Das Gesicht des Lebens
Ich wusste nicht, wie lange ich ihn schon an mich drückte, meine Arme um seinen kräftigen Körper schlang und dem leisen Aus- und Einatmen sowie dem gleichmäßigen Herzschlag zuhörte. Ich hatte die Zeit vollkommen aus dem Blick verloren, so auch die Menschen um uns, die uns bestimmt verdutzt anstarrten. Aber dies war mir egal. Egal, weil ich meinen Bruder, meinen tot geglaubten Bruder, in den Armen hielt. Vielleicht war es die Überwältigung, die mich dazu veranlasste, nicht wie wild hysterisch auf und ab zu laufen und Quentin mit Fragen zu bombardieren sowie nicht anzufangen, wie ein kleines Kind zu heulen und blöd zu grinsen. Vielleicht war es dieses Gefühl, doch wirklich sicher war ich mir dabei aber auch nicht.
Dennoch fand eine Träne ihren Weg über meine glühende Wange, spiegelte alles wieder, was mich belastet hatte, wovon ich trauerte. Dieser eine Tropfen war das Resultat meiner ganzen Reise. Trauer. Einfache, unerbittliche Trauer, die mein gesamtes Ich einzunehmen schien. Sie erfühlen mich mit einem Gefühl von Schwäche und Niederlage, hauchte mir Kälte in meinen so oder so schon kalten Körper. Es war nicht schön, was ich durchmachte, obwohl ich meinen geliebten Bruder endlich wieder bei mir hatte.
Schneller Atem strich mir über die rechte Wange, als die Gestalt vor mir sich mit zitternden Händen zurückgelehnt hatte. Seine Augen quollen fast über vor Tränen, doch lag ein überglückliches, brüderliches Lächeln um seine Lippen. Quentins Herz schlug schnell, das hatte ich gehört, es war wie ein gefangener Vogel gewesen. Sein Atem ging unkontrolliert, voller Aufregung und Erleichterung. Doch lag mehr in seinem Blick, den ich nicht ganz definieren konnte. Irgendetwas blitzte in ihm noch auf, doch sagen, was, konnte ich einfach nicht.
»Cait, ich ...«, war das Einzige, was er gerade noch so über die Lippen brachte, bevor er von seinen Gefühlen übermannt wurde. Tränen spiegelten die Traurigkeit, diesen tiefen Schmerz, der in ihm zu scheinen steckte, wieder, ließen ihn verwundbar wirken. Sein Anblick zerbrach mir das Herz, es weinte.
»Wie ... wie ist das möglich?«, fragte ich nach einer Ewigkeit mit schluchzender Stimme, die Tränen wie ein endloser Fluss. »Wie kannst du ...?« Meine Stimme brach, ebenso wie mein Herz, das diesen Schmerz schon oft erlebt hatte. Ich wusste nicht weiter, konnte mir nicht erklären, wie es möglich war, wie er lebte, wie er gelebt hatte, ohne dass ich es auch nur geahnt hatte.
Quentin, mein geliebter Bruder, der für mich die Welt bedeutete, seufzte ein wenig, das Lächeln wegen der Erleichterung und Wiedersehensfreude aber immer noch im Gesicht. »Wie soll ich dir das nur erklären?«, murmelte er mehr zu sich selbst und atmete tief Luft ein.
Urplötzlich keimte in mir eine noch nie da gewesene Hoffnung auf, durch die sich ein Lächeln über mein Gesicht legte. »Mutter und Va ...«
Nur durch eine kleine Geste, es war ein Kopfschütteln gewesen, hatte er diese nicht zu bändigende Freude in meinem Innern zunichtegemacht, erloschen wie eine nach Macht ringen Kerze. Nur durch diese eine knappe Geste wurde ich wieder enttäuscht, zurückgeworfen in die Realität, fort aus der Welt aus Träumen und Wünschen.
