/sieben/
Ich löste mich etwas von Marco und strich mir einmal über die Augen. „Glaubst du wirklich, dass er das schafft?", fragte ich nach.
Marco nickte sofort überzeugt „Ja, ich bin mir ganz sicher. Er ist ein Kämpfer und das wird er wieder unter Beweis stellen. Die Ärzte kennen ihn nicht. Die haben keine Ahnung wie er drauf ist oder sonst was, alles was die kennen ist seine Krankenakte, aber wir kennen ihn. Wir wissen wie stark Neymar ist und deswegen sollten wir ihm auch genug vertrauen, dass er es schafft wieder zurück zu kommen", erklärte Marco überzeugt seine Meinung.
Ich wagte mich zu einem unsicheren Lächeln „Er war schon einmal Tod. Als die Rettungskräfte am Unfallort ankamen, mussten sie ihn reanimieren. Da hat er den Weg zurück ins Leben auch gefunden, dann schafft er das jetzt auch", versuchte ich mich selbst zu überzeugen.
Marco lächelte mich an „Das ist die richtige Einstellung", gab Marco stolz bekannt. Ich lächelte zurück und löste mich dann endgültig von meinem Freund. Ich drehte mich um und sah zu Neys Bett, wo Lucca immer noch an seinen Vater gekuschelt schlief.
„Sein Sohn ist auch hier?", fragte Marco überrascht, als er meinem Blick gefolgt war. Ich nickte und stellte mich an das Gitter, welcher verhindern sollte, dass irgendwer aus dem Bett fallen konnte.
Sanft strich ich dem blonden Kind durch die Haare „Ja, er kam vorhin hierher. Ich weiß nicht wer ihn hergebracht hat, aber er wollte unbedingt zu seinem Vater. Da blieb mir nicht wirklich etwas anderes übrig, als ihn mit rein zu nehmen", fasste ich zusammen, warum Lucca hier war.
„Hast du ihm erklärt was mit Neymar ist?", fragte Marco skeptisch nach. Ich zuckte mir den Schultern, während mein Blick weiter auf dem Sohn meines Freundes ruhte.
„Ich habe versucht, es ihm deutlich zu machen, aber er hat es nicht wirklich verstanden", erklärte ich Marco.
Dieser kam jetzt an meine Seite und legte mir eine Hand auf den Rücken „Er ist noch viel zu jung um das zu verstehen", war alles was er sagte.
Ich nickte nachdenklich. Das stimmte wohl. Wie sollte er es auch verstehen können? Seufzend ging ich einmal um das Bett herum und setzte mich erneut auf den Stuhl neben Neys Bett. Erneut griff ich nach Neys Hand und legte seine in meine. Dann drückte ich meine Lippen auf den Handrücken meines Freundes „Ich weiß das du, dass schaffen kannst, ich glaube an dich. Ich weiß, dass du stark bist und kämpfst. Ich weiß das du kämpfst, um weiter für Lucca da zu sein, ich weiß, dass du kämpfst, um mehr Zeit mit deiner Mutter zu verbringen, ich weiß, dass du kämpfst um deine Schwester zu besuchen, ich weiß, dass du kämpfst um weiter bei mir sein zu können. Ich weiß, dass du kämpfst, weil du es liebst zu leben und noch so viel in deinem Leben machen willst. Ich weiß, dass du es schaffen wirst. Ich liebe dich", erklärte ich ihm.
Marco beobachtete mich und nickte mir lächelnd zu, als ich ihm einen fragenden Blick zu warf. Ich beugte mich vor und hauchte Ney einen Kuss auf die Stirn. Dann löste ich mich wieder von ihm, weil ich sah wie Lucca wieder aufwachte. Ich ging auf die andere Seite des Bettes und sah zu dem Kleinen runter. „Kyky?", fragte er verschlafen und löste sich etwas von seinem Vater, während er sich verschlafen über die Augen rieb.
Ich lächelte ihn liebevoll an. Lucca war schon lange wie ein eigener Sohn für mich geworden. Ich hob ihn aus dem Bett. Eigentlich wollte ich ihn auf den Boden stellen, als ich jedoch sah, wie er einmal herzhaft gähnte und sich dann japsend an mich kuschelte und seine Arme um meinen Hals legte, beschloss ich ihn eine Weile zu tragen und somit bei mir auf dem Arm zu lassen. Marco beobachtete uns lächelnd und suchte dann mit den Augen den Raum ab. Wahrscheinlich war er auf der Suche nach einer Sitzgelegenheit gewesen, denn kurz darauf lief er, so wie ich eben, einmal um das Bett herum. Er nahm auf dem Stuhl platz, auf welchem ich heute schon so oft gesessen hatte und beobachtete Ney eine Weile. Ich blieb mit Lucca auf dem Arm im Raum stehen, während auch mein Blick auf dem Körper meines Freundes lag. Marcos Worte hatten mir Mut gemacht, Mut, dass Ney es schaffen würde. Es gab mir Hoffnung und genau die brauchte ich gerade so dringend.
„Kyky? Ich habe Hunger", ließ Lucca irgendwann verlauten. Ich sah zu dem kleinen, welcher mich aus großen Augen ansah.
