24 Inkognito
Thorn ergriff eine Fackel, die hinter dem Eingang in einer eisernen Halterung steckte und die er wahrscheinlich selbst dort platziert hatte.
„War das nötig?", fuhr Adhara ihn an.
„Sie muss unter allen Umständen den Mund halten", erwiderte er. „Ja, es war nötig."
„Ihr hättet sie einfach darum bitten können!", sagte sie aufgebracht.
„Hätte ich. Und dann hätte sie es weitergetratscht."
„Das hätte sie nicht!", beharrte Adhara.
Thorn schien nicht in Stimmung sich zu streiten und begann einfach den Gang hinunterzugehen.
Ihr tat Margie leid und sie hätte das Mädchen gern getröstet. Jetzt blieb dafür jedoch keine Zeit und sie schluckte ihren Ärger hinunter.
Stattdessen folgte sie dem Ritter schweigend durch den engen, stickigen Korridor, bis sie zu einer schmalen Kreuzung kamen.
Ohne zu zögern, wählte er einen Gang, der leicht nach links knickte. An einer Stelle waren dort über ihrem Kopf metallene Leisten zu erkennen. Diese gehörten offenbar zu einem Tor, mit dem der Zugang verschlossen werden konnte. Sie fragte sich beiläufig, wieviele Geheimnisse, der Palast noch vor ihr verbergen mochte.
Auf dem Weg, der sacht nach unten zu führen schien, bemerkte sie zwei weitere dieser Vorrichtungen. Ein Tor unter jeder Mauer, unter der wir hindurchgehen, vermutete Adhara.
Thorns und ihr Schatten tanzten über die Wände und sie folgte seinen breiten Schultern scheinbar eine Ewigkeit durch die Düsternis.
Es war zu eng, um neben ihm zu laufen. Von Zeit zu Zeit blickte er sich nach ihr um, aber sein Gesicht war ausdruckslos und er wandte sich jedesmal schnell wieder ab.
Endlich hielt er an und steckte die Fackel in eine ähnliche Halterung, wie sie Adhara schon in der Burg aufgefallen war, dann bewegte er etwas vor sich.
Eine hölzerne Tür schwang auf, aber es drang kaum Licht herein. Draußen war noch immer Nacht.
Thorn schob sich durch ein dichtes Gewirr von Zweigen und Ranken und half auch ihr hindurch.
Dabei musste er ihre Hand nehmen, aber er sah Adhara nicht an und entzog sich ihr so schnell, als würde ihm die Berührung Schmerzen verursachen.
Die Luft hier draußen war köstlich und süß nach dem langen Weg und dem abgestandenen, modrigen Geruch des Ganges.
Sie kamen durch eine überwucherte Mauer hinter dem Sockel einer großen Statue heraus, die sie vor neugierigen Blicken verborgen hätte, wenn jetzt bereits Menschen hier gewesen wären.
Zu ihrer Überraschung befanden sie sich im Grüntuch!
Bei den gelegentlichen Spaziergängen hier, hatte sich Adhara immer gefragt, warum niemand das Gestrüpp stutzte, da sonst fast alle Sträucher kunstvoll in Form geschnitten waren. Nun wußte sie es.
Mit einem Mal wurde ihr klar, wie es dem König gelang, sich so geschickt seinen Pflichten zu entziehen und sich scheinbar in Luft aufzulösen, wenn man nach ihm suchte.
Thorn hatte selbst erwähnt, dass alle Angehörigen der Leibwache von diesem Weg wußten und er dem König ebenfalls bekannt war.
Zu so früher Stunde war kaum jemand auf den Straßen unterwegs und die Wachen am Tor zwischen Öhr und Seichriemen lehnten müde an der Mauer.
Adhara fiel auf, dass sich ihre Zahl auf vier erhöht hatte, aber offenbar trug das nicht zu ihrer Wachsamkeit bei.
Der verkleidete Ritter und sie, schlüpften einfach hindurch, als würden sie hierhergehören und wären zu früher Stunde auf dem Weg aus der Stadt.
Die Wachen musterten sie mit wenig Interesse und zogen es vor, weiter der Dämmerung entgegenzudösen.