»Sie sind ...«
Diesmal nickte Quentin leidig, seine Gesichtszüge nahmen den Ausdruck von Schmerz und Trauer an. Zwar war er, ebenso wie ich, unheimlich froh mich wiederzusehen, ich sah dieses Funkeln in seinen Augen, doch Trauer trüben diese Gefühle der Wiedersehensfreude. Mein Bruder verlagerte das Gewicht von seinen Zehen auf den Fußballen, während er in der Hocke war und mich traurig anblickte. Er rieb sich die Stirn, er wirkte geschafft und ausgelaugt. Schwer seufzend setzte er an: »Damals, nachdem ich dich an den Rand der Stadt gebracht habe, da bin ich zurückgerannt, wollte Mutter und Vater auch fortbringen. Ich ... bin in das Haus zurückgerannt - zumindest in das, was davon noch übrig geblieben war. Es ist komplett zerstört worden, meine Füße haben mich über das eingestürzte Dach getragen. Ich bin dann auf die Straße gerannt, auch andere Häuser sind beschädigt worden, denn ... denn in unserer Straße haben viele Widerständler gelebt.« Quentin holte zittrig Luft und sah einen knappen Augenblick zur Seite, um sich zu sammeln. »Er hat herausgefunden, wo wir lebten, er hat uns alle niedergemetzelt«, flüsterte, ehe er mich wieder anblickte, die Tränen so verräterisch. »Ich konnte den Truppen entkommen, habe mich versteckt, da sie Tage die Straße belagert haben, jedes Haus unter Beschlag genommen und nach uns gesucht haben. Ich ... ich habe ... Ich wollte damals so schnell zu dir, ich habe gewusst, dass du ganz allein bist, aber ich ... konnte nicht weg. Ich habe es versucht ...«
Heiße Tränen tropften mir vom Gesicht auf den Waldboden, verschwanden mit einem Schlag. Ich wollte einfach nicht wahrnehmen, was er da sagte, was seine Aussage für eine Bedeutung hatte.
Mein Bruder, den ich für Tod gehalten hatte, fuhr sich mit zitternden Händen über das Gesicht und fügte leise hinzu: »Mutter und Vater waren ... haben den Wiederstand geleitet, deshalb wurden sie gleich ... erschossen. Viele wurden jedoch gefangen genommen, für ihre Taten, die nur auf Freiheit bedacht waren, bestraft.« Quentin machte den Mund auf, aber ihm kam kein Wort über die Lippen, als er meinen verzweifelten Gesichtsausdruck sah. Es konnte nicht wahr sein, was er da sagte. Aber hatte keinen Grund zu lügen. Er hatte mich nie belogen und würde es auch nie tun. Doch ... Konnte das alles der Wahrheit entsprechen? War ich so getäuscht und hintergangen worden?
»Meine Fähigkeit?«, wisperte ich, in der Pause, die entstanden war. Ich fühlte mich urplötzlich schlecht und war am Boden zerstört, mein Herz löste sich langsam auf.
»Wir wussten davon. Mutter hatte auch welche gehabt. Ich glaube nicht, dass der Officer wusste, dass du oder Mutter ein Quator wart.« Er nickte knapp. »Ich glaube, er weiß von ihnen, aber, dass du ebenfalls diese Fähigkeiten hast, glaube ich nicht. Er wollte uns nur vernichten, Mutter und Vater töten, weil ... weil ...«
Ich bekam kaum noch Luft, es schien mir, als schnüre mir jemand mit einem Strick die Kehle zu. Meine Augen brannten, ich hatte kein Gefühl in meinen Gliedmaßen mehr. So langsam verstand ich alles, wurde mir allem bewusst. Es war schon immer der Officer gewesen, sagte eine Stimme in meinem Kopf, während ich fassungslos und sprachlos vor mich hinstarrte. »Er hat sie getötet«, war das Einzige, was ich hervorbringen konnte. Schluchzer brachen aus mir wie eine Flut, heiße Tränen rannen mir über die Wange, während mir das Blut in den Ohren rauschte, mein Herz schrumpfte immer weiter. Ich konnte die Gefühle in meinem Inneren kaum beschreiben. Ich konnte dieses grausame Gefühl, wenn einem die Familie von jemand Bekanntes genommen wurde, dem man vertraut hatte, einfach nicht beschreiben. Ich konnte es nicht, es war undefinierbar.
»Und ich ...« Ich blickte wieder auf und sah in die glänzenden Augen meines Bruders. Ich schluckte stark, mein Rachen brannte. »Ich habe ihm vertraut«, schluchzte ich. Tränen brachen aus meinen Augen hervor, als ich Quentins schockierten Gesichtsausdruck sah. »Ich habe ...« Ich rang mit dem Atem, mit den Tränen, mit meinem Verstand. »Ich habe gedacht, die Rebellen hätten ... Sie hätten euch ... umgebracht.« Zitternd schlug ich mir die Hand vor den Mund. »Oh, Gott«, weinte ich und ein leiser Laut, ähnlich eines Schreies, brauch aus mir. Verzweifelt, vollkommen aufgelöst vergrub ich mein Gesicht in meinen Händen und wippte auf und ab, um mich zu beruhigen, meine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. Aber es war nicht möglich, sie waren unaufhaltsam.
