3.

Gewidmet: LaraLunaBlack

Am nächsten Morgen musste ich leider wieder in die Schule. Ich hatte zwar gut geschlafen und fühlte mich auch körperlich fit, aber ich hatte ehrlich gesagt Angst vor Erik's Reaktion. Ich hoffte, dass er sein Wort hielt und mich ein paar Tage in Ruhe lassen würde, aber so sicher war ich mir da nicht.
Auf dem Weg zur Schule dachte ich viel über das alles nach.
Was wollte Erik bezwecken?
Machte es ihm Spaß, mich zu quälen?
Ich wusste es nicht und vielleicht wollte ich es auch gar nicht wissen.
Ich betrat den Schulhof. Die meisten Schüler standen in Gruppen, ein paar verbrachten ihre Zeit aber auch alleine. Ich war ziemlich früh, also setzte ich mich auf eine Bank, am Rande des Schulhofes.
Nach ein paar Minuten der Stille merkte ich, wie sich jemand neben mich setzte. Erst hatte ich schon Angst, dass es Erik war, aber zum Glück war es nur John. Er lächelte mich fröhlich an und wir machten unseren gewohnten Handschlag.
Danach ging er unaufhaltsam an, zu erzählen: „Du weißt doch, dass meine Mutter am Wochenende Geburtstag hat?! Ich hab mir mal Gedanken gemacht, was ich ihr schenken könnte. Ich hatte erst an eine Kette gedacht, aber die Idee hatte mein Vater schon. Und jetzt weiß ich nicht, was ich ihr schenken könnte. Es soll nicht mega teuer sein, aber es muss schon etwas besonderes sein, schließlich hat man nicht jeden Tag Geburtstag. Ich würde ihr auch gerne ein Kleid schenken, aber bei Anziehsachen ist das ziemlich heikel. Schließlich weiß ich ja nicht, welche Größe sie hat und dann passt es vielleicht nicht, das wäre ja doof. Also es muss eher etwas anderes sein. Hast du eine Idee?”
Ich schreckte aus meinen Gedanken. Anscheinend hatte er gar nicht bemerkt, dass ich ihm nicht zuhörte. „Naja, vielleicht kannst du ihr ... Eine Tasche kaufen?! Oder du fragst sie einfach, was ihr gefällt.”
Er schaute mich begeistert an, dann nickte er. „Kannst du vielleicht heute mitkommen und mir beim Einkaufen helfen?” John setzte seinen Hundeblick auf, dem ich einfach nicht wiederstehen konnte. „Nagut, aber nur, wenn du mir ein Eis spendierst!” gab ich mich geschlagen. Freude strahlend hüpfte er über den Schulhof, während er sich 1000 mal bei mir bedankte. „Ok Ok. Du kannst dich jetzt wieder beruhigen.” lachte ich.
Als mein Handy vibrierte waren wir gerade auf dem Weg zu unserem Zimmer.
Eine neue Nachricht von Erik:

Erik: Hallo

Tim: Was willst du?

Erik: Ich möchte dich nach dem Unterricht treffen

Tim: Warum sollte ich mich freiwillig mit dir treffen?!

Erik: Weil ich eine tolle Überraschung für dich habe.

Tim: Ja klar
Außerdem habe ich heute keine Zeit.

Erik: Und morgen?

Tim: Da habe ich auch keine Zeit. Ich habe nie Zeit für dich.

Erik: Sag niemals nie...

Tim: Was soll das denn heißen?

Erik: Das wirst du noch sehen!

