nach wieder zu sich kommen. Sollte die allerdings nicht gestehen dann wird er sterben...."

Ich hielt mir eine Hand vor den Mund, um das Schluchzen zu unterdrücken, während wieder Tränen über mein Gesicht rannen.

"Ich weiß, dass das warscheinlich alles schwer zu begreifen ist. Wenn du willst, dann stelle ich dir eine Psychotherapeutin zur Verfügung."

Ich schüttelte den Kopf.

"Kann man ihm irgendwie helfen?" fragte Shitty Hair, als er merkte, dass ich unfähig war zu sprechen.

"Ja! Genau! In zwei oder drei Tagen werden wir die Medikamente minimal absetzen, damit sein Gehirn wieder arbeiten kann. Und dann hilft alles. Geräusche, Gerüche, Gefühle. Man kann mit der Person sprechen, ihr vorlesen, Musik spielen einfach alles mögliche. Damit sein Gehirn wieder beginnt Sachen zu verarbeiten. Das steigert seine Genesung und somit auch die Lebenschancen." erklärte Herr Shimizu.

Wir alle nickten und er verabschiedete sich schließlich. Nach und nach machten sich auch die anderen wieder auf den Weg zurück zum Wohnheim, bis nur noch ich übrig blieb. Ich zog mir einen Stuhl heran und legte meinen Kopf auf dir Bettkante. Seine Hand hatte ich die ganze Zeit nicht losgelassen.

"Shoto..... Bitte lass mich nicht allein...." murmelte ich, bevor ich einschlief.

Fortsetzung folgt

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