»Cait«, hörte ich meinen Spitznamen irgendwann ganz leise gehaucht. »Cait, es ist nicht deine Schuld. Woher solltest du wissen, dass ... Woher, Cait?« Seine starken Arme zogen mich wieder zu ihm, er drückte mich behutsam an seine Schulter und tätschelte mir, so wie Vater es früher immer getan hatte, den Kopf. »Es ist nicht deine Schuld«, flüsterte er mir immer wieder in mein Ohr. »Es ist nicht deine Schuld, Cait.«
***
In den Armen von Quentin war alles in Ordnung gewesen, aber jetzt, wo ich alleine auf dem steinigen Waldboden saß und gedankenverloren vor mich hinstarrte, erfasste mich ein unwohles Gefühl der Einsamkeit. Kälte suchte mich ein, belegte mein Herz mit einem Fluch. Ich spürte immer noch die vereinzelten Blicke der Rebellen auf mir, doch ich ignorierte alles, versank in der einsamen Leere, ohne Gefühle und Emotionen. Alles geriet in den Hintergrund, war kein Problem mehr, auf dem ich festsaß. Ich fühlte mich einfach nur verlassen von allen Gefühlen, gefangen in der unerklärlichen Kälte, die durch die vielen erschütternden Ereignisse entstanden waren.
Die Rebellen waren für mich immer die Bösen gewesen. Ich war geblendet gewesen von meinem Zorn, von meiner Wut, das wusste ich jetzt, erkannte ich. Sie waren nie böse gewesen, ich hatte es alles nur aus einem falschen Blickwinkel betrachtet. Alles hatte ich aus einem falschen Winkel betrachtet, mich auf die falsche Seite geschlagen, zu dem Menschen, der meine Eltern eiskalt ermordet hatte.
Plötzlich entfachte in der Leere ein unfassbar heißes Feuer, das sich durch meinen Körper und Geist fraß, mein Ich einnahm, Wut und Zorn freiließ. Es wuchs zu einem riesigen Inferno heran, das nicht mehr zu löschen schien. Ich sah den Officer von mir, diesen Verräter, Betrüger und Mörder, diesen Schuft, der mein Leben zerstört hatte, es in die Dunkelheit und Verbitterung gezogen hatte. Diese Gestalt, die ich einst für den Guten unter den Bösen gehalten hatte.
Ein lauter Schrei drang aus meinem Inneren, Wuttränen traten plötzlich aus meinen Augen, ich streckte die eingefroren scheinenden Arme zu Seite, spreizte die Finger. Keinen Moment später spielte der Wind stürmisch um meine Finger, spiegelte die Gefühle wieder, die in meinem Inneren hausten. Er wirbelte meine Haare durch, schleuderte kleine Stöcker und Steine in der Umgebung fort, wartete nur darauf endlich zuschlagen zu können. Ich kniff die Augen zusammen und mit einem weiteren tief aus der Seele kommenden Schrei ließ ich dieses unsichtbare, wild gewordene Tier los. Er breitete sich wie eine unsichtbare Welle aus, unaufhaltsam, stürmisch.
Urplötzlich raschelten die Blätter, wurden zu einer lästigen Melodie, so laut und plötzlich. Bäume bogen sich mit dem Wind, der mit ihnen wie kleine Streichhölzer spielte. Er zog um die Bäume, stark und mit enormer Macht, bog sie, versuchte sie aus dem Boden zu reißen. Als ich den Druck, getrieben von der Wut in mir, einen Augenblick später verstärkte, entwurzelte der Wind scheinbar unbeschwert Bäume, knickte einzelne Äste ab, hielt sie wie ein einem Strudel gefangen. Der Wind, dieser kalte Krieger, brachte sie ohne große Mühe über mich, das Holz knackte, knarrte, Splitter brachen ab. Immer mehr kam dazu, von Augenblick zu Augenblick entwurzelte er mehr Bäume, Blätter flogen umher, ich hörte nur das laute Rascheln in meinen Ohren, lähmend, betäubend, aber nichts zu dem, was in meinem Inneren brodelte.
»Halt sie auf«, nahm ich ganz schwach in meinem Unterbewusstsein wach, während ich den Wind weiter spürte, diesen Teil von mir, der mich ausmachte, wie er die Wut weiter auslebte, die in mir zu brodeln schien. Ich war benebelt von diesem Gefühl etwas zu zerstören, den Gefühlen freie Hand zu lassen und mich endlich mal nicht kontrollieren zu müssen. Es nahm mir eine enorme Last von meinem Herzen, brachte mich wieder ein Stück an die Oberfläche.