Adhara atmete schnell vor Aufregung und als sie außer Sichtweite waren, drehte sie sich übermütig zu Thorn um und strahlte ihn an. Sein finsterer Blick verriet ihr, dass er ihre Begeisterung über den heimlichen Ausflug noch immer nicht teilte und ihr gram war. Das dämpfte den kurzen Rausch, den ihre heimliche Freiheit und das Abenteuer ihr beschert hatten.
Er erinnerte sich ohne Weiteres an den Weg zu Valus Verschlag und führte sie so schnell er es wagte durch die feuchten Gassen.
Am Himmel begann ein erstes, zartes Licht den Morgen anzukündigen, als sie durch das langsam erwachende Viertel eilten.
Einige Bettler, die an den Hauswänden übernachtet hatten, erwachten von ihren Schritten.
Adhara bemerkte unter ihnen auch einige Männer und Frauen des Landvolkes, die sich durch den Schnitt und die sorgfältig geflickten Löcher ihrer Kleidung von den anderen Menschen des Bezirks unterschieden. Es waren weit mehr, als sie bei ihrem letzten Ausflug wahrgenommen hatte.
Schließlich standen sie vor dem Verhau, den Valu stolz ihr „Haus" nannte.
Thorn klopfte. Als niemand reagierte, hämmerte er lauter gegen das Holz und sah sich um, ob jemand auf sie aufmerksam geworden wäre.
Gerade hob er die Faust, um eine weitere Attacke gegen die Tür zu führen, da hörte sie eine verschlafene Stimme von drinnen rufen: „Ich komm ja schon. Ich komm ja schon."
Dann erklang ein Schlurfen hinter der Tür und ein Scharren, als der Riegel zurückgezogen wurde.
Eine müde Valu öffnete ihnen.
Die Frau war nur mit einem dünnen, gelben Wickelkleid angetan. Sie hielt es mit einer Hand zusammen und die Bänder hingen lose herunter.
„Bei der Hohlen Mutter, was glaubt ihr eigentlich wer ihr seid? Verdammtes Pack. Wenn ihr was betteln wollt, dann geht hoch zum Palast und lasst anständige Bürger schlafen. Ich hab selber nichts."
Sie wollte ausspucken, sah dann jedoch in die beiden Gesichter und stutzte. In plötzlichem Erkennen riß sie Augen und Mund auf.
„Lass uns rein, Weib!" Thorn schob die verdutzte Valu einfach zur Seite und bedeutete Adhara ungeduldig hineinzugehen. Dann schloß er eilig die Tür und spähte durch die Fenster, ob sie noch immer unbeobachtet waren.
Die kaum bekleidete Frau blickte entgeistert von einem zum anderen und kam schließlich zu der Überzeugung, dass ein Knicks angemessen wäre.
Sie versuchte sich an einem und er gelang ihr wesentlich besser, als der Letzte - offenbar war sie zwar verschlafen, aber nüchtern.
Nun rächte sich, dass sie die Bänder nicht verknotet hatte und ihr Kleid klaffte ein wenig auseinander.
Adhara zog die Augenbrauen hoch und Thorn musste lächeln. Der Anblick der Dirne konnte seine Laune offenbar heben, wo es ihr nicht gelang. Er blinzelte Valu bedeutungsvoll zu.
Als die bemerkte, was geschehen war, zog sie ihr Kleid mit einem mädchenhaften Kichern um sich. Diesmal benutzte sie die Bänder, die es an Ort und Stelle halten sollten.
Sie entschuldigte sich mit einem gezierten Schulterzucken und Kichern in Adharas Richtung, die gerade im Begriff war, sich an den langen Holztisch zu setzen.
Die Geste war mädchenhaft und stand so sehr im Widerspruch zum sonstigen Auftreten Valus, dass selbst Adhara den leisen Anklang von Unmut beiseite ließ und in das Kichern einstimmen musste.
Bevor Thorn erklären konnte, was sie hier taten, fragte Valu: „Wie komme ich denn so früh zu der Ehre? Ich nehme nich' an, dass ihr meine Dienste zusammen in Anspruch nehmen wollt? Oder doch?", sie strich sich aufreizend über die Hüften.
Adhara hielt sich schockiert eine Hand vor den Mund, musste aber dennoch wegen der Absurdität der Frage lächeln.
Thorn dagegen schien daran nichts komisch zu finden und sagte einfach: „Ihre Majestät möchte sich mit dir unterhalten."