Es klingelte und ich legte mein Handy zur Seite.
Während des Unterrichts war ich mit meinen Gedanken beschäftigt, darum hätte ich fast nicht bemerkt, als der Unterricht zuende war. Ich lief mit John und den anderen aus dem Zimmer. John wollte sich noch etwas in der Cafeteria kaufen, also ging ich schon mal alleine auf den Schulhof. Ich setzte mich auf meine übliche Bank in der Ecke und holte meine Kopfhörer raus. Ich hörte Musik, während ich die anderen Schüler beobachtete. Sie waren sehr lebhaft, manche spielten Fußball, manche redeten auch einfach nur. In der eine Ecke rauchten ein paar Schüler und plötzlich bildete sich ein Haufen aus Schülern, mitten auf dem Hof. Erst dachte ich, sie würden ein Spiel spielen oder so, doch dann hörte ich, dass dort jemand angefeuert wurde und dieser Jemand war niemand anderer als Erik. Ich legte mein Zeug auf die Bank und ging langsam näher an die Menge. Viele hatte ihr Handy raus geholt und alle starrten in die Mitte des, wie ich nun erkannte, Kreises. Ich drängelte mich nach vorne, um sehen zu können, was dort passierte. In der Mitte des Kreises saß ein Junge und ein anderer stand mit dem Rücken zu uns. Den sitzenden kannte ich nicht, aber der andere war eindeutig Erik. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und schaute auf den anderen runter. Mir war sofort klar, dass sie sich geprügelt hatten, es gab ja nicht viele Möglichkeiten, was sie sonst hätten tun können.
Plötzlich sprang Erik auf den anderen Junge und schlug mit der Faust auf sein Gesicht. Viele Schüler fingen an, zu jubeln und riefen irgendwelche Sachen. Ich wollte helfen, den anderen Junge vor Erik retten, doch ich wusste einfach nicht wie. Ich war viel zu schwach, um etwas ausrichten zu können.
Der Junge unter Erik zappelte und probierte sich zu wehren, doch er schaffte es nicht alleine.
Ich holte tief Luft und lief in die Mitte des Kreis, wo Erik auf den Jungen einschlug. Erik war nicht verletzt, doch dem anderen Junge lief Blut aus der Nase und sein eines Auge war geschwollen.
„Erik” sagte ich, in der Hoffnung, dass er aufhören würde, doch er beachtete mich gar nicht.
„Erik. Hör auf. Du wirst ihn noch töten.” ich redete auf ihn ein, doch er schnaubte nur. Doch er hörte wenigstens zu, also packte ich ihn am Arm, damit er aufhörte. Er schüttelte seinen Arm und wollte mich weg schubsen, doch ich drückte ihn von dem anderen Junge weg. Ich brachte einen sicheren Abstand zwischen die beiden und drehte mich dann zu Erik.  Er war angespannt und musterte mich wütend. „Geh zu Seite, Tim!” knurrte er mich an. „Nein. Du hörst jetzt auf andere zu verletzten!” sagte ich mit fester Stimme, doch er schubste mich einfach zu Seite und wollte wieder auf den anderen Jungen losgehen. Ich drehte mich um und lief ihm hinterher. Er holte gerade zum Schlag aus, doch ich stellte mich vor ihn... Und bekam die Faust volle Kanne ins Gesicht. Ich fiel nach hinten und landete auf meinem Hintern. Als ich auf schaute, sah ich direkt in Erik's Augen. Er musterte mich und ich konnte kurz sogar Sorge in seinen Augen erkennen. Dann drehte er sich um und ging einfach.
Sofort kam der andere Junge auf mich zu. „Geht es dir gut?” fragte er besorgt. Er musterte mein Gesicht und schaute mir dann wieder in die Augen. „Jaja, geht schon.” sagte ich beschwichtigend. „Danke, dass du mir geholfen hast. Ohne dich wäre ich jetzt vermutlich tot.” er zwinkerte mir zu. Warum konnte er noch scherzen, obwohl er gerade verprügelt wurde. „Warum hat er dich denn überhaupt angegriffen?!” fragte ich. „Naja, ich sollte seine Hausaufgaben machen, hab es aber leider vergessen, darum ist er ausgerastet... Achso, ich bin übrigens Alec.” sagte er und lächelte fröhlich. Er war eindeutig nicht normal. Ich reichte ihm die Hand: „Ich bin Tim”. Er schüttelte meine Hand und half mir dann hoch.
Plötzlich stürmte John auf mich zu: „Oh mein Gott, Tim, was ist denn passiert? Geht es dir gut? Soll ich einen Krankenwagen rufen? Und wer war das überhaupt? Den mache ich fertig!” er fing an zu fluchen. Ich hielt ihn an den Schultern fest. „John, jetzt beruhige dich. Mir geht's gut, Ok? Du brauchst keinen Krankenwagen rufen, ich gehe einfach ins Krankenzimmer.”, als ich das sagte, schaute er mich überrascht an. Ohne noch etwas zu sagen, packte er mich am Arm und zog mich zum Krankenzimmer.
Er klopfte an die Tür und wir betraten das Zimmer. Eine Lehrerin war gerade dabei, einen Tisch zu reinigen. „Oh, Jungs. Wie kann ich euch helfen?” fragte sie und ihr Blick blieb an meinem Gesicht hängen. „Oh. Ich seh' schon. Gut, dann komm Mal her, ich schau mir das ganze an. Wie heißt du?” die Lehrerin deutete auf eine Liege, auf die ich mich auch setzte. „Mein Name ist Tim.” sagte ich dann, während sie meine Nase anschaute. „Ich vermute Mal, dass du eine Faust abbekommen hast...” fragte sie, obwohl es nicht wie eine Frage klang. Ich nickte nur, als sie vorsichtig meine Nase betastete. „Anscheinend ist deine Nase nicht gebrochen. Du solltest sie ordentlich kühlen, damit sie nicht anschwillt. Am besten gehst du nach Hause und ruhst dich aus.” sie drückte mir ein Kühlkissen in die Hand und widmete sich wieder dem Tisch, den sie reinigte.
Ich hielt das Kühlkissen auf meine Nase und verließ gemeinsam mit John das Krankenzimmer. Er verabschiedete sich, um wieder zum Unterricht zu gehen und ich ging nach draußen auf den Hof. Ich packte meine Sachen zusammen und wollte gerade nach Hause gehen, als ich Erik sah. Er stand am Rand des Hofes und lehnte sich an die Wand. Seine Augen waren geschlossen und er sah aus, als würde er nachdenken. Ich hätte ihn gerne zur Rede gestellt, wegen heute, aber ich traute es mir nicht. Vielleicht würde er mich nochmal schlagen oder so. Also drehte ich mich um und ging nach Hause.

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