Prolog
Sanft strich er um meine Finger, hob jedes Härchen an und sendete Impulse bis in mein Gehirn. Ich fühlte ihn um mich, in mir. Er war ein Teil von mir. Sanft blies er mir entgegen, spielte zufrieden mit jedem einzelnen Haar, wiegte es zärtlich. Er strich mir über die Wange, über das Kinn, über die Lippen. Er war da, ich fühlte ihn, obwohl er nicht sichtbar war. Aber dennoch fühlte ich seine Anwesenheit bis in jede Faser, spürte, wie er um mich war und mir leise Dinge zuflüsterte, die ich nicht verstand. Er war so nah, aber doch fern wie immer.
Ich nahm einen kräftigen Atemzug und stieß Luft wieder aus, atmete, ein und aus. Er, dieses wohlige Etwas, fuhr mir durch die Haare, sprach mit mir in seiner eigenen Sprache und gab mir das einzige Gefühl von Verbundenheit, das ich kannte. Er war nah bei mir, mein Zufluchtsort, wie ein treuer Gefährte, der nie von der Seite wich.
Für viele war er dennoch nur eine Tatsache, etwas, das es nicht zu beachten gab. Er war da, ja, aber schon so gewöhnlich und normal, dass es nicht interessant oder gar wichtig war. Der Wind, diese nicht bändigende Macht, hatte für alle keine Bedeutung. Sie fürchteten ihn noch nicht mal. Sie wussten nicht, was er anrichten konnte, was er mit Dingen tun konnte. Sie nahmen ihn alle nicht ernst, weil er für sie auf den ersten Blick keine Bedrohung darstellte. Er war schlicht und einfach eine Tatsache, die es nicht zu fürchten gab. Aber wie so oft sahen die Menschen nicht das, was sich eigentlich genau vor ihrer Nase befand. Sie wussten, dass es da war, aber sie erkannten die Gefahr darin nicht. So waren die Menschen nun mal, dumm und naiv, selbstsüchtig und rachsüchtig. Die Menschen fürchteten sich nur vor den Dingen, die sie wirklich sehen konnten.
Und das war ihr größter Fehler.
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