Eine neue Woche
POV Jannik
Es war mal wieder Montag und ich kam mal ausnahmsweise früh an der Schule an und konnte entspannt über den Schulhof zum Schulgebäude gehen. Auf den Weg dorthin erkannte ich bereits Fabs, der aus der anderen Richtung über den Schulhof auf mich zukam und bereits aus der Entfernung grüßend nickte. Ich reagierte ebenso mit einem Nicken und wartete am Eingang auf ihm, um gemeinsam mit ihm hineinzugehen.
"Bist du heute aus dem Bett gefallen?", fragte er breit grinsend und schaute auffällig auf seine Armbanduhr. Es war wirklich ungewöhnlich, dass ich so früh da war, aber trotzdem musste er nicht darauf rumreiten. Ganz sicher würde ich ihm auch nicht erzählen, dass ich heute Morgen sogar gut gelaunt war und mich auf die neue Schulwoche freue. Wirklich ungewöhnlich, aber seit dem letzten Montag hatte sich einiges geändert. Ryan ist auf mich aufmerksam geworden und unsere Blicke hatten sich seitdem öfters, als nur ein paar Mal getroffen. Natürlich war meine Hoffnung sofort aufgeflammt, dass er vielleicht Interesse an mir haben könnte. Aber vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass er sich fragte, was ich von ihm wollte und er starrte mich deshalb an.
Zusammen mit Fabs betrat ich das Schulgebäude und wir drängten uns durch die Menschenmasse, um zu unserem Raum zu kommen. Mehr als einmal rämpelten mich einige Fünft- und Sechstklässler an. Hatten sie denn keinen Respekt vor den älteren?
Als die Schulklingel zum Stundenende läutete, kribbelte es bereits in mir, bei dem Gedanken Ryan gleich über den Weg zu laufen. Nervös packte ich meine Unterrichtssachen ein und schulterte dann meinen Rucksack. Gemeinsam mit Fabs schlenderten wir auf den Flur hinaus und mein Blick glitt sofort über die Schülermenge auf der Suche nach ihm.
„Jetzt entspann dich mal", raunte mein bester Freund mir zu, der meine Blicke bemerkt hatte und ich senkte seufzend meinen Blick auf die Leute direkt vor uns. Es waren zwei jüngere Mädchen, die vielleicht in der siebten oder achten Klasse waren. Sie hatten beide lange blonde Haare, die sie zu einem sehr ähnlichen Zopf geflochten hatten. Ich fragte mich gerade, ob die beiden vielleicht verwandt oder sogar Zwillinge waren, als ich aus dem Augenwinkel Ryan entdeckte. Es fühlte sich so an, als ob er mich beobachten würde, doch als ich den Kopf hob, wirkte er, als ob er mich überhaupt nicht sah. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass es mich nicht ärgerte, dass er mich nicht sah.
Als er mit seiner ständigen Begleiterin an mir vorbeikam, sah ich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht und eine sanfte Berührung an meiner Hand. Nur ein leichtes vorbeistreifen, dass bei dem Gedränge im Schulflur nicht gerade ungewöhnlich war, aber trotzdem warf ich einen Blick über die Schulter, um mich nach einem Anzeichen zu suchen, dass es mehr als nur ein Zufall war. Doch Ryan hatte sich nicht umgedreht, stattdessen kreuzte mein Blick sich mit dem von seiner Freundin.
POV Ryan
„Und?", fragte ich unruhig, als wir Jannik gerade erst passiert hatten. Ich verfolgte aus dem Augenwinkel, wie Kati einen kurzen Blick über die Schulter warf und sich dann wieder umdrehte. Was, denn sie nichts mitbekommen hatte. Wie konnte sie sich sicher sein in so kurzer Zeit zu erkennen, wie Jannik auf meine Berührung reagiert hatte?
„Treffer, versenkt", kommentierte sie trocken und lehnte sich an die Wand vor unserem Unterrichtsraum. Irritert zog ich die Augenbrauen zusammen und Kati begann zu kichern.
„Du bist echt schwer von Begriff", sagte sie kopfschüttelnd, noch immer erfreut über mein Verhalten.
„Nun sag schon", knurrte ich fast, was sie abrupt innehalten ließ.
„Er hat sich nach dir umgeschaut, also ist es ziemlich sicher, dass er es genau mitbekommen hat", erklärte sie und schwang ihre Haare mit einer eleganten Handbewegung über ihre Schulter. „Entweder steht er also auf sich oder..." Sie ließ den Rest des Satzes offen. Doch ich wusste, wie der Satz enden würde und lehnte mich seufzend neben ihr an die Wand.
„Oder aber er fragt sich, was zur Hölle ich von ihm Will", beendete ich den Satz und rieb mir mit einer Hand übers Gesicht. Sanft legte Kati mir eine Hand auf die Schulter und ich blickte zu ihr auf. Ihr Gesichtsausdruck war mitfühlend, aber auch aufmunternd.
„Schau einfach, wie er sich weiter verhält. Entweder fängt er an es zu erwidern und ihr kommt euch näher, oder er wird Abstand nehmen. Du kannst nicht mehr machen, als dich langsam ranzutasten und zu schauen, was passiert." Sie lächelte sanft und auch bei mir schlich sich wieder ein kleines Lächeln ein.
Vorsichtig schaute ich den Flur entlang, um einen kurzen Blick auf Jannik zu erhaschen. Dabei traf mein Blick direkt auf seinen und er schien mich interessiert zu mustern. Zu gern wüsste ich, was er gerade dachte. Sicher fragte er sich, was das eben sollte, doch ob er sich darüber freute oder von mir angeekelt war, konnte ich seinem Gesicht nicht ablesen.
Als wir später zur Mittagspause gingen, entdeckte ich Jannik nicht an den Tischen seiner Klasse und war ein wenig enttäuscht. Etwas gefrustet ließ ich meinen Rucksack auf meinen Platz fallen und schaute zu den anderen hinunter.
„Ich hol wir was zu essen. Soll ich einem von euch was mitbringen?" Theo und Olli schüttelten den Kopf.
„Ein Schokomuffin. Kann ich dir das Geld später zurückgeben?", fragte Kati mit einem zuckersüßen Lächeln, dem man nichts ausschlagen konnte. Ich nickte ihr kurz zu und ging dann zur Cafeteriaausgabe, wo sich bereits eine längere Schlange gebildet hatte. Während ich meinen Blick über die Menschen in der Schlange gleiten ließ, entdeckte ich unter den Schülern auch Jannik, der gemeinsam mit Fabian weiter vorne in der Schlange stand. Doch definitiv zu weit von mir entfernt, um irgendwie an ihn heranzukommen. Mal abgesehen davon, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich ein harmloses Gespräch anfangen sollte.
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