Kapitel 25

Laura:

Wieder riss ich mich mit Gewalt aus meinen Gedanken. Bohrte meine Fingernägel noch tiefer in meinen Arm. Genoss den Schmerz, der durch meinen Arm schoss. Der mir zeigte, dass ich noch lebte. Mich vor dem Versinken in meinen Erinnerungen bewahrte. Meine Hand wanderte zu meiner Pulsader am Handgelenk. Ich tastete nach meinem Puls. Das regelmäßige Pochen hatte eine seltsam beruhigende Wirkung auf mich. Aber es machte mir auch klar, wie leicht es wäre. Wie wenig mich vom Tod trennte. Wie schnell es vorbei sein konnte, wie schnell ich es beenden könnte. Wenn ich wollte. Meine Gedanken machten mir Angst, aber gleichzeitig hatten sie etwas verlockendes. Es einfach beenden zu können. Zu vergessen. Nicht mehr damit leben zu müssen. Nicht mehr trauern zu müssen. Nicht mehr denken zu müssen. Sich einfach fallen zu lassen.

Der vernünftigere Teil von mir mischte sich ein. Es wäre dumm. Ich musste mir klar machen, was es für Auswirkungen haben würde. Konnte ich mir überhaupt vorstellen, was es bedeuten würde? Zu sterben? Und konnte ich mein Leben wirklich einfach so wegwerfen? Ich hatte schließlich nur dieses eine. Doch der andere Teil von mir war stärker. Der Teil, der sie vermisste. Der sich fragte, ob das Leben noch einen Sinn hatte. Ich sah mich in meinem Zimmer um. Das alles kam mir so surreal vor, die ganzen medizinischen Geräte um mich herum. Die Ärzte die sich neben meinem Bett noch immer lebhaft unterhielten. Die alles tun würden, um mich am Leben zu halten. Was, wenn ich das gar nicht wollte? Was, wenn sie gegen mich arbeiteten? Plötzlich wurde mir bewusst, über was ich da nachdachte. Entsetzten breitete sich in mir aus. So weit war ich also schon, dass ich darüber nachdachte, mein Leben zu beenden?

Wieder bohrte ich meine Fingernägel tief in meinen Arm. Es tat weh. Aber es reichte mir nicht mehr, die Gedanken blieben. Ein zweites Mal bohrte ich sie in meinen sowieso schon mit Narben und Schnitten übersähten Unterarm, diesmal tiefer. Ein bisschen warmes Blut lief über meinen Unterarm. Dieses mal schaffte ich es, die Gedanken zu verscheuchen. Jedenfalls für einen Moment, in dem ich mich einfach von meinen Gedanken erholte. Einfach nur erleichtert war, für einen Moment Ruhe zu haben vor meinen Gedanken. Ein kurzer Moment, in dem ich einfach nur dem Gespräch der beiden lauschte, obwohl ich noch nicht mal wusste, worum es ging. Dieser Moment verschaffte mir eine kurze Pause. Nur leider war der Moment viel zu schnell wieder vorbei und die Gedanken kehrten zurück. Quälten mich. Wieder.

Am liebsten würde ich aufspringen, herumlaufen, trainieren, um irgendwie den Kopf frei zu bekommen. Aber leider ging es nicht. War nicht möglich. Jetzt wurde ich mir dem Verband um meine rechte Schulter zum ersten Mal richtig bewusst. Ich konnte nicht hier weg, nicht in diesem Zustand. Und würde es auch nicht so bald können, wie es aussah. Plötzlich kam ich mir eingesperrt vor, meine Situation machte mich wahnsinnig. Egal wie lange ich noch hier bleiben musste, jede Minute, nein, jede Sekunde würde fast unerträglich sein. Jeder Moment alleine mit meinen Gedanken, meinen aufgewühlten Gefühlen, meinen Erinnerungen. Probehalber versuchte ich meinen Arm zu bewegen, ein kleines Stück nur. Ein leises, schmerzvolles Zischen entwich meinem Mund. Sofort gab ich meine Versuche auf und hoffte, Alex und Phil hätten mich nicht gehört. Aber natürlich, wie könnte es auch anders sein drehten Alex und Phil sich mit besorgten Mienen zu mir um. Schnell versuchte ich eine neutrale Miene aufzusetzen und lächelte Phil an. Der sah mich ziemlich misstrauisch an, ich war wohl nicht sehr überzeugend gewesen. Augenblicklich verschwand das wohl ziemlich gezwungen wirkende Lächeln aus meinem Gesicht. Es hatte doch eh keinen Sinn.