»Caitlyn«, hörte ich eine Stimme meinen Namen hauchen.
Mit vor Wut und Verzweiflung verzogener Miene öffnete ich meine Augen, aus denen die Wuttränen endlos scheinend rannen. Vor mir erkannte ich das verschwommene Gesicht von Riley, das rabenschwarze Haar, der besorgte Ausdruck in seinem Gesicht. Ich blickte in diese wunderbaren blauen Augen, die mit mir zu leiden schienen. Warme Hände legten sich um meine Wangen, gaben mir Wärme in der von Kälte gefüllten Welt. Nur ein Stück, ein ganz kleines bisschen, aber doch so viel, dass der Zorn auf einmal wich und sich Verzweiflung und Trauer breitmachte. Tränen, heiß brennende Perlen, rannen mir über das Gesicht, hinterließen ihre unsichtbaren Spuren.
»Caitlyn«, hauchte er, so als hätte er wieder die Person vor sich, die nicht von Wut und Zorn eingenommen war, sondernd die junge Frau, die hinter der Maske nur Trauer litt, von Verzweiflung geplagt wurde. Rey schloss diese atemberaubenden Augen, stieß erleichtert Luft aus und beugte sich nach vorne. Sein warmer Atem strich mir über die Stirn, breitete eine Gänsehaut über meine Arme aus. Das Rascheln der Blätter war verschwunden, das Knacken und Brechen ebenfalls. Der Wind hielt die Stämme und Äste nur in der Luft, über mir, wie erstarrt.
Ich schluckte stark und schloss die Augen, sodass mir die Tränen nur weiter über das Gesicht liefen. Ich rief mit einem Schluchzen den Wind zurück, befahl ihm, das Erbeutete beiseitezulegen. Holz knackte, es raschelte, als er meiner stummen Anweisung Folge leistete und das Resultat meiner Wut beiseiteschaffte.
»Cait«, flüsterte er umso erleichterte, als ich meine Arme sinken ließ und sie zitternd um Riley legte, der sofort näherkam, mich seine Nähe spüren ließ. Er war der Leuchtturm in der stürmischen See, zog mich aus der Dunkelheit in das Licht. Er war da für mich, nahe bei mir.
Ich ließ mich schluchzend und mit einem von Verzweiflung, Mut- und Hoffnungslosigkeit geprägten Gemüt nach vorne sinken und spürte keinen Moment später Rileys Lippen auf meiner Stirn, die mich tröstend küssten.
***
Ich spürte, wie die Nächte zum Ende des Sommer immer kälter und dunkler wurden. Die Dunkelheit war dabei nicht das Schlimmste, sondern die Kälte, die deine Glieder klamm machte, dich zum Ende deiner Kräfte trieb, bis zum letzten Schritt.
All das vorhin war ziemlich viel gewesen, hatte mich bis zum Abgrund meiner Gefühle, meines Gemüts getrieben. Ich hatte kaum atmen können, kaum denken können, meine Gefühle hatten für mich gehandelt. Es hatte meine Welt wieder ein weiteres Mal einen Riss versetzt, dabei fragte ich mich, wie viel ich noch aushalten könnte, bis ich gar nicht mehr könnte. Ich dachte darüber nach, was ich noch alles überstehen müsste und vor allem könnte.
Es war schwer sich in der Dunkelheit zurechtzufinden. Ich konnte keine Lichtquelle benutzen, um irgendwas zu sehen, denn es wäre nur jemanden aufgefallen. Und genau das wollte ich nicht: Ich wollte nicht, dass mich jemand bei meinem Vorhaben abhielt. Ich wollte es nun endlich zu Ende bringen, meinen Zorn gegen den Menschen richten, der es auch wirklich verdient hatte.
Ich hatte, nachdem ich mich beruhigt hatte, von Quentin erfahren, dass dieser Ort im Wald nur der Treffpunkt war, um ungestört Pläne zu schmieden und zu trainieren. In der Stadt war es ja kaum möglich, da sich die Rebellen mit dieser Maß an Leuten nirgendswo treffen konnten. Die Rebellen lebten nicht hier, sondern im Osten der Stadt, versteckt und im Verborgenen. Die Einzigen, die hier wirklich lebten, waren Quentin und Rey, die, wenn sie zusammen waren, wie zwei Brüder schienen. Ich hatte nicht gefragt, wieso nur sie im Wald lebten, denn den Schluss, dass es sonst zu auffällig gewesen wäre, hatte ich selber ziehen können. Später hatte mein Bruder mich gefragt, ob ich mit ihnen kämpfen wolle und ich hatte – früher hätte ich es für absurd abgetan – zugestimmt. Zugestimmt den Officer, dieses Monster hinter der Maske, dem Erdboden gleichzumachen.
