Kapitel 13

Schon nach kurzer Zeit klingelte es. Ich sprang auf, rannte zur Tür und öffnete sie. Dabei fuhr ein stechender Schmerz durch meinen Fuß, warum hatte ich meine Krücken auch in der Küche stehen lassen. Das hatte ich jetzt davon. Aber eigentlich war mir das in diesem Augenblick egal, ich wollte nur, dass sie meinem Vater halfen. Ich führte die Rettungskräfte in die Küche, wenigstens war dieses Mal keiner dabei den ich kannte. Der Notarzt lief sofort zu meinem Vater und begann ihn zu untersuchen. Ich beobachtete alles ganz genau, ich wollte mitbekommen wenn sich sein Zustand verbesserte. Oder verschlechterte... Einer der Sanitäter kam zu mir. "Ich bin Franco und du bist?" "Laura", sagte ich leise. Immer noch konnte ich meinen Blick nicht von meinem Vater abwenden. Selbst wenn er immer betrunken gewesen war und mich geschlagen hatte, er war immer noch mein Vater. Franco stellte sich vor mich und versperrte mir damit den Blick auf meinen Vater.

Ich wollte ihn wegschieben, aber er hielt mich an meinen Schultern fest. "Setz dich erstmal hin!", meinte er und drückte mich sanft auf einen Stuhl. Dann fragte er:" Was ist passiert?" Ich schluckte und beruhigte mich so gut es ging, dann antwortete ich mit leiser, zitternder Stimme:" Keine Ahnung, ich hab ihn schon so gefunden als ich gekommen bin". Franco sah mich mit einem mitleidigen Blick an. "Okay Laura, beruhig dich erstmal. Es ist alles gut, der Notarzt kümmert sich jetzt um deinen Vater. Du kannst ihm am besten helfen, wenn du mir ein paar Fragen beantwortest. Also, hat dein Vater irgendwelche Allergien, Vorerkrankungen oder nimmt er Medikamente? Ich schüttelte den Kopf. "Sonst irgendwas das ich wissen müsste?" Ich überlegte. Vermutlich sollte ich ihm jetzt sagen, dass mein Vater trank, aber ich wollte eigentlich nicht darüber reden.

Wütend auf mich selbst fasste ich einen Entschluss. Ich musste es ihm sagen, es ging hier schließlich um Leben und Tod. Und ich könnte es mir niemals verzeihen, mein Vater sterben würde, nur weil ich nichts gesagt hatte. "Ich glaub da wäre schon was...", begann ich. Hilfesuchend sah ich zu Franco auf. Er sah mich mit einem aufmunternden Blick an. Ich holte tief Luft und fügte hinzu: "Mein Vater trinkt". Erleichterung durchströhmte mich, endlich war es raus. Franco schaute mich jetzt ziemlich alamiert an. "Wie viel, Laura?", fragte er hecktisch. Ich zuckte hilflos die Schultern. "Viel", flüsterte ich mit ersterbender Stimme. Franco ließ mich alleine und ging zum Notarzt, vermutlich um ihm die neuen Informationen zu geben. Der Notarzt nickte und wandte sich wieder meinem Vater zu. Er war immer noch bewusstlos. Sie begannen jetzt, ihn auf eine Trage zu verladen. Dann trugen sie ihn die Treppe runter zum Krankenwagen.

Franco kam wieder zu mir. "Du fährst am besten erstmal mit ins Krankenhaus, ja?" Ich nickte und richtete mich auf. Wieder machte sich mein Fuß bemerkbar. Warum konnte ich auch nie an die Krücken denken? Ich sah mich suchend in der Küche um, meine Krücken lehnten an der gegenüberliegenden Wand. Ganz toll gemacht Laura! Franco wurde langsam ungeduldig. "Laura, wir müssen los!" "Ich weiß, ich brauch meine Krücken!", rief ich ihm zu. Er nickte und holte mir meine Krücken. Dann liefen wir so schnell wie möglich zum Krankenwagen. Naja, er lief, ich humpelte so schnell es ging und wäre zweimal fast die Treppe runtergefallen, konnte mich aber gerade noch fangen. Als wir beim Krankenwagen angekommen waren, stieg ich vorne ein. Franco fuhr, nebenbei meldete er meinen Vater im Krankenhaus an.

Im Krankenhaus angekommen ging alles ganz schnell, mein Vater wurde weggebracht und ich stand erstmal einfach dumm in der Gegend rum, bis Franco nochmal zu mir kam. "Dein Vater wird jetzt erstmal richtig versorgt, ich zeig dir am Besten wo du warten kannst". Er führte mich zu einigen Stühlen in einem Gang, wo ich mich erstmal auf einen der Stühle fallen ließ. Ich war sehr erschöpft, das war jetzt wirklich zu viel für einen Tag. Franco ließ mich erstmal kurz verschnaufen, dann meinte er:"Ich muss jetzt auch los, ich hab noch Schicht. Aber bevor ich es vergesse, müssen wir noch irgendjemandem Bescheid sagen?" Ich schüttelte erstmal den Kopf. Franco hatte sich gerade umgedreht, als es mir einfiel. Phil! Wie hatte ich ihn nur vergessen können? Schnell rief ich:"Franco, warte!" Er drehte sich um und sah mich fragend an. "Du musst Phil Bescheid sagen, er muss kommen!"Er sah mich irrietiert an, aber er hatte die Verzweiflung in meiner Stimme wohl gehört. "Ich sags ihm", meinte er. Dann ging er.

Ich ließ mich in den Stuhl sinken, ich hatte alles getan was ich konnte. Jetzt sollte ich mich erstmal entspannen. Aber es gelang mir nicht, zu viele Gedanken flogen in meinem Kopf herum. Außerdem wusste ich nicht, wie Phil reagieren würde. Und ich hatte irgendwie Angst vor seiner Reaktion. Was wenn er mir die Schuld geben würde? Ich verwarf den Gedanken. Warum sollte er das tun, er war schließlich nicht dumm. Aber trotzdem konnte ich die Angst nicht ganz abstellen. Denn eigentlich war ich noch nicht bereit ihn wieder zu sehen.

Was glaubt ihr, wie wird Phil reagieren?

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