"Alles okay mit dir? Hast du Schmerzen?", fragte Phil und schaute mich besorgt an. Ich schüttelte den Kopf. Als Phil immer noch nicht überzeugt wirkte, fügte ich ein leises, "Jaja, alles okay", hinzu. Meine Schulter tat schon nicht mehr weh und ich achtete darauf, meinen blutenden Arm unter der Decke versteckt zu lassen. "Sicher?" Jetzt schaltete sich Alex ein, auch er wirkte misstrauisch und musterte mich prüfend. Ich nickte, sein Blick war mir unangenehm. Alex Blick blieb an meinem immer noch unter der Decke versteckten Arm hängen. Verzweifelt hoffte ich, er würde woanders hinsehen. Versuchte seinen Blick woanders hin zu lenken. Aber es half nichts. "Was ist denn mit deinem Arm?", wollte er wissen. Hastig antwortete  ich:"Nichts". Direkt danach hätte ich mich für diese Aussage ohrfeigen können. Jetzt glaubte er mir ganz bestimmt das da nichts war, das hatte ich ja toll hinbekommen. Lügen musste ich echt noch üben. Alex stand jetzt von seinem Stuhl auf und kam um das Bett herum auf mich zu. Hektisch ließ ich meinen Blick durch den Raum wandern, ich musste mir etwas einfallen lassen. Und zwar schnell.

Wenn sie die Wunden sahen würde ich mich rechtfertigen müssen. Mal wieder. Phil würde mich mit diesem traurigen, enttäuschten Blick ansehen. Mal wieder. Und ich würde in Erklärungsnot geraten. Mal wieder. Alex hatte mich jetzt fast erreicht, ohne lange darüber nachzudenken hob ich meinen verletzten rechten Arm ein Stück an. Der Schmerz ließ nicht lange auf sich warten und ich stöhnte vor Schmerzen. Sofort schauten die beiden mich alamiert an. "Was ist los?", fragte Phil hektisch und sprang von seinem Stuhl auf. "Schulter", brachte ich heraus. Es tat jetzt doch ziemlich weh, aber das war es wohl wert gewesen. Vorrausgesetzt der Plan würde funktionieren und die beiden würden meine Hand darüber vergessen. Während Alex nach meiner Schulter schaute, versuchte ich das Blut unauffällig an der Decke abzuwischen. Gleichzeitig hoffte ich. Hoffte, dass sie meine Hand vergessen würden. Hoffte, dass mein Plan funktionieren würde. Auch wenn das nicht sehr wahrscheinlich war. Aber die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.

Hey,

ich hoffe es geht euch allen gut. Ich weiß, dass ich über ein ernstes Thema schreibe und versuche, dem so gut es geht gerecht zu werden. Falls sich jemand trotzdem durch eine Ausage oder so gestört fühlen sollte, zum Beispiel weil ich es schlecht dargestellt habe, kann der mir gerne Bescheid sagen. Dann werde ich versuchen, was zu ändern.

Okay, genug ernstes Gerede. Ich wollte mich mal wieder bei euch bedanken, 3000 Reads! Ein großes Dankeschön an euch alle! Ich weiß, dass viele Leute bei so was zum Beispiel eine Lesenacht machen. Das habe ich aber erstmal nicht vor, weil ich sowieso fast jeden Tag ein Kapitel veröffentliche und das vermutlich nicht schaffen würde. Tut mir Leid, vielleicht später mal...

Noch eine Frage, ich hab gesehen, dass einige Leute die Anzahl der Wörter unter ein Kapitel schreiben. Gibt es irgendjemanden der das gerne möchte? Ich persönlich finde das zwar ein bisschen unnötig, würde es aber trotzdem machen, falls es jemanden interessiert.

LG Leandra

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