Ein plötzliches Knacken hinter mir schreckte mich unweigerlich auf. Ich spähte in die Dunkelheit, erkannte jedoch nur Umrisse von groß scheinenden Bäumen. Diese ganze Szenerie hatte etwas Unheimliches, Gruseliges. Es jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Mit pochendem Herzen schluckte ich das Gefühl der Verfolgung einfach hinunter, drehte mich wieder um und tastete mich weiter voran. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich in die richtige Richtung ging, aber ich musste es wenigstens versuchen. Ich musste es wagen, ich musste ihn ...
Etwas zog mich auf einmal zurück, etwas Kaltes legte sich auf meinen Mund, sodass ich nicht schreien konnte, was mein Instinkt mir an erster Stelle gesagt hatte. Ein Arm legte sich um meinen Bauch, zog mich an etwas Warmes heran, dessen Herzschlag ich wie wild hören konnte. Meine Augen waren weit aufgerissen, mein Atem raste, doch erkannte ich nichts, sah nur schwarze Dunkelheit.
»Wo willst du hin?«, fragte mich eine bekannte Stimme an meinem Ohr, erschreckte wie auch erleichterte mich. Keinen Moment später nahm Riley seine Hand von meinem Mund, behielt die andere aber immer noch um mich geschlungen, sodass ich nicht fortrennen konnte, was ich eigentlich vorgehabt hatte. Aber er wäre eh schneller gewesen, hätte mich erneuert zu fassen bekommen.
»Ich will den Officer ...«, setzte ich mit fester Stimme an, wurde aber gleich unterbrochen.
»Das wirst du nicht«, sagte seine Stimme in die Dunkelheit hinein, der man ungern widersprechen wollte. Aber dennoch tat ich dies.
»Du hast mir nicht zu sagen, was ich zu machen habe, Riley, also ...« Ich versuchte mich aus seinem Klammergriff zu befreien, aber ich kam keinen Zentimeter frei. Er hielt mich fest, behielt seinen Willen bei – ganz Rey halt.
»Du gehst nicht, Caitlyn. Was glaubst du, hält dein Bruder davon, die gerade wiedergewonnene Schwester plötzlich zu verlieren?«, fragte er mit solch einer Kälte, dass mir ein Schauer den Rücken hinunterlief.
»Ich werde nicht sterben«, meinte ich empört und auch ein wenig verwirrt, wie er denn jetzt auf diese Option kam.
»Wirst du«, beharrte er. »Du hast den Ortungschip rausgeschnitten, bist nicht aufgetaucht. Der Officer wird um deine Stellung wissen und, glaube mir, er wird dich keine Sekunde weiter leben lassen, würdest du dort auftauchen.
Der Mut und der Wille wichen so langsam aus mir, da er mit seiner Aussage re4ht hatte. Verdammt, er hatte so was von Recht. »Ich muss es wenigstens versuchen«, meinte ich aber trotzdem, die Entschlossenheit nicht mehr allzu vorhanden.
»Du gehst nicht. Du hast nicht nur den Officer, Caitlyn, den du besiegen musst, sondern weitaus mehrere, die hinter ihm und seiner Politik stehen. Abgeordnete, Leute vom Militär. Wir schlagen mit einem Mal zu, Caitlyn, alle zusammen, auf einen Schlag, plötzlich. Du würdest ...«
»Ich würde nicht sterben«, meinte ich fest, obwohl er schon recht hatte. Ich hätte keine Chance, wüsste der Officer von meiner Meinung zu ihm. Er würde mich schon mit irgendeiner unerwarteten List austricksen, mit Lügen, was ihm auch immer einfallen würde. Er würde gewinnen, ich verlieren.
»Caitlyn«, seufzte Riley an meinem Ohr, »du bist nicht allein. Du bist nicht mehr allein«, sagte er langsam, um die Bedeutung dieser Aussage noch einmal zu unterstreichen. Er drückte seinen Kopf ganz sanft an meinen, unterstützte mich auf seine Weise, schenkte mir Kraft. »Du bist nie mehr allein, Caitlyn«, hauchte er, ehe er mich ganz zart auf die Schläfe küsste.
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Tut mir wirklich leid, dass eine ganze Weile kein Update kam, aber ich schaffe es in letzter Zeit kaum zu schreiben, da Schule meine ganze Freizeit besetzt.
Dennoch hoffe ich, euch hat das Kapitel gefallen. (Ich versuche das nächste baldmöglichst hochzuladen.) <3
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