Kapitel 2
Als ich erneut die Augen aufschlug lag ich festgeschnallt auf einer Trage im Krankenwagen. Phil setzte mir einen Schmerzreiz. Autsch, das hatte echt wehgetan. Schnell machte ich mich bemerkbar, damit er mir nicht noch einen setzte. Phil sah ziemlich erleichtert aus, weil ich aufgewacht war. Was war passiert? "Keine Sorge, wir sind gleich im Krankenhaus, da wirst du dann richtig versorgt", meinte er. Dann fragte er: "Kannst du mir sagen was passiert ist?", und fügte dann hinzu:"Es ist wichtig!". Ich dachte angestrengt nach, aber ich erinnerte mich nur noch daran wie ich im Wald aufgewacht war. "Ich kann mich nicht erinnern", flüsterte ich mit leerer Stimme. Wie konnte das sein? Ich musste mich erinnern können! Meine Atmung beschleunigte sich, ich begann in Panik zu geraten.
Phil hatte die Panik in meiner Stimme wohl gehört und versuchte mich zu beruhigen. Als das nichts brachte, hielt er mir einfach den Mund zu. "Hey, du musst dich beruhigen! Atme langsam durch die Nase aus, dann wird es besser", sagte er. Ich hörte auf ihn und beruhigte mich langsam. "Danke Phil", brachte ich heraus. Meine Kopfschmerzen wurden wieder heftiger. Ich blinzelte ein paar Tränen weg, ich musste mich beruhigen, aber die Leere in meinem Kopf machte das nicht gerade leichter. "Es ist okay, das ist bestimmt nur der Schock. Das wird wieder, vertrau mir". Phil hatte wieder gemerkt das es mir schlecht ging. Ich lächelte ihn dankbar an und nickte. Aber irgendwie glaubte ich nicht wirklich daran.
Im Krankenhaus angekommen wurde meine Kopfwunde genäht und mein Fuß, der zum Glück nur verstaucht war, versorgt. Dann wurde ich auf ein Zimmer gebracht. Mit leerem Blick starrte ich in die Luft. Wie würde es jetzt weitergehen? Ich konnte mich ja noch nicht mal an meinen Namen erinnern. Wieder hatte ich Tränen in den Augen. Stop, ich musste aufhören so zu denken. ich würde mich schon irgendwann wieder erinnern können. Später kam eine Schwester. Ich nutzte die Chance um zu erfahren, was ich hatte. Anscheinend war mein Fuß verstaucht und ich hatte eine Gehirnerschütterung. Na super. Die Schwester fragte mich aus, ob ich mich an meinen Namen, Wohnort oder irgendetwas anderes erinnern könnte. Ich wurde immer niedergeschlagener, als ich alle ihre Fragen mit nein beantworten musste. Dann ließ sie mich endlich allein.
Nach dem Abendessen versuchte ich zu schlafen. Als ich nach zwei Stunden immer noch nicht eingeschlafen war, stand ich auf und humpelte mit meinen Krücken zum Fenster. Dann öffnete ich das Fenster und schaute raus. Irgendwann wurde mir zu kalt und ich legte mich wieder hin. Nach gefühlten drei Stunden schlief ich dann endlich ein. Ich träumte, dass ich durch einen dunklen Wald rannte. Ich weiß nicht warum, aber als ich am nächsten Morgen aufwachte konnte ich mich wieder an den Unfall erinnern. Das gab mir Hoffnung. Ich frühstückte und langweilte mich dann, da ich noch nicht wieder fernsehen oder lesen durfte.
Irgendwann klopfte es an der Tür. Ich rief "herein" und war froh über die Ablenkung. Es war Phil. "Morgen!", sagte er. "Wie geht es dir heute?" "Schon besser", antwortete ich. "Weißt du wie lange ich hier bleiben muss?" "Ich denk mal du kannst morgen entlassen werden und musst dann noch ungefähr zehn Tage auf Krücken laufen", antwortete Phil. Ich nickte. Das war besser als ich gedacht hatte. Laut sagte ich: "Gut, ich langweile mich hier schon zu Tode". Er lachte. Dann wurde er ernst. "Kannst du dich inzwischen an irgendwas erinnern?" Ich lächelte glücklich. "Ja, ich kann mich wieder an den Unfall erinnern. Das ist doch schon mal was, oder?" Er sah mich erleichtert an. "Ja, das ist sehr gut, dann hoffe ich mal, dass du dich bald auch wieder an den Rest erinnern kannst. Was ist den passiert?" Ich erzählte ihm alles an das ich mich erinnern konnte, und er meinte er würde noch mal mit dem Arzt hier im Krankenhaus sprechen. Außerdem würde später noch ein Polizist vorbeikommen, der mit mir besprechen sollte wie es jetzt weiter ging.
Dann musste Phil los, seine Schicht fing an. In der Tür drehte er sich noch mal um: "Falls dir noch was einfällt oder falls irgendwas ist, komm einfach zur Rettungswache". Er ging, aber ich hörte ihn noch auf dem Flur rufen, dass ich an die Krücken denken sollte. Ich verdrehte die Augen, für wen hielt der mich eigentlich. Ich musste grinsen, dann seufzte ich. Wieder alleine. Na prima. Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich mit dem Versuch mich an noch irgendetwas zu erinnern. Plötzlich viel es mir ein. Ich wollte eigentlich sofort los, bremste mich aber und ging mir erstmal frische Kleidung anziehen. Als ich mir gerade ein frisches T-Shirt über den Kopf ziehen wollte, viel es mir auf. Über meinen linken Unterarm zogen sich weißliche Narben von alten Schnitten, aber es waren auch frischere dabei. Drei Schnitte sahen sogar so aus, als wären sie erst zwei oder drei Tage alt. Shit. Ziemlich geschockt starrte ich auf meinen Arm, ich wusste, was diese Schnitte bedeuteten und war mir plötzlich gar nicht mehr so sicher ob ich mich wirklich erinnern wollte...
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