Adhara ergänzte: „Mir wurden Gerüchte zugetragen und ich will mich selbst davon überzeugen, wieviel davon wahr ist."
Valu sah wieder von einem zum anderen. „Klar. Ich erzähl' Euch alles was Ihr wollt und es wird Euch nich' mal was kosten. Ich schulde Euch mein Lebtag lang." Sie wurde ernst und ließ sich Adhara gegenüber am Tisch nieder.
Die Königin bedeutete Thorn, sich zurückzuhalten, was ihr einen weiteren, mürrischen Blick eintrug. Er hatte die Dirne gerade ermahnen wollen, nicht einfach in Anwesenheit Ihrer Majestät Platz zu nehmen.
„Gut, dann erzähle mir etwas über das Viertel. Sind hier neue Leute aufgetaucht? Viele? Gibt es mehr Kranke als sonst? Was weißt du über die Versorgung? Gibt es weniger als früher zu essen? Reicht es wenigstens annähernd? Wie ist die Stimmung im Bezirk? Sind die Menschen aufgebracht?"
Nun war es an Valu, erstaunt die Augenbrauen zu heben. „Das ist ja ein Haufen Fragen, den Ihr da mitgebracht habt.
„Beeil Dich, Weib und antworte", murrte Thorn.
Die Dirne musterte ihn abschätzig. „Aber Herr Ritter, nicht doch so knurrig. Seid ihr auch einer von denen, die wegen der Pflaume übellaunig sind? Ich könnte Euch eine andere Pflaume besorgen, wenn Ihr Bedarf habt", bot sie offenherzig an, offenbar im Versuch, ihr Geschäft wieder aufzubauen.
„Anni wohnt wieder hier, ich bin sicher, sie hätte nichts gegen ein wenig Gesellschaft, während ich Ihrer Majestät die Fragen beantworte." Hier blinzelte Valu Adhara verschwörerisch zu.
Dann wandte sie sich wieder an Thorn: „Ich mach' Euch auch einen guten Preis."
Thorn seufzte resigniert. „Sag Ihrer Majestät einfach, was sie wissen will, damit wir hier wieder wegkommen und lass deine Anni ihren wohlverdienten Schlaf schlafen."
Adhara folgte der Unterhaltung mit unverhohlenem Interesse und unterdrückter Heiterkeit.
„Wie ihr wünscht, Herr Ritter." Valu klang ein wenig verschnupft wegen seiner Ablehnung.
Thorn zog es vor, sich wieder mit der Straße vor dem Fenster zu beschäftigen, während Valu die Fragen beantwortete.
Sie wiederholte auf ihre ungeschliffene Art in etwa das, was die Königin bereits vom Hohen Horcher und gerüchteweise von Margie und Thorn gehört hatte: Es waren auffällig viele Bauern in der Stadt, die alle von Krankheit und Tod berichteten und ihre Schollen verlassen hatten, ohne die Ernte einzufahren oder das Vieh versorgen zu können. Es gab zu wenig zu Essen, zu einem zu hohen Preis und immer häufiger kochte der Zorn der Leute hoch. Die Kerker unter der Stadt waren gut gefüllt.
Viele wegen Diebstahls, oftmals von Nahrungsmitteln, aber beunruhigender waren die Berichte über Feindseligkeiten gegenüber Kaufleuten und Wachposten.
Die Stadtwache patrouillierte im Moment nur noch zu viert, weil immer wieder aus dem Nichts Steine oder Unrat geworfen wurden. Selbst einige bewaffnete Angriffe sollten stattgefunden haben, erzählte Valu.
Draußen war es inzwischen Morgen geworden und Karren begannen vor dem Fenster vorbeizurumpeln.
Adhara warf Thorn einen Blick zu, der ihn besorgt erwiderte. „Könnt ihr mir das Viertel zeigen? Ich möchte es mit eigenen Augen sehen."
„Wieso seid ihr dann in der Aufmachung hier, Majestät? Kommt doch einfach mit Euren Rittern und Soldaten von Eurem Berg geritten und guckt Euch um. Da macht ihr Euch noch nichtmal Eure feinen Sachen dreckig."
„Ich möchte das Viertel sehen, wie du es siehst. Unerkannt. Keiner soll erfahren, dass ich hier bin."
Valu pfiff leise und musterte Adhara. Dann prüfte sie Thorn mit dem gleichen Blick. „Und Ihr habt sie nicht davon abgehalten?"