Ich nickte und sah zu Marco „Ist es okay, wenn ich dich hier kurz alleine lasse und mit ihm in die Kantine gehe?", fragte ich nach.
Marco nickte mit einem beruhigenden Lächeln „Mach dir keine Sorgen, ich passe auf Neymar auf, während du weg bist", sagte er mit sanfter Stimme. Ich lächelte ihm dankbar zu. Dann ließ ich Lucca runter und konnte es mir nicht nehmen, noch einmal zu Ney zu gehen und ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn zu hauchen. Es konnte eben doch die letzte Möglichkeit für mich sein, ihn zu küssen, auch wenn ein richtiger Kuss wegen der Atemmaske nicht möglich war. Dann verließ ich zusammen mit Lucca das Zimmer. Ich nahm noch wahr, wie Marco leise anfing mit Ney zusprechen, bis die Tür zugefallen war. Mir war bewusst, dass auch ihn das Schicksal, welches Ney getroffen hatte beschäftigte. Doch ich war ihm ungemein dankbar, dass er das gerade weitestgehend versteckte und stattdessen mich und Lucca unterstützte und uns so viel Kraft schenkte, wie er konnte.
Lucca griff nach meiner Hand, scheinbar spürte er, dass heute kein Tag war, um Späße zu machen, denn er war total ruhig und hielt sich mit seinen Worten ziemlich zurück. Er suchte viel mehr Körperkontakt und Nähe als sonst und auch wenn er nicht verstanden hatte, was los war, wusste er, dass etwas los war. In der Cafeteria angekommen, suchte Lucca sich wie schon erwartet nichts Richtiges wie ein Brötchen oder so aus, sondern einen großen Schoko Muffin. Ich beschloss, dass er damit heute durchkam. Zugegebenermaßen, hatte ich auch einfach keine Lust jetzt mit ihm zu diskutieren und wohl möglich noch einen Streit anzufangen. Ich ließ seine Wahl also unkommentiert und suchte noch zwei belegte Brötchen aus. Ich hatte beschlossen Marco auch noch eins mitzubringen. Ich bezahlte und gab Lucca seinen Muffin, welchen er sofort entgegennahm und direkt einmal rein Biss. Sofort war sein ganzer Mund voll mit Schokolade, weshalb ich noch schnell ein paar Serviten mitnahm. Ich führte Lucca zurück in Neys Zimmer, während Lucca hoch konzentriert war schon einmal seinen Muffin zu essen, sodass er mehrfach fast gegen irgendetwas gegenlief. Ich lenkte ihn also durch sie Gänge nach oben zu unserem Ziel.
Ich öffnete Lucca die Tür und ließ ihn rein. Sofort lief er zu dem Tisch und setzte sich dort zufrieden mit seinem Muffin hin. Ich sah zu Marco, welcher Neys Hand hielt und sich versohlen über die Augen wischte, als wir ins Zimmer kamen. Ich ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter „Ist schon in Ordnung", gab ich ruhig von mir, als er sich hastig erneut über die Augen rieb. Ich wusste, dass wir gerade alle für einander da sein mussten, da keiner es schaffen konnte die Emotionen komplett zu unterdrücken. Marco sah mich dankbar an und versuchte sich an einem Lächeln. Dann stand er auf und setzte sich zu Lucca an den Tisch.
Ich zog den Stuhl, der neben dem Bett stand ebenfalls an den Tisch und reichte Marco sein Brötchen „Danke", sagte er noch, ehe er abbiss. Mit einem Blick zu Lucca stellte ich fest, dass dieser immer noch mit seinem Muffin beschäftigt war. Wenigstens schien ihm diese ganze Situation nicht so auf den Magen zu schlagen, wie mir. Denn ich musste ehrlich zu geben, dass ich schon bei dem Anblick von dem Brötchen vor mir keinen Hunger verspürte, sondern viel eher ein flaues Gefühl in der Magengegend. Trotzdem zwang ich mich dazu etwas zu essen. Nach etwa der Hälfte konnte ich dann aber wirklich nicht mehr, da mir schlecht wurde vom Essen. Es war schon immer so, dass mir Situationen schnell auf den Magen schlugen, sodass ich nichts wirklich essen konnte. So war es auch jetzt. Ich legte das Brötchen auf dem Tisch ab und legte meine Hände stattdessen auf meinen Bauch.
Marco warf mir einen besorgten Blick zu „Alles gut?", fragte er nach.
Ich nickte nur „Das geht schon", gab ich ihm zur Antwort und griff dann nach einer Serviette, um Lucca den Mund abzuwischen, da dieser seinen Muffin mittlerweile aufgegessen hatte und aussah, als hätte er seinen Mund unter einen Schokobrunnen gehalten.
...
Ich hoffe es hat euch gefallen, lasst mir gerne einen Kommentar da, oder anderes Feedback und natürlich vielen Dank an @dreaming_t für das überarbeiten. Bis nächste Woche.
Kommentar von @dreaming_t
[:CCCC och meine Jungs... 💔 das ist so ein ernstes und schwieriges Thema, aber du beschreibst die Handlung und Gefühle so gut<3]
Kommentar von @Hadesmaedchen
»Du kannst froh sein, dass du so gut schreiben kannst und ich dich liebe, aber das macht mich Sad. Armer Lucca <3«
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