Er antwortete nichts und starrte die Fragerin nur unbewegt an.
„Is' ja gut." Sie wandte sich ab und unterzog die Königin einem kritischen Blick.
„Also wenn Ihr wirklich unerkannt sein wollt, dann müsst ihr was anderes anziehen. Das ist viel zu gut. Selbst neben den Bauern wirkt ihr noch, als hättet Ihr Euch verlaufen. Kann aber auch an Eurer Blässe liegen."
Sie überlegte. „Der da geht, wenn er ein bißchen den Kopf einzieht und 'ne Haube aufsetzt. Ich hab noch eine Rumliegen von einem Kunden. Aber er muss das Schwert hierlassen."
„Nein", knurrte es aus Richtung des Fensters.
„Was willst du denn damit, Großer? Das zieht zuviele Blicke auf sich. Schonmal jemanden hier mit 'nem Schwert rumspazieren sehen, der nich' zu den Wachen gehört? Falls ja, haste dir das gemerkt. Oder? Musst keine Angst haben, wenn sich wer prügeln will, hast du doch immer noch deine Fäuste", fügte sie schelmisch hinzu. „Glaub' aber nich', dass da jemand scharf drauf is." Sie musterte ihn von oben bis unten.
„Nein", wiederholte er.
Valu schnaubte.
Adhara tauschte mit Thorn einen Blick. Sie kannte die Rituale und die Eide, die die Leibwachen an ihre Waffen banden nicht genau, aber sie verstand, dass er sein Schwert nicht hierlassen würde - oder konnte.
„Valu, vielleicht hast du ein paar alte Lappen oder eine Decke in die der Herr Ritter es einwickeln kann? So könnte er es mitnehmen", schlug Adhara vor.
„Sicher, aber wieso sollte er? Ich versteck' das hier, das findet keiner. Glaub' auch nich', dass einer einfach reinspaziert und ein Schwert klauen will."
„Ritter Thorn wird es nicht hierlassen", sagte Adhara bestimmt. Er nickte stumm.
„Schön. Wenn er's mitschleppen will, soll er", gab Valu nach. Ihr Ton sagte, deutlich, wie dumm er ihr vorkam. Dann sah sie Adhara an.
„Steht ma auf, Durchlauchtigste", forderte Valu sie auf.
„Die korrekte Anrede für Ihre Majestät...", mischte Thorn sich ein.
„Ja, is' recht. Seid mal still jetzt", fiel sie ihm ins Wort. Er sparte sich jedes weitere und löste nur widerwillig den Gurt, an dem sein Schwert hing. Adhara unterdrückte ihre Heiterkeit nur schlecht während sie sich erhob.
Sie verging ihr jedoch, nachdem Valu sie einmal prüfend umrundet hatte und sagte: „Ich geb Euch eins von meinen. Den meisten Mädchen wärn die zu lang, aber Euch sollten sie passen. Bleibt ma' hier."
Ohne ihre Zustimmung abzuwarten, schlurfte Valu zu der Stiege am Ende der schmalen Küche und verschwand in den oberen Stock.
Thorn warf Adhara einen vorwurfsvollen Blick zu. Sie lächelte ihn an und versuchte so, ihn zu besänftigen, aber er ließ nur missmutig seine Waffe auf den Tisch scheppern und wandte sich wieder ab.
Nach ein paar tappenden Schritten und Gepolter hörte sie Valu oben zischend auf jemanden einreden. Wahrscheinlich war diese Anni erwacht und den wenigen Wortfetzen nach, die sie erraten konnte, versuchte Valu sie zum Weiterschlafen zu überreden.
Endlich kletterte die Dirne wieder nach unten, drückte Thorn eine einfache Bundhaube aus grobem Leinen in die Hände und überreichte Adhara ein zerrupft aussehendes, fadenscheiniges Bündel in fahlem Grün.
Sie öffnete es, während Valu ohne Umschweife begann, sich an den Knoten und Bändern zu schaffen zu machen, die Margie erst kurz zuvor geknüpft hatte.
Der Ritter stöhnte kurz auf, drehte sich von den beiden weg und konzentrierte sich stur auf eines der Fenster.
Zuerst war Adhara von den zupackenden Händen der Dirne überrascht, aber andererseits war sie es gewohnt, sich beim Ankleiden helfen zu lassen. Dies war nicht anders, wenn sie davon absah, dass sie dabei heute bereits zum zweiten Mal auf Thorns breiten Rücken starrte.
Valu war nicht zimperlich und hatte sie in Windeseile entkleidet und ihr den grünen Stoff übergestreift.
Sie zupfte das Kleid gerade zurecht, als die Königin einwandte: „Hast du nicht das Unterkleid vergessen?"
„Unterkleid?", fragte Valu, als hätte sie noch nie davon gehört.
„Nun, es hat keine Ärmel und es scheint mir zuviel", Adhara wies mit ihren Händen ungefähr auf die Höhe ihrer Brust, „unbedeckt zu lassen."
Valu inspizierte den angedeuteten Bereich. „Sitz genau richtig, Majestät. Ihr wollt doch nicht auffallen?"
„Damit?", fragte Adhara zweifelnd. Sie fühlte sich nackt und bloß.
Thorn drehte sich um.
Sein Blick fiel auf sie und er sog die Luft etwas zu scharf ein, als dass man es für gewöhnliches Atmen halten konnte.
Valu grinste zufrieden. „Seht ihr. Ganz unauffällig, genau wie ein Sandweib." Sie deutete in Richtung Thorn, als hätte er gerade bestätigt, wie unauffällig die Königin in ihrer ungewohnten Aufmachung aussah.
„Keiner sieht denen ein zweites Mal ins Gesicht und es sind viele neue in der Stadt. Hoffen wohl alle auf ein bißchen Kupfer von den Bauern. Und die Pflaume ist zu, das Geschäft läuft gut dieser Tage", sagte Valu nachdenklich.
Dann begann sie an Adharas Haaren herumzuzupfen. „Das muss noch auf, dann kann's losgehen."
Sie fuhr sich selbst mit den Fingern durch ihr dichtes, braunes Haar und breitete es über ihren Schultern aus.
Schließlich stand Adhara, mit lang über ihren Rücken fließenden Haaren und einem Kleid, dass zu wenig der Fantasie überließ vor Valu und Thorn.
Der Ausschnitt wurde unnötigerweise sogar noch von einigen abgewetzten Holz- und Knochenperlen geschmückt und bis zu den Hüften schmiegte sich der Stoff so nah an ihren Körper, dass sich jede Rundung überdeutlich abzeichnete.
Valu war um einiges schmaler, als Adhara, die noch nie Hunger gelitten hatte und ihr schlotterte das Kleid vermutlich um den Leib.
Die Königin schlang unwohl die Arme um sich und wirkte unsicher. Sie wagte es nicht, in Thorns Richtung zu blicken.
„Meine Güte, Majestät, nun stellt Euch nicht an. Es ist nur ein bißchen Haut." Adhara zog die Schultern hoch. „Ja, meine."
Valu und Thorn wechselten einen zweifelnden Blick.
Schließlich angelte Valu einen fahlgelben Umhang, den gleichen, den Adhara sie schon des Öfteren hatte tragen sehen, von einem Haken und legte ihn ihr um.
So war zumindest ihre Rückseite und ein Teil ihrer Arme bedeckt. Das gefiel ihr deutlich besser.
Statt dem Drang, die Schultern hochzuziehen und den Umhang bis zum Hals um sich zu wickeln, nachzugeben, schlug Adhara in weit offen zurück und richtete sich gerade auf.
Nachdem sie die Blicke im Palast ausgehalten hatte, würde sie es sicher ertragen können, wenn ein paar einfache Menschen sie ansahen, die ihr nichts Schlechtes wünschten.
Sie holte tief Luft und nickte. So würde es gehen.
Thorn zog sich resigniert die Haube über den Kopf und wickelte sein Schwert sorgfältig in den zerschlissenen Lappen.
Zu dritt traten sie hinaus, in den Morgen.
Plötzlich blieb Valu stehen. „Wie soll ich Euch denn nennen? Kann Euch ja schließlich nich' mit Majestät anreden. Und das Ge-Ihre und Ge-Euche sollten wir auch weglassen, meinst du nich'?" Der Ritter schnaubte, aber die Königin nickte zustimmend.
„Ada. Nenn mich einfach Ada."
„Ada also", bestätigte die Dirne und schritt